Testinstrumente sortiert
Ansprechpartnerin
Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
+49 (0)651 201-4934 (Mi-Do vormittags)
guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
IES-2
Intuitive Eating Scale 2 - deutsche Fassung
Kurzabstract
Die IES-2 ist die deutsche Übersetzung des gleichnamigen englischen Verfahrens (Tylka & Kroon Van Diest, 2013) und kommt als Forschungsinstrument zur Untersuchung des intuitiven Essverhaltens zum Einsatz. Sie umfasst 23 Items auf einer fünfstufigen Antwortskala, die sich auf vier Subskalen verteilen: UPE = Unconditional Permission to Eat (Bedingungslose Erlaubnis zu essen), EPR = Eating for Physical rather than Emotional Reasons (Essen aus körperlichen statt emotionalen Gründen), RHSC = Reliance on Internal Hunger and Satiety Cues (Verlass auf innere Hunger- und Sättigungssignale), B-FCC = Body-Food Choice Congruence. Reliabilität: Die interne Konsistenzen lagen bei Cronbachs Alpha = .91 für den Gesamtwert und zwischen Alpha = .72 bis Alpha = .90 für die Subskalen. Frauen erreichten insgesamt höhere Alpha-Koeffizienten (Ausnahme: B-FCC) als Männer. Validität: Die Faktorenstruktur der IES-2 wurde untersucht und aufgrund hoher Ladungen für die Subskalen beibehalten. Als Nachweis für die divergente Validität sprechen die negativen Korrelationen mit dem Fragebogen zum Ernährungsverhalten (FEV-II), dem Eating Disorder Inventory-2 - deutsche Version (EDI-2), dem Interoceptive Awareness Questionnaire-expanded (IAQ-E) sowie dem State-Trait-Angstinventar - Trait-Version (STAI-Trait). Das Alter bei Männern korrelierte schwach negativ mit der IES-2 (r = -.12-.01). Mit dem Body-Maß-Index korrelierte die IES-2 negativ, wobei die Werte weder bei Frauen noch bei den Männern sehr hoch waren. Weitere signifikante Unterschiede konnten zwischen gesunden und klinischen Teilnehmern sowie innerhalb der Facetten der Essstörung nachgewiesen werden.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: IES-2. Intuitive Eating Scale 2 - deutsche Fassung. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007448
Zitierung
Van Dyck, Z., Herbert, B. M., Happ, C., Kleveman, G. V., & Vögele, C. (2019). IES-2. Deutsche Version der Intuitive Eating Scale 2 [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6546
Kurzinformationen
Kurzname IES-2
Engl. Name Intuitive Eating Scale 2 - German version
Autoren Van Dyck, Z., Herbert, B. M., Happ, C., Kleveman, G. V., Vögele, C.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2019
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC BY-NC-ND 4.0
Schlagworte Essverhalten, Bulimie, Anorexia Nervosa, Essstörungen, Binge Eating-Störung, Appetit, Einstellungen zum Essen
Sprachversionen deu
Altersbereich ab 18 Jahre
Itemzahl 23 Items
Subskalen 1 Unconditional Permission to Eat (Bedingungslose Erlaubnis zu essen), 2 Eating for Physical rather than Emotional Reasons (Essen aus körperlichen statt emotionalen Gründen), 3 Reliance on Internal Hunger and Satiety Cues (Verlass auf innere Hunger- und Sättigungssignale), 4 Body-Food Choice Congruence
Durchführungszeit ca. 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .91 (Gesamtwert), Alpha = .72-.90 (Subskalen).
Befunde zur faktoriellen und divergenten Valdität; Mittelwertunterschiede für die Variablen Alter bei Männern, Body-Maß-Index, gesunde vs. klinische Teilnehmer sowie innerhalb der Facetten der Essstörung.
Keine
Anwendungsbereich Klinische Diagnostik, Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die IES-2 ist ein Forschungsinstrument zur Untersuchung des intuitiven Essverhaltens, insbesondere bei Erwachsenen mit einer Essstörung.
