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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
MOB-BG
Mobilitätsskala
Kurzabstract
Die MOB-BG erhebt die geografische und berufliche Mobilitätsbereitschaft mit je 10 Items. Reliabilität: Cronbachs Alpha betrug Alpha = .68-.91. Validität: Es konnten die erwarteten zwei Faktoren identifiziert werden. Beide Mobilitätsskalen korrelierten in der Konstruktionsstichprobe untereinander zu r = .54 und bei Dette (2001) zu r = .17. Die Bereitschaft zur Berufsmobilität war bei den zukünftigen Gymnasiallehrern signifikant schwächer ausgeprägt als bei den Diplomstudierenden und den zukünftigen Berufsschullehrern. Die Bereitschaft zur geographischen Mobilität war bei den Diplomstudierenden signifikant stärker ausgeprägt als bei den Lehramtsanwärtern. Erwartungskonform zeigte sich, dass die Ungewissheitstoleranz zusätzlich zum Studienziel sowohl die Bereitschaft zur Berufsmobilität als auch zur geographischen Mobilität vorhersagte. In einem komplexen Pfadmodell zur Vorhersage unterschiedlicher Facetten der Mobilitätsbereitschaften bei Realschülern erwies sich erneut die Ungewissheitstoleranz als signifikanter Prädiktor der beruflichen Mobilitätsbereitschaft. Wenn darüber hinaus die beruflichen Ziele der Schüler bereits ausgeprägt waren und wenn bereits eine Berufsausbildung geplant war, dann war die berufliche Mobilitätsbereitschaft gering ausgeprägt. Je positiver die Einstellungen der Eltern und Peers zur geographischen Mobilität waren, je ausgeprägter der Individualismus und je schwächer der Kollektivismus waren, desto ausgeprägter war die geografische Mobilitätsbereitschaft der Schüler.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: MOB-BG. Mobilitätsskala. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004489
Zitierung
Dalbert, C. (2002). MOB-BG. Mobilitätsskala [Verfahrensdokumentation, Autorenbeschreibung sowie Fragebogen Deutsch und Englisch]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6558
Kurzinformationen
Kurzname MOB-BG
Engl. Name Mobility Scale
Autoren Dalbert, C.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2002
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Stellenbewerber, Personalbeurteilung, Persönlichkeitsmerkmale, Stellenbewerbereinstellungen, Geographische Mobilität
Sprachversionen deu
Konstrukt Mobilitätsbereitschaft
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 20 Items
Subskalen (1) Berufsmobilität, (2) geografische Mobilitätsbereitschaft
Durchführungszeit ca. 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .68-.91.
Befunde zur zweifaktoriellen Struktur und prädiktiven Validität; Gruppenunterschiede zwischen versch. Lehramt- und Diplomstudierenden.
Keine; Referenzdaten: Mittelwerte und Standardabweichungen
Anwendungsbereich Forschung, Personalauswahl
Diagnostische Zielsetzung
Die Erhebung der geographischen und beruflichen Mobilitätsbereitschaft bietet sich in der Forschung zu Berufsentwicklung und Karrieregestaltung sowie in der Personalpsychologie an.
Aufbau
Die MOB-BG besteht aus zwei Skalen. Die Skala Berufsmobilität umfasst 10 Items, von denen fünf vor der Skalenbildung umkodiert werden müssen (positiv gepolt: 1, 4, 8, 10, 19; negativ gepolt: 7, 12, 14, 16, 18). Die Skala Geographische Mobilität umfasst ebenfalls 10 Items, von denen fünf Items vor der Skalenbildung umcodiert werden müssen (positiv gepolt: 2, 5, 6, 17, 20; negativ gepolt: 3, 9, 11, 13, 15). Jedes Item ist auf einer sechsstufigen Antwortskala mit Abstufungen von "stimmt genau" bis "stimmt überhaupt nicht" zu beurteilen.
