Testinstrumente sortiert
Ansprechpartnerin
Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
+49 (0)651 201-4934 (Mi-Do vormittags)
guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
FESTD
Fragebogen zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach
Kurzabstract
Der FESTD erfasst spezifische todesbezogene Einstellungen und untersucht deren Einfluss auf das Erleben und Verhalten. Er besteht aus 144 Items in 20 Hauptskalen und sechs Zusatzskalen. Sieben weitere Items thematisieren die Lebenserwartung und erfragen objektive Daten zur Erfahrung mit Sterbenden, Toten und lebensbedrohlicher Erkrankung. Reliabilität: Cronbachs Alpha der Subskalen liegt im Bereich von .64-.95. Die Profilreliabilität aller 20 Hauptskalen beträgt profrtt = .81. Zusätzlich wurden (mit zwei Ausnahmen) ausreichend hohe Reliabilitätskoeffizienten der Skalendifferenzen berechnet. Validität: Die Validierung von Skalen zu todesbezogenen Einstellungen stellt ein Problem dar, da keine eindeutigen äußeren Kriterien zur Verfügung stehen. Jedoch konnte die Faktorenstruktur an einer weiteren studentischen Stichprobe repliziert werden. Es fanden sich konsistente Zusammenhänge zwischen den FESTD-Skalen und verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen (Trait-Angst, allgemeine Kompetenzerwartung, seelische Gesundheit, Selbstwertgefühl usw.) und konsistente Antwortmuster religiöser Personen. Soziale Erwünschtheitstendenzen hatten keinen wesentlichen Einfluss.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: FESTD. Fragebogen zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9003494
Zitierung
Klug, A. (2007). FESTD. Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4746
Kurzinformationen
Kurzname FESTD
Engl. Name Attitudes towards Dying, Death and the Hereafter Questionnaire
Autoren Klug, A.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2007
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Tod und Sterben, Todesangst, Einstellungen zum Tod, Sterbevorbereitung
Sprachversionen deu
Altersbereich Jugendliche und Erwachsene
Itemzahl 144 Items
Subskalen 20 Hauptskalen + 6 Zusatzskalen
Durchführungszeit ca. 30 Min.
Auswertungsdauer Sehr rasche Auswertung.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .64-.95. Profilreliabilität= r = .81.
Befunde zur faktoriellen Validität; Zusammenhänge mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen (Trait-Angst, allgemeine Kompetenzerwartung, seelische Gesundheit, Selbstwertgefühl usw.) und konsistente Antwortmuster religiöser Personen.
N = 660; Verteilungskennwerte (Mittelwerte, Standardabweichungen).
Anwendungsbereich Forschung, Praxis, Beratung
Diagnostische Zielsetzung
Der FESTD wurde in erster Linie als Forschungsinstrument konzipiert, um spezifische todesbezogener Einstellungen zu erfassen und deren Einfluss auf das Erleben und Verhalten zu erforschen, er kann aber auch für kulturvergleichende oder längsschnittliche Studien verwendet werden. Daneben ist er für verschiedene praktische Anwendungen geeignet, z.B. zur differenzierten Auseinandersetzung mit den Themen "Sterben", "Tod" und "Danach", zur Einstellungsbildung oder um ein Nachdenken über die Thematik in Gang zu setzen (Seminare zu den Themen Sterben, Tod und Danach).
Aufbau
Der Fragebogen umfasst in der Endfassung insgesamt 144 Items in 20 Hauptskalen und sechs Zusatzskalen. Sieben weitere Items thematisieren die Lebenserwartung und erfragen objektive Daten zur Erfahrung mit Sterbenden, Toten und lebensbedrohlicher Erkrankung. Neben der Paper-pencil-Version kann das Verfahren auch als Computerversion durchgeführt werden.
