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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
SBBM
Skala "Sportbezogenes Barrierenmanagement"
Kurzabstract
Die Skala SBBM erfasst konkrete Strategien, die Individuen einsetzen können, um die einmal gefasste Verhaltensabsicht, Sport zu treiben, gegenüber auftretenden Barrieren abzuschirmen und in Verhalten umzusetzen. Sie stützt sich auf die Handlungskontrolltheorie von Kuhl (1996) und das Modell zur Rückfallprävention von Marlatt und Gordon (1985). Die drei Skalen (1) Präventives Barrierenmanagement, (2) Akutes Barrierenmanagement und (3) Gesamtskala "Sportbezogenes Barrierenmanagement" bilden 15 Items zu Kognitionen und Verhaltensweisen ab, mit denen eine Person versuchen kann, Hindernisse zu überwinden, die sie vom Sporttreiben abhalten. Reliabilität: Die interne Konsistenz lag bei Cronbachs Alpha = .78 (Gesamtskala) bzw. bei Alpha = .68-.71 (Teilskalen). Validität: Erwartungsgemäß ging in der Konstruktionsstichprobe ein breiteres Repertoire an Gegenstrategien mit höheren sportbezogenen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen einher (Gesamtskala: r = .35, Präventives Barrierenmanagement: r = .36, Akutes Barrierenmanagement: r = .22). Je mehr präventives Barrierenmanagement die Probanden betrieben, desto weniger wurden sie nach eigener Einschätzung durch psychosoziale Barrieren (z. B. Müdigkeit, Stress) vom Sporttreiben abgehalten. Demgegenüber korrelierte eine stärkere Beeinträchtigung des Sporttreibens durch psychosoziale Barrieren positiv mit dem Einsatz akuter Gegenstrategien
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SBBM. Skala "Sportbezogenes Barrierenmanagement". Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006377
Zitierung
Krämer, L. & Fuchs, R. (2012). SBBM. Skala "Sportbezogenes Barrierenmanagement" [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6574
Kurzinformationen
Kurzname SBBM
Engl. Name Barrier Management Scale in Physical Exercise
Autoren Krämer, L., Fuchs, R.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2012
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Sporttraining, Körperliche Befindlichkeit, Sportliche Aktivität, Selbstkontrolltechniken, Wille, Intention
Sprachversionen deu
Konstrukt Handlungskontrolltheorie (Kuhl, 1996), Modell zur Rückfallprävention (Marlatt & Gordon, 1985)
Altersbereich 18-65 Jahre
Itemzahl 15 Items
Subskalen (1) Präventives Barrierenmanagement, (2) Akutes Barrierenmanagement, (3) Gesamtskala "Sportbezogenes Barrierenmanagement"
Durchführungszeit ca. 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .78 (Gesamtskala), Alpha = .68-.71 (Teilskalen).
Befunde zur externen Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die Skala SBBM erfasst konkrete Strategien, die Individuen einsetzen können, um die einmal gefasste Verhaltensabsicht, Sport zu treiben, gegenüber auftretenden Barrieren abzuschirmen und in Verhalten umzusetzen (Krämer & Fuchs, 2010). Sie kann in rehabilitations-, gesundheits- und sportpsychologischen Studien verwendet werden, um motivations- und volitionspsychologischen Fragen nachzugehen. Die Skala wurde bislang in Kombination mit der Skala "Sportbezogene Barrieren" (Skala SBB; Krämer & Fuchs, 2010; PSYNDEX-Tests Nr. 9006378) eingesetzt, kann jedoch prinzipiell auch separat vorgegeben werden.
Aufbau
Der Selbstbeurteilungsfragebogen liegt im Paper-and-Pencil-Format vor. Er umfasst 15 Items zu Kognitionen und Verhaltensweisen, mit denen eine Person versuchen kann, Hindernisse zu überwinden, die sie vom Sporttreiben abhalten. Alle Items werden durch den Satzanfang "Um den Sporttermin trotzdem wahrzunehmen ..." eingeleitet. Das Antwortformat ist dichotom, d.h. die Probanden werden gebeten anzugeben, ob sie die jeweilige "Gegenstrategie" einsetzen oder nicht. Die Antworten werden mit Werten von 1 ("mache ich nicht") bzw. 2 ("mache ich") kodiert und können durch Bildung des arithmetischen Mittels der Items zu drei Skalenwerten verrechnet werden:
(1) Subskala "Präventives Barrierenmanagement" (k = 8; Items 1, 2, 3, 6, 7, 10, 12, 13): Vermeidung von Risikosituationen oder Eingehen längerfristiger Selbstverpflichtungen (z.B. "... lege ich mir meine Sportsachen griffbereit zurecht", "... teile ich Freunden/Bekannten mein Sportvorhaben mit").