Grundlagen und Konstruktion
Bei der Konstruktion der Skala wurde zum einen von der Hypothese ausgegangen, dass Intentionen oder Handlungsbereitschaften gute Prädiktoren der Handlungen selbst sind. Zum anderen wurde postuliert, dass die Bereitschaft zur geographischen Mobilität, also berufsbedingt innerhalb Deutschlands umzuziehen oder für eine begrenzte Zeit ins Ausland zu gehen, von der beruflichen Mobilitätsbereitschaft, also der Bereitschaft beruflich etwas anderes zu machen, umzuschulen etc., deutlich zu trennen ist. Es ist gelungen zwei homogene und deutlich unterscheidbare Mobilitätsdimensionen zu operationalisieren, die die Bereitschaft zu Berufsmobilität und zu geographischer Mobilität erfassen.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Der Homogenitätskoeffizient Alpha betrug in der Konstruktionsstichprobe für die Berufsmobilität Alpha = .88 und für die Geographische Mobilität Alpha = .91. Die Trennschärfen variierten zwischen rit = .42 und rit = .81. In einer Untersuchung an n = 392 RealschülerInnen der neunten Klassenstufe (Dette, 2001) betrug Alpha für die Berufsmobilität Alpha = .68 und für die Geographische Mobilität Alpha = .81. Validität (faktorielle Validität): Aus einem größeren Itempool konnten in der Konstruktionsstichprobe von 94 Studierenden die erwarteten zwei Faktoren identifiziert werden. Aus den so identifizierten geeigneten Items wurden pro Dimension je fünf positiv gepolte und je fünf negativ gepolte Items, die das Kriterium der Einfachstruktur erfüllten, ausgewählt. (Konstruktvalidität:) Beide Mobilitätsskalen korrelierten in der Konstruktionsstichprobe untereinander zu r = .54 (p < .001) und bei Dette (2001) zu r = .17 (p < .001). Beide Dimensionen korrelierten in der Konstruktionsstichprobe nicht mit der Neigung zu sozial erwünschtem Antwortverhalten. LehramtsanwärterInnen können erwarten, ihren Beruf in der Nähe ihres Studienortes ausüben zu können. Mehr noch, ihr Studienabschluss berechtigt sie zunächst nur zur Berufsausübung in dem Bundesland, in dem sie den Studienabschluss erworben haben. Sie sollten daher eine geringe geographische Mobilität aufweisen. Diplomstudierende hingegen müssen bereit sein, sich überregional zu bewerben, und ihr Diplom gilt im gesamten Bundesgebiet als berufsqualifizierender Abschluss. Diplomstudierende sollten von daher über eine ausgeprägtere geographische Mobilitätsbereitschaft verfügen als LehramtsanwärterInnen. LehramtsanwärterInnen für das Lehramt an Gymnasien streben eine Beamtenkarriere an und werden daher über eine geringere Berufsmobilität verfügen als Diplomstudierende, da das Diplom ein berufsflexibler Abschluss ist. LehramtsanwärterInnen für das Lehramt an Berufsschulen waren bereits berufsmobil. In der Regel handelte es sich in der Konstruktionsstichprobe um Ingenieure FH u. ä., die in ihrem Beruf bereits tätig waren, bevor sie sich für ein Zusatzstudium zum Berufsschullehrer/-lehrerin entschieden. Die Hypothesen wurden mittels einfaktorieller Varianzanalysen mit einem dreistufigen Faktor Studienziel geprüft. Die Bereitschaft zur Berufsmobilität war bei den zukünftigen GymnasiallehrerInnen signifikant schwächer ausgeprägt (M = 3.04, SD = 0.81) als bei den Diplomstudierenden (M = 3.83, SD = 1.04) und den zukünftigen BerufsschullehrerInnen (M = 3.84, SD = 0.97). Die Bereitschaft zur geographischen Mobilität war bei den Diplomstudierenden (M = 4.36, SD = 1.27) signifikant stärker ausgeprägt als bei den LehramtsanwärterInnen (Gymnasium: M = 3.58, SD = 0.95; Berufsschule: M = 3.62, SD = 1.26). Mobilitätsbereitschaft meint die Bereitschaft, sich auf eine neue, persönliche bedeutsame Situation, also auf eine ungewisse Situation einzulassen. Erwartungskonform zeigte sich in der Konstruktionsstichprobe, dass die Ungewissheitstoleranz (Dalbert, 1999) zusätzlich zum Studienziel sowohl die Bereitschaft zur Berufsmobilität (beta = .37) als auch zur geographischen Mobilität (beta = .26) vorhersagte. In einem komplexen Pfadmodell zur Vorhersage unterschiedlicher Facetten der Mobilitätsbereitschaften bei RealschülerInnen erwies sich erneut die Ungewissheitstoleranz als signifikanter Prädiktor der beruflichen Mobilitätsbereitschaft (beta = .14; Dette, 2001). Wenn darüber hinaus die beruflichen Ziele der SchülerInnen bereits ausgeprägt waren und wenn bereits eine Berufsausbildung geplant war, dann war die berufliche Mobilitätsbereitschaft (beta = -.15/-.13; Dette 2001) gering ausgeprägt. Die geographische Mobilitätsbereitschaft stand hingegen mit den Einstellungen der Eltern und der Peers sowie dem Individualismus und Kollektivismus der SchülerInnen selbst in signifikantem Zusammenhang (R = .57). Je positiver die Einstellungen der Eltern und Peers zur geographischen Mobilität waren, je ausgeprägter der Individualismus und je schwächer der Kollektivismus waren, desto ausgeprägter war die geographische Mobilitätsbereitschaft. Normen: Für die MOB-BG liegen keine Normen vor. Beide Dimensionen variierten nicht zwischen den Geschlechtern. Otto (2004) liefert für die meisten Items Kennwerte (Mittelwert, Standardabweichung, Trennschärfe), die an n = 153 Personen ermittelt wurden.
Testkonzept
Items
Anmerkung: Auf dem Fragebogen stehen die Items in der alten Rechtschreibung. Hier werden sie mit der neuen Rechtschreibung vorgestellt. Außerdem folgen danach die englischen Items von GWPER.
- Mein ganzes Arbeitsleben im selben erlernten Beruf tätig zu sein, stelle ich mir langweilig vor.