Grundlagen und Konstruktion
Der Fragebogen wurde zusammen mit einem Satzergänzungstest zur Beantwortung der Frage entwickelt, wie Personen mit der Tatsache ihrer Sterblichkeit, ihres unausweichlichen Todes und dem "Danach" umgehen. Dabei werden nicht nur negative, sondern auch neutrale und positive Aspekte thematisiert. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass in mehreren Studien eine durchaus häufige Verbreitung neutraler und positiver Einstellungen zum Lebensende, wie Akzeptieren, Annehmen, bewusstes Entgegensehen oder Bejahen, dokumentiert wurde. Die aus einem ersten Itempool und einer Itemrevision resultierende Fragebogenbatterie mit 380 Items wurde in fünf Teilbefragungen von insgesamt 660 Probanden bearbeitet (Medizinstudenten) und faktorenanalytisch zu 20 Hauptskalen und sechs Zusatzskalen zusammengestellt.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Grundlage waren die Daten der Konstruktionsstichprobe (n = 660 bzw. n = 480 für die Faktorenanalysen). Die sechs ausgewählten Faktoren der Items zum Sterben klären 57% der Varianz auf, die sechs Faktoren zum Tod 47% und die fünf Faktoren zum Danach 51%. Bei 17 der insgesamt 26 FESTD-Skalen haben die befragten Männer und Frauen signifikant unterschiedliche Mittelwerte. Die Skalentrennschärfen der Items liegen im Bereich von .30 bis .87.
Reliabilität: Cronbachs Alpha der Subskalen liegt im Bereich von .64 bis .95. Die Profilreliabilität aller 20 Hauptskalen beträgt .81. Zusätzlich wurden (mit zwei Ausnahmen) ausreichend hohe Reliabilitätskoeffizienten der Skalendifferenzen berechnet.
Validität: Die Validierung von Skalen zu todesbezogenen Einstellungen stellt Probleme, da keine eindeutigen äußeren Kriterien zur Verfügung stehen. Jedoch konnte die Faktorenstruktur an einer weiteren studentischen Stichprobe repliziert werden, es fanden sich konsistente Zusammenhänge zwischen den FESTD-Skalen und verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen (Trait-Angst, allgemeine Kompetenzerwartung, seelische Gesundheit, Selbstwertgefühl usw.) und konsistente Antwortmuster religiöser Personen. Soziale Erwünschtheitstendenzen hatten keinen wesentlichen Einfluss.
Normen: Verteilungskennwerte (Mittelwerte, Standardabweichungen) für die Konstruktionsstichprobe.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Wie gehen Personen mit der Tatsache ihrer Sterblichkeit, ihres unausweichlichen Todes und dem "Danach" um? Der Fragebogen zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach (FESTD) wurde zusammen mit dem Satzergänzungstest zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach (SESTD; siehe PSYNDEX Tests-Nr. 3495) entwickelt, um diese Frage umfassend anzugehen.
Die bislang vorhandenen diagnostischen Verfahren zur Haltung des Menschen gegenüber seinem Lebensende messen vornehmlich Todesfurcht oder Angst vor dem Tod, also negative Aspekte. Der FESTD realisiert mit dem Konzept der Einstellung eine erweiterte Perspektive. Es werden nicht nur negative, sondern auch neutrale und positive Aspekte thematisiert. Dies trägt der Tatsache Rechnung, daß in mehreren Studien eine durchaus häufige Verbreitung neutraler und positiver Einstellungen zum Lebensende, wie Akzeptieren, Annehmen, bewusstes Entgegensehen oder Bejahen, dokumentiert wurde (Munnichs, 1968; Potthoff, 1980; Shneidman, 1971).
Testaufbau
Die Items beschreiben Einstellungen in Aussagenform. Die Probanden sollen den Grad ihrer Zustimmung oder Ablehnung mittels einer sechsstufigen Antwortskala angeben ("trifft überhaupt nicht zu" = 0 bis "trifft sehr stark zu" = 5). Der Fragebogen umfasst in der Endfassung insgesamt 144 Items in 20 Hauptskalen und sechs Zusatzskalen (siehe Tabelle 1 für die Skalen). Sieben weitere Items thematisieren die Lebenserwartung und erfragen objektive Daten zur Erfahrung mit Sterbenden, Toten und lebensbedrohlicher Erkrankung.
