Testinstrumente sortiert
Ansprechpartnerin
Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
+49 (0)651 201-4934 (Mi-Do vormittags)
guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
FTPS
Fragebogen zu Teamwork und Patientensicherheit
Kurzabstract
Der FTPS ist die deutsche Übertragung des englischsprachigen Safety Attitudes Questionnaire (SAQ; Sexton et al., 2006), der seinerseits über mehrere Zwischenschritte aus einem korrespondierenden Instrument für Beschäftigte in der Luftfahrt abgeleitet wurde (Flight Management Attitudes Questionnaire). Mit dem FTPS werden Einstellungen von Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeitern zu Aspekten der Arbeitssituation untersucht, welche für die Patientensicherheit relevant sind. Er umfasst 27 Aussagen auf vier Subskalen: (1) Umgang mit Fehlern (k = 10), (2) Leitung (k = 5), (3) Kooperation (k = 6) und (4) Kommunikation (k = 6). Reliabilität: Als interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) ergaben sich Alpha-Werte von Alpha = .63-.83 für die Skalen. Validität: Um erste Validitätshinweise zu gewinnen, wurden für alle Befragten die Faktorwerte auf die vier Faktoren der Hauptkomponentenanalyse berechnet und die Werte wurden für jede der befragten Berufsgruppen gemittelt. Varianzanalytische Vergleiche ergaben auf drei der vier Faktoren (ausgenommen "Leitung") bedeutsame Gruppenunterschiede. Diese ließen sich in einer Nachbesprechung plausibel durch Gegebenheiten im Arbeitsalltag der einzelnen Berufsgruppen erklären, z. B. durch ein besonders gutes Arbeitsklima innerhalb einer Gruppe bzw. die unterschiedliche wahrgenommene Wertschätzung durch andere Berufsgruppen.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: FTPS. Fragebogen zu Teamwork und Patientensicherheit. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005938
Zitierung
Salem, I., Renner, W. & Schwarz, N. (2012). FTPS. Fragebogen zu Teamwork und Patientensicherheit [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6538
Kurzinformationen
Kurzname FTPS
Engl. Name Safety Attitudes Questionnaire - German version
Autoren Salem, I., Renner, W., Schwarz, N.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2012
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Evaluation, Medizinisches Personal, Krankenhausumfeld, Beruflicher Stress, Arbeitsbelastung, Behandlungsplanung, Arbeitsbedingungen
Sprachversionen deu
Konstrukt Teamwork & Patientensicherheit
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 27 Items
Subskalen (1) Umgang mit Fehlern, (2) Leitung, (3) Kooperation, (4) Kommunikation
Durchführungszeit ca. 10 Min.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenze: Cronbachs Alpha = .63-.83.
Befunde zur Faktorenstruktur und Gruppenunterschieden.
Keine.
Anwendungsbereich Praxis, Organisationsforschung
Diagnostische Zielsetzung
Mit dem FTPS werden Einstellungen von Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeitern zu Aspekten der Arbeitssituation untersucht, welche für die Patientensicherheit relevant sind. Der Fragebogen kann in Studien zur Organisationsforschung verwendet werden.
Aufbau
Der Fragebogen liegt im Paper-and-Pencil-Format vor. Er umfasst 27 Aussagen, die sich auf Aspekte der Zusammenarbeit im Team sowie der Patientensicherheit innerhalb der Institution beziehen. Die Aussagen sind auf einer fünfstufigen Likert-Skala von "stimmt völlig (trifft immer zu)" bis "stimmt sicher nicht (trifft nie zu)" zu beurteilen. Die Antworten werden mit Werten von 5 bis 1 kodiert (die Items 2, 6, 18 und 23 sind negativ gepolt und daher zu rekodieren). Sie werden zu vier Subskalen verrechnet, deren Werte sich durch Bildung des arithmetischen Mittels der zugehörigen Items ergeben:
- Skala 1 "Umgang mit Fehlern" (k = 10; Items 2R, 3, 5, 6R, 17, 19, 20, 21, 22, 23R; z.B. "Mit Fehlern wird in unserer Klinik angemessen umgegangen");
- Skala 2 "Leitung" (k = 5; Items 16, 24, 25, 26, 27; z.B. "Der Leitung der Klinik ist es wichtig, dass in unserem Betrieb der Patientensicherheit höchste Aufmerksamkeit gewidmet wird");
- Skala 3 "Kooperation" (k = 6; Items 1, 4, 7, 12, 13, 15; z.B. "Ich bin mit der Zusammenarbeit zwischen mir und den ÄrztInnen dieser Klinik zufrieden");
- Skala 4 "Kommunikation" (k = 6; Items 8, 9, 10, 11, 14, 18R; z.B. "Wichtige Dinge werden bei der Dienstübergabe verständlich und verlässlich kommuniziert").
