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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
BoBi
Bochumer Bindungsfragebogen
Kurzabstract
Der BoBi stellt die deutsche Adaptation des Fragebogens Experiences in Close Relationships (ECR; Brennan, Clark & Shaver, 1998) dar, welcher auf der Grundlage bindungstheoretischer Annahmen entwickelt wurde. Die in diesen beiden Fragebogen verfolgte dimensionale Messung der partnerschaftlichen Bindung baut auf dem Modell der Bindungsstile auf, das von Ainsworth et al. (1978) zur Beschreibung unterschiedlicher Qualitäten von Eltern-Kind-Bindungen entwickelt wurde. Nach Hazan und Shaver (1987) kann das Modell auch auf partnerschaftliche Bindungen im Erwachsenenalter angewendet werden. Der BoBi erfasst die Selbsteinschätzung der partnerschaftlichen Bindung entlang der beiden Dimensionen "Vermeidung" und "Angst" mit jeweils 18 Items. Reliabilität: Cronbachs Alpha lag bei Alpha = .81-.91. Validität: Faktorenanalytische Untersuchungen verweisen auf eine sehr gute faktorielle Validität der beiden Skalen. Ferner konnte gezeigt werden, dass Vermeidung und Angst in unterschiedlicher Höhe mit Konstrukten wie Liebesstilen, Selbstwert und Selbstkonstruktion korrelieren, was für die diskriminante Validität der zwei BoBi-Skalen spricht. Da Zusammenhänge der Skalen mit Außenkriterien gefunden wurden, kann auch die Kriteriumsvalidität als gegeben angesehen werden. Insgesamt besitzt der Test eine hohe Konstruktvalidität.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: BoBi. Bochumer Bindungsfragebogen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005701
Zitierung
Neumann, E., Rohmann, E. & Bierhoff, H.-W. (2012). BoBi. Bochumer Bindungsfragebogen [Verfahrensdokumentation, Fragebogenversion für Männer und Frauen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4538
Kurzinformationen
Kurzname BoBi
Engl. Name Experiences in Close Relationships - German version
Autoren Neumann, E., Rohmann, E., Bierhoff, H.-W.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2012
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Paare, Partnerbeziehungen, Bindungsverhalten, Bindungsstörungen, Liebe, Zuneigung
Sprachversionen deu
Konstrukt Bindungsstile (Ainsworth et al., 1978)
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 36 Items
Subskalen (1) Vermeidung, (2) Angst
Durchführungszeit ca. 5-10 Min.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .81-.91.
Befunde zur faktoriellen, kriterienbezogenen und Konstruktvalidität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung, Psychotherapie
Diagnostische Zielsetzung
Der Bochumer Bindungsfragebogen erfasst die Selbsteinschätzung der partnerschaftlichen Bindung entlang der beiden Dimensionen "Vermeidung" und "Angst". Bindungsvermeidung ist dabei charakterisiert durch ein Unbehagen in Situationen von emotionaler Nähe zum Partner, so dass Nähe weitgehend vermieden wird. Bindungsangst zeichnet sich durch eine starke gedankliche Beschäftigung mit der Partnerschaft und dem Gefühl aus, vom Partner nicht genügend geliebt und beachtet zu werden. Die beiden Skalen erwiesen sich als unabhängig voneinander (Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007). Der BoBi kann sowohl in Stichproben aus der Normalbevölkerung als auch in klinischen Stichproben eingesetzt werden.
Aufbau
Der Fragebogen besteht aus den beiden Skalen Vermeidung und Angst mit jeweils 18 Items. Die Items mit ungeradem Rangplatz im Fragebogen bilden die Skala Vermeidung, Items mit geradem Rangplatz die Skala Angst. Die Items werden auf einer siebenstufigen Urteilsskala beantwortet, wobei höhere Werte eine größere Zustimmung bedeuten. Die Endpunkte der Skala werden mit "stimmt überhaupt nicht" und "stimmt voll und ganz" gekennzeichnet. Zur Verminderung von Urteilstendenzen sind einige Items beider Skalen (Items 3, 15, 19, 22, 25, 27, 29, 31, 33, 35) invertiert. Die jeweiligen Skalenwerte ergeben sich als arithmetisches Mittel der Itemrohwerte.