Tabelle 1
Bezeichnung und Kennwerte der FESTD-Skalen
Skala | Items | M | SD | Alpha |
---|---|---|---|---|
SD Gedankliche Beschäftigung mit dem Sterben | 4 | 3.0 | .9 | .64 |
S1 Furcht vor Abhängigkeit, Würde- und Fähigkeitsverlust beim Sterben | 8 | 2.1 | 1.2 | .92 |
S2 Allgemeine Furcht vor dem Sterben | 5 | 1.8 | 1.2 | .91 |
S3 Furcht vor körperlichem Leiden beim Sterben | 5 | 3.6 | .9 | .84 |
S4 Furcht vor Einsamkeit beim Sterben | 4 | 3.6 | 1.2 | .86 |
S5 Positive Einstellung zum Sterben | 5 | 1.9 | 1.0 | .73 |
S6 Auf das Sterben im Allgemeinen bezogene negative Erwartungen | 3 | 2.7 | 1.0 | .77 |
TD Gedankliche Beschäftigung mit dem Tod | 6 | 3.6 | 1.0 | .83 |
T1 Allgemeine negative Reaktionen auf den Tod | 11 | 1.9 | 1.1 | .93 |
T2 Positive Einstellung zum Tod | 10 | 1.5 | 1.0 | .88 |
T3 Furcht vor vorzeitigem Tod | 4 | 2.9 | 1.2 | .84 |
T4 Der Tod als Ende des psychischen Erlebens | 7 | 2.9 | 1.5 | .87 |
T5 Der Tod als Erlösung | 5 | 2.6 | 1.3 | .89 |
T6 Akzeptieren des Todes als natürliches Ende | 5 | 3.0 | 1.2 | .85 |
DD Gedankliche Beschäftigung mit dem Danach | 4 | 3.0 | 1.2 | .77 |
D1 Jenseitsglaube | 8 | 2.4 | 1.5 | .95 |
D2 Furcht vor dem Danach | 7 | 1.5 | 1.2 | .90 |
D3 Rechenschaft ablegen | 5 | .9 | 1.0 | .85 |
D4 Den Leichnam zur Verfügung stellen | 5 | 2.3 | 1.3 | .82 |
D5 Sorge um Angehörige | 4 | 3.2 | 1.2 | .85 |
ST1 Furcht im Kontakt mit Sterbenden | 7 | 2.7 | 1.0 | .88 |
ST2 Kompetenzerwartung im Kontakt mit Sterbenden | 3 | 2.7 | 1.1 | .80 |
ST3 Vermeidung Sterbender | 4 | 1.4 | .9 | .65 |
TO1 Furcht vor Toten | 6 | 1.5 | 1.1 | .89 |
TO2 Furcht vor dem Verlassenwerden | 4 | 3.8 | 1.0 | .77 |
SUI Negative Einstellung zum Suizid | 5 | 1.6 | 1.2 | .78 |
M = Mittelwert (Die Skala reicht von 0 bis 5)
Auswertungsmodus
Die Skalenrohwerte werden durch Addieren der Punktwerte ermittelt.
Auswertungshilfen
Ein Auswertungsprogramm ist beim Autor erhältlich. Die Item-Skalenzuordnung ist auch in Klug (1997) abgedruckt.
Auswertungszeit
Da die Auswertung nur im Addieren von Punktwerten für die einzelnen Antworten besteht, kann sie sehr rasch durchgeführt werden. Der Gesamtzeitaufwand ist vom feindiagnostischen Grad der Auswertung und der diagnostischen Fragestellung abhängig.
Itembeispiele
SD Ich denke häufig ans Sterben.
S1 Wenn ich sterbe, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, macht mir Angst.
S2 Wenn ich an mein Sterben denke, habe ich Angst.
S3 Lange Zeit krank zu sein, bevor ich den Tod finde, macht mir Angst.
S4 Wenn ich sterbe, alleine zu sein, macht mir Angst.
S5 Ich sehe meinem Sterben positiv entgegen.
S6 Die meisten Leute leiden, wenn sie sterben.
TD Mein Tod ist für mich zu fern, um an ihn zu denken (-).
T1 Der Tod erfüllt mich mit Schrecken.
T2 Wenn ich an den Tod denke, bin ich glücklich.
T3 Ich habe Angst, nicht mehr genügend Zeit für all das zu haben, was ich noch erleben möchte.
T4 Der Tod beendet das subjektive Erleben.
T5 Der Tod befreit mich von allen Sorgen.
T6 Ich finde es gut, dass auch mein Leben ein Ende hat.
DD Ich denke häufig an das, was nach dem Tod kommen mag.
D1 Die Seele des Menschen ist unsterblich.
D2 Vor dem, was nach dem Tod kommen mag, habe ich Angst.
D3 Nach meinem Tod Rechenschaft ablegen zu müssen, macht mir Angst.
D4 Was nach meinem Tod mit meinem Körper geschehen wird, ist mir gleichgültig.
D5 Dass ich nach meinem Tod meine Angehörigen nicht mehr schützen kann, macht mir Angst.
