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RADL-ICF-Skala
International Classification of Functioning, Disability and Health - Recreational Activities of Daily Living-Skala
Kurzabstract
Die RADL-ICF-Skala erfasst das Spektrum und den Umfang nicht beruflicher und rekreativer Freizeitaktivitäten und kann Änderungen im Aktivitätsniveau im Verlauf einer Therapie erfassen. Die RADL-ICF-Skala wurde in Anlehnung an das bio-psycho-sozialen Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF; WHO, 2001) sowie in Anlehnung an die beiden Verfahren NPI Interest Check List und die Pleasant Event Scale entwickelt. Das Verfahren gibt es in drei Versionen: (1) Die RADL-ICF-37-A-Skala hat 37 Items und dient der Erfassung des aktuellen Aktivitätsniveaus. Die Aktivitäten lassen sich in fünf Oberkategorien zusammenfassen: (a) Kulturelle Aktivitäten (k = 9; z. B. Ausflüge/Reisen), (b) Hobbys (k = 7; z. B. Fotografieren), (c) Soziale Aktivitäten (k = 6; z. B. Freunde treffen), (d) Körperliche Aktivitäten (k = 10; z. B. Schwimmen) und (e) Häusliche Aktivitäten (k = 5; z. B. Kochen). (2) Die RADL-ICF-37-E-Skala hat dieselben 37 Items und dient der Erfassung von Aktivitätsänderungen unter Therapie. (3) Die RADL-ICF-20-Skala umfasst nur vier Oberkategorien. Reliabilität: Zur Reliabilität gibt es keine Angaben. Validität: Die Items der RADL-ICF-Skala entsprechen den Kategorien der ICF und können daher als inhaltsvalide angesehen werden. Für jedes Item wird die Kategorie-Nummer aus der ICF genannt. Für die Validität der RADL-ICF-Skala sprechen auch die gefundenen empirischen Ergebnisse.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: RADL-ICF-Skala. International Classification of Functioning, Disability and Health - Recreational Activities of Daily Living-Skala. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007618
Zitierung
Linden, M. (2018). RADL-ICF-Skala. International Classification of Functioning, Disability and Health - Recreational Activities of Daily Living-Skala [Verfahrensdokumentation, Fragebogen RADL-ICF-37-A und RADL-ICF-37-E, Kurzfragebogen RADL-ICF-20 sowie Normtabelle]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4665
Kurzinformationen
Kurzname RADL-ICF-Skala
Engl. Name International Classification of Functioning, Disability and Health - Recreational Activities of Daily Living Scale
Autoren Linden, M.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2018
Copyright/Lizenz Copyright Autor; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Freizeit, Alltagsaktivitäten, Hobbies, Erholung (Freizeit), Aktivitätsniveau, Körperliche Aktivität, Körperliche Leistungsfähigkeit, Fitness-Training, Haushaltsführung, Soziale Interaktion, Psychotherapeutische Prozesse
Sprachversionen deu
Konstrukt Aktivität
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 37 Items (RADL-ICF-37-A/RADL-ICF-37-E); 20 Items (RADL-ICF-20-Skala)
Subskalen (1) Kulturelle Aktivitäten, (2) Hobbys, (3) Soziale Aktivitäten, (4) Körperliche Aktivitäten, (5) Häusliche Aktivitäten
Durchführungszeit ca. 10 Min.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Keine Angaben.
Angaben bzgl. Inhaltsvaldität und Guppenunterschiede (Frauen vs. Männer).
Keine; Referenzdaten: Prozentangaben, Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Therapie
Diagnostische Zielsetzung
Die RADL-ICF-Skala erfasst das Spektrum und den Umfang nicht beruflicher und rekreativer Freizeitaktivitäten (Otto & Linden, 2017). Sie kann im klinischen Kontext wie auch für Forschungsvorhaben eingesetzt werden. Die RADL-ICF-Skala kann Änderungen im Aktivitätsniveau im Verlauf einer Therapie erfassen.