Aufbau
Die IES-2 umfasst insgesamt 23 Items mit fünfstufiger Antwortskala, die sich auf vier Subskalen verteilen: UPE = Unconditional Permission to Eat (Bedingungslose Erlaubnis zu essen), EPR = Eating for Physical rather than Emotional Reasons (Essen aus körperlichen statt emotionalen Gründen), RHSC = Reliance on Internal Hunger and Satiety Cues (Verlass auf innere Hunger- und Sättigungssignale), B-FCC = Body-Food Choice Congruence.
Grundlagen und Konstruktion
Dem Verfahren liegt die Klassische Testtheorie zugrunde. Es ist die Übersetzung der englischen IES-2 von Tylka und Kroon Van Diest (2013), welche wiederum aus der IES-1 (Tylka, 2006) entstanden ist. Die englische Version wurde ins Deutsche übersetzt und dann ins Englische rückübersetzt. Nicht kongruente Übersetzungen wurden diskutiert und angepasst.Van Dyck und Kollegen (2016, S. 800-801) haben die IES-2 zusammen mit weiteren Instrumenten gesunden (n = 835) und klinischen (n = 87) Teilnehmern mit einer bestehenden oder vergangenen Essstörung (38 mit Anorexia Nervosa, 38 mit Bulimia Nervosa, 11 mit einer Binge-Eating-Störung als Diagnose) vorgegeben. Als weiteres Maß wurde der selbstberichtete Body-Maß-Index erfasst.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenzen lagen bei Alpha = .91 (Gesamtwert), Alpha = .84 (UPE), Alpha = .90 (EPR), Alpha = .91 (RHSC) und Alpha = .72 (B-FCC). Frauen erreichten insgesamt höhere Alpha-Koeffizienten (Ausnahme: B-FCC) als Männer. Validität: Die Faktorenstruktur der IES-2 wurde untersucht und aufgrund hoher Ladungen für die Subskalen beibehalten. Interkorrelationen zwischen dem Gesamtwert und den Subskalen - getrennt nach Geschlechtern - wurden fast alle signifikant. Als Nachweis für die divergente Validität sprechen die negativen Korrelationen mit den Verfahren FEV-II, EDI-2, IAQ-E und STAI (Traitversion). Das Alter bei Männern korrelierte schwach negativ mit der IES-2 (r = -.12-.01). Mit dem BMI korrelierte die IES-2 auch negativ, wobei die Werte weder bei Frauen noch bei Männern sehr hoch waren. Weitere signifikante Unterschiede konnten zwischen gesunden und klinischen Teilnehmern sowie innerhalb der Facetten der Essstörung nachgewiesen werden. Normen: Das Verfahren ist nicht normiert. Es liegen Mittelwerte und Standardabweichungen unterschiedlicher Stichproben vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Die deutsche Version der Intuitive Eating Scale - 2 (IES-2; van Dyck, Herbert, Happ, Klevemann & Vögele, 2016) dient der Erfassung des intuitiven Essenverhaltens. Intuitives Essen ist definiert als das Essverhalten aus körperlichen Gründen - gesteuert durch Hunger- und Sättigungssignale statt aus situationalen oder emotionalen Gründen (Resch & Tribole, 2013; van Dyck et al., 2016, S. 798). Jemand, der intuitiv isst, nimmt nur das auf, was der Körper verlangt. Darunter fallen keine Lebensmittel, die der Körper nicht braucht (Tylka, 2006; Tylka & Kroon Van Diest, 2013).
Testaufbau
Die IES-2 umfasst insgesamt 23 Items mit fünfstufiger Antwortskala ("1 = stimme gar nicht zu", "2 = stimme nicht zu", "3 = neutral", "4 = stimme zu", "5 = stimme stark zu"), die sich auf folgende vier Subskalen verteilen (van Dyck et al., 2016, S. 798, S. 802, Table 1): (1) UPE: "Unconditional Permission to Eat" = Bedingungslose Erlaubnis zu essen (Items 1, 3, 4, 9, 16, 17); Personen essen das, worauf sie Lust haben, ohne eine Diätregel zu befolgen. (2) EPR: "Eating for Physical rather than Emotional Reasons" = Essen aus körperlichen statt emotionalen Gründen (Items 2, 5, 10, 11, 12, 13, 14, 15); Personen essen aus physiologischen Gründen (nicht aus emotionalen Gründen). (3) RHSC: "Reliance on Internal Hunger and Satiety Cues" = Verlass auf innere Hunger- und Sättigungssignale (Items 6, 7, 8, 21, 22, 23); Personen nehmen Hunger- und Sättigungsgefühle wahr und vertrauen auf sie. (4) B-FCC: "Body-Food Choice Congruence" (Items 18, 19, 20); Personen essen Lebensmittel, die der Körper braucht und sie leistungsfähig macht.
