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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
CRAFFT-d
CRAFFT - deutsche Fassung
Kurzabstract
Der CRAFFT-d ist ein eindimensionales Screeningverfahren zur Erfassung eines problematischen Alkoholkonsums Jugendlicher im Alter von 12 bis 18 Jahren. Der Test besteht aus sechs dichotomen Fragen zu Folgen und Funktionen des Alkoholkonsums. Bei zwei oder mehr Ja-Antworten liegt ein weitergehender Untersuchungs- bzw. Interventionsbedarf vor. Reliabilität: Die Inter-Item-Korrelation des CRAFFT-d wurde mit dem Alpha-Koeffizienten von Cronbach an einer via Internet gewonnenen Stichprobe (N = 12 250) bestimmt. In der Gruppe der 12- bis 18-Jährigen liegt dieser bei Alpha = .63. Validität: Zur Überprüfung der Validität wurde parallel zum CRAFFT-d der Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT) verwendet. Die Testergebnisse zeigen eine hohe Übereinstimmung (Phi = .57; Chi-Quadrat = 3978.671, df = 1, p < .001) bei einem Cut-off-Wert von 2 Punkten. Unter Verwendung dieses Cut-off-Werts liegt die Sensitivität des CRAFFT-d in der Gesamtstichprobe bei 88.8 %, die Spezifität bei 66.2 %. Die faktorielle Struktur wurde mit Hilfe einer explorativen Faktorenanalyse bestimmt. Sowohl im Screeplot als auch anhand des Kaiser-Guttman-Kriteriums konnte nur ein Faktor bestimmt werden.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: CRAFFT-d. CRAFFT - deutsche Fassung. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006232
Zitierung
Tossmann, P., Kasten, L., Lang, P. & Strüber, E. (2011). CRAFFT-d. CRAFFT - deutsche Fassung [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4601
Kurzinformationen
Kurzname CRAFFT-d
Engl. Name CRAFFT - German version
Autoren Tossmann, P., Kasten, L., Lang, P., Strüber, E.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2011
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Alkoholismus, Sucht, Alkoholkonsumgewohnheiten, Trinkverhalten, Alkoholmissbrauch, Suchtprävention
Sprachversionen deu
Altersbereich 12-18 Jahre
Itemzahl 6 Items
Subskalen Keine; problematischer Alkoholkonsum
Durchführungszeit ca. 5 Min.
Auswertungsdauer max. 1 Min.
Inter-Item-Korrelation: Cronbachs Alpha = .63.
Sensitivität: 88.8 % / Spezifität: 66.2 %; Befunde zur faktoriellen Validität
Keine.
Anwendungsbereich Individualdiagnostik, Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Der CRAFFT-d ist ein Instrument, das speziell zur Erfassung jugendlicher "at-risk" Konsumenten und Konsumentinnen im Alter von 12 bis 18 Jahren entwickelt wurde. Der Test kann an unselektierten Bevölkerungspopulationen verwendet werden. Primäres Ziel des Tests ist es, Jugendliche möglichst früh zu identifizieren, deren Konsummuster erste Anzeichen eines problematischen Konsums aufweisen.
Aufbau
Der CRAFFT-d ist ein eindimensionales Screeningverfahren zur Erfassung eines problematischen Alkoholkonsums Jugendlicher im Alter von 12 bis 18 Jahren. Der Test besteht aus sechs leicht zu merkenden dichotomen Fragen zu Folgen und Funktionen des Alkoholkonsums und kann sowohl in einer mündlichen als auch schriftlichen Befragung durchgeführt werden. Bei zwei oder mehr Ja- Antworten liegt ein weiter gehender Untersuchungs- bzw. Interventionsbedarf vor.