Aufbau
Die RADL-ICF-Skala gibt es in drei Versionen:
(1) Die RADL-ICF-37-A-Skala hat 37 Items und dient der Erfassung des aktuellen Aktivitätsniveaus. Die Aktivitäten lassen sich in fünf Oberkategorien zusammenfassen:
(1) Kulturelle Aktivitäten (9 Items; z. B. Ausflüge/Reisen),
(2) Hobbys (7 Items; z. B. Fotografieren),
(3) Soziale Aktivitäten (6 Items, z. B. Freunde treffen),
(4) Körperliche Aktivitäten (10 Items, z. B. Schwimmen) und
(5) Häusliche Aktivitäten (5 Items, z. B. Kochen).
Es wird zunächst je Aktivität erfragt, ob sie schon einmal ausgeübt wurde (a. Früher einmal ja; b. früher einmal nein). Es wird dann nach der Aktivitätsausübung in den letzten 12 Monaten gefragt (In den letzten 12 Monaten: "0 = nie", "1 = jährlich", "2 = monatlich", "3 = wöchentlich", "4 = täglich"). Dann wird gefragt, ob die Aktivität positiv erlebt wird ("Das mache ich grundsätzlich gerne": "0 = nein", "1 = kaum", "2 = etwas", "3 = sehr", "4 = ganz besonders").
(2) Die RADL-ICF-37-E-Skala hat dieselben 37 Items und dient der Erfassung von Aktivitätsänderungen unter Therapie. Es wird zunächst erhoben, wie oft die Aktivität während der Therapiephase, z. B. einem stationären Aufenthalt, durchgeführt wurde ("Habe ich während der Therapie gemacht": 0 - 1x - 2x - 3x - >3). Es wird dann gefragt, ob die Aktivität Spaß gemacht hat ("Spaß gemacht": 0 = nein, 1 = kaum, 2 = etwas, 3 = sehr, 4 = ganz besonders). Zuletzt wird gefragt, ob der Proband plant, die Aktivität in den nächsten zwölf Monaten auszuüben ("Plane ich zu machen": 0 = nie, 1 = jährlich, 2 = monatlich, 3 = wöchentlich, 4 = täglich).
(3) Es wurden im Weiteren umfangreiche Erfahrungen im klinischen Routineeinsatz gesammelt. Im Ergebnis wurde eine weitere Itemreduktion auf 20 Items (RADL-ICF-20-Skala) und vier Oberkategorien vorgenommen. Es wurde auf eine zu detaillierte Itemgliederung verzichtet und es wurden sinnvolle Komplexkategorien vorgegeben (statt einzelner Items für Kino, Theater, Museum nur noch "Kino-, Theater-, Kunst- und Kulturveranstaltungen"). Die RADL-ICF-20 Skala fragt zunächst, ob eine Aktivität Spaß macht (Eine solche Aktivität mag ich: "0 = nein", "1 = kaum", "2 = etwas", "3 = sehr", "4 = ganz besonders"). Dann wird gefragt, wie oft diese Aktivität in den letzten zwölf Monaten durchgeführt wurde ("0 = nie", "1 = jährlich", "2 = monatlich", "3 = wöchentlich", "4 = täglich"). Zum Dritten wird danach gefragt, ob der Proband plant, die Aktivität in den nächsten zwölf Monaten auszuüben ("Plane ich zu machen": 0 = nie, 1 = jährlich, 2 = monatlich, 3 = wöchentlich, 4 = täglich).
Auswertung: Es können jeweils für die Gesamtskala wie auch die Subskalen Mittelwerte errechnet werden über die Häufigkeit der früheren, aktuellen oder zukünftigen Aktivitäten bzw. über den Grad der positiven Anregung durch die Aktivitäten.