Auswertungsmodus
Es werden vier Subskalenmittelwerte aus der Summe der Items pro Subskala geteilt durch die Anzahl der jeweiligen Items ermittelt. Zur Berechnung des Gesamtwerts (= allgemeine Ausprägung des Intuitiven Essenverhaltens) werden die gemittelten Subskalenwerte aufsummiert und durch 4 geteilt (van Dyck et al., 2016, S. 800). Je höher der Wert, desto höher ist die Ausprägung des Intuitiven Essenverhaltens bzw. die Ausprägung in der jeweiligen Subskala. Die Items 1, 2, 4, 5, 9, 10 und 11 müssen vorher umgepolt werden (Böhnke, o. J.).
Auswertungshilfen
Spezielle Auswertungshilfen liegen nicht vor, können aber leicht selbst erstellt werden (Schablonen).
Auswertungszeit
Die Auswertung sollte nur wenige Minuten dauern.
Itembeispiele
Anmerkung: Im Folgenden wird Item 1 der IES-2 vorgestellt.
- Ich versuche bestimmte Nahrungsmittel mit viel Fett, Kohlenhydraten oder Kalorien zu vermeiden.
Items
- Ich versuche bestimmte Nahrungsmittel mit viel Fett, Kohlenhydraten oder Kalorien zu vermeiden.
- Ich esse, wenn ich emotional bewegt bin (z.B. ängstlich, deprimiert, traurig), auch wenn ich körperlich nicht hungrig bin.
- Wenn ich das Verlangen nach einem bestimmten Nahrungsmittel habe, erlaube ich es mir, es zu essen.
- Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich etwas Ungesundes gegessen habe.
- Ich esse, wenn ich mich einsam fühle, auch wenn ich körperlich nicht hungrig bin.
- Ich vertraue meinem Körper, dass er mir sagt, wann ich essen soll.
- Ich vertraue meinem Körper, dass er mir sagt, was ich essen soll.
- Ich vertraue meinem Körper, dass er mir sagt, wie viel ich essen soll.
- Es gibt verbotene Nahrungsmittel, die ich mir selbst nicht erlaube zu essen.
- Ich benutze Essen, um meine negativen Emotionen zu mildern.
- Ich esse, wenn ich genervt bin, auch wenn ich körperlich nicht hungrig bin.
- Ich bin in der Lage, meine negativen Gefühle (z. B. Ängstlichkeit, Traurigkeit) zu bewältigen, ohne Trost im Essen zu suchen.
- Wenn ich gelangweilt bin, esse ich NICHT nur um etwas zu tun zu haben.
- Wenn ich einsam bin, suche ich NICHT Trost im Essen.
- Ich finde andere Wege um Stress und Ängstlichkeit zu bewältigen als durch Essen.
- Ich erlaube mir, das zu essen, worauf ich im Augenblick Lust habe.
- Ich folge KEINEN Essensregeln oder Diätplänen, die vorschreiben, was, wann und/oder wie viel ich esse.
- Meistens habe ich Lust, nahrhafte Nahrungsmittel zu essen.
- Ich esse meistens Nahrungsmittel, die die Leistungsfähigkeit meines Körpers unterstützen.
- Ich esse meistens Nahrungsmittel, die meinem Körper Energie und Ausdauer geben.
- Ich verlasse mich auf meine Hungersignale, dass sie mir sagen, wann ich essen soll.
- Ich verlasse mich auf meine Sättigungssignale, dass sie mir sagen, wann ich mit dem Essen aufhören soll.
- Ich vertraue meinem Körper, dass er mir sagt, wann ich mit dem Essen aufhören soll.
Durchführung
Testformen
Die IES-2 ist die deutsche Version des gleichnamigen englischen Originalverfahrens. Sie kann als Einzel- oder Gruppentest eingesetzt werden.
Altersbereiche
Die Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein, um an der Testung teilnehmen zu können (van Dyck et al., 2016, S. 800).
