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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
SEA
Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit
Kurzabstract
Die SEA erfasst mit 20 Items die Dimension Arbeitssucht in differenzierter Form. Im Jahre 1971 prägt Oates den Begriff "Workaholism"</span"> (deutsch: Arbeitssucht) in Anlehnung an den Ausdruck "Alcoholism". Als Arbeitssüchtigen definiert er einen Menschen, der den unaufhörlichen Drang oder Zwang hat, ständig arbeiten zu müssen. Reliabilität: Berechnet wurden Alpha nach Cronbach (Alpha = .87), die Split-half-</span">Reliabilität nach Spearman-Brown (rtt = .71) und die Retestreliabilität (rtt = .92). Validität: Inhaltlich-logische Validität ergibt sich aus dem Konstruktionszusammenhang. Normen: Es liegen sowohl T-Werte als auch Prozentrangwerte vor.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SEA. Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9003937
Zitierung
Bühler, K.-E. & Schneider, C. (1999). SEA. Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4506
Kurzinformationen
Kurzname SEA
Engl. Name Work Orientation Scale
Autoren Bühler, K.-E., Schneider, C.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 1999
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Arbeitssucht, Persönlichkeitsmerkmale, Einstellungen zur Arbeit, Arbeitnehmermerkmale, Therapie
Sprachversionen deu
Konstrukt Arbeitssucht (Oates, 1971)
Altersbereich ab 18 Jahre
Itemzahl 20 Items
Subskalen Keine; Arbeitssucht
Durchführungszeit ca. 8 Min.
Auswertungsdauer ca. 5 Min.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .87, Split-half-Reliabilität: rtt = .71 (nach Spearman-Brown). Retestreliabilität: rtt = .92.
Inhaltlich-logische Validität
N = 263; Referenzdaten: T-Werte und Prozentrangwerte
Anwendungsbereich Differentialdiagnostik, Therapie, Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die Skala erfasst die Dimension Arbeitssucht in differenzierter Form und kann sowohl bei differentialdiagnostischen und -therapeutischen Fragestellungen als auch zu Forschungszwecken benutzt werden.
Aufbau
Der Fragebogen besteht aus 20 Items, die die beiden Antwortmöglichkeiten "JA" (Punktwert 1) und "NEIN" (Punktwert 0) zulassen ("forced-choice"). Die symptomatischen Items der Skala werden bei der Testauswertung addiert.
Grundlagen und Konstruktion
Im Jahre 1971 prägt Oates den Begriff "workaholism" (deutsch: Arbeitssucht) in Anlehnung an den Ausdruck "alcoholism". Als Arbeitssüchtigen definiert er einen Menschen, der den unaufhörlichen Drang oder Zwang hat, ständig arbeiten zu müssen. Das Verfahren basiert auf den Ergebnissen einer Studie von Stecher (1997), in der die Dimension Zielgerichtetheit untersucht wurde und in der bei der Skalenentwicklung neben den drei Faktoren Intrinsische Zielgerichtetheit, Rigide Zielgerichtetheit und Desorganisation noch ein weiterer homogener Faktor "Arbeitssucht" mit vier Items gefunden wurde. Neben den vier von Stecher (1997) gefundenen Items wurden für einen ersten Itempool 170 weitere Items aus der Literatur gebildet, und zwar zu den Bereichen Arbeit und Berufsleben, Freizeitgestaltung, Tageseinteilung und Planung, Zielsetzungen, Lebenseinstellungen und Ansichten, Flexibilität, Leistungsbereitschaft und Selbstwertgefühl. Anhand einer Stichprobe von 263 Probanden ließ sich faktorenanalytisch ein bedeutsamer Faktor extrahieren, der 20.51% der Gesamtvarianz erklärt. Beibehalten wurden schließlich nur Items mit einem Trennschärfekoeffizienten größer als .40.