ST1 Die Schmerzen eines Sterbenden mit ansehen zu müssen, macht mir Angst.
ST2 Ich kann mit Sterbenden ein Gespräch führen.
ST3 Der körperliche Verfall eines sterbenden Freundes würde es mir schwer machen, ihn zu besuchen.
TO1 Der Anblick eines Toten macht mir Angst.
TO2 Nach dem Tod eines mir Nahestehenden, ohne ihn sein zu müssen, macht mir Angst.
SUI Jede Person sollte die Freiheit haben, sich selbst zu töten.
Items
Im Folgenden werden nur Hauptkategorien vorgestellt. Alle Items befinden sich unter Downloads.
A. Einige allgemeine Angaben
B. Beschäftigen Sie sich mit dem Sterben?
C. Was denken und fühlen Sie in Bezug auf das Sterben?
D. Stellen Sie sich folgende Situationen vor. Reagieren Sie mit folgenden Gefühlen?
E. Beschäftigen Sie sich mit dem Tod?
F. Was denken und fühlen Sie in Bezug auf den Tod?
G. Stellen Sie sich folgende Situationen vor. Reagieren Sie mit den genannten Gefühlen?
H. Beschäftigen Sie sich mit der Zeit nach dem Tod?
I. Was denken und fühlen sie in Bezug auf die Zeit nach dem Tod?
K. Sterbende
L. Der Tod anderer
M. Selbstmord
Durchführung
Testformen
Das Verfahren kann einzeln oder gruppenweise durchgeführt werden. Außer der Durchführung des gesamten Fragebogens können notfalls auch einzelne Subskalen herausgegriffen und einzeln oder in Verbindung mit anderen Tests verwendet werden. Ein solches Vorgehen sollte aber die Ausnahme bleiben. Eine Computerversion ist auf Anfrage beim Autor erhältlich.
Altersbereiche
Jugendliche und Erwachsene.
Durchführungszeit
Es ist mit ca. 30 Minuten zu rechnen.
Material
Neben dem Fragebogen und Schreibwerkzeug sind keine weiteren Materialien erforderlich. Der Fragebogen kann anhand der Angaben bei Klug (1997) zusammengestellt werden oder ist im Elektronischen Testarchiv des ZPID erhältlich.
Instruktion
Den Probanden wird eine schriftliche Instruktion vorgegeben.
Durchführungsvoraussetzungen
Das Verfahren kann von eingewiesenen Hilfskräften durchgeführt werden. Die Probanden können den Fragebogen selbständig bearbeiten. Für den Fall, dass starke Emotionen ausgelöst werden (z.B. Trauergefühle), sollte ihnen ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen, der sie angemessen betreuen kann. Dies ist besonders dann notwendig, wenn Personen den Fragebogen beantworten, die in letzter Zeit eine nahe stehende Person verloren haben oder aus anderen Gründen eine Auseinandersetzung mit dem Lebensende als sehr belastend erleben. Der FESTD kann prinzipiell auch unheilbar Kranken und Sterbenden vorgelegt werden. Die Personen sollten dem Untersucher aber gut bekannt sein und er sollte wissen, in welcher Phase ihres Sterbeprozesses sie sich befinden. Es ist im Einzelfall zu prüfen, ob die Person durch die Bearbeitung nicht sehr stark belastet oder geschädigt wird. Im Zweifelsfall ist von einer Bearbeitung des Fragebogens abzuraten.
Testkonstruktion
Die Testkonstruktion orientierte sich an den Kriterien der Klassischen Testtheorie. Zur Konstruktion wurde zunächst a priori eine Grobstruktur der todesbezogenen Einstellungen entworfen. Es wurden die Einstellungsobjekte Sterben, Tod und Danach bezogen auf die eigene Person unterschieden. Auf der nächsten Ebene wurde zwischen der gedanklichen Beschäftigung mit dem Objekt sowie positiven, neutralen und negativen Einstellungsfacetten differenziert. In diese Grobstruktur wurden weitere in der Literatur genannte Aspekte eingeordnet. Auf diese Weise wurde der Bedeutungsumfang sehr breit konzipiert. Ein erster hierzu passender Itempool mit 739 Items wurde aus den Items der vorhandenen Fragebögen sowie den Ergebnissen einer Studie von Potthoff (1980) und einer eigenen Untersuchung mit Satzergänzungstests zusammengestellt. Der eigene Satzergänzungstest (Klug, 1997) thematisierte kognitive, emotionale und Verhaltensaspekte zu Sterben, Tod, Danach, Sterbenden und Toten (z.B.: Der Tod ist ...; Wenn ich an mein Sterben denke, fühle ich ...). Die Satzergänzungen wurden zu Items umformuliert.
