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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
FKS
Flow-Kurzskala
Kurzabstract
Die FKS dient der Messung des Flow-Erlebens. Sie ist eine Weiterentwicklung der Kurzskala von Rheinberg (1987; Fragen zum Erleben von Aktivitäten), die zunächst von Thiel und Kopf (1989) eingesetzt wurde, um Struktur und Auftretenshäufigkeit des Flow-Zustands sowie der flowvermittelnden Tätigkeiten zu untersuchen. Diese Skala wurde weiterentwickelt, um sie mit der Experience Sampling Method kombinieren zu können. Die FKS besteht aus insgesamt 16 Items und drei Faktoren ("Glatter automatisierter Verlauf", "Absorbiertheit", "Besorgnis"). Reliabilität: Die interne Konsistenz nach Cronbach lag bei Alpha = .90. Die Besorgniskomponente der FKS lag zwischen Alpha = .80 und Alpha = .90. Validität: Die faktorielle Validität wurde untersucht. Die Flow-Items luden auf zwei Subfaktoren. Durch die Hinzunahme der drei Besorgnis-Items konnte ein dritter Faktor extrahiert werden, wobei die Faktoren insgesamt 72 % der Varianz aufklären. Die FKS wurde bei Berufstätigen eingesetzt. Das sog. Paradoxon der Arbeit, nach dem ein Flow-Zustand häufiger während der Arbeit als in der Freizeit erlebt wird, Glück und Zufriedenheitsgefühle dagegen stärker in der Freizeit vorkommen, konnte bestätigt werden. Die prognostische Validität wurde überprüft. Normen: Es liegen T-Werte sowie Mittelwerte und Standardabweichungen aus verschiedenen Studien vor.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: FKS. Flow-Kurzskala. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004690
Zitierung
Rheinberg, F., Vollmeyer, R. & Engeser, S. (2019). FKS. Flow-Kurzskala [Verfahrensdokumentation, Fragebogen und Normtabelle]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4488
Kurzinformationen
Kurzname FKS
Engl. Name Flow Short Scale
Autoren Rheinberg, F., Vollmeyer, R., Engeser, S.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2019
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Flow (Bewusstseinszustand); Intrinsische Motivation; Alltagsaktivitäten; Erfahrungen (Erlebnisse); Leistungsmotivation; Emotionen; Berufliche Leistung; Anreize
Sprachversionen deu
Konstrukt Flow-Erleben
Altersbereich Keine Angaben.
Itemzahl 16 Items
Subskalen (1) Glatter automatisierter Verlauf, (2) Absorbiertheit, (3) Besorgnis
Durchführungszeit Keine Angaben.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .90; Alpha = .80-.90 (Besorgniskomponente).
Befunde zur faktoriellen und prognostischen Validität; Zusämmnehänge mit Arbeit und Freizeit.
Es liegen Normen in Form von T-Werten vor.
Anwendungsbereich Forschung; Alltag; Beruf
Diagnostische Zielsetzung
Die FKS dient der Messung des Flow-Zustands und kann in verschiedenen Kontexten wie z. B. bei Computerspielen oder in einer Postkorbübung und unter Alltagsbedingungen (Beruf, Freizeit) Einsatz finden.
Aufbau
Die FKS besteht aus insgesamt 16 Items. Die Items 1-13 bilden die drei Faktoren: (1) Glatter automatisierter Verlauf und (2) Absorbiertheit, die zusammen das Flow-Erleben abbilden. (3) Der dritte Faktor ist die Besorgniskomponente. Die Items 14-16 sollen die Passung von Fähigkeit (Flow) und Anforderung (Besorgnis) messen.