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Die mitgeteilten Ergebnisse beruhen auf der Konstruktionsstichprobe von 263 Personen. Reliabilität: Berechnet wurden Alpha nach Cronbach (.87), die Split-half-Reliabilität nach Spearman-Brown (.71) und die Retestreliabilität (.92). Validität: Inhaltlich-logische Validität ergibt sich aus dem Konstruktionszusammenhang. Normen: Es liegen sowohl T-Werte als auch Prozentrangwerte vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Stand der Forschung: Im Jahre 1971 prägte Oates den Begriff "workaholism" (deutsch: Arbeitssucht) in Anlehnung an den Ausdruck "alcoholism". Als Arbeitssüchtigen definierte er einen Menschen, der den unaufhörlichen Drang oder Zwang hat, ständig arbeiten zu müssen. Dieses exzessive Bedürfnis nimmt ein so hohes Maß an, dass sowohl seine Gesundheit und sein Wohlbefinden als auch seine privaten Beziehungen beeinträchtigt werden (Oates, 1971). Damit war ein Begriff geschaffen, der zum einen das unkontrollierte Bedürfnis nach Arbeit mit daraus resultierender hoher Arbeitseinbezogenheit zum Ausdruck brachte, gleichzeitig aber auch als zweite Komponente die Folgen dieses süchtigen Verhaltens integrierte. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff der Arbeitssucht von Mentzel im Jahre 1979 erstmals verwendet. Er verglich die Arbeitssucht insbesondere mit der Alkoholsucht und erkannte viele Parallelen. Darüber hinaus schuf er ein Konzept, in dem die absolut geleistete Arbeitsmenge des Arbeitssüchtigen gegenüber seiner Einstellung zur Arbeit in den Hintergrund rückt. Bei Arbeitssucht kann man daher, im Gegensatz zu vielen anderen Süchten, nicht aus der Intensität des Missbrauchs auf den Grad der Sucht schließen. Daher muss auch das Verhalten Arbeitssüchtiger gegenüber dem "normaler" Arbeiter und Vielarbeiter klar abgegrenzt werden. Arbeitssüchtige können ihre Arbeitsgewohnheiten nicht kontrollieren und haben im Gegensatz zu Vielarbeitern eine wesentlich schlechtere Balance zwischen Arbeit und Freizeit (Robinson, 1989). Grundsätzlich weist die Arbeitssucht mit vielen anderen Süchten vergleichbare Verhaltensweisen und Eigenschaften auf. Die Diagnose Arbeitssucht ist deshalb in dem Moment zu stellen, in welchem die drei klassischen Suchtkriterien (1) Kontrollverlust, (2) Dosissteigerung und (3) Entzugserscheinungen erfüllt werden (Wacker, 1987). Ursache der Arbeitssucht können eine extrem wettbewerbsorientierte Persönlichkeitsstruktur, Siegeswillen, Kontrollbedürfnis, mangelndes Selbstbewusstsein und arbeitssüchtige Eltern sein. Der Antrieb für außerordentliche Leistungen liegt somit in der eigenen Versagensangst einerseits und der Suche nach Erfolg und Anerkennung andererseits begründet. Daneben beinhaltet das Vielarbeiten die Möglichkeit, vor persönlichen Problemen und Intimität zu fliehen (Seybold & Salomone, 1994). Ein weiterer begünstigender Faktor für das Auftreten von arbeitssüchtigem Verhalten liegt in der ständigen Angst vor der eigenen Trägheit und Unzulänglichkeit, die zu einer Art "Selbstgeißelung" führt, d.h. eigene Wünsche