Grundlagen und Konstruktion
Bei dem FTPS handelt es sich um die deutsche Übertragung des englischsprachigen "Safety Attitudes Questionnaire" (SAQ; Sexton et al., 2006), der seinerseits über mehrere Zwischenschritte aus einem korrespondierenden Instrument für Beschäftigte in der Luftfahrt abgeleitet wurde (Flight Management Attitudes Questionnaire; Helmreich, Merritt, Sherman, Gregorich & Wiener, 1993). Den konzeptuellen Ausgangspunkt des Verfahrens bildete die Beobachtung, dass sog. "Kunstfehler" im medizinisch-pflegerischen Kontext oftmals nicht auf individuelle Nachlässigkeit zurückgehen, sondern auf unzureichende Funktionsweisen des Gesamtsystems, einschließlich seiner Kommunikationsstrukturen. Um die Patientensicherheit zu erhöhen und zugleich die involvierten Berufsgruppen zu schützen, bedarf es folglich der Entwicklung von Erhebungsmethoden wie des SAQ, mit deren Hilfe problembehaftete Organisationsmerkmale aufgedeckt werden können.
Die psychometrische Konstruktion des FTPS erfolgte faktorenanalytisch nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Der SAQ wurde ins Deutsche übersetzt und von N = 186 Mitarbeitern eines österreichischen Krankenhauses bearbeitet (n = 119 Frauen, n = 45 Männer, n = 22 ohne Angabe zum Geschlecht). Die Probanden gehörten verschiedenen Berufsgruppen an, die mit Patienten unmittelbar Kontakt haben, z.B. Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Röntgenassistenten (vgl. Salem et al., 2008). In einer Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation erschienen eine Vier- oder eine Sechsfaktorenlösung möglich; aus inhaltlichen Gründen wurde die Vierfaktorenlösung gegenüber der für das Original gewählten Sechsfaktorenlösung (Sexton et al., 2006) präferiert. Jedes Item wurde demjenigen Faktor zugewiesen, auf dem es in der rotierten Komponentenmatrix die höchste Ladung zeigte. Alle Items luden mindestens mit einem Betrag von a = .40 auf dem korrespondierenden Faktor. Angaben zu den Trennschärfen und Skaleninterkorrelationen liegen nicht vor.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: In der Konstruktionsstichprobe ergaben sich als interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) für "Umgang mit Fehlern" Alpha = .83, für "Leitung" Alpha = .81, für "Kooperation" Alpha = .71 und für "Kommunikation" Alpha = .63.
Validität: Um erste Validitätshinweise zu gewinnen, wurden für alle Befragten die Faktorwerte auf die vier Faktoren der Hauptkomponentenanalyse berechnet und die Werte wurden für jede der befragten Berufsgruppen gemittelt. Varianzanalytische Vergleiche ergaben auf drei der vier Faktoren (ausgenommen "Leitung") bedeutsame Gruppenunterschiede. Diese ließen sich in einer Nachbesprechung plausibel durch Gegebenheiten im Arbeitsalltag der einzelnen Berufsgruppen erklären, z.B. durch ein besonders gutes Arbeitsklima innerhalb einer Gruppe bzw. die unterschiedliche wahrgenommene Wertschätzung durch andere Berufsgruppen.
Normen: Normwerte liegen nicht vor.
Testkonzept
Items
Teamwork & Patientensicherheits- Fragebogen
- In diesem Haus werden Kommentare und Vorschläge die von Krankenschwestern kommen berücksichtigt.
- Es ist schwierig an meiner Abteilung Bedenken zu Fragen der pflegerischen oder medizinischen Behandlung zu äußern.
- Entscheidungen werden unter Einbezug aller Betroffenen getroffen.
- ÄrztInnen, Schwestern und andere Berufsgruppen sind hier ein gut eingespieltes Team.
- Unstimmigkeiten werden angemessen ausgeräumt (nicht "wer hat Recht", sondern "was ist die beste Lösung für den Patienten").
- Ich kann über Unstimmigkeiten häufig nicht mit den verantwortlichen ÄrztInnen sprechen.
- Wenn man sich bei etwas nicht auskennt, kann man jederzeit dazu Fragen stellen.
- Ich werde von KollegInnen bei der Pflege/Behandlung von PatientInnen unterstützt, falls ich Hilfe brauche.
- Ich kenne Vor- und Nachnamen aller MitarbeiterInnen, mit denen ich gestern im Dienst war.
- Wichtige Dinge werden bei der Dienstübergabe verlässlich und verständlich kommuniziert
- Die Berichte bei der Dienstübergabe (um auf mögliche Gefahren aufmerksam zu machen) sind für die Sicherheit der PatientInnen wichtig.
- Besprechungen finden bei uns regelmäßig statt.
- Ich bin mit der Zusammenarbeit zwischen mir und den ÄrztInnen dieser Klinik zufrieden.
