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GES
Gefahrenerwartungsfragebogen bei Flugreisen
Kurzabstract
Der GES für Flugreisen erfasst eine Komponente von Flugangst, nämlich die Häufigkeit, mit der während einer Flugreise Befürchtungen auftreten, äußeren physikalischen oder sozialen Bedrohungen ausgeliefert zu sein. Die Skala wurde entwickelt, um die Überprüfung des theoretischen Modells ängstlichen Verhaltens von Gursky und Reiss (1987) zu ermöglichen. Der GES enthält neun Items. Reliabilität: Die interne Konsistenz lag bei Cronbachs Alpha = .86. Die Schätzung der 3-Monats-Retestreliabilität erbrachte einen Wert von rtt = .67. Validität: Eine Faktorenanalyse zeigt auf, dass die beiden Skalen zwei unterschiedliche Faktoren abbilden. Der GES korrelierte mit der Frage nach der Flugangst zu r = .16, mit dem Vermeidungsverhalten jedoch nicht (r = -.01). Positive Korrelationen fanden sich - im Einklang mit der theoretischen Konzeption - zur Fear of Flying Scale und den beiden Subskalen Turbulenzen und Landen. Zu der divergenten Anxiety Expectancy Scale ergab sich hypothesenkonform nur ein geringer Zusammenhang (r = .12), ebenso blieb eine bedeutsame Korrelation mit dem Anxiety Sensitivity Index erwartungsgemäß aus (r = -.01).
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: GES. Gefahrenerwartungsfragebogen bei Flugreisen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005016
Zitierung
Mühlberger, A., Herrmann, M. J. & Pauli, P. (2010). GES. Gefahrenerwartungsfragebogen bei Flugreisen [Verfahrensdokumentation, Autoren-Kurzbeschreibung und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6539
Kurzinformationen
Kurzname GES
Engl. Name Danger Expectancy Scale Fear of Flying (DES) - German version
Autoren Mühlberger, A., Herrmann, M.J., Pauli, P.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2010
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Angst, Phobien, Furcht, Panik, Luftverkehr
Sprachversionen deu
Konstrukt Gefahren- und Angsterwartung (Gursky & Reiss, 1987)
Altersbereich Erwachsene (mit Flugangst)
Itemzahl 9 Items
Subskalen Keine; Flugangst
Durchführungszeit max. 5 Min.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .86. 3-Monats-Retestreliabilität: rtt = .67.
Befunde zur faktoriellen, konvergenten und divergennten Validität.
Keine Angaben.
Anwendungsbereich Klinische Diagnostik, Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Der GES für Flugreisen erfasst eine Komponente von Flugangst, nämlich die Häufigkeit, mit der während einer Flugreise Befürchtungen auftreten, äußeren physikalischen oder sozialen Bedrohungen ausgeliefert zu sein. Die Skala wurde als Forschungsinstrument entwickelt, um die Überprüfung des theoretischen Modells ängstlichen Verhaltens von Gursky und Reiss (1987) zu ermöglichen. Im Anwendungskontext könnte sie gegebenenfalls eingesetzt werden, um durch die Erfassung spezifischer Komponenten von Phobien eine differenzielle Therapiezuweisung vorzunehmen.
Aufbau
Der GES enthält neun Items, die konkret und zeitlich nicht terminiert formuliert sind. Sie beschreiben Gefahren, die während einer Flugreise auftreten können (z.B. "Ein Triebwerk könnte ausfallen"). Auf einer fünffach gestuften Likert-Skalen mit den Polen 1 ("sehr selten") und 5 ("sehr oft") soll eingeschätzt werden, wie wahrscheinlich Gedanken an diese Vorkommnisse während einer Flugreise auftreten würden. Zur Auswertung werden der Summenscore oder der Mittelwert über alle Items berechnet.
Grundlagen und Konstruktion
Der GES wurde von Gursky und Reiss (1987) zur Abschätzung der Gefahrenerwartung in verschiedenen Situationen entwickelt. Die Skalen für verschiedene Situationen unterscheiden sich im Gegensatz zum Fragebogen zur Angsterwartung (AES; PSYNDEX Tests-Nr. 9005017) in den einzelnen Items, da für verschiedene Situationen verschiedene Bedrohungen relevant sind. Das dahinterstehende theoretische Konzept von Gursky und Reiss (1987) geht davon aus, dass sich ängstliches Verhalten in einer Situation aus zwei unterschiedlichen Vermeidungsmotivationen zusammensetzt, der Gefahrenerwartung und der Angsterwartung. Angsterwartung beinhaltet die Befürchtung, Angstsymptome während Flugreisen zu erleben, die Gefahrenerwartung hingegen die Befürchtung, einer äußeren physikalischen oder sozialen Bedrohung ausgeliefert zu sein. Das Modell besagt, dass sich ängstliches Verhalten additiv aus der Gefahrenerwartung und dem Produkt der Angsterwartung mal der Angstsensitivität (gemessen mit dem Anxiety Sensitivity Index ASI) zusammensetzt. Die psychometrische Konstruktion und Überprüfung der Skala erfolgte nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Von Gursky und Reiss (1987) wurden jeweils ein AES und ein GES mit je zehn Items für drei verschiedene Phobien (Flugphobie, Höhenphobie, Phobie vor öffentlichem Sprechen) entwickelt. Diese ersten Versionen wurden von N = 79 Studierenden bearbeitet. Analysen der Reliabilitäts- und Trennschärfekoeffizienten ergaben, dass ein Item des GES eliminiert werden musste, sodass die Endfassung nur noch neun Items beinhaltete. Der Fragebogen wurde von Mühlberger, Herrmann und Pauli (1996) ins Deutsche übertragen.