und Genüsse werden verwehrt und durch vermehrtes Arbeiten kompensiert (Machlowitz, 1980). Entwicklungspsychologisch kann die Ursache der Arbeitssucht darin begründet sein, dass Eltern ihr Kind oft durch hohe Anforderungen zu einem zwanghaften Arbeitsstil erziehen. Entweder wünschen sie sich, dass das eigene Kind einmal das erreicht, wozu sie selber nicht imstande waren (z.B. Karriere zu machen), oder das Kind versucht, einen hart arbeitenden Elternteil zu imitieren (Minirth, Meier, Wichern & Brewer, 1985). Bei der Betrachtung der Folgen der Arbeitssucht muss zunächst zwischen den Auswirkungen für den Arbeitssüchtigen selbst sowie denen für die Gesellschaft im Allgemeinen unterschieden werden. Für den Betroffenen selbst stehen die Folgeerkrankungen der Arbeitssucht im Vordergrund. Als früheste Reaktion kommt es zu psychovegetativen Störungen, später folgen dann psychosomatische Beschwerden. Da es sich um eine progrediente Erkrankung handelt, können diese Folgekrankheiten im Extremfall bis zur Selbstzerstörung fortschreiten (Mentzel, 1979). Eine vergleichbare Folge arbeitssüchtigen Verhaltens wird auch als Burnout-Syndrom bezeichnet, worunter man einen Verbrauch physischer und psychischer Ressourcen nach einer Phase intensiver Anstrengung und Bemühung versteht. Typische Symptome des Burnout-Syndroms sind Frustration, Hilflosigkeit, Unzufriedenheit, Erschöpfung und Ineffizienz. In der Folge treten physische und psychische Erkrankungen (insbesondere Depressionen) auf (Cox, 1982). Arbeitssucht ist aber nicht nur als ein individuelles, sondern als ein die ganze Gesellschaft tangierendes Problem anzusehen, da arbeitssüchtiges Verhalten auch das soziale Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen etc.) betrifft, das mit den Auswirkungen eines solchen Arbeitsstil zurechtkommen muss (Fassel, 1990/1991). Selbst den Unternehmen, die Arbeitssüchtige beschäftigen, wird - obwohl Arbeitssüchtige enorm lang arbeiten - Schaden zugefügt, da die Effektivität dieses Arbeitsstils außerordentlich schlecht ist (Porter, 1996). Durch Delegationsunfähigkeit, Zwanghaftigkeit, Suchtverhalten etc. entstehen Schäden, die längst nicht durch das exzessive Vielarbeiten kompensiert werden können.
Testaufbau
Der Fragebogen besteht aus einem dichotomen "Papier-Bleistift-Test", der die beiden Antwortmöglichkeiten "Trifft nicht zu" (Punktwert 0) und "Trifft zu" (Punktwert 1) zulässt ("forced-choice"). Am Ende des Fragebogens erfolgt die Erhebung einiger soziodemographischer Daten (z.B. Alter, Geschlecht, Ausbildung etc.). Die insgesamt 20 Items sind einer Intervallskala "Arbeitssucht" zugeordnet.
Auswertungsmodus
Die symptomatischen Items der Skala werden bei der Testauswertung addiert.
Auswertungshilfen
Schablonen zur einfacheren und schnelleren Auswertung können problemlos selbst angefertigt werden.
Auswertungszeit
Die Auswertung beansprucht pro Fragebogen ca. 5 Minuten.
Itembeispiele
A01 Ich habe Mühe, mich zu entspannen und nichts zu tun.
A02 Um beruflich akzeptiert zu sein, bin ich bereit, viel zu arbeiten.
A03 Wenn ich untätig bin, habe ich ein Gefühl der Leere in mir.
Items
In Tabelle 1 werden (mit freundlicher Genehmigung der Autoren) die Itemformulierungen mit zugehörigen Trennschärfen (rit), Schwierigkeiten (P) und Kommunalitäten (h2) aufgeführt.