Grundlagen und Konstruktion
Das Verfahren orientiert sich an den Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Es ist eine Weiterentwicklung einer Kurzskala von Rheinberg (1987; Fragen zum Erleben von Aktivitäten), die zunächst von Thiel und Kopf (1989) eingesetzt wurde, um Struktur und Auftretenshäufigkeit des Flow-Zustands sowie der flowvermittelnden Tätigkeiten zu untersuchen. Diese Skala wurde weiterentwickelt, um sie mit der Experience Sampling Method kombinieren zu können. Daraus resultierte eine 16-Itemfassung.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenz nach Cronbach lag bei Alpha = .90 (Alpha = .92 für Faktor 1: Glatter automatisierter Verlauf; Alpha = .80 für Faktor 2: Absorbiertheit). Die Besorgniskomponente der FKS lag zwischen Alpha = .80 und Alpha = .90.
Validität: Die faktorielle Validität wurde untersucht. Die Flow-Items luden auf zwei Subfaktoren. Durch die Hinzunahme der drei Besorgnis-Items konnte ein dritter Faktor extrahiert werden; insgesamt klären diese zusammen 72 % der Varianz auf. Rheinberg, Manig, Kliegl, Engeser und Vollmeyer (2007) setzten die FKS bei Berufstätigen ein und konnten das sog. Paradoxon der Arbeit bestätigen. Danach wird ein Flow-Zustand häufiger während der Arbeit als in der Freizeit erlebt, Glück und Zufriedenheitsgefühle dominieren dagegen in der Freizeit. Weitere Untersuchungen zeigen, dass die FKS bei der Vorhersage der Lernleistung prädiktiv valide ist.
Normen: Es liegen T-Werte sowie Mittelwerte und Standardabweichungen aus verschiedenen Studien vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Die Flow-Kurz-Skala (FKS; Rheinberg, Vollmeyer & Engeser, 2003) dient der Erfassung des Flow-Erlebens. Der Begriff Flow-Erleben wurde erstmals von Csikszentmihalyi (1975, 1999) verwendet. Flow lässt sich definieren als das "reflexionsfreie, gänzliche Aufgehen in einer glatt laufenden Tätigkeit, die man trotz hoher Beanspruchung noch unter Kontrolle hat" (Rheinberg et al., 2003, S. 262). Dieser Zustand kann sich bei geeigneten Voraussetzungen bei ganz unterschiedlichen Tätigkeiten ergeben (Rheinberg, 1993, 1996). Das Flow-Erleben stellt einen wichtigen Anreiz bei der Tätigkeitsausübung dar. Diese Art von Anreiz ist während der Tätigkeitsausübung (= Tätigkeitsanreiz bzw. tätigkeitszentrierter Anreiz) und nicht erst bei dem erreichten Ergebnis (= Folgenanreiz bzw. zweckzentrierter Anreiz) einer motivierten Handlung wirksam. Rheinberg und Kollegen (2003, S. 261) stellen folgendes Beispiel vor: "Wer z. B. gerne schnell Auto- oder Motorrad fährt, der braucht keine besonderen Attraktionen am Zielort, sondern wird sich bei Zielerreichung vielleicht sogar schnell ein neues Ziel suchen, um nach kurzer Pause den Zustand des schnellen Fahrens erneut genießen zu können." Csikszentmihalyi (1975) stellte bei seinen Untersuchungen sechs Komponenten des Flow-Erlebens fest (zusammengefasst von Rheinberg, Vollmeyer & Engeser, 2003, S. 263):
"1. Handlungsanforderungen und Rückmeldungen werden als klar und interpretationsfrei erlebt, so dass man jederzeit und ohne nachzudenken weiß, was jetzt als richtig zu tun ist.
2. Man fühlt sich optimal beansprucht und hat trotz hoher Anforderung das sichere Gefühl, das Geschehen noch unter Kontrolle zu haben.
3. Der Handlungsablauf wird als glatt erlebt. Ein Schritt geht flüssig in den nächsten über, als liefe das Geschehen gleitend wie aus einer inneren Logik. (Aus dieser Komponente rührt wohl die Bezeichnung 'Flow'.)
4. Man muss sich nicht willentlich konzentrieren, vielmehr kommt die Konzentration wie von selbst, ganz so wie die Atmung. Es kommt zur Ausblendung aller Kognitionen, die nicht unmittelbar auf die jetzige Ausführungsregulation gerichtet sind.
