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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
SBB
Skala "Sportbezogene situative Barrieren"
Kurzabstract
Die Skala SBB bildet das Ausmaß ab, in dem sich eine Person durch zeitlich variable situative Bedingungen ("Barrieren") von ihrer Verhaltensabsicht abbringen lässt, Sport zu treiben. Krämer und Fuchs (2010) unterscheiden zwei Typen von Barrieren gegen das Sporttreiben: negative Konsequenzerwartungen und situative Barrieren. Mit 13 Items werden innere Zustände und umweltseitige Gegebenheiten, die eine Person vom Sporttreiben abhalten können, auf den Skalen (1) Psychosoziale Barrieren, (2) Körperliche Barrieren und (3) Gesamtskala "Sportbezogene situative Barrieren" beschrieben. Reliabilität: Die interne Konsistenz lag bei Cronbachs Alpha = .81 (Gesamtskala) bzw. Alpha = .74 bis Alpha = .82 (Subskalen). Validität: Es wurden hypothesenkonform moderate bzw. geringe Zusammenhänge der Subskalen mit einem Maß für negative Konsequenzerwartungen des Sporttreibens nachgewiesen. "Psychosoziale Barrieren" war zudem in mittlerer Höhe mit sportbezogenen Selbstwirksamkeitserwartungen (r = -.34), der Stärke der Intention, Sport zu treiben (r = -.30) sowie dem Umfang sportlicher Aktivitäten in den letzten vier Wochen (r = -.27) korreliert. Situative Barrieren eignen sich zur Vorhersage des wöchentlichen Sportpensums (prädiktiven Validität), wenn zuvor die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen kontrolliert wurden. Negative Konsequenzerwartungen und die Höhe der Selbstwirksamkeit zeigen einen prädiktiven Vorhersagewert auf.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SBB. Skala "Sportbezogene situative Barrieren". Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006378
Zitierung
Krämer, L. & Fuchs, R. (2012). SBB. Skala "Sportbezogene situative Barrieren" [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6573
Kurzinformationen
Kurzname SBB
Engl. Name Situational Barriers Scale in Physical Exercise
Autoren Krämer, L., Fuchs, R.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2012
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Sporttraining, Körperliche Befindlichkeit, Sportliche Aktivität
Sprachversionen deu
Konstrukt Barriere
Altersbereich 18-65 Jahre
Itemzahl 13 Items
Subskalen (1) Psychosoziale Barrieren, (2) Körperliche Barrieren, (3) Gesamtskala "Sportbezogene situative Barrieren"
Durchführungszeit ca. 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .81 (Gesamtskala), Alpha = .74-.82 (Subskalen).
Befunde zur konvergenten, diskriminanten und prädiktiven Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die Skala SBB bildet das Ausmaß ab, in dem sich eine Person durch zeitlich variable situative Bedingungen ("Barrieren") von ihrer Verhaltensabsicht abbringen lässt, Sport zu treiben (Krämer & Fuchs, 2010). Sie dient als Forschungsinstrument zur Untersuchung von motivationalen und volitionalen Prozessen im Rahmen rehabilitations-, gesundheits- und sportpsychologischer Fragestellungen. Die Skala kann gemeinsam mit der Skala "Sportbezogenes Barrierenmanagement" (Skala SBBM; Krämer & Fuchs, 2010; PSYNDEX-Tests Nr. 9006377) vorgegeben werden, die - ergänzend zu den Barrieren gegen das Sporttreiben - die Strategien erfassen, die eine Person zur Überwindung dieser Barrieren einsetzt.
Aufbau
Der Selbstbeurteilungsfragebogen liegt im Paper-and-Pencil-Format vor. 13 Items beschreiben innere Zustände und umweltseitige Gegebenheiten, die eine Person vom Sporttreiben abhalten können. Testpersonen haben auf einer vierstufigen Skala ("gar nicht", "etwas", "stark", "sehr stark") einzuschätzen, wie stark das jeweilige Hindernis bei ihnen wirksam ist. Die Antworten werden mit Werten von 1 bis 4 kodiert und können durch Bildung des arithmetischen Mittels der Items zu drei Skalenwerten aggregiert werden:
(1) Subskala "Psychosoziale Barrieren" (k = 10; Items 1, 2, 3, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 13; z.B. "Ich bin müde", "Ich bin im Stress", "Das Wetter ist schlecht").