Nach einer gründlichen Itemrevision wurde eine Fragebogenbatterie mit 380 Items formiert und in fünf Teilbefragungen von insgesamt 660 Probanden bearbeitet. Die meisten Probanden waren Medizinstudenten. Diese Stichprobe ist damit sicher nicht repräsentativ für die deutsche Bevölkerung, sie bietet aber auch besondere Vorteile. So hat ein großer Teil der Probanden Erfahrungen mit Sterbenden und Toten, so dass u.a. auch damit einhergehende Eigenheiten in den Einstellungen untersucht werden konnten. Nach jeder der ersten vier Befragungen wurden Itemanalysen durchgeführt und schwache Items eliminiert. Auf der Basis der Daten von 480 Probanden wurden getrennt für die Bereiche Sterben, Tod und Danach Faktorenanalysen (Hauptkomponentenanalysen mit Varimaxrotation) berechnet. Es bildete sich jeweils ein Faktor, der aus Items zur gedanklichen Beschäftigung mit dem Einstellungsobjekt bestand. Die verbleibenden Items wurden jeweils - der höheren Genauigkeit wegen - erneut faktorenanalysiert. Die sechs für die Skalenkonstruktion ausgewählten Faktoren der Items zum Sterben klären 57 Prozent der Varianz auf. Die sechs Faktoren der Items zum Tod klären 47 Prozent und die fünf Faktoren der Items zum Danach klären 51 Prozent der Varianz auf. Auf diese Weise wurden 20 Hauptskalen zusammengestellt. Sechs Zusatzskalen beziehen sich auf die Einstellung zu Sterbenden, zu Toten und zum Suizid. Die drei Skalen zu Sterbenden und die zwei Skalen zu Toten wurden ebenfalls per Faktorenanalyse gewonnen. Die Faktoren zu Sterbenden klären 54 Prozent und die Faktoren zu Toten klären 49 Prozent der Varianz auf. Bei 17 der insgesamt 26 FESTD-Skalen haben die befragten Männer und Frauen signifikant unterschiedliche Mittelwerte. Bei weiteren Anwendungen des FESTD sollten die Skalenwerte daher für die Geschlechter getrennt betrachtet werden. In Tabelle 2 sind weitere Kennwerte aufgeführt.
Tabelle 2
Weitere Kennwerte der FESTD-Skalen
Skala | rit | Mrit | P | PrV |
---|---|---|---|---|
SD | .36 - .45 | .42 | 1.7 - 4.2 | |
S1 | .62 - .84 | .73 | 1.6 - 2.6 | 27.4 |
S2 | .65 - .84 | .78 | 1.4 - 2.1 | 10.8 |
S3 | .46 - .70 | .62 | 3.5 - 4.0 | 6.1 |
S4 | .58 - .81 | .73 | 3.4 - 3.9 | 4.6 |
S5 | .42 - .59 | .49 | 1.6 - 2.5 | 4.3 |
S6 | .46 - .69 | .59 | 2.7 - 3.2 | 3.5 |
TD | .53 - .70 | .51 | 3.3 - 4.2 | |
T1 | .54 - .86 | .73 | 1.2 - 2.5 | 22.3 |
T2 | .50 - .75 | .64 | .7 - 2.1 | 9.5 |
T3 | .66 - .77 | .71 | 2.5 - 3.2 | 6.2 |
T4 | .54 - .81 | .72 | 2.1 - 3.6 | 3.4 |
T5 | .63 - .81 | .74 | 2.1 - 3.2 | 2.8 |
T6 | .63 - .73 | .66 | 2.4 - 3.7 | 2.6 |
DD | .52 - .64 | .58 | 2.2 - 3.9 | |
D1 | .66 - .87 | .80 | 1.5 - 3.2 | 23.9 |
D2 | .59 - .79 | .70 | 1.1 - 2.2 | 13.3 |
D3 | .59 - .76 | .68 | .6 - 1.3 | 5.5 |
D4 | .36 - .81 | .61 | 1.6 - 3.7 | 4.3 |
D5 | .59 - .83 | .70 | 2.8 - 3.5 | 3.6 |
ST1 | .56 - .75 | .66 | 1.9 - 3.2 | |
ST2 | .62 - .65 | .63 | 2.1 - 3.2 | |
ST3 | .42 - .53 | .46 | .8 - 1.7 | |
TO1 | .59 - .79 | .72 | .8 - 2.5 | |
TO2 | .30 - .73 | .59 | 3.5 - 4.1 | |
SUI | .46 - .65 | .55 | .9 - 2.1 |
Gütekriterien
Objektivität
Aufgrund der Fragebogenform mit gebundener Beantwortung, der schriftlichen Instruktion und der genauen Auswertungsvorschriften können Durchführung und Auswertung als objektiv gelten.