Tabelle 1
Itemformulierungen und Kennwerte
Itemformulierung | rit | P | h2 |
---|---|---|---|
A01 Ich habe Mühe, mich zu entspannen und nichts zu tun. | .55 | 23.8 | .35 |
A02 Um beruflich akzeptiert zu sein, bin ich bereit,viel zu arbeiten. | .52 | 46.6 | .27 |
A03 Wenn ich untätig bin, habe ich ein Gefühl der Leere in mir. | .51 | 23.2 | .29 |
A04 Es fällt mir schwer, von meiner Arbeit abzuschalten. | .51 | 25.6 | .31 |
A05 Ich habe das Bedürfnis, am Tag so viel zuschaffen, wie nur geht. | .50 | 48.1 | .26 |
A06 Es ist wichtig für mich, eine Aufgabe besser als andere zu erfüllen. | .49 | 43.8 | .25 |
A07 Ich denke sehr häufig an meine Arbeit (z.B. beim Einschlafen, Essen, ...). | .49 | 48.3 | .26 |
A08 Ich übernehme zusätzliche Arbeit, weil ich Angst habe, dass sie sonst nicht getan wird. | .48 | 22.5 | .25 |
A09 Ich verkürze meine Mittagspause, um länger arbeiten zu können. | .48 | 15.6 | .27 |
A10 Mein ganzer Lebensablauf orientiert sich an meiner Arbeit. | .48 | 24.0 | .27 |
A11 Ich arbeite auch, wenn ich eigentlich entspannen könnte. | .47 | 27.1 | .26 |
A12 Ich habe Angst, ein Versager zu sein, wenn ich nicht hart genug arbeite. | .47 | 15.6 | .25 |
A13 Manchmal betrachte ich mich selbst als arbeitssüchtig. | .47 | 13.7 | .25 |
A14 Meine Frau sagt, ich opfere mich zu sehr für meinen Beruf auf. | .47 | 20.1 | .27 |
A15 Ich bin innerlich fast immer mit meiner Arbeit beschäftigt. | .47 | 28.1 | .26 |
A16 Ich möchte beruflich mehr als meine Kollegenleisten. | .46 | 42.5 | .21 |
A17 Ich wache nachts auf und mache mir Gedanken über Probleme, die meine Arbeit betreffen. | .46 | 36.6 | .23 |
A18 Ich habe Gewissensbisse, wenn ich nicht arbeite. | .46 | 18.3 | .25 |
A19 Ich investiere mehr Energie, Zeit und Denken in meine Arbeit, als in meine Familie und Freunde. | .45 | 20.2 | .25 |
A20 Ich werde oft ungeduldig, weil meine Kollegen zu langsam arbeiten. | .45 | 38.5 | .21 |
Durchführung
Testformen
Es wurde nur eine Testform für Einzel- und Gruppentests entwickelt.
Altersbereiche
Das Verfahren kann bei Erwachsenen über 18 Jahren eingesetzt werden.
Durchführungszeit
Die Beantwortung des Fragebogens nimmt ca. 8 Minuten in Anspruch.
Material
Fragebogen und Schreibgerät.
Instruktion
Es liegt eine standardisierte Testanweisung vor, die den Items vorausgeht:
A N L E I T U N G Im folgenden Fragebogen finden Sie Aussagen über Ihre Ansichten, Interessen und Meinungen. Sie sollen bitte jeweils dahinter ankreuzen, ob Sie diesen Aussagen zustimmen ("JA" ankreuzen) oder nicht ("NEIN" ankreuzen). Es geht darum, Angaben über Ihre Berufsvorstellungen, Lebensansichten und Ihre eigene Person zu erhalten. Da jeder Mensch eine eigene Auffassung von sich und seinem Leben hat, gibt es keine falschen oder richtigen Antworten. Dieser Fragebogen ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn Sie die Aussagen ehrlich beantworten. Deswegen überlegen Sie bitte nicht zuerst, welche Antwort wohl den "besten Eindruck" macht, sondern beantworten die Aussagen so, wie es Ihrer Meinung nach zutrifft. Wenn es Schwierigkeiten gibt, eine Aussage zu beantworten, kreuzen Sie bitte trotzdem immer eine Antwort an, die am ehesten bei Ihnen zutrifft. Sie sollten nicht über einzelne Aussagen zu lange nachdenken, sondern die Antwort ankreuzen, die Ihnen als erstes in den Sinn kommt. Falls Sie sich beim Ankreuzen geirrt haben, machen Sie bitte einen Kreis um die nicht gültige Antwort, und kreuzen Sie die zutreffende Antwort an.