5. Das Zeiterleben ist stark beeinträchtigt; man vergisst die Zeit und weiß nicht, wie lange man schon dabei ist. Stunden vergehen wie Minuten.
6. Man erlebt sich selbst nicht mehr abgehoben von der Tätigkeit, man geht vielmehr gänzlich in der eigenen Aktivität auf (sog. 'Verschmelzen' von Selbst und Tätigkeit). Es kommt zum Verlust von Reflexivität und Selbstbewusstheit."
Csikszentmihalyi und Larson (1987) entwickelten die sog. Experience Sampling Method (ESM), um den Flow-Zustand zeitnah messen zu können. Probanden tragen eine Woche lang einen Signalgeber mit sich herum, der sie täglich bis zu achtmal unangekündigt auffordert, mit der momentanen Tätigkeit aufzuhören und möglichst umgehend ihren aktuellen Zustand auf mitgeführten Skalen einzuschätzen. Ein Fragebogen von Remy (2000) erfasst das Flow-Erleben anhand von zwei Skalen (Flow-Bedingungen & Flow-Erleben; Rheinberg et al., 2003, S. 267). Er kann für Tätigkeiten angewendet werden, bei denen der Fragebogen auch später ausgefüllt werden kann.
Das Ziel der Autoren besteht nun darin, einen ökonomischen Fragebogen zu entwickeln, der kurz genug ist, um ihn mit der ESM-Technik zu kombinieren zu können (Rheinberg et al., 2003, S. 267; Details siehe unter "Testkonstruktion").
Testaufbau
Die FKS besteht aus insgesamt 16 Items. Die Items 1-10 erfassen Komponenten des Flow-Erlebens (siehe Tabelle 1 unter "Theoretischer Hintergrund") und bilden die beiden Subskalen (1) Glatter automatisierter Verlauf (Items: 2, 4, 5, 7, 8, 9) und (2) Absorbiertheit (Items: 1, 3, 6, 10).
Zusätzlich zur eigentlichen Flow-Erfassung messen die Items 11-13 eine Besorgniskomponente. Diese 13 Items sollen auf einer siebenstufigen Ratingskala von "trifft nicht zu" bis "trifft zu" beantwortet werden. Weitere drei Items (Items 14-16; mit neunstufigem Antwortformat) sollen die Passung von Fähigkeit und Anforderung) messen (Rheinberg et al., 2003, S. 9, S. 11). Je nach Fragestellung können die ersten 10 Flow-Items allein oder auch noch die Zusatzitems eingesetzt werden.
Auswertungsmodus
Anhand der 10 Flow-Items werden ein Gesamtwert gebildet sowie ein zweiter Wert für die Besorgniskomponente. Zudem können zwei Flow-Subscores gebildet werden. Sehr hohe Flow-Gesamtwerte bedeuten, dass sowohl "glatter Verlauf" als auch "Absorbiertheit" gegeben sind. Mittlere Werte können bedeuten, dass beide Subskalen mittelhoch ausfallen. Allerdings könnte sich ein mittlerer Wert auch dann ergeben, wenn ein Wert hoch und der andere Wert niedrig ist. Die Autoren werfen die Frage auf, ob nicht ein Mindestwert für beide Subskalen definiert werden sollte, um ein Flow-Erleben sicher diagnostizieren zu können (Rheinberg et al., 2003, S. 11-12). Allerdings erfasst die FKS Flow nicht als Alternativmerkmal, sondern als abgestufte Variable, die repräsentieren soll, wie vollständig und ausgeprägt die verschiedenen Erlebniskomponenten des Flows in dem Moment vorliegen, für den die FKS beantwortet wird. Konzeptuell wäre das vereinbar mit Abstufungen, die sich bei Csikszentmihalyi finden, wenn er etwa von "Micro-Flow", "Flow" oder "Deep Flow" spricht.
Auswertungshilfen
Es liegen Normen in Form von T-Werten vor.
Auswertungszeit
Zur Auswertungszeit liegen keine Angaben vor.
Itembeispiele
Ich fühle mich optimal beansprucht.