Durchführungszeit
Es liegen keine genauen Angaben für die IES-2 vor. Die komplette Durchführung der Studie mit insgesamt sieben Erhebungsinstrumenten (van Dyck et al., 2016, S. 800-801; siehe unter "Testkonstruktion") beträgt 30-45 Minuten. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Durchführung der IES-2 etwa 5 Minuten erfordert.
Material
Als Material werden der Fragebogen und ein Schreibgerät benötigt.
Instruktion
Die standardisierte Instruktion steht auf dem Fragebogen.
Durchführungsvoraussetzungen
Da der Fragebogen auch bei Personen mit einer Essstörung eingesetzt wird, sollte der Versuchsleiter sich mit dieser Störung und ihren einzelnen Facetten auskennen. Eventuell sollte diese Information bei den demografischen Angaben miterhoben werden.
Testkonstruktion
Dem Verfahren liegt die Klassische Testtheorie zugrunde. Es ist die Übersetzung der englischen IES-2 von Tylka und Kroon Van Diest (2013), welche wiederum aus der IES-1 (Tylka, 2006) entstanden ist. Ein bilingualer Forscher aus dem Bereich der Essstörung hat die Items ins Deutsche übersetzt. Ein weiterer Forscher hat die Rückübersetzung ins Englische vorgenommen. Nicht kongruente Übersetzungen wurden diskutiert und angepasst (van Dyck et al., 2013, S. 800). Van Dyck und Kollegen (2016, S. 800-801) haben die IES-2 zusammen mit weiteren Instrumenten an N = 1 134 Teilnehmern mit 81.3 % Frauenanteil (n = 922) im Alter von 18 bis 77 Jahren (M = 26.35, SD = 9.11) erhoben. Die Mehrheit der Teilnehmer waren Anfang 20, Studierende und Muttersprachler Deutsch. 173 Teilnehmer hatten aktuell oder in der Vergangenheit eine Essstörung (47.4 % Anorexia Nervosa, 36.4 % Bulimia Nervosa, 11 % Binge-Eating-Störung, 5.2 % Nicht näher spezifizierte Essstörung). Personen mit einer nicht näher spezifizierten Essstörung wurden aus weiteren Analysen ausgeschlossen. Als weiteres Maß wurde der selbstberichtete Body-Maß-Index (BMI) erfasst. Die psychometrische Güte wurde untersucht (siehe unter "Gütekritierien").
Gütekriterien
Objektivität
Zur Objektivität finden sich keine Angaben. Durch die Kürze des Verfahrens, der einfachen Berechnung der Werte und ihre einfache Interpretierbarkeit kann jedoch angenommen werden, dass die Objektivität in Durchführung, Auswertung und Interpretation angestrebt wird.
Reliabilität
Die interne Konsistenz des englischen Originals beträgt für den Gesamtwert Cronbachs Alpha = .87-.89 und die für einzelnen Subskalen zwischen Alpha = .81 und Alpha = .93 (van Dyck et al., 2016, S. 800). Zudem berichten die Autoren Stabilitäten zwischen rtt = .77 bis rtt = .92 nach einem 3-Wochen-Intervall. Für die deutsche Version ergaben sich Werte von Alpha = .91 für den Gesamtwert, Alpha = .84 für UPE, Alpha = .90 für EPR, Alpha = .91 für RHSC und Alpha = .72 für B-FCC, die vergleichsweise höher ausgefallen sind als für das Original (S. 802). Getrennte Analysen für die Geschlechter zeigen, dass bei Frauen insgesamt höhere Alpha-Koeffizienten als Männer erreicht wurden (Ausnahme: B-FCC).