Grundlagen und Konstruktion
Der BoBi stellt die deutsche Adaptation des Fragebogens "Experiences in Close Relationships" (ECR) von Brennan, Clark und Shaver (1998) dar, welcher auf der Grundlage bindungstheoretischer Annahmen entwickelt wurde (Mikulincer & Shaver, 2007). Die in diesen beiden Fragebogen verfolgte dimensionale Messung der partnerschaftlichen Bindung baut auf dem Modell der Bindungsstile auf, das von Ainsworth, Blehar, Waters und Wall (1978) zur Beschreibung unterschiedlicher Qualitäten von Eltern-Kind-Bindungen entwickelt wurde. Nach Hazan und Shaver (1987) kann das Modell auch auf partnerschaftliche Bindungen im Erwachsenenalter angewendet werden. Der ECR wurde ins Deutsche übersetzt und von einer studentischen Ausgangsstichprobe (n = 435) sowie von einer klinischen Stichprobe, bestehend aus ambulanten Psychotherapiepatienten (n = 178), bearbeitet. In Faktorenanalysen mit der Vorgabe von zwei Komponenten und einer Varimaxrotation konnte die angenommene zweifaktorielle Struktur bestätigt werden.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: In einer Untersuchung zur Bestimmung der Reliabilität des Tests (Neumann et al., 2007) wurden sehr hohe interne Konsistenzen festgestellt. Für die Skala Angst lagen die Werte für Cronbachs Alpha bei Alpha = .88 bis .91, für die Skala Vermeidung bei Alpha = .85 bis .89. In einer anderen Studie ergaben sich ähnliche interne Konsistenzen von Alpha =.86 und Alpha = .85 für Angst und Vermeidung (Rohmann, Neumann, Herner & Bierhoff, 2011). In einer weiteren Studie von Quirin, Pruessner und Kuhl (2008) fanden sich ebenfalls gute Werte der internen Konsistenz: für Angst .84 und für Vermeidung .81.
Validität: Faktorenanalytische Untersuchungen verweisen auf eine sehr gute faktorielle Validität der beiden Skalen (Neumann et al., 2007). Ferner konnte gezeigt werden, dass Vermeidung und Angst in unterschiedlicher Höhe mit Konstrukten wie Liebesstilen, Selbstwert und Selbstkonstruktion korrelieren, was für die diskriminative Validität der zwei BoBi-Skalen spricht. Da Zusammenhänge der Skalen mit Außenkriterien gefunden wurden, kann auch die Kriteriumsvalidität als gegeben angesehen werden. Insgesamt besitzt der Test eine hohe Konstruktvalidität.
Normen: Normwerte liegen nicht vor.
Testkonzept
Items
Im Folgenden werden die Items des BoBi aufgeführt.
1) Ich zeige einem Partner nicht gern, wie es tief in mir aussieht.
2) Ich mache mir Gedanken darüber, dass ich verlassen werden könnte.
3) Ich fühle mich sehr wohl, wenn ich einem Partner nahe bin.
4) Ich mache mir sehr viele Gedanken über meine Beziehungen.
5) Immer dann, wenn mein Partner mir sehr nahe kommt, ziehe ich mich zurück.
6) Ich mache mir Gedanken darüber, dass mein Partner sich nicht so um mich kümmert wie ich mich um ihn.
7) Ich fühle mich unwohl, wenn mein Partner mir sehr nahe sein will.
8) Ich mache mir sehr oft Gedanken darüber, dass ich meinen Partner verlieren könnte.
9) Ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn ich mich einem Partner gegenüber öffnen soll.
10) Ich wünsche mir oft, dass die Gefühle meines Partners für mich genau so stark wären wie meine Gefühle für ihn.
11) Ich möchte meinem Partner nahe sein, halte mich aber trotzdem zurück.
12) Ich will mit einem Partner vollkommen verschmelzen, und das schreckt andere manchmal ab.
13) Ich werde nervös, wenn ein Partner mir zu nahe kommt.
14) Ich mache mir oft Gedanken über das Alleinsein.
15) Ich fühle mich wohl dabei, wenn ich meine innersten Gedanken und Gefühle mit meinem Partner teilen kann.
16) Mein Verlangen nach Nähe schreckt andere Menschen manchmal ab.
17) Ich versuche zu vermeiden, meinem Partner zu nahe zu kommen.
18) Ich brauche die Bestätigung, dass mein Partner mich liebt.
19) Es fällt mir relativ leicht, meinem Partner nahe zu kommen.
20) Manchmal merke ich, dass ich meinen Partner dränge, mehr Gefühl und Verbindlichkeit zu zeigen.
21) Ich habe Schwierigkeiten damit zuzulassen, von einem Partner abhängig zu sein.
22) Ich mache mir kaum Gedanken darüber, dass ich verlassen werden könnte.
23) Ich bin einem Partner nicht gern zu nahe.
24) Wenn ich es nicht schaffe, das Interesse meines Partners auf mich zu ziehen, rege ich mich auf oder werde ärgerlich.
25) Ich rede mit meinem Partner über fast alles.
26) Ich finde, mein Partner will nicht so viel Nähe wie ich.
27) Ich bespreche meine Sorgen und Probleme meistens mit meinem Partner.