Grundlagen und Konstruktion
Studien zeigen, dass alkoholbedingte Störungen im Erwachsenenalter durch einen problematischen Alkoholkonsum in der Jugend vorhersagbar sind (Rohde, Lewinsohn, Kahler, Seeley & Brown, 2001). Indikatoren für problematischen Konsum im Jugendalter sind vor allem negative soziale Konsequenzen des Konsums (Knight et al., 1999). Im vorliegenden Test werden deshalb Kriterien für Missbrauch und Abhängigkeit, wie sie im DSM verwendet werden, erfragt. Dazu gehört die Frage nach sozialen bzw. zwischenmenschlichen Problemen in Folge des Alkoholkonsums wie auch nach Blackouts, die in diesem Zusammenhang auftreten können. Besonders Blackouts weisen auf Episoden heftigen Trinkens hin. Weiterhin enthält der Test eine Frage, die die Teilnahme am Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss abfragt. Studien weisen auf einen empirischen Zusammenhang zwischen der Beantwortung dieser Frage mit "Ja" und einem missbräuchlichem Konsumverhalten hin (Aertgeerts et al., 2000; Heck, 1991). Weiterhin kann man festhalten, dass Alkoholkonsum häufig im sozialen Kontext beginnt (vgl. BZgA-Studie, 2004). Wird Alkohol jedoch ohne diesen Kontext konsumiert, ist dies ein weiterer Indikator für beginnenden Missbrauch. Deshalb wird danach gefragt, ob Alkohol auch allein konsumiert wird. Ergänzend dazu wird gefragt, ob konsumiert wird, um einen bestimmten Effekt zu erzielen, wie z. B. um sich besser entspannen zu können. In das Screening wird auch eine Einschätzung des Konsumverhaltens durch Dritte (Familie bzw. Freunde) mit einbezogen. Der CRAFFT ist in der englischen Originalversion aus drei bestehenden Tests entwickelt worden: Dem DAP-QS (Klitzner, Schwartz, Gruenwald & Blasinsky, 1987), dem RAFFT (Riggs & Alario, 1989) und dem POSIT (Rahdert, 1991). In der deutschen Version wird im Gegensatz zur ursprünglichen Version, die auch sonstigen Drogenkonsum berücksichtigt, ausschließlich nach Alkohol gefragt.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Der Test ist wegen seines dichotomen Antwortprofils und dem vorgegebenen Cut-off-Wert objektiv in Bezug auf Durchführung, Auswertung und Interpretation.
Reliabilität: Die Inter-Item-Korrelation des CRAFFT-d wurde mit dem Alpha-Koeffizienten von Cronbach an einer via Internet gewonnenen Stichprobe (N = 12 250) bestimmt. In der Gruppe der 12- bis 18-Jährigen liegt der Wert für die Items des CRAFFT-d Tests bei Alpha = .63 (Tossmann, Kasten, Lang & Strüber, 2009).
Validität: Die Kriteriumsvalidität wurde anhand eines äußeren Kriteriums bestimmt. Zur Überprüfung wurde in einer Validierungsuntersuchung parallel zum CRAFFT-d der Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT; Babor, Higgins-Biddle, Saunders & Monteiro, 1992) verwendet. Die Validität wurde anhand der Urteilsübereinstimmung geprüft. Die Testergebnisse zeigen eine hohe Übereinstimmung (Phi = .57; Chi-Quadrat = 3978.671, df = 1, p < .001) bei einem Cut-Off-Wert von 2 Punkten. Unter Verwendung dieses Cut-Off-Werts liegt die Sensitivität des CRAFFT-d in der Gesamtstichprobe bei 88.8 %, die Spezifität bei 66.2 % (Tossmann et al., 2009).
Die faktorielle Struktur des CRAFFT-d wurde mit Hilfe einer explorativen Faktorenanalyse (Hauptkomponenten-Methode, Screeplot, Kaiser-Guttman-Kriterium) bestimmt. Sowohl im Screeplot als auch anhand des Kaiser-Guttman-Kriteriums konnte nur ein Faktor bestimmt werden. Einschränkend muss angemerkt werden, dass die Ladungen der ersten drei Items nach Bortz und Döring (1995) keinen bedeutenden Beitrag zur Varianzaufklärung leisten.
Normen: Eine Normierung wurde nicht vorgenommen. Zur Ergebnisbeurteilung wird ein empirisch bewährter Cut-Off-Wert verwendet.
Testkonzept
Auswertungszeit
Die Auswertung der sechs Fragen erfordert maximal 1 Minute.
Items
Anmerkung: Im Folgenden werden die Items des CRAFFT-d vorgestellt.
- Bist du schon einmal unter Alkoholeinfluss Auto gefahren oder bei jemandem mitgefahren der Alkohol getrunken hat?
- Trinkst du, um zu entspannen, dich besser zu fühlen oder damit du dich unter Freunden oder Bekannten wohler fühlst?
- Trinkst du Alkohol, wenn Du alleine bist?
- Haben dir Familienangehörige oder Freunde schon mal geraten, weniger zu trinken?
- Hast du schon mal etwas vergessen, was du gemacht hast als Du Alkohol getrunken hast?
- Hast du schon mal Ärger mit anderen bekommen als du Alkohol getrunken hast?
Durchführung
Altersbereiche
Das Verfahren ist für Personen im Alter von 12 bis 18 Jahren geeignet.
Durchführungszeit
Die Bearbeitungsdauer beträgt circa 5 Minuten.
Bewertung
Der CRAFFT-d ist ein valides Instrument zur Erfassung problematischen Alkoholkonsums bei Jugendlichen. Die Vorteile des Tests liegen vor allem in der hohen Praktikabilität und seiner hohen Sensitivität. Seine sechs dichotomen Fragen sind in der Praxis leicht anzuwenden; weil einfach zu erinnern, und vor allem auch leicht auszuwerten. Bei zwei Ja- Antworten weiß der Untersucher, dass hier weiterer Untersuchungsbedarf vorliegt. Die gefundene interne Konsistenz ist zufriedenstellend und weist in Verbindung mit den homogenen Itemtrennschärfen daraufhin, dass alle Items gleich bedeutsam sind. Nachteilig ist die geringe Spezifität des Tests zu beurteilen. Es ist jedoch zu bedenken, dass es für einen Screening-Test hauptsächlich wichtig ist, Gefährdete identifizieren zu können. Der Nachteil einer geringen Spezifität - eine höhere Anzahl falscher Positivklassifizierungen (false alarm) zu erhalten - relativiert sich vor der Notwendigkeit, positiv Getestete einer weiteren, tiefergehenden Untersuchung zu unterziehen.