Validität
Die faktorielle Validität der IES-2 wurde untersucht. Es konnten hohe Ladungen (Ausnahme B-FCC: .29-.42) nachgewiesen werden, sodass die Faktorenstruktur für die Skalen beibehalten wurde (van Dyck et al., 2016, S. 802). Zur Überprüfung der Konstruktvalidität wurden Interkorrelationen zwischen dem Gesamtwert und den Subskalen - getrennt nach Geschlechtern - berechnet, die fast alle signifikant wurden. Die höchste Korrelation ergab zwischen der RHSH-Subskala und dem Gesamtwert: r = .85 (Frauen) bzw. r = .73 (Männer). Als Nachweis für die divergente Validität sprechen die negativen Korrelationen mit dem Fragebogen zum Ernährungsverhalten (FEV-II; Grunert, 1989), dem Eating Disorder Inventory-2 - deutsche Version (EDI-2; Paul & Thiel, 2005), dem Interoceptive Awareness Questionnaire-expanded (IAQ-E; Craighead & Niemeier, 2002) sowie dem State-Trait-Angstinventar - Trait-Version (STAI-Trait; Laux, Glanzmann, Schaffner & Spielberger, 1981). Das Alter bei Frauen hat keinen Effekt auf das intuitive Essverhalten. Es fanden sich Werte nahe Null (r = .00 mit UPE, r = .04-.08). Bei Männern dagegen konnten schwache, negative Zusammenhänge nachgewiesen werden (r = -.12-.01). Mit dem Body-Maß-Index (BMI) korrelierte die IES-2 negativ, wobei die Werte weder bei den Frauen noch bei den Männern sehr hoch waren (van Dyck et al., 2016, S. 803). Dann wurde die Kontrollgruppe (gesunde Teilnehmer) mit der Gruppe der Essstörungen verglichen (n = 38 Anorexia nervosa AN, n = 38 Bulimia nervosa BN, n = 11 Binge eating disorder BED). Bei den Frauen ergaben sich signifikante Unterschiede sowohl für den Gesamtwert als auch in den Subskalen (p >.001; van Dyck et al., 2016, S. 803). Innerhalb der Gruppe mit Essstörungen (AN, BED, BN) zeigten sich ebenfalls signifikante Unterschiede: Die UPE-Werte der BED-Gruppe waren höher als die der AN- und BN-Gruppe. Höhere EPR-Scores wurden in der AN-Gruppe erreicht im Vergleich zur BN- und BED-Gruppe. In den restlichen Subskalen sowie dem Gesamtwert ergaben sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede. Die AN-Gruppe mit einem durchschnittlichen BMI-Wert von M = 17.31 (SD = 1.70) war signifikant niedriger als der der BN-Gruppe mit M = 22.31 (SD = 4.38) sowie der BED-Gruppe mit M = 36.50 (SD = 10.73), was bedingt durch die Störung zu erwarten war (S. 804; siehe auch Tabelle 1 unter "Normierung").
Normierung
Es liegen Mittelwerte und Standardabweichungen unterschiedlicher Stichproben vor, die in Tabelle 1 entnommen werden können.
Tabelle 1
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der IES-2-Subkalen und dem Gesamtwert von Frauen (modifiziert nach van Dyck, Herbert, Happ, Klevemann & Vögele, 2016, S. 803, S. 804)
IES-2 | Gesunde | Essstörungen | AN | BN | BED |
n = 835 | n = 87 | n = 38 | n = 38 | n = 11 | |
Total | 3.46 (0.61) | 2.36 (0.60) | 2.47 (0.59) | 2.22 (0.62) | 2.43 (0.47) |
UPE | 3.42 (0.89) | 2.13 (0.92) | 1.93 (0.15) | 2.09 (0.14) | 2.94 (0.23) |
EPR | 3.54 (0.89) | 2.70 (1.05) | 3.19 (0.18) | 2.37 (0.15) | 2.10 (0.18) |
RHSH | 3.42 (0.86) | 1.88 (0.83) | 1.84 (0.13) | 1.82 (0.13) | 2.21 (0.27) |
B-FCC | 3.41 (0.74) | 2.85 (0.87) | 2.91 (0.15) | 2.84 (0.15) | 2.70 (0.22) |
Anwendungsmöglichkeiten
Die IES-2 ist für Forschungsvorhaben bei der Untersuchung des intuitiven Essverhaltens geeignet, insbesondere bei Menschen mit einer Essstörung oder solche mit einer Vorgeschichte.
Bewertung
Die IES-2 ist ein Forschungsinstrument zur Messung des intuitiven Essverhaltens von Erwachsenen. Die deutsche Übersetzung, die hier dokumentiert wird, ist von van Dyck und Kollegen (2016). Ruzanska und Warschburger (2017) haben ebenfalls die IES-2 ins Deutsche übersetzt und validiert. Sie kamen zu ähnlichen Ergebnissen, was die psychometrische Güte des Verfahrens unterstreicht. Da auch Personen mit einer Essstörung als Zielgruppe in Frage kommen, ist das Verfahren auch in der klinischen Praxis einsetzbar.