- Es gibt kaum Orte in Deutschland, an denen ich nicht bereit wäre, zu leben und zu arbeiten.
- Ich würde nur dann eine von meinem Wohnort entfernte Arbeitsstelle annehmen, wenn ich täglich pendeln könnte.
- Ich kann mir vorstellen, im Verlauf meines Arbeitslebens ganz unterschiedliche Tätigkeiten auszuüben.
- Ich kann mir gut vorstellen, für eine begrenzte Zeit im europäischen Ausland zu arbeiten.
- Wenn ich arbeitslos würde, würde ich überall in Deutschland eine neue Arbeit annehmen.
- Ich hoffe, dass ich in meinem erlernten Beruf mein ganzes Leben tätig sein kann.
- Ich finde, dass ich auch mal die Firma bzw. Behörde wechseln muss, um voran zu kommen.
- Ich hoffe, dass ich im Verlauf meines Arbeitslebens nicht oft umziehen muss.
- Ich kann mir vorstellen, irgendwann im Arbeitsleben einen völlig neuen Beruf zu lernen.
- Es würde mir schwerfallen, wegen eines Arbeitsplatzes meine Heimat zu verlassen.
- Ich kann mir vorstellen, mein ganzes Arbeitsleben dasselbe zu machen.
- Ich würde nur ungern wegen meines Berufes in eine andere Gegend ziehen.
- Ich habe eine genaue Vorstellung davon, wie mein Arbeitsleben verlaufen wird.
- Die Vorstellung, beruflich bedingt umziehen zu müssen, ist mir ein Gräuel.
- Ich hoffe, dass ich in meinem Arbeitsleben nur selten den Arbeitgeber wechseln muss.
- Für einen besseren Arbeitsplatz würde ich an einen anderen Ort ziehen.
- Wenn ich arbeitslos würde, wäre es mir wichtig, in meinem ursprünglichen Beruf wieder eine Arbeitsstelle zu bekommen.
- Um beruflich vorwärts zu kommen, würde ich auch etwas ganz anderes als meinen ursprünglich erlernten Beruf machen.
- Ich kann mir vorstellen, im Verlauf meines Arbeitslebens an ganz unterschiedlichen Orten zu arbeiten.
Englische Items:
- I feel it would be boring to work my entire life in the same profession.
- There is a rarely a place in Germany in which I would not be willing to live and work.
- I would only accept a job at another place if I could commute each day.
- I can image myself doing totally different things throughout my working life. 5. I can easily image myself working for a limited time in other European countries.
- If I were to become unemployed, I would be willing to work anywhere in Germany.
- I hope to work in my learned profession my whole life.
- I think I should change my company or position of authority once in a while in order to advance.
- I hope that I do not have to move often throughout my working life. 10. I can sometimes imagine myself learning a completely new profession.
- It would be hard for me to leave my native town because of a job. 12. I can imagine myself doing the same job tasks throughout my working life.
- I would dislike having to move due to a job in another area.
- I have a precise idea of how my working life will progress. 15. I dread the idea of moving because of a job.
- I hope that I seldom have to change my employer throughout my working life.
- I would move to another place because of a better job. 18. If I became unemployed, it would be important for me to find a new job in the same profession.
- In order to professionally advance, I would be willing to perform very different job tasks than my learned profession.
- I can imagine working at very different places throughout my working life.
Durchführung
Altersbereiche
Der Fragebogen ist für Erwachsene konzipiert.
Durchführungszeit
Die Mobilitätsskala ist in 5 Minuten zu bearbeiten.
Bewertung
Die MOB-BG erfasst mit wenigen Items die geografische und berufliche Mobilitätsbereitschaft und ist insofern ökonomisch in der Durchführung und Auswertung (zwei Subskalenmittelwerte). Die beiden Skalen wurden hypothesenbasiert entwickelt und stellen zwei getrennte Mobilitätsdimensionen dar. Faktorenanalysen bestätigen die Annahme. Die interne Konsistenz nach Cronbach liegt zwischen Alpha = .68 und Alpha = .91. Die Skalen korrelieren miteinander sehr hoch (r = .54). Die prädiktive Validität wurde untersucht und belegt. Referenzwerte wurden von Otto (2004) ermittelt.
Erstmals publiziert in:
Dalbert, C. (1999). Mobilitätsbereitschaften. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Pädagogik.
Literatur
Dalbert, C. (1999). Die Ungewißheitstoleranzskala: Skaleneigenschaften und Validierungsbefunde (Hallesche Berichte zur Pädagogischen Psychologie Nr. 1, 1999). Halle (Saale): Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. PSYNDEX Dok.-Nr. 0128332
Dette, D. (2001). Personale und situative Prädiktoren der Mobilitätsbereitschaft von RealschulabgängerInnen. Eine empirische Analyse. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Martin-Luther-Universität Halle, Institut für Psychologie.
Otto, K. (2004). Geografische und berufliche Mobilitätsbereitschaft im Berufsverlauf: Der Einfluss von Persönlichkeit, sozialem Umfeld und Arbeitssituation. Digitale Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät. https://doi.org/10.25673/3535
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