Erstmals publiziert in:
Tossmann, P., Kasten, L., Lang, P. & Strüber, E. (2009). Bestimmung der konkurrenten Validität des CRAFFT-d. Ein Screeninginstrument für problematischen Alkoholkonsum bei Jugendlichen. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 37 (6), 451-459. PSYNDEX Dok.-Nr. 0223542
Literatur
Aertgeerts, B., Buntinx, F., Bande-Knops, J., Vandermeulen, C., Roelants, M., Ansoms, S. & Fevery, J. (2000). The value of CAGE, CUGE, and AUDIT in screening for alcohol abuse and dependence among college freshmen. Alcoholism: Clinical & Experimental Research, 24 (1), 53-57.
Babor, T. F., Higgins-Biddle, J. C., Saunders, J. B. & Monteiro, M. G. (1992). Development and validation of the AUDIT. In T. F. Babor, J. C. Higgins-Biddle, J. B. Saunders & M. G. Monteiro (1992). AUDIT. The Alcohol Use Disorders Identification Test. Guidelines for use in primary care (pp. 10-13). Geneva: World Health Organization.
Bortz, J. & Döring, N. (1995). Forschungsmethoden und Evaluation. Berlin: Springer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0091242
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (2004). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2004. Teilband: Alkohol. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Heck, E. J. (1991). Developing a screening questionnaire for problem drinking in college students. Journal of American College Health, 39 (5), 227-231.
Klitzner, M., Schwartz, R., Gruenwald, P. & Blasinsky, M. (1987). Screening for risk factors for adolescent alcohol and drug use. American Journal of Diseases of Children, 141, 45-49.
Knight, J. R., Shrier, L. A., Bravender, T. D., Farrell, M., Vander Bilt, J. & Shaffer, H. J. (1999). A new brief screen for adolescent substance abuse. Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine, 153 (6), 591-596.
Rahdert, E. H. (Ed.). (1991). Adolescent Assessment Referral System Manual. Rockville, MD: National Institute on Drug Abuse.
Riggs, S. R. & Alario, A. (1989). Adolescent substance use instructor's guide. In C. Dube, M. Goldstein, D. Lewis, E. Myers & W. Zwick (Eds.), Project ADEPT Curriculum for Primary Care Physician Training (pp. 1-57). Providence, RI: Brown University.
Rohde, P., Lewinsohn, P. M., Kahler, C. W., Seeley, J. R. & Brown, R. A. (2001). Natural course of alcohol use disorders from adolescence to young adulthood. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 40 (1), 83-90.
Tossmann, P., Kasten, L., Lang, P. & Strüber, E. (2009). Bestimmung der konkurrenten Validität des CRAFFT-d. Ein Screeninginstrument für problematischen Alkoholkonsum bei Jugendlichen. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 37 (6), 451-459. PSYNDEX Doc-Nr. 0223542
Wichtige neuere Publikationen
Tossmann, H.-P. & Kasten, L. (2011). CRAFFT-d. CRAFFT - deutsche Version. In C. Barkmann, M. Schulte-Markwort & E. Brähler (Hrsg.), Klinisch-psychiatrische Ratingskalen für das Kindes- und Jugendalter (S. 112-115). Göttingen: Hogrefe.
Wartberg, L., Kriston, L., Diestelkamp, S., Arnaud, N. & Thomasius, R. (2016). Psychometric properties of the German version of the CRAFFT. Addictive Behaviors, 59, 42-47. PSYNDEX Doc-Nr. 0313277
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
*Knight, J. R., Shrier, L. A., Bravender, T. D., Farrell, M., Vander Bilt, J. & Shaffer, H. J. (1999). A new brief screen for adolescent substance abuse. Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine, 153, 591-596. [English items included p. 593]
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Kontaktdaten
Dr. Peter Tossmann, Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Geschäftsführer, delphi-Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH, Kaiserdamm 8, D-14057 Berlin
Dipl.-Psych. Lorenz Kasten, Projektleiter, delphi-Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH, Kaiserdamm 8, D-14057 Berlin
Peter Lang, Leiter des Bereichs "Prävention des Substanzmissbrauchs, Suchtprävention", Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Ostmerheimer Straße 220, D-51109 Köln
Dipl.-Soz. Evelin Strüber, Referat: Prävention des Substanzmissbrauchs. Suchtprävention, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Ostmerheimer Straße 220, D-51109 Köln