- Ich bin mit der Zusammenarbeit zwischen mir und dem Pflegepersonal dieser Klinik zufrieden.
- Unser Personalstand ist immer ausreichend, um alle PatientInnen gut zu versorgen.
- Ich würde mich in dieser Klinik als PatientIn gut und sicher aufgehoben fühlen.
- KollegInnen ermutigen mich dazu, Bedenken zur Patientensicherheit zu melden.
- Manche MitarbeiterInnen setzen sich öfter über Regeln oder Richtlinien hinweg, die in ihrem Arbeitsbereich gelten (Hygiene, Behandlungsvorschriften).
- Die Atmosphäre in dieser Klinik hilft dem Einzelnen aus den Fehlern Anderer lernen zu können.
- Ich bekomme konstruktives Feedback zu meiner Arbeitsleistung.
- Mit Fehlern wird in unserer Klinik angemessen umgegangen.
- Ich wüsste, an wen ich mich mit eventuellen Bedenken über die Sicherheit der PatientInnen wenden könnte.
- Es ist bei uns schwierig über begangene Fehler zu sprechen.
- Die Führung des Hauses gefährdet niemals wissentlich die Patientensicherheit.
- Diese Klinik richtet heute mehr Augenmerk auf Patientensicherheit als noch vor einem Jahr.
- Der Leitung der Klinik ist es wichtig, dass in unserem Betrieb der Patientensicherheit höchste Aufmerksamkeit gewidmet wird.
- Vorschläge, die zu einer höheren Patientensicherheit beitragen würden, würden von der Leitung des Hauses umgesetzt werden.
Durchführung
Altersbereiche
Der Fragebogen zu Teamwork und Patientensicherheit (FTPS; Salem, Renner & Schwarz, 2008) kann von Erwachsenen bearbeitet werden.
Durchführungszeit
Die Bearbeitung des Fragebogens beansprucht etwa 10 Minuten.
Bewertung
Die Befunde der Pilotstudie von Salem et al. (2008) weisen den FTPS als einen vielversprechenden Versuch aus, in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen solche Einstellungen zur Arbeitssituation zu erfassen, die für die Patientensicherheit relevant sind. Die Reliabilitätskennwerte der Skalen sind akzeptabel bis gut, als erste Validitätshinweise können die ermittelten systematischen Unterschiede zwischen Berufsgruppen gelten. In Studien, die der Weiterentwicklung und Validierung des Fragebogens dienen, sollte jedoch eine Antwortkategorie "trifft nicht zu" ergänzt werden, da manche Items nicht für alle Berufsgruppen relevant sind (Salem et al., 2008).
Erstmals publiziert in:
Salem, I., Renner, W. & Schwarz, N. (2008). Der Fragebogen zu Teamwork und Patientensicherheit - FTPS (Safety Attitudes Questionnaire - deutsche Version). Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 21 (79), 70-76. PSYNDEX Dok.-Nr. 0206339
Literatur
Helmreich, R.L., Merritt, A.C., Sherman, P.J., Gregorich, S.E. & Wiener, E.L. (1993). The Flight Management Attitudes Questionnaire (FMAQ) (NASA/UT/FAA Technical Report 93-4). Austin, TX: The University of Texas.
Salem, I., Renner, W. & Schwarz, N. (2008). Der Fragebogen zu Teamwork und Patientensicherheit - FTPS (Safety Attitudes Questionnaire - deutsche Version). Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 79, 70-76. PSYNDEX Dok.-Nr. 0206339
Sexton, J.B., Helmreich, R.L., Neilands, T.B., Rowan, K., Vella, K., Boyden, J., Roberts, P.R. & Thomas, E.J. (2006). The Safety Attitudes Questionnaire: Psychometric properties, benchmarking data, and emerging research. BMC Health Services Research, 6 (44). Online verfügbar unter: http://www.biomedcentral.com/content/pdf/1472-6963-6-44.pdf (Datum des Zugriffs: 31.01.2012).
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Sexton, J.B., Helmreich, R.L., Neilands, T.B., Rowan, K., Vella, K., Boyden, J., Roberts, P.R. & Thomas, E.J. (2006). The Safety Attitudes Questionnaire: Psychometric properties, benchmarking data, and emerging research. BMC Health Services Research, 6, 44-54. https://doi.org/10.1186/1472-6963-6-44
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Mag. Dr. Ingrid Evelyne Salem, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Psychologie, Abteilung Psychologische Diagnostik, Universitätsstraße 65-67, A-9020 Klagenfurt, Österreich
Univ.-Prof. Dr. Walter Renner †, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Psychologie, Universitätsstraße 65-67, A-9020 Klagenfurt, Österreich
Prim. i.R. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Nikolaus Schwarz, Emeritus, Emeritus, Unfallchirurgie, Unfallkrankenhaus, A-9020 Klagenfurt am Wörthersee, Österreich