Durchführungsvoraussetzungen
Das Verfahren kann von Hilfskräften sowohl durchgeführt als auch ausgewertet werden.
Testkonstruktion
Zur Konstruktion des Primärfragebogens wurden neben den vier von Stecher (1997) gefundenen Items über Arbeitssucht noch 170 weitere aus der Literatur gebildet. Sie berücksichtigen vorwiegend die folgenden, sich zum Teil überschneidenden Bereiche:
- Arbeit und Berufsleben
- Freizeitgestaltung
- Tageseinteilung und Planung
- Zielsetzungen
- Lebenseinstellungen und Ansichten
- Flexibilität
- Leistungsbereitschaft
- Selbstwertgefühl.
Das befragte Kollektiv, das den Primärfragebogen (174 Items) beantwortete, setzte sich aus 263 Probanden zusammen, die per Zufallsprinzip aus der Normalbevölkerung ausgewählt wurden. Bei der nachfolgenden Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse), mit deren Hilfe die Ergebnisse ausgewertet wurden, ließ sich nach dem "Scree-Test" von Cattell (1966) ein bedeutsamer Faktor extrahieren. Aufgrund der Tatsache, dass dieser Faktor 20.51% der Gesamtvarianz erklärt und dem charakteristischen "Knick" der Eigenwertkurve, bedingt durch die geringe Varianzaufklärung weiterer Faktoren (alle unter 6.83%), wurde die Eindimensionalität des Phänomens Arbeitssucht gezeigt. Die Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse) ergab das in Tabelle 2 aufgeführte Faktorenmuster (Pattern Matrix). Mittels einer Itemanalyse konnten die Items nach dem Trennschärfekoeffizienten erneut nach einem noch strengeren Kriterium (rit < = .40) selektiert werden und es wurde die Skala "Arbeitssucht" gebildet: "Arbeitssucht" (20 Items) ist gekennzeichnet durch hohe Arbeitseinbezogenheit, die alle anderen Lebensbereiche dominiert, einhergehend mit Kontrollverlust über die Arbeitsmenge. Um zu überprüfen, ob man durch Ermitteln der Skalenwerte auch Rückschlüsse auf den Faktorwert ziehen kann und infolgedessen die symptomatischen Items zur einfachen Testauswertung lediglich addiert werden müssen, wurden alle Wertepaare miteinander korreliert. Hierbei fand sich ein Korrelationskoeffizient von .91. Da dieser Wert sehr hoch ist, lässt sich also der Faktorwert mittels des Skalenwertes in engen Grenzen voraussagen. Der Genauigkeitsverlust bei Reduktion der 173 Items des Primärfragebogens auf die 20 Items der Skala ist somit sehr gering und man kann mit dieser Skala die Ausprägung des Merkmals Arbeitssucht bei einer Person durch einfache Addition der zustimmenden Antworten quantifizieren.
Tabelle 2
Faktorladungen
Item | Faktorladung |
---|---|
A01 | .59 |
A02 | .52 |
A03 | .53 |
A04 | .55 |
A05 | .51 |
A06 | .50 |
A07 | .51 |
A08 | .50 |
A09 | .52 |
A10 | .52 |
A11 | .51 |
A12 | .50 |
A13 | .50 |
A14 | .52 |
A15 | .51 |
A16 | .46 |
A17 | .48 |
A18 | .50 |
A19 | .50 |
A20 | .45 |
Gütekriterien
Objektivität
Der Fragebogen zeigt optimale Objektivität in Bezug auf Ausführung und Auswertung.