(2) Subskala "Akutes Barrierenmanagement" (k = 6; Items 5, 8, 9, 11, 14, 15): Verhalten in einer Risikosituation (z.B. "... versuche ich mich in eine Stimmung zu versetzen, in der ich Lust auf körperliche Aktivität habe").
(3) Gesamtskala "Sportbezogenes Barrierenmanagement" (k = 15).
Das Item 4 ("... nehme ich mir vor, mir etwas Schönes zu gönnen") ist keiner der beiden Subskalen zugeordnet, geht jedoch in die Gesamtskala ein.
Grundlagen und Konstruktion
Die Skala SBBM stützt sich auf volitionspsychologische Konzepte und Theorien zu Selbstregulationsprozessen. Zurückgegriffen wird insbesondere auf die Handlungskontrolltheorie von Kuhl (1996) sowie das Modell zur Rückfallprävention von Marlatt und Gordon (1985), in dem zwei Klassen von Bewältigungsreaktionen in Risikosituationen unterschieden werden (Vermeidung von Risikosituationen vs. adäquater Umgang mit der Risikosituation). Die psychometrische Konstruktion der Skala erfolgte nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Auf Grundlage der Handlungskontrollstrategien von Kuhl (1996) sowie klassischen verhaltenstherapeutischen Strategien der Selbstkontrolle (z.B. Kanfer, 1977) wurde ein Pool von k = 15 Items zusammengestellt. Die Items wurden zusammen mit der Skala SBB (Krämer & Fuchs, 2010) und mehreren Referenzmaßen, die der Validierung dienen sollten, einer Stichprobe von N = 692 orthopädischen Rehabilitationspatienten (Altersbereich: 22 bis 64 Jahre; n = 430 Frauen, n = 262 Männer) sechs Wochen nach Entlassung aus der stationären Behandlung vorgegeben. Die Itemschwierigkeiten lagen mit Werten von .28 < = p < = .83 überwiegend im wünschenswerten mittleren Bereich. Zwei kategorielle Hauptkomponentenanalysen erbrachten in beiden per Zufall gebildeten Teilstichproben (je n = 346) zwei interpretierbare Dimensionen mit einer Varianzaufklärung von insgesamt 34.8 Prozent. Aus 14 der 15 Items wurden die zwei Subskalen "Präventives Barrierenmanagement" und "Akutes Barrierenmanagement" konstruiert, die zu r = .41 korreliert waren. Die Itemtrennschärfen zur Gesamtskala betrugen .25 < = rit < = .49, die zu den Subskalen .35 < = rit < = .49 ("Präventives Barrierenmanagement") bzw. .35 < = rit < = .47 ("Akutes Barrierenmanagement").
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenz der Gesamtskala lag in der Konstruktionsstichprobe bei Cronbachs Alpha = .78, die der Teilskalen bei Alpha = .71 ("Präventives Barrierenmanagement") bzw. Alpha = .68 ("Akutes Barrierenmanagement"). Validität: Erwartungsgemäß ging in der Konstruktionsstichprobe ein breiteres Repertoire an Gegenstrategien mit höheren sportbezogenen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen einher (r = .35 für die Gesamtskala, r = .36 für "Präventives Barrierenmanagement" und r = .22 für "Akutes Barrierenmanagement"). Je mehr präventives Barrierenmanagement die Probanden betrieben, desto weniger wurden sie nach eigener Einschätzung durch psychosoziale Barrieren (z.B. Müdigkeit, Stress) vom Sporttreiben abgehalten (r = -.15). Demgegenüber korrelierte eine stärkere Beeinträchtigung des Sporttreibens durch psychosoziale Barrieren positiv mit dem Einsatz akuter Gegenstrategien (r = .11). Für eine vertiefte Interpretation der Zusammenhänge sei auf die Publikation von Krämer und Fuchs (2010) verwiesen. Normen: Normwerte liegen nicht vor.
Testkonzept
Items
**Skala "Sportbezogenes Barrierenmanagement"
Was tun Sie, um die gerade genannten Hindernisse zu überwinden? Um den Sporttermin trotzdem wahrzunehmen...
... verabrede ich mich mit einer/m Bekannten zum regelmäßigen Sporttreiben.
... lege ich mir meine Sportsachen griffbereit zurecht.
... schreibe ich den Termin auf (z. B. in meinen Kalender).
... nehme ich mir vor, mir danach etwas Schönes zu gönnen.
... vermeide ich Situationen, die mich vom Sporttreiben abhalten könnten (z. B. Fernseher gar nicht erst anschalten).
... betrachte ich den Sporttermin als genauso wichtig wie andere Termine.
... nehme ich an den Sportangeboten eines Vereins/Fitnessstudios teil.