Mein Kopf ist völlig klar.
Items
Anmerkung: Im Folgenden werden die Items vorgestellt. Vorher ist der Satz "Ich mache gerade _______________________ Uhrzeit _______ ." auszufüllen.
(Beziehen Sie sich bitte auf die eben unterbrochene Tätigkeit.)
Die nächsten Items (1-10 = Flow-Erleben, 11-13 Besorgniskomponente) sind auf einer siebenstufigen Ratingskala von "trifft nicht zu" über "teils-teils" bis "trifft zu" zu beantworten.
1. Ich fühle mich optimal beansprucht.
2. Meine Gedanken bzw. Aktivitäten laufen flüssig und glatt.
3. Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht.
4. Ich habe keine Mühe, mich zu konzentrieren.
5. Mein Kopf ist völlig klar.
6. Ich bin ganz vertieft in das, was ich gerade mache.
7. Die richtigen Gedanken/Bewegungen kommen wie von selbst.
8. Ich weiß bei jedem Schritt, was ich zu tun habe.
9. Ich habe das Gefühl, den Ablauf unter Kontrolle zu haben.
10. Ich bin völlig selbstvergessen.
11. Es steht etwas für mich Wichtiges auf dem Spiel.
12. Ich darf jetzt keine Fehler machen.
13. Ich mache mir Sorgen über einen Misserfolg.
Die nachfolgenden drei Items (Verhältnis zw. Flow und Besorgnis) werden auf einer neunstufigen Skala beantwortet.
14. Verglichen mit allen anderen Tätigkeiten, die ich sonst mache, ist die jetzige Tätigkeit... ("leicht" bis "schwer")
15. Ich denke, meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet sind... ("niedrig" bis "hoch")
16. Für mich persönlich sind die jetzigen Anforderungen... ("zu wenig" über "gerade richtig" bis "zu hoch")
Durchführung
Testformen
Die Skala ist eine Selbstbeurteilungsskala, die in mehrere Sprachen übersetzt worden ist (Dänisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch, Tschechisch, Türkisch; Rheinberg, 2015). Für die deutsche Fassung gibt es eine Online-Version mit automatisierter Auswertung (http://www.psych.uni-potsdam.de/people/rheinberg/messverfahren/fks1-d.html; Stand: 1.8.2019).
Altersbereiche
Es liegen keine Altersangaben vor.
Durchführungszeit
Rheinberg und Kollegen (2003, S. 9) geben an, dass die Skala in kurzer Zeit bearbeitet werden kann. Genaue Zeitangaben werden nicht gemacht.
Material
Neben dem Paper-Pencil-Fragebogen wird ein Schreibgerät benötigt. Zudem gibt es eine Normtabelle.
Instruktion
Der Fragebogen enthält keine Instruktion. Den Items wird ein Satz, der sich auf die aktuelle Tätigkeit bezieht und zu vervollständigen ist, vorangestellt.
Durchführungsvoraussetzungen
Der Fragebogen sollte möglichst zeitnah zur Tätigkeitsausführung ausgefüllt werden. Hilfsweise kann sich die Person auch durch Imagination in eine interessierende Tätigkeitsausführung zurückversetzen.
Testkonstruktion
Das Verfahren orientiert sich an den Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Es ist eine Weiterentwicklung der "Fragen zum Erleben von Aktivitäten" von Rheinberg (1987). Auf dieser Basis wurden 10 Flow-Items und 3 Besorgnisitems generiert, die sich mit der Experience Sampling Method (ESM; Csikszentmihalyi & Larson, 1987; Schallberger, 2000; Schallberger & Pfister, 2000) kombinieren ließen. Bei der ESM-Technik wird den Probanden über einen längeren Zeitraum (z. B. eine Woche) ein Signalgeber gegeben, der sie täglich bis zu achtmal unangekündigt auffordert, mit der momentanen Tätigkeit aufzuhören und möglichst umgehend den aktuellen Zustand auf mitgeführten Skalen einzuschätzen (Rheinberg et al., 2003, S. 263-266).