Reliabilität
Alle Skalen weisen eine ausreichend hohe interne Konsistenz auf (vgl. Tabelle 1). Für anspruchsvollere Einsatzbereiche des Fragebogens, wie beispielsweise die Veränderungsmessung, ist es allerdings notwendig, zuvor auch die Retestreliabilität zu bestimmen. Die Profilreliabilität (Lienert, 1969) der Skalen zum Sterben beträgt rttprof = .74, die Profilreliabilität der Skalen zum Tod rttprof = .85 und die Profilreliabilität der Skalen zum Danach rttprof = .81. Für die drei Bereiche liegt die Profilreliabilität somit jeweils über .50 und kann daher als befriedigend angesehen werden. Die Profile der Skalenwerte zu den drei Bereichen Sterben, Tod und Danach sind somit differenziert interpretierbar. Die Profilreliabilität aller 20 Hauptskalen beträgt rttprof = .81. Zusätzlich wurden für alle möglichen Paare der Hauptskalen die Reliabilitätskoeffizienten der Skalendifferenzen berechnet (Lienert, 1969). Die zwei Koeffizienten für die Skalenpaarungen SD-TD und S5-T2 liegen unter .50. Die restlichen 188 Koeffizienten liegen über .50 und sind damit ausreichend hoch.
Validität
Die Validierung von Skalen zu todesbezogenen Einstellungen ist ohne Frage sehr schwierig, da man keine eindeutigen äußeren Kriterien zur Verfügung hat. Offenes Verhalten gegenüber dem eigenen Sterben, dem Tod und dem Danach ist nicht beobachtbar; die Einstellungsobjekte werden im allgemeinen nur vorgestellt und antizipiert. Die experimentelle Induktion bestimmter Einstellungen oder gar der Todesangst ist ethisch sehr problematisch. Die Validierung des FESTD ist daher als ein langfristiges Unterfangen zu betrachten. Im Rahmen der Erstveröffentlichung konnten erste Schritte hierzu gemacht werden: Die Faktorenstruktur konnte an einer weiteren studentischen Stichprobe repliziert werden. Dies weist auf die faktorielle Validität des FESTD hin. In zukünftigen Studien sollte allerdings überprüft werden, ob sich die Struktur auch bei Personenkreisen mit anderen soziodemographischen Merkmalen, wie beispielsweise Senioren, replizieren lässt. Anhand einer neuen größeren Stichprobe sollte auch eine Faktorenanalyse für alle Items gemeinsam berechnet werden. So ließe sich sicherlich noch deutlicher zeigen, dass es sinnvoll ist, die drei Bereiche Sterben, Tod und Danach getrennt zu betrachten. Aber auch schon die Ergebnisse der Untersuchung der Geschlechtsdifferenzen und der Zusammenhänge zwischen den FESTD-Skalen und verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen bestätigen, wie sinnvoll und wichtig eine mehrdimensionale Betrachtung ist. So zeigen sich Unterschiede und Zusammenhänge jeweils nur auf bestimmten Skalen. Eine Reihe der vorgestellten Ergebnisse weist auf die konvergente und diskriminante Validität des FESTD hin. Beispielsweise korrelieren die Skalen, die Furcht vor dem Sterben, vor dem Danach und vor dem Verlassenwerden thematisieren, höher mit einer Trait-Angstskala als andere Skalen (.19 < r < .38). Die Koeffizienten sind aber nicht zu hoch, so dass man davon ausgehen kann, dass es sich um Konstrukte handelt, die zwar zusammenhängen, aber auch eigene Varianzanteile aufweisen. Die gleichen Verhältnisse sind bei den Skalen zur allgemeinen Kompetenzerwartung und den FESTD-Skalen zur Kompetenzerwartung im Umgang mit Sterbenden (ST2) und Toten (TO1) festzustellen (.24 < r < .31). Die Antwortmuster religiöser Personen spiegeln wie erwartet die christliche Lehre zu Sterben, Tod und Danach wider. Es bilden sich sogar die Unterschiede der beiden christlichen Konfessionen ab: Die katholischen Befragten glauben stärker an ein Jenseits (Skala D1), sie