(2) Subskala "Körperliche Barrieren" (k = 3; Items 4, 7, 10; z.B. "Ich bin krank", "Ich habe Schmerzen").
(3) Gesamtskala "Sportbezogene situative Barrieren" (k = 13).
Grundlagen und Konstruktion
Um den in der gesundheitspsychologischen Literatur bislang uneinheitlich verwendeten Begriff der "Barriere" zu präzisieren, grenzen Krämer und Fuchs (2010) zwei Typen von Barrieren gegen das Sporttreiben voneinander ab: "Negative Konsequenzerwartungen" (z.B. Bandura, 2004) bezeichnen Überzeugungen, wonach sportliche Aktivitäten mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit (kausal) zu bestimmten negativen Konsequenzen führen; sie beeinflussen aktuellen Theorien des Gesundheitsverhaltens zufolge die Ausbildung der Intention, Sport zu treiben (präintentionale Barriere). Als "situative Barrieren" werden hingegen zeitlich variable physikalische, soziale und psychologische Randbedingungen (z.B. schlechtes Wetter, Besuch von Freunden, Müdigkeit) bezeichnet, welche die Umsetzung einer einmal gebildeten Intention erschweren oder gefährden können (postintentionale Barriere). Im Kontext der Suchtforschung werden situative Barrieren unter der Bezeichnung "high risk situations" (sensu Situationen mit hohem Rückfallrisiko) analysiert (Marlatt & Gordon, 1985). Mit der Skala SBB sollen situative Barrieren gegen das Sporttreiben abgebildet werden. Die Skala wurde nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie konstruiert. Ausgehend von vorliegenden englischsprachigen Skalen zu sportbezogenen situativen Barrieren und zur sportbezogenen Selbstwirksamkeit (siehe Krämer & Fuchs, 2010) wurden 13 Situationen zusammengestellt, die eine Person daran hindern können, ihre Absicht Sport zu treiben in die Tat umzusetzen. Die Items wurden zusammen mit der Skala SBBM (Krämer & Fuchs, 2010) und verschiedenen Validierungskriterien einer Stichprobe von N = 692 orthopädischen Rehabilitationspatienten (Altersbereich: 22 bis 64 Jahre; n = 430 Frauen, n = 262 Männer) sechs Wochen nach Entlassung aus der stationären Behandlung vorgegeben. Die Itemschwierigkeiten lagen mit Werten von .10 < = p < = .62 überwiegend im wünschenswerten mittleren Bereich. Exploratorische Faktorenanalysen (Hauptkomponentenanalysen mit Varimaxrotation) erbrachten in beiden per Zufall gebildeten Teilstichproben (je n = 346) zwei interpretierbare Faktoren mit einer Varianzaufklärung von insgesamt 47.8 Prozent bzw. 47.3 Prozent. Die auf dieser Grundlage konstruierten Subskalen "Psychosoziale Barrieren" und "Körperliche Barrieren" waren zu r = .27 korreliert. Die Itemtrennschärfen betrugen .30 < = rit < = .63 ("Psychosoziale Barrieren") bzw. .43 < = rit < = .66 ("Körperliche Barrieren"); die Trennschärfen zum Gesamtwert variierten zwischen rit = .33 und rit = .58. Auf eine unter psychometrischen und ökonomischen Aspekten denkbare Kürzung der Skala "Psychosoziale Barrieren", insbesondere um zwei schwere Items (p < .20), wurde verzichtet, um die inhaltliche Bandbreite des Instruments aufrechtzuerhalten.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenz der Gesamtskala lag in der Konstruktionsstichprobe bei Cronbachs Alpha = .81. Die Subskalen erreichten Werte von Alpha = .82 ("Psychosoziale Barrieren") bzw. Alpha = .74 ("Körperliche Barrieren"). Validität: Im Zuge der konvergenten und diskriminanten Validierung ergaben sich in der Konstruktionsstichprobe hypothesenkonform moderate bzw. geringe Zusammenhänge der Skala "Psychosoziale Barrieren" (r = .48) bzw. "Körperliche Barrieren" mit einem Maß für negative Konsequenzerwartungen des Sporttreibens. Die Subskala "Psychosoziale Barrieren" war zudem in