Gütekriterien
Objektivität
Die Objektivität in Durchführung und Auswertung wird angestrebt. Für den Fall, dass Flow als Alternativmerkmal erfassen werden soll, schlagen die Autoren vor, Cut-off-Werte für beide Subskalen zu definieren. Diese Notwendigkeit entfällt, wenn Flow als kontinuierliche Variable erfasst wird (siehe unter "Auswertungsmodus").
Reliabilität
Die interne Konsistenz nach Cronbach lag bei Alpha = .90. Für die Flow-Subskalen geben die Autoren Werte um ca. Alpha = .92 (Faktor 1: Glatter automatisierter Verlauf) und ca. Alpha = .80 (Faktor 2: Absorbiertheit) an. Die interne Konsistenz der Besorgniskomponente lag zwischen Alpha = .80 und .90 (Rheinberg et al., 2003, S. 9, S. 269).
Validität
Die faktorielle Validität wurde u. a. anhand der Daten aus einer Stichprobe von Engeser (2002; n = 123; siehe Tabelle 2 Statistik-Stichprobe) anhand Hauptkomponentenanalysen mit anschließender Varimax-Rotation untersucht. Für die 10 Flow-Items konnte eine Zweifaktorenstruktur nachgewiesen werden (Faktor 1: Glatter automatisierter Verlauf, Faktor 2: Absorbiertheit). Die Fakorladungen sind bis auf zwei überlappende Ladungen (Item 2 & 3) hoch und eindeutig (Rheinberg et al., 2003, S. 11, Tab. 2). Durch die Hinzunahme der drei Besorgnis-Items können drei Faktoren extrahiert werden, die insgesamt 72 % der Varianz aufklären. Faktor 3 bildet die Besorgniskomponente (Rheinberg et al., 2003, S. 271).
Rheinberg, Manig, Kliegl, Engeser und Vollmeyer (2007) setzten die FKS bei Berufstätigen ein und fanden heraus, dass anders als in der Freizeit während der Arbeit ein höheres Flow-Erleben mit einem niedrigen Glücksempfinden einhergeht. Dieses Ergebnis bestätigt das sog. Paradoxon der Arbeit. Dieses besagt, dass Flowgefühle während der Arbeit häufiger als in der Freizeit erlebt werden, Glück und Zufriedenheitsgefühle dagegen stärker in der Freizeit.
Engeser (2002) konnte im Längsschnitt zeigen, dass die Lernleistung der Statistikstichprobe (= Abschneiden bei der Abschlussklausur) u. a. durch die FKS vorhergesagt werden kann.
Es wurde untersucht, ob das Flow-Erleben einen Zusammenhang mit dem Leistungsmotiv hat. Anhand der sog. Postkorbaufgabe, welche bei Einstellungstests bzw. bei der Personalauswahl für Führungspositionen Einsatz findet, wurden 60 Studierende nach etwa der Hälfte der vergangenen Bearbeitungszeit gebeten, die FKS auszufüllen. Vor Beginn der Studie wurde das Leistungsmotiv erhoben. Es zeigte sich, dass bei dieser herausfordernden Aufgabe die erfolgszuversichtliche Komponente des Leistungsmotivs mit den Flow-Werten der FKS korrelierte (r = .44; p < .01), während das Misserfolgsmotiv mit den Besorgniswerten zusammenhing (r = .30; p < .05) (Rheinberg et al. 2003, S. 276). Die Flow-Werte der FKS waren unabhängig von experimentell gesetzten Bedingungsvariationen und zeigten keinen Effekt (Rheinberg et al., 2003, S. 275-276).
Normierung
Eine Eichung des FKS fand an N = 2 937 bzw. N = 1 577 Probanden statt (Stand: März 2004). Als Vergleichsdaten werden in Tabelle 1 Mittelwerte und Standardabweichungen aus mehreren Studien angegeben. T-Werte für den Flow-Gesamtwert sowie für die Besorgniskomponente sind den elektronischen Zusatzinformationen zu entnehmen.