Grundlagen und Konstruktion
Erkrankungen führen nach dem bio-psycho-sozialen Modell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF; WHO, 2001) nicht nur zu Beschwerden und Symptomen (= Funktionsstörungen nach ICF), sondern auch zu Beeinträchtigungen in der Ausübung von Tagesaktivitäten bzw. im täglichen Leben (= Beeinträchtigungen von Aktivität und Partizipation nach ICF). Aktivitätseinschränkungen spielen eine Schlüsselrolle hinsichtlich der funktionalen Gesundheit. Eine Aktivität ist eine Handlung (Aktionen), die eine Person in ihrer gegenwärtigen Umwelt ausübt. Aus klinischer Sicht wird unterschieden zwischen "Aktivitäten des täglichen Lebens" (Activities of Daily Living, ADL), "Intentionalen Aktivitäten des täglichen Lebens" (Intentional Activities of Daily Living, IADL) und "Rekreativen Aktivitäten des täglichen Lebens" (Recreative Activities of Daily Living, RADL). Die Bereiche der ADL und IADL sind bei Demenzerkrankungen oder schweren somatischen Beeinträchtigungen von Bedeutung. Die RADL ist von Relevanz bei Depressionen, Angstzuständen oder anderen neurotischen Störungen (Linden, Gehrke & Geiselmann, 2009). RADL haben im Vergleich zu ADL und IADL vergleichsweise weniger wissenschaftliche und therapeutische Aufmerksamkeit gefunden (Viehhauser, 2000). Für ADL und IADL gibt es klare Normerwartungen, da es selbstverständlich ist, dass jeder Mensch alltägliche Basisaktivitäten erbringt, wie sich waschen, anziehen oder auch Hausarbeit erledigen. Bzgl. der RADL bedarf es einer "Kontextadjustierung", da es keine festen Normen gibt, wie viel Freizeit- oder Berufsaktivitäten ein Mensch ausüben kann oder muss. Die RADL-ICF-Skala wurde in Anlehnung an die NPI Interest Check List (Klyczek, Bauer-Yox & Fiedler, 1997; Matsutsuyu, 1969; Rogers, Weinstein & Figone, 1978) und die Pleasant Event Scale von Lewinsohn und Libet (1972) entwickelt. Eine Vorversion aus 66 Items wurde an n = 154 stationären Patienten mit psychischen Störungen (23.4% affektive Störung, 60.4% Angst und andere neurotische Störungen) aus einer Abteilung für Verhaltensmedizin untersucht. Es zeigten sich erwartungsgemäße Geschlechterunterschiede bzgl. häuslicher oder handwerklicher Aktivitäten. Es wurden keine Unterschiede im Hinblick auf Alter (18-60 Jahre), Krankheitstage, Arbeitslosigkeit oder Befundstatus gefunden (Linden et al., 2009). Es erfolgte eine Itemreduktion auf 37 Items (Otto & Linden, 2017).
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Zur Reliabilität gibt es keine Angaben.
Validität: Die Items der ICF-RADL-Skala entsprechen den Kategorien der ICF und können daher als valide angesehen werden. Für jedes Item wird die Kategorie-Nummer aus der ICF genannt. Für die Validität der RADL-ICF-Skala sprechen auch die vorgenannten empirischen Ergebnisse.
Normen: Es wurde keine Normierung durchgeführt. Eine Referenztabelle (siehe Link) zeigt die prozentualen Häufigkeiten der einzelnen Aktivitäten, wie sie von 96 Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik bei Aufnahme und bei Entlassung angegeben wurden. Es werden zudem für jede Subskala Mittelwerte und Standardabweichungen berichtet, die sich auch in Tabelle 2 befinden.
Tabelle 2
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der RADL-ICF-Skala
Aktivität | 1 | 2 | 3 | 4 | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
m | (SD) | M | (SD) | M | (SD) | M | (SD) | |
Kulturelle Aktivitäten | 2.0 | (0.5) | 1.8 | (0.6) | 1.9 | (0.7) | 2.2 | (0.5) |
Hobbies | 0.8 | (0.5) | 1.5 | (0.6) | 1.5 | (0.6) | 1.3 | (0.6) |
Soziale Aktivitäten | 1.4 | (0.7) | 0.9 | (0.5) | 1.6 | (0.9) | 1.8 | (0.6) |
Körperl. Aktivitäten | 1.2 | (0.6) | 1.9 | (0.7) | 1.8 | (0.7) | 1.9 | (0.6) |
Häusliche Aktivitäten | 2.4 | (0.8) | 1.1 | (0.7) | 1.3 | (0.8) | 2.5 | (0.8) |
Testkonzept
Items
Die RADL-ICF-Skala erfasst den Art und Umfang nicht-beruflicher und rekreativer Freizeitaktivitäten. Die RADL-ICF-Skala kann zur Planung wie auch zur Verlaufserfassung einer Therapie eingesetzt werden. Die einzelnen Aktivitäten lassen sich in fünf Kategorien zusammenfassen (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1
Items und Subkategorien der RADL-ICF-37-Skala (Otto & Linden, 2017)
Kategorie | Items |
---|---|
Kulturelle Aktivitäten | Theater/Konzerte |
Kino | |
Museum | |
Ausflüge/Reisen | |
Lernen: VHS, Sprache | |
Fernsehen/DVD | |
Musik hören | |
Computer | |
Lesen | |
Hobbys | Musizieren |
Basteln, Handarbeiten | |
Handwerkliche Arbeit | |
Modellbau | |
Fotografieren | |
Malen/Zeichnen | |
Rätseln/Sudoku | |
Soziale Aktivitäten | Feiern |
Freunde treffen | |
Familienaktivitäten | |
Vereine, Klubs | |
ehrenamtliche Tätigkeit | |
Gesellschaftsspiele | |
Körperliche Aktivitäten | Schwimmen |
Radfahren | |
Laufen/Joggen | |
Tanzen | |
Wandern | |
Fitnessstudio/Sportkurse | |
Spazierengehen | |
Yoga, PMR, Meditieren | |
Sauna | |
Bummeln gehen | |
Häusliche Aktivitäten | Garten/Balkonpflanzen |
um Tiere kümmern | |
Einkaufen | |
Kochen | |
Putzen, Bügeln |
Durchführung
Altersbereiche
Die RADL-ICF-Skala erfasst Freizeitaktivitäten erwachsener Menschen, bevorzugt unter den Lebensbedingungen in Industrienationen.