Reliabilität
Die Reliabilität, charakterisiert durch den Koeffizient Alpha nach Cronbach (1951), die Split-half-Reliabilität nach Spearman-Brown und insbesondere die Retestreliabilität, ist recht hoch (siehe Tabelle 3 für testkritische Angaben zu der Skala). Um die allgemeine Gültigkeit der Skala mit der Unabhängigkeit von Alter und Geschlecht zu zeigen, wurden die Reliabilitätskoeffizienten außerdem getrennt für die Altersklassen und das Geschlecht bestimmt (siehe Tabellen 4 und 5).
Tabelle 3
Skalenkennwerte
Itemanzahl | 20 |
Mittelwert | 5.80 |
Standardabweichung | 4.68 |
Exzess | 0.48 |
Schiefe | 0.95 |
Reliabilität: | |
Cronbachs Alpha | .87 |
Split-half | .71 |
Test-Retest | .92 |
Tabelle 4
Reliabilität nach dem Alter
Gruppe | 1 | 2 | 3 | 4 |
---|---|---|---|---|
Alter | 17-25 | 26-40 | 41-55 | ab 56 |
Anzahl | 45 | 78 | 98 | 41 |
Prozent | 17.2 | 29.8 | 37.4 | 15.6 |
Mittelwert | 5.20 | 6.08 | 5.98 | 5.51 |
Standardabweichung | 4.28 | 5.00 | 4.55 | 4.91 |
Reliabilität | .86 | .89 | .85 | .89 |
Tabelle 5
Reliabilität nach dem Geschlecht
Geschlecht | männlich | weiblich |
---|---|---|
Anzahl | 140 | 123 |
Prozent | 53.2 | 46.8 |
Mittelwert | 5.90 | 5.68 |
Standardabweichung | 4.79 | 4.57 |
Reliabilität | .87 | .86 |
Validität
Inhaltlich-logische Validität ergibt sich aus dem Konstruktionszusammenhang.
Normierung
Das untersuchte Kollektiv von 263 Probanden wies keine signifikante Abweichung von der Normalbevölkerung auf. In der Reliabilitätsprüfung fanden sich weder signifikante Unterschiede bei den erreichten Mittelwerten noch bei den Reliabilitätskoeffizienten (siehe unter "Reliabilität"). Es liegen sowohl T-Werte als auch Prozentrangwerte vor (siehe Tabelle 6).
Tabelle 6
Normwerte der Skala
Skalenwert | Häufigkeit | Prozent | Prozentrang | T-Wert |
---|---|---|---|---|
0 | 25 | 9.5 | 9.5 | 38 |
1 | 27 | 10.3 | 19.8 | 40 |
2 | 24 | 9.1 | 28.9 | 42 |
3 | 21 | 8.0 | 36.9 | 44 |
4 | 26 | 9.9 | 46.8 | 46 |
5 | 23 | 8.7 | 55.5 | 48 |
6 | 20 | 7.6 | 63.1 | 50 |
7 | 19 | 7.2 | 70.3 | 53 |
8 | 12 | 4.6 | 74.9 | 55 |
9 | 12 | 4.6 | 79.5 | 57 |
10 | 12 | 4.6 | 84.0 | 59 |
11 | 10 | 3.8 | 87.8 | 61 |
12 | 10 | 3.8 | 91.6 | 63 |
13 | 2 | .8 | 92.4 | 65 |
14 | 4 | 1.5 | 93.9 | 68 |
15 | 2 | .8 | 94.7 | 70 |
16 | 5 | 1.9 | 96.6 | 72 |
17 | 1 | .4 | 97.0 | 74 |
18 | 2 | .8 | 97.7 | 76 |
19 | 4 | 1.5 | 99.2 | 78 |
20 | 2 | .8 | 100.0 | 80 |
Anwendungsmöglichkeiten
Die aus 20 Items bestehende Skala erfasst die Dimension Arbeitssucht in differenzierter Form. In Anwendung als Fragebogen kann sie daher sowohl bei differentialdiagnostischen und therapeutischen Fragestellungen als auch zu Forschungszwecken benutzt werden. Anwendungen finden sich bei Bühler und Eitel (2007, 2009), Bühler und Schneider (2001, 2002) sowie Schneider und Bühler (2001).