Tabelle 1
FKS-Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) für verschiedene Stichproben (modifiziert nach Rheinberg, Vollmeyer & Engeser, 2003, S. 12, Tab. 3)
Studie | Flow | F1 | F2 | F3 | |
---|---|---|---|---|---|
Graffiti-Sprayen (n =292) | M | 5.16 | 5.12 | 5.21 | 4.3 |
(SD) | (0.93) | (1.12) | (1.12) | (1.55) | |
ESM-Studie (n = 20; 49 Messungen) | M | 4.96 | 5.20 | 4.58 | 2.51 |
(SD) | (1.25) | (1.36) | (1.49) | (1.88) | |
Statistik-Aufgabe ( N = 123) | M | 4.57 | 4.52 | 4.65 | 3.68 |
(SD) | (1.13) | (1.34) | (1.13) | (1.42) | |
Vorlesung - Mitte (n = 63) | M | 4.43 | 4.51 | 4.30 | 3.02 |
(SD) | (1.09) | (1.24) | (1.11) | (1.26) | |
Vorlesung - Ende n = 63) | M | 4.21 | 4.38 | 3.94 | 2.95 |
(SD) | (1.12) | (1.18) | (1.34) | (1.21) | |
Computerspiel Roboguard (n = 18 á 10 Messungen) | M | 4.18 | 4.94 | 3.04 | 1.79 |
(SD) | (1.32) | (1.47) | (1.64) | (0.94) |
Anmerkungen. Flow = Items 1-10; F1 = Glatter automatisierter Verlauf (Items: 2, 4, 5, 7, 8, 9); F2 = Absorbiertheit (Items: 1, 3, 6, 10); F3 = Besorgnis (Items 11-13). n, N = Stichprobengröße.
Anwendungsmöglichkeiten
Die FKS kann in verschiedenen Kontexten zur Erfassung des Flow-Erlebens mit zusätzlicher Berücksichtigung der Besorgniskomponente ökonomisch angewendet werden und hindert aufgrund seiner Kürze nicht den Fortgang einer Tätigkeit. Bislang wurde die Skala z. B. in einer Vorlesung, bei Computerspielen, in einer Postkorbübung (Rheinberg et al., 2003, S. 9, S. 257), während der Arbeit (Rheinberg et al., 2007), aber auch während des Felskletterns und bei anderen Risikosportarten (Schüler & Nakamura, 2013) eingesetzt.
Bewertung
Die FKS erfasst das Flow-Erleben. Sie ist theoretisch fundiert, die Testkonstruktion wird nachvollziehbar beschrieben. Die internen Konsistenzen liegen im guten bis sehr guten Bereich. Die Faktorvalidität und die Kriteriumsvalidität wurden überprüft und bestätigt. Weitere Untersuchungen zur Validität wären allerdings wünschenswert. Für die Auswertung der Flow-Subskalen könnten Cut-off-Werte die Interpretation erleichtern. Die Skala ist kurz genug, um sie mit der Experience Sampling Methode kombinieren zu können. Die FKS ist sehr zeitökonomisch und bietet sich für den Einsatz in verschiedenen Kontexten an.
Erstmals publiziert in:
Rheinberg, F., Vollmeyer, R. & Engeser, S. (2002). Die Erfassung des Flow-Erlebens. In J. Stiensmeier-Pelster & F. Rheinberg (Hrsg.), Diagnostik von Motivation und Selbstkonzept (S. 261-279). Göttingen: Hogrefe.
Literatur
Csikszentmihalyi, M. (1975). Beyond boredom and anxiety. San Francisco: Jossey-Bass.
Csikszentmihalyi, M. (1999). Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: Im Tun aufgehen (8. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta.
Csikszentmihalyi, M. & Larson, R. (1987). Validity and reliability of the Experience Sampling Method. Journal of Nervous and Mental Disease, 175, 529-536.
Engeser, S. (2002). Motivation, Handlungssteuerung und Lernleistung in der Statistikausbildung Psychologie. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Potsdam, Institut für Psychologie.
Remy, K. (2000). Entwicklung eines Fragebogens zum Flow-Erleben. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Bielefeld, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft.