Durchführungszeit
Die Durchführung benötigt etwa 10 Minuten.
Bewertung
Mit der RADL-ICF-Skala liegt ein Verfahren vor, das den wesentlich zur psychischen und körperlichen Gesundheit beitragenden Aspekt der nicht-beruflichen, rekreativen und Freizeitaktivitäten erfasst. Die fünf Oberkategorien erlauben eine zusammenfassende fünfdimensionale Beschreibung. Es besteht ein direkter Bezug zum Kapitel "Aktivität und Partizipation" der ICF. Linden und Gehrke (2013) konnten zeigen, dass eine gezielte Förderung rekreativer Aktivitäten und ein Aktivitätsaufbau durch die Therapie den Patienten dabei unterstützen, seine eigenen Bedürfnisse sowie die Wichtigkeit und Wirksamkeit solcher Aktivitäten wahrzunehmen und den Transfer in den Alltag zu ermöglichen.
Erstmals publiziert in:
Otto, J. & Linden, M. (2017). Regeneration orientation is better than resistence orientation in behavior activation. Results from an intervention study with psychosomatic patients. Psychiatria Danubina, 29 (2), 201-206.
Literatur
Klyczek, J. P., Bauer-Yox, N. & Fiedler, R. C. (1997). The Interest Checklist: A factor analysis. American Journal of Occupational Therapy, 51 (10), 815-823.
Lewinsohn, P. M. & Libet, J. (1972). Pleasant events, activity schedules, and depressions. Journal of Abnormal Psychology, 79 (3), 291-295.
Linden, M. & Gehrke, G. (2013). Therapieziele und Therapieoptionen einer verhaltenstherapeutisch orientierten Ergotherapie. Verhaltenstherapie, 23 (1), 6-11. https://doi.org/10.1159/000348596 PSYNDEX Dok.-Nr. 0264187
Linden, M., Gehrke, G. & Geiselmann, B. (2009). Profiles of recreational activities of daily living (RADL) in patients with mental disorders. Psychiatria Danubina, 21 (4), 490-496.
Matsutsuyu, J. S. (1969). The Interest Check List. The American Journal of Occupational Therapy, 23 (4), 323-328.
Otto, J. & Linden, M. (2017). Regeneration orientation is better than resistence orientation in behavior activation. Results from an intervention study with psychosomatic patients. Psychiatria Danubina, 29 (2), 201-206. [English items included p. 204]
Rogers, J. C., Weinstein, J. M. & Figone, J. J. (1978). The Interest Check List: an empirical assessment. The American Journal of Occupational Therapy, 32 (10), 628-630.
Viehhauser, R. (2000). Förderung salutogener Ressourcen. Entwicklung und Evaluation eines gesundheitspsychologischen Trainingsprogramms. Regensburg: Roderer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0140524
World Health Organization (WHO). (Ed). (2001). International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF). Geneva: WHO.
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Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Prof. Dr. Michael Linden, Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation, Rehabilitationszentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung, Lichterfelder Allee 55, D-14513 Teltow