haben mehr Furcht vor dem Danach (Skala D2) und sie sind stärker davon überzeugt, nach dem Tod Rechenschaft ablegen zu müssen (Skala D3) als die evangelischen Befragten. Zudem beschäftigen sie sich mehr mit dem Danach. Personen, die sich als relativ liebesfähig beschreiben, erwarten, auch kompetenter im Umgang mit Sterbenden zu sein (r = .32). Die konvergente und diskriminante Validität des FESTD sollte in weiteren Studien überprüft werden. Die Tendenz, sozial erwünscht zu antworten, hat offenbar keinen bedeutenden Einfluss auf die Beantwortung des FESTD. Lediglich die Skala ST2-Kompetenzerwartung im Kontakt mit Sterbenden korreliert signifikant mit Skalen zu dieser Tendenz (.24 < r < .26). Weiterhin wurden Zusammenhänge zu folgenden Variablen geprüft: geschätzte Lebenserwartung, Erfahrungen mit Sterbenden, Toten und der Bedrohung des eigenen Lebens, religiöse Überzeugung, seelische Gesundheit, Selbstwertgefühl, Sinnerfülltheit, Liebesfähigkeit, Bindungsstil, Kontrollüberzeugungen, allgemeine Kompetenzerwartung, Gesundheitsverhalten.
Normierung
Die bei Klug (1997) genannten Verteilungskennwerte für die Stichproben, deren Daten zur Konstruktion dienten, können nicht als verbindlich angesehen werden. Es empfiehlt sich, bei einer künftigen Verwendung der Skalen Mittelwerte und Streuungsmasse neu zu ermitteln.
Anwendungsmöglichkeiten
Der FESTD wurde zwar vornehmlich als Forschungsinstrument konzipiert, er ist aber auch für verschiedene praktische Anwendungen geeignet. So bietet der FESTD die Chance, sich sehr differenziert mit den Themen "Sterben", "Tod" und "Danach" auseinanderzusetzen. Hat man bislang zu einzelnen Aspekten noch keine eigene Einstellung entwickelt, wird man durch die Bearbeitung des FESTD hierzu aufgefordert. Er ist daher auch geeignet, ein Nachdenken über die Thematik in Gang zu setzen. Der FESTD könnte daher beispielsweise in Seminaren zu den Themen Sterben, Tod und Danach eingesetzt werden. Solche Seminare sind besonders in den USA verbreitet (death education programs); es gibt aber auch Konzepte deutschsprachiger Autoren hierzu (z.B. Koch & Schmeling, 1982). Sie richten sich vor allem an Personen, die häufig mit Sterbenden und Tod konfrontiert werden (z.B. Ärzte und Pflegekräfte, die Schwer- und Todkranke betreuen), aber auch an Normalpersonen. Nachdem die Teilnehmer zu Beginn des Seminars den FESTD einzeln bearbeitet haben, könnte eine Zusammenfassung der geäußerten Einstellungen als Grundlage für die weitere Diskussion der Thematik dienen. Der Effekt des FESTD, die eigene Sterblichkeit bewusst zu machen und für die Thematik Sterben, Tod und Danach zu sensibilisieren, könnte in experimentellen Studien auch als Treatment benutzt werden. Die Differenziertheit des FESTD macht es möglich, den Einfluss spezifischer todesbezogener Einstellungen auf das Erleben und Verhalten zu erforschen. So könnte man untersuchen, ob Personen, die bestimmte interessante Verhaltensmerkmale aufweisen, typische todesbezogene Einstellungen haben und ob sie sich bezüglich einzelner Einstellungsaspekte von anderen Personen unterscheiden. Ein solches Verhaltensmerkmal könnte beispielsweise die Bereitschaft sein, Organe zu spenden: Haben jene Personen, die aktiv etwas dafür tun, daß im Falle eines Unfalles ihre Organe als Spende weiterverwendet werden und die daher einen Organspenderausweis mit sich führen, typische todesbezogene Einstellungen? Ein anderes interessantes Merkmal wäre die Operationsangst: Wie hängt die Operationsangst mit den todesbezogenen Einstellungen zusammen? Führen bestimmte Einstellungen zu weniger Operationsangst? Todesbezogene