Erstmals publiziert in:
Van Dyck, Z., Herbert, B. M., Happ, C., Kleveman, G. V., & Vögele, C. (2016). German version of the Intuitive Eating Scale: Psychometric evaluation and application to an eating disordered population. Appetite, 105, 798-807. PSYNDEX Dok.-Nr. 0317705
Literatur
Böhnke, J. (o. J.). Psychologische Messinstrumente. Deutsche Version der Intuitive Eating Scale-2. Online im Internet, URL: https://www.uni-potsdam.de/de/beratungspsychologie/forschung/psychologische-messinstrumente.html (Stand: 18.04.2019)
Grunert, S. C. (1989). Ein Inventar zur Erfassung von Selbstaussagen zum Ernährungsverhalten. Diagnostica, 35 (2), 167-179. PSYNDEX Dok.-Nr. 0036356
Laux, L., Glanzmann, P., Schaffner, P. & Spielberger, C. D. (1981). Das State-Trait-Angstinventar. Weinheim: Beltz. PSYNDEX Dok.-Nr. 9001211
Paul, T. & Thiel, A. (2005). EDI-2. Eating Disorder Inventory-2. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9003604
Resch, E. & Tribole, E. (2013). Intuitiv abnehmen: zurück zu natürlichem Essverhalten. München: Goldmann.
Ruzanska, U. A. & Warschburger, P. (2017). Psychometric evaluation of the German version of the Intuitive Eating Scale-2 in a community sample. Appetite, 117, 126-134. https://doi.org/10.1016/j.appet.2017.06.018 PSYNDEX Dok.-Nr. 0331943
Tylka, T. L. (2006). Development and psychometric evaluation of a measure of intuitive eating. Journal of Counseling Psychology, 53 (2), 226-240. https://doi.org/10.1037/0022-0167.53.2.226
Tylka, T. L. & Kroon Van Diest, A. M. (2013). The Intuitive Eating Scale-2: Item refinement and psychometric evaluation with college women and men. Journal of Counseling Psychology, 60 (1), 137-153. https://doi.org/10.1037/a0030893
Van Dyck, Z., Herbert, B. M., Happ, C., Kleveman, G. V., & Vögele, C. (2016). German version of the Intuitive Eating Scale: Psychometric evaluation and application to an eating disordered population. Appetite, 105, 798-807 PSYNDEX Dok.-Nr. 0317705.
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Ruzanska, U. A. & Warschburger, P. (2017). Psychometric evaluation of the German version of the Intuitive Eating Scale-2 in a community sample. Appetite, 117, 126-134. https://doi.org/10.1016/j.appet.2017.06.018 PSYNDEX Dok.-Nr. 0331943
Tylka, T. L. (2006). Development and psychometric evaluation of a measure of intuitive eating. Journal of Counseling Psychology, 53 (2), 226-240. https://doi.org/10.1037/0022-0167.53.2.226
Tylka, T. L. & Kroon Van Diest, A. M. (2013). The Intuitive Eating Scale-2: Item refinement and psychometric evaluation with college women and men. Journal of Counseling Psychology, 60 (1), 137-153. https://doi.org/10.1037/a0030893
Kontaktdaten
PD Dr. Zoé van Dyck, Fakultät für Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften, Universität Luxemburg, Maison des Sciences Humaines 11, Porte des Sciences, L-4366 Esch-sur-Alzette, Luxembourg
Prof. Dr. phil. habil. Beate M. Herbert, University of Applied Sciences Fresenius (München), Professor Biological Psychology & Health Psychology, Clinical Psychology, Campus – Wirtschaft & Medien, Infanteriestraße 11a, D-80797 München
Prof. Dr. Christian Happ, Direktor bei elisabeth am sozialen Dëngscht zu Lëtzebuerg, 22, bd Joseph II, L-1840 Luxembourg, Luxembourg
Prof. Dr. Claus Vögele, Professor für Gesundheitspsychologie, Fakultät für Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften, Universität Luxemburg, Maison des Sciences Humaines 11, Porte des Sciences, L-4366 Esch-sur-Alzette, Luxembourg