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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
STSE
Scale for Teacher Self-Efficacy - deutsche adaptierte Fassung
Kurzabstract
Die STSE ist die deutsche Adaptation der Teacher's Sense of Efficacy Scale (TSES; Tschannen-Moran & Woolfolk Hoy, 2001) und wird zur Erfassung der Lehrer-Selbstwirksamkeit eingesetzt. Sie umfasst drei Skalen mit je 4 Items: (1) Instruktionsstrategien, (2) Klassenmanagement und (3) Schülermotivierung. Reliabilität: Cronbachs Alpha für die Subskalen liegt zwischen Alpha = .68 und Alpha = .94. Die Reliabilitäten der latenten Konstrukte der Subskalen liegen zwischen r = .71 und r = .94. Validität: Konfirmatorische Mehrgruppen-Faktorenanalysen und Berechnungen zur Messinvarianz weisen einen guten Fit der erwarteten Dreifaktorenstruktur und äquivalente Messeigenschaften für alle Gruppen nach. Zusätzlich konnte die konvergente Validität anhand von Korrelationen mit anderen Konstrukten (z. B. Generelle Selbstwirksamkeit: r = .49-.51, r = .35-.45 mit den STSE-Subskalen) und Studienzufriedenheit (r = .15 bis .37 mit STSE-Gesamtwert, r = .19-.35 mit den STSE-Subskalen) belegt werden. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Lehrer-Selbstwirksamkeit mit positiven Praktikumserfahrungen zunimmt und bei einem Anstieg der Lehrer-Selbstwirksamkeit wiederum die Studienabbruchneigung sinkt.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: STSE. Scale for Teacher Self-Efficacy - deutsche adaptierte Fassung. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007043
Zitierung
Pfitzner-Eden, F. (2016). STSE. Scale for Teacher Self-Efficacy - deutsche adaptierte Fassung [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6585
Kurzinformationen
Kurzname STSE
Engl. Name Teacher's Sense of Efficacy Scale (TSES) - German adapted version
Autoren Pfitzner-Eden, F.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2016
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Angehende Lehrer, Lehrer-Schüler-Interaktion, Klassenführung, Lehrereffizienzbeurteilung, Bildungsqualität, Lehren, Schüler- und Studierendenengagement
Sprachversionen deu
Konstrukt Selbstwirksamkeit
Altersbereich Lehramtsstudierende
Itemzahl 12 Items
Subskalen (1) Instruktionsstrategien, (2) Klassenmanagement, (3) Schülermotivierung
Durchführungszeit 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .68-.94. Reliabilitäten der latenten Konstrukte: r = .71-.94.
Angaben zur Faktorenstruktur und konvergenten Validität; Zusammenhänge mit positiver Praktikumserfahrung und Studienabbruchneigung.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung, Lehre
Diagnostische Zielsetzung
Die STSE