Einstellungen sollten aber nicht nur in einer einmaligen Momentaufnahme untersucht werden. Interessant ist vielmehr auch die Frage, wie sich todesbezogene Einstellungen im Laufe der Zeit verändern, - z.B. durch das Durchleben bestimmter Situationen oder das Gewinnen bestimmter Erfahrungen? Welche Effekte haben beispielsweise das Erleben eines Krieges oder einer Katastrophe? Welche Auswirkungen haben ein schwerer Unfall, Vortoderfahrungen, der Tod des Ehepartners oder andere kritische Lebensereignisse auf die todesbezogenen Einstellungen? Wie verändern sich die todesbezogenen Einstellungen von Ärzten und Pflegekräften, die besonders viele sterbenskranke Patienten betreuen, im Laufe ihrer Tätigkeit? Hier könnte ergründet werden, ob jene Personen, die die angesprochenen Ereignisse und Belastungen relativ gut bewältigen, bestimmte todesbezogene Einstellungen haben. In kulturvergleichenden Studien mit Übersetzungen des FESTD könnte man untersuchen, welche todesbezogenen Einstellungen in verschiedenen Kulturen typisch sind, welche Übereinstimmungen und welche Differenzen in den todesbezogenen Einstellungen zwischen den Kulturen bestehen und nach möglichen Erklärungen hierfür suchen. In Praxis- und Beratungssituationen kann der FESTD dann eingesetzt werden, wenn die damit verbundene Belastung für den Probanden verkraftbar und eine Möglichkeit zum persönlichen Gespräch gegeben ist.
Bewertung
Der Fragebogen zu Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach (FESTD) ermöglicht wie kein anderes bisher veröffentlichtes Verfahren eine sehr differenzierte Betrachtung der todesbezogenen Einstellungen. Es werden nicht nur negative (Angst), sondern auch neutrale und positive Aspekte dieser Einstellungen thematisiert. Daher ist ein breites Spektrum von Anwendungen möglich. Die Testgüte des FESTD konnte bezüglich mehrerer Kriterien gesichert werden. Zusammenhänge zwischen den todesbezogenen Einstellungen und verschiedenen anderen Variablen wurden untersucht. Die Faktorenstruktur des FESTD sollte allerdings an weiteren Stichproben überprüft werden. Vor einer Verwendung des FESTD zur Veränderungsmessung sollte die Retestreliabilität überprüft werden.
Erstmals publiziert in:
Klug, A. (1997). Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. Aachen: Verlag Mainz. PSYNDEX Dok.-Nr. 0112593
Literatur
Klug, A. (1997). Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. Aachen: Verlag Mainz. PSYNDEX Dok.-Nr. 0112593
Koch, U. & Schmeling, C. (1982). Betreuung von Schwer- und Todkranken; Ausbildungskurs für Ärzte und Krankenpflegepersonal. München: Urban & Schwarzenberg.
Lienert, G.A. (1969). Testaufbau und Testanalyse (3., durch einen Anhang über Faktorenanalyse ergänzte Auflage). Weinheim: Beltz.
Munnichs, J.M.A. (1968). Die Einstellung zur Endlichkeit und zum Tod. In H. Thomae & U. Lehr (Hrsg.), Altern (S. 579-612). Frankfurt/Main: Akademische Verlagsgesellschaft.
Potthoff, P. (1980). Der Tod im medizinischen Denken. Stuttgart: Enke.
Shneidman, E.S. (1971). You and death. Psychology today, 5 (June), 43-78.
Downloads
- Fragebogen FESTD [PDF]
- Verfahrensdokumentation FESTD [PDF]
- Verteilungen der Skalenwerte (Histogramme) in der Normstichprobe [HTML]
- Einstellungen zum Sterben (Skalenwerte) [HTML]
- Einstellungen zum Tod (Skalenwerte) [HTML]
- Einstellungen zum Danach (Skalenwerte) [HTML]
- Reaktionen auf Sterbende, Tote / Einstellung zum Suizid (Skalenwerte) [HTML]
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Dr. rer. nat. Andreas Klug, Klug Paul + Partner Advanced Management Diagnostics, Angerstraße 25, D-45134 Essen