mittlerer Höhe mit sportbezogenen Selbstwirksamkeitserwartungen (r = -.34), der Stärke der Intention, Sport zu treiben (r = -.30) sowie dem Umfang sportlicher Aktivitäten in den letzten vier Wochen (r = -.27) korreliert; für die Subskala "Körperliche Barrieren" fanden sich keine signifikanten Korrelationen. Zur prädiktiven Validität ergaben multiple Regressionsanalysen, dass sich situative Barrieren auch dann noch zur Vorhersage des wöchentlichen Sportpensums eigneten (Beta = -.16), wenn zuvor die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (Beta = .31) kontrolliert wurden; negative Konsequenzerwartungen wiesen erwartungsgemäß keine inkrementelle Validität auf. Umgekehrt ergab sich in der Vorhersage der Absichtsstärke (prä-intentionale Prozesse) kein bedeutsamer Vorhersagewert der situativen Barrieren, wohingegen negative Konsequenzerwartungen (Beta = -.06) und die Höhe der Selbstwirksamkeit (Beta = .74) prädiktiven Vorhersagewert aufzeigten. Normen: Normwerte liegen nicht vor.
Testkonzept
Items
Skala "Sportbezogene situative Barrieren"
Wie stark halten die folgenden Hindernisse Sie vom Sporttreiben ab?
Das Wetter ist schlecht.
Ich bin müde.
Freunde wollen etwas mit mir unternehmen.
Ich bin krank.
Ich habe keine Lust.
Es ist noch viel Arbeit zu erledigen.
Ich habe Schmerzen.
Zuhause ist es gemütlich.
Ich habe schlechte Laune.
Ich bin verletzt.
Es läuft etwas Gutes im Fernsehen.
Ich bin niedergeschlagen.
Ich bin im Stress.
Durchführung
Altersbereiche
Die Skala "Sportbezogene situative Barrieren" (Skala SBB) eignet sich für Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren.
Durchführungszeit
Die Bearbeitung dauert etwa 5 Minuten.
Bewertung
Die Skala SBB erlaubt eine zuverlässige und ökonomische Abbildung situativer Hindernisse, die eine Person vom Sporttreiben abhalten. Die konzeptuelle Differenzierung zwischen (präintentionalen) negativen Konsequenzerwartungen und (postintentionalen) situativen Barrieren, welche die Umsetzung von Intentionen erschweren, erscheint mit Blick auf die sport- und gesundheitspsychologische Beratung von hoher Relevanz. Zur methodischen Optimierung schlagen Krämer und Fuchs (2010) vor, in künftigen Anwendungen einen spezifischen Referenzzeitraum für die Beurteilung vorzugeben (z.B. "In den letzten vier Wochen ..."). Denkbar sei darüber hinaus eine Erweiterung um situative Bedingungen, welche die Umsetzung der Verhaltensabsicht erleichtern, Sport zu treiben ("facilitators").
Erstmals publiziert in:
Krämer, L. & Fuchs, R. (2010). Barrieren und Barrierenmanagement im Prozess der Sportteilnahme. Zwei neue Messinstrumente. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 18 (4), 170-182. PSYNDEX Dok.-Nr. 0233195
Literatur
Bandura, A. (2004). Health promotion by social cognitive means. Health Education and Behavior, 31, 143-164.
Krämer, L. & Fuchs, R. (2010). Barrieren und Barrierenmanagement im Prozess der Sportteilnahme. Zwei neue Messinstrumente. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 18 (4), 170-182. PSYNDEX Dok.-Nr. 0233195
Marlatt, A. & Gordon, J. (1985). Relapse prevention: Maintenance strategies in the treatment of addictive behaviors. New York, NY: Guilford Press.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Reinhard Fuchs, Leitung Arbeitsbereich Sportpsychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Sportwissenschaft, Hauptgebäude, Raum 03 014 (3.OG), Sandfangweg 4, D-79102 Freiburg
Dr. Dipl.-Psych. Lena Krämer, Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie, Institut für Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Engelbergerstraße 41, Raum 5012, D - 79085 Freiburg