... halte ich mir noch einmal die Vorteile des Sporttreibens vor Augen (z. B. Steigerung der Fitness).
... versuche ich, mich in eine Stimmung zu versetzen, in der ich Lust auf körperliche Aktivität habe.
... kaufe ich mir Sportkleidung, in der ich mich wohl fühle.
... fange ich gar nicht erst an, darüber nachzudenken, was ich anstatt des Sports tun könnte.
... teile ich Freunden/Bekannten mein Sportvorhaben mit.
... suche ich mir ein Sportangebot, das gut zu erreichen ist.
... denke ich an das schlechte Gewissen, das ich hätte, wenn ich nicht zum Sport ginge.
... versuche ich unangenehme Situationen (z. B. Angst vor Blamage, schlechtes Wetter) als Herausforderung zu sehen.
Durchführung
Altersbereiche
Die Skala "Sportbezogenes Barrierenmanagement" (Skala SBBM) kann von Erwachsenen im Altersbereich von 18 bis 65 Jahren bearbeitet werden.
Durchführungszeit
Die Bearbeitung dauert etwa 5 Minuten.
Bewertung
Mit der Skala SBBM wurde ein ökonomisches Forschungsinstrument konstruiert, das bisherigen Befunden zufolge eine stabile Faktorenstruktur und eine akzeptable Messgenauigkeit aufweist. Die Items sind spezifisch und konkret formuliert, so dass das Instrument - seine weitere empirische Bewährung vorausgesetzt - auch im Anwendungskontext (z.B. der sport- und gesundheitspsychologischen Beratung) genutzt werden könnte, um individuelle Selbstregulationsstrategien zu erfassen und zu optimieren. Damit grenzt sich die Skala von bisherigen Messinstrumenten zum Barrierenmanagement ab, in denen lediglich erhoben wird, ob der Proband weiß, wie er mit bestimmten Barrieren umgehen wird (bspw. Sniehotta, Scholz & Schwarzer, 2006), nicht jedoch, welche Strategien hierfür eingesetzt werden. Angesichts der eher geringen Zusammenhänge mit Referenzmaßen regen Krämer und Fuchs (2010) an, in künftigen Studien ein vierstufiges Antwortformat ("stimmt nicht", "stimmt eher nicht", "stimmt eher", "stimmt genau") zu verwenden, um eine höhere Differenzierungsfähigkeit der Skala zu erreichen und Effekte des Barrierenmanagements valider abzubilden. Das Instrument beansprucht nicht, den Pool möglicher Gegenstrategien erschöpfend abzubilden; fragestellungs- und stichprobenspezifisch (z.B. für Leistungssportler oder klinische Stichproben) sollte es ggf. um weitere Strategien ergänzt werden.
Erstmals publiziert in:
Krämer, L. & Fuchs, R. (2010). Barrieren und Barrierenmanagement im Prozess der Sportteilnahme. Zwei neue Messinstrumente. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 18 (4), 170-182. PSYNDEX Dok.-Nr. 0233195
Literatur
Kanfer, F. (1977). Selbstmanagement-Methoden. In F. Kanfer & A. Goldstein (Hrsg.), Möglichkeiten der Verhaltensänderung (S. 350-406). München: Urban und Schwarzenberg.
Krämer, L. & Fuchs, R. (2010). Barrieren und Barrierenmanagement im Prozess der Sportteilnahme. Zwei neue Messinstrumente. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 18 (4), 170-182. PSYNDEX Dok.-Nr. 0233195
Kuhl, J. (1996). Wille und Freiheitserleben: Formen der Selbststeuerung. In J. Kuhl & H. Heckhausen (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie: Motivation, Volition und Handlung (Serie IV, Band 4, S. 665-765). Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 0104028
Marlatt, A. & Gordon, J. (1985). Relapse prevention: Maintenance strategies in the treatment of addictive behaviors. New York, NY: Guilford Press.
Sniehotta, F., Scholz, U. & Schwarzer, R. (2006). Action plans and coping plans for physical exercise: A longitudinal intervention study in cardiac-rehabiliation. British Journal of Health Psychology, 11, 23-37. PSYNDEX Dok.-Nr. 0190295
Wichtige neuere Publikationen
Krämer, L. (2014). Barrieren, gesundheitsbezogene. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch - Lexikon der Psychologie (S. 238). Bern: Huber.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Reinhard Fuchs, Leitung Arbeitsbereich Sportpsychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Sportwissenschaft, Hauptgebäude, Raum 03 014 (3.OG), Sandfangweg 4, D-79102 Freiburg
Dr. Dipl.-Psych. Lena Krämer, Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie, Institut für Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Engelbergerstraße 41, Raum 5012, D - 79085 Freiburg