28) Wenn ich keine Beziehung habe, fühle ich mich irgendwie ängstlich und unsicher.
29) Ich fühle mich wohl, wenn ich von einem Partner abhängig bin.
30) Es frustriert mich, wenn mein Partner nicht so oft bei mir ist, wie ich es will.
31) Es fällt mir nicht schwer, einen Partner um Trost, Hilfe oder einen Rat zu bitten.
32) Es frustriert mich, wenn ich gern einen Partner hätte und niemand da ist.
33) Es hilft mir, mich an meinen Partner zu wenden, wenn ich es brauche.
34) Wenn ein Partner eine negative Meinung über mich hat, geht es mir richtig schlecht.
35) Ich wende mich oft an meinen Partner, zum Beispiel wenn ich Trost und Bestätigung brauche.
36) Es ärgert mich, wenn mein Partner Zeit ohne mich verbringt.
Durchführung
Altersbereiche
Der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi) kann von Erwachsenen bearbeitet werden.
Durchführungszeit
Der BoBi mit 36 Items kann schnell bearbeitet werden.
Bewertung
Der BoBi stellt ein valides Instrument zur Erfassung der partnerschaftlichen Bindung auf Basis der zwei unabhängigen Dimensionen Vermeidung und Angst dar. Mit seinen 36 Items handelt es sich um einen ökonomischen Test, der schnell bearbeitet werden kann. Der BoBi ist für den Einsatz in unterschiedlichen Populationen geeignet: Er kann sowohl in Stichproben aus der Normalbevölkerung als auch in klinischen Stichproben Anwendung finden. Durch seine Übereinstimmung mit dem englischsprachigen Fragebogen "Experiences in Close Relationships" (ECR) hat der BoBi den Vorteil der internationalen Vergleichbarkeit: Studien mit dem BoBi können mit Arbeiten verglichen werden, in denen der ECR eingesetzt wurde. Der BoBi hat sich genauso wie der ECR in Forschung und Praxis sehr gut bewährt.
Erstmals publiziert in:
Neumann, E., Rohmann, E. & Bierhoff, H.-W. (2007). Entwicklung und Validierung von Skalen zur Erfassung von Vermeidung und Angst in Partnerschaften. Der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi). Diagnostica, 53 (1), 33-47. PSYNDEX Dok.-Nr. 0194411
Literatur
Ainsworth, M., Blehar, M., Waters, E. & Wall, S. (1978). Patterns of attachment. A psychological study of the Strange Situation. Hillsdale, NJ: Erlbaum.
Brennan, K., Clark, C. & Shaver, P. (1998). Self-report measurement of adult attachment. An integrative overview. In J. Simpson & W. Rholes (Eds.), Attachment theory and close relationships (pp. 46-76). New York, NY: Guilford.
Hazan, C. & Shaver, P. R. (1987). Romantic love conceptualized as an attachment process. Journal of Personality and Social Psychology, 52, 511-524.
Mikulincer, M. & Shaver, P. R. (2007). Attachment in adulthood. New York, NY: Guilford.
Neumann, E., Rohmann, E. & Bierhoff, H. W. (2007). Entwicklung und Validierung von Skalen zur Erfassung von Vermeidung und Angst in Partnerschaften. Der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi). Diagnostica, 53 (1), 33-47. PSYNDEX Dok.-Nr. 0194411
Quirin, M., Pruessner, J. C. & Kuhl, J. (2008). HPA system regulation and adult attachment anxiety: Individual differences in reactive and awakening cortisol. Psychoneuroendocrinology, 33, 581-590.
Rohmann, E., Neumann, E., Herner, M. & Bierhoff, H. W. (2011). Grandiose and vulnerable narcissism: Self-construal, attachment and love in romantic relationships. European Psychologist, Advance online publication. (DOI: 10.1027/1016-9040/a000100) PSYNDEX Dok.-Nr. 0301016
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Brennan, K. A., Clark, C. L. & Shaver, P. R. (1998). Self-report measures of adult attachment: An integrative overview. In J. A. Simpson & W.S. Rholes (Eds.), Attachment theory and close relationships (pp. 46-76). New York: Guilford.
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Kontaktdaten
Dr. phil. Eva Neumann, Dipl.-Psych., Heinrich-Heine-Universität, Department for Psychosomatic Medicine and Psychotherapy, Bergische Landstraße 2, D-40629 Düsseldorf
Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, Emeritus, Fakultät für Psychologie, Sozialpsychologie, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, D-44801 Bochum
Priv.-Doz. Dr. Elkę Rohmann, Ruhr-Universität Bochum, Abteilung Sozialpsychologie, IB 4/61, Postfach 35, Universitätsstraße 150, D-44801 Bochum