Bewertung
Der begrenzte Umfang der Skala ermöglicht eine auf der einen Seite schnelle und einfache, auf der anderen Seite aber doch differenzierte Erhebung der Dimension Arbeitssucht bei der Normalbevölkerung. Um jedoch eine vollständige biographische Typologisierung vornehmen zu können, bedarf es noch weiterer Fragebögen zu den Dimensionen Neurotizismus, Primärsozialisation und Zielgerichtetheit.
Erstmals publiziert in:
Bühler, K.-E. & Schneider, C. (1999). Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit. Marburg: Universität Marburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Literatur
Bühler, K.-E. & Eitel, I. (2007). Biographie und Persönlichkeit bei Depressiven, sonstigen psychiatrischen Patienten und nicht-klinischen Probanden. Nervenheilkunde, 26, 301-308.
Bühler, K.-E. & Eitel, I. (2009). Unterschiede in psychovulnerablen und psychoprotektiven Faktoren bei Depressiven Teil II: Persönlichkeit. Nervenheilkunde, 28, 907-912.
Bühler, K.-E. & Schneider, C. (2001). Die Arbeitssucht (Workaholism). Arbeitsmedizin, 36, 388-393.
Bühler, K.-E. & Schneider C. (2002). Arbeitssucht (Workaholism). Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie, 153, 245-250.
Cattell, R.B. (1966). The Scree-Test for the number of factors. Multivariate Behavioral Research, 1, 245-276.
Cox, D. (1982). The workaholic pattern and the experience of burnout - A correlative study. Dissertation, San Diego.
Cronbach, L.J. (1951). Coefficient alpha and the internal structure of tests. Psychometrika, 16, 297-334.
Fassel, D. (1990). Working ourselves to death. The high cost of workaholism and the rewards of recovery. San Francisco: Harper & Row (deutsche Übersetzung: Fassel, D., 1991: Wir arbeiten uns noch zu Tode - Die vielen Gesichter der Arbeitssucht. Kempten: Kösel).
Machlowitz, M.M. (1980). Workaholics - living with them, working with them. Reading: Addison Wesley.
Mentzel, G. (1979). Über die Arbeitssucht. Zeitschrift für psychosomatische Medizin und Psychoanalyse, 25, 115-127.
Minirth, F., Meier, P., Wichern, F. & Brewer, B. (1985). The workaholic and his family. Grand Rapids: Baker Book House.
Oates, W.E.: (1971). Confessions of a workaholic. Nashville: Abingdon Press.
Porter, G. (1996). Organizational impact of workaholism: Suggestions for researching the negative outcomes of excessive works. Journal of Occupational Health Psychology, 1, 70-84.
Robinson, B.E. (1989). Work addiction - hidden legacies of adult children. Deerfield Beach: Health Communications.
Schneider, C. & Bühler, K.-E. (2001). Arbeitssucht. Deutsches Ärzteblatt, 98, 463-465.
Seybold, K.C. & Salomone, P.R. (1994). Understanding workaholism: A review of causes and counseling approaches. Journal of Counseling & Development, 73, 4-9.
Stecher, J. (1997). Skalen für Zielgerichtetheit, Rigidität und Desorganisation. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Würzburg.
Wacker, A. (1987). Economic animals - Zur Psychologie der Arbeitssucht. Störfaktor, 1 (2), 49-64, 88. PSYNDEX Dok.-Nr. 0029007
Wichtige neuere Publikationen
Schneider, C. & Bühler, K.- E. (2014). Skala zur Erfassung von Arbeitssucht. Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen. Mannheim: GESIS. https://doi.org/10.6102/zis90
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