Rheinberg, F. (1987). Fragen zum Erleben von Tätigkeiten (Ein Fragebogen zur Erfassung des Flow-Erlebens im Alltag). Heidelberg: Universität Heidelberg, Psychologisches Institut.
Rheinberg, F. (1993). Anreize engagiert betriebener Freizeitaktivitäten. Ein Systematisierungsversuch. Potsdam: Universität Potsdam, Institut für Psychologie.
Rheinberg, F. (1996). Flow-Erleben, Freude an riskantem Sport und andere "unvernünftige" Motivationen. In J. Kuhl & H. Heckhausen (Hrsg.), Motivation, Volition und Handlung. Enzyklopädie der Psychologie C/IV/4 (S. 101-118). Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 0104014
Rheinberg, F. (2015). Die Flow-Kurzskala (FKS) übersetzt in verschiedene Sprachen. Potsdam: Universität Potsdam, Institut für Psychologie. https://doi.org/10.13140/RG.2.1.4417.2243
Rheinberg, F., Manig, Y., Kliegl, R., Engeser, S. & Vollmeyer, R. (2007). Flow bei der Arbeit, doch Glück in der Freizeit: Zielausrichtung, Flow und Glücksgefühle. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 51 (3), 105-115. https://doi.org/10.1026/0932-4089.51.3.105 PSYNDEX Dok.-Nr. 0199359
Rheinberg, F., Vollmeyer, R. & Engeser, S. (2003). Die Erfassung des Flow-Erlebens. In J. Stiensmeier-Pelster & F. Rheinberg (Hrsg.), Diagnostik von Motivation und Selbstkonzept (S. 261-279). Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 0159242
Schallberger, U. (2000). Qualität des Erlebens in Arbeit und Freizeit: Eine Zwischenbilanz. Unveröffentlichter Arbeitsbericht, Psychologisches Institut Universität Zürich.
Schallberger, U. & Pfister, R. (2001). Flow-Erleben in Arbeit und Freizeit. Eine Untersuchung zum Paradox der Arbeit mit der Experience Sampling Method. Zeitschrift für Arbeits-und Organisationspsychologie, 45, 176-187. PSYNDEX Dok.-Nr. 0149750
Schüler, J. & Nakamura, J. (2013). Does flow experience lead to risk? How and for whom. Applied Psychology: Health and Well-being, 5 (3), 311-331.
Thiel, D. & Kopf, M. (1989). Merkmale des Flow-Erlebens. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg, Psychologisches Institut.
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Isigüzel, B. & Cam, S. (2014). The adaptation of Flow Short Scale to Turkish: A validity and reliability study. Flow Yasantisi Ölcegi Kisa Formunun Türkceye uyarlama, gecerlik ve güvenirlik calismasi. Journal of Human Sciences, 11 (2), 788-801.
Kverka, V. (2011). Autotelicke prozivani pri prekonavani lanovych prekazek. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Prag. [Czech version of FKS appended p. 57]
Rheinberg, F. (2015). Die Flow-Kurzskala (FKS) übersetzt in verschiedene Sprachen. Potsdam: Universität Potsdam, Institut für Psychologie. https://doi.org/10.13140/RG.2.1.4417.2243
Vellekoop, M. (2008). Een uitgebreide beschrijving van de FAM (Fragebogen zur aktuellen Motivationen) en FKS (Flow-Kurzskala). Bachelorarbeit, University of Twente, Enschede, Niederlande. [Dutch version appended p. 36]
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Kontaktdaten
Prof. i.R. Dr. Falko Rheinberg, Emeritus, Institut für Psychologie der Universität Potsdam, Lehrstuhl Allgemeine Psychologie II, Karl-Liebknecht-Straße 24/25, OT Golm, D-14476 Potsdam
Prof. Dr. Regina Vollmeyer, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Pädagogische Psychologie, PEG-Gebäude, Raum 5.G185, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, D-60629 Frankfurt am Main
PD Dr. Stefan Engeser, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Psychologie, Humboldtstraße 11, D-07743 Jena