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Gütekriterien der Originalversion wurden von Gursky und Reiss (1987) an n = 135 Studenten untersucht. Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) lag bei Alpha = .88. Die Retestreliabilität wird nicht exakt angegeben; sie betrug zwischen rtt = .76 und rtt = 82 (n = 121). Die interne Konsistenz der deutschen Version wurde an einer Stichprobe von n = 119 Personen mit Flugangst untersucht. Sie lag bei Alpha = .86. Die Schätzung der 3-Monats-Retestreliabilität (n = 37) erbrachte einen Wert von rtt = .67 (Mühlberger, 1997). Validität: Für die Originalversion der Skala von Gursky und Reiss (1987) ergab eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation über den Itempool von AES und GES für Flugreisen, dass alle Items der richtigen Skala zugeordnet werden konnten. Eine analoge vorläufige Faktorenanalyse für die deutsche Version unterstützt dieses Ergebnis (Mühlberger & Pauli, in Vorbereitung). Die beiden Skalen bilden also zwei unterschiedliche Faktoren ab. Die konvergente und divergente Validität wurde an einer Stichprobe von n = 237 Personen mit Flugangst untersucht (Mühlberger, 2003). Zur Überprüfung der konvergenten Validität wurden ein globales Flugangst- und ein Flugvermeidensrating sowie die Fear of Flying Scale (FFS) eingesetzt, für die divergente Validität der Anxiety Sensitivity Index (ASI) und die Anxiety Expectancy Scale (AES). Die Ergebnisse entsprechen nur zum Teil den Vorhersagen: Der GES korrelierte mit der Frage nach der Flugangst zu r = .16, mit dem Vermeidungsverhalten jedoch nicht (r = -.01). Positive Korrelationen fanden sich - im Einklang mit der theoretischen Konzeption - zum FFS (r = .18) und den beiden Subskalen Turbulenzen (r = .19) und Landen (r = .23). Zu der divergenten Skala AES ergab sich hypothesenkonform nur ein geringer Zusammenhang (r = .12), ebenso blieb eine bedeutsame Korrelation mit dem ASI erwartungsgemäß aus (r = -.01). Zehender (2003) ermittelte schließlich an n = 180 Erwachsenen eine hohe Korrelationen von r = .74 zwischen GES und FFS (Mühlberger, 2003). Normen: Für die Originalversion liegen Mittelwerte und Standardabweichungen aus der Untersuchung von Gursky und Reiss (1987) an n = 135 Studenten vor. Für den Summenscore ergab sich ein Mittelwert von M = 15.6 bei einer Standardabweichung von SD = 5.5. Für die deutsche Version existieren bislang keine Normen.
Durchführung
Altersbereiche
Der Fragebogen wurde für Erwachsene mit Flugangst entwickelt.
Durchführungszeit
Die Durchführungszeit dürfte maximal 5 Minuten betragen.
Bewertung
Der GES ist kurz und einfach zu beantworten. Der Fragebogen eignet sich bisherigen Befunden zufolge sehr gut, um die Gefahrenerwartung als spezifische Komponente von Flugangst zu erfassen. Er hat sich bei der Therapieevaluation als veränderungssensitives Messinstrument bewährt, das allerdings in einer Untersuchung zwischen den untersuchten Therapieformen kaum differenzierte (Mühlberger, Herrmann, Wiedemann, Ellgring & Pauli, 2001).
Erstmals publiziert in:
Mühlberger, A., Herrmann, M.J. & Pauli, P. (1996). Gefahrenerwartungsfragebogen bei Flugreisen (GES). Tübingen: Eberhard-Karls-Universität, Psychologisches Institut.
Literatur
Gursky, D.M. & Reiss, S. (1987). Identifying danger and anxiety expectations as components of common fears. Journal of Behavior & Experimental Psychiatry, 18 (4), 317-324.
Mühlberger, A. (1997). Exposition in virtuellen Welten zur Therapie von Flugangst. Prozessanalyse. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Mühlberger, A. (2003). Flugangstfragebogen (FFS). In J. Hoyer & J. Margraf (Hrsg.), Angstdiagnostik. Grundlagen und Testverfahren (S. 431-434). Berlin: Springer.
Mühlberger, A., Herrmann, M.J. & Pauli, P. (1996). Gefahrenerwartungsfragebogen bei Flugreisen (GES). Tübingen: Eberhard-Karls-Universität, Psychologisches Institut.
Mühlberger, A., Herrmann, M.J., Wiedemann, G., Ellgring, H. & Pauli, P. (2001). Repeated exposure of flight phobics to flights in virtual reality. Behaviour Research and Therapy, 39, 1033-1050.
Mühlberger, A. & Pauli, P. (in Vorbereitung). Validierung des Angsterwartungsfragebogens (Anxiety Expectancy Scale, AES) und des Gefahrenerwartungsfragebogens (Danger Expectancy Scale, GES) - deutsche Bearbeitung.
Zehender, B.W. (2007). Untersuchungen zum Thema Flugangst. Digitale Dissertation, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Fakultät. Verfügbar im Internet unter http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2007/2766/pdf/doktorarbeitbernd zehender.pdf (Datum des Abrufs: 06.03.2012)
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Gursky, D.M. & Reiss, S. (1987). Identifying danger and anxiety expectancies as components of common fears. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 18 (4), 317-324.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Andreas Mühlberger, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fakultät für Humanwissenschaften, Universität Regensburg, Universitätsstraße 31, D-93053 Regensburg
Prof. Dr. Paul Pauli, Präsident, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sanderring 2, 97070 Würzburg
Prof. Dr. phil. Martin Herrmann, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums, Margarete-Höppel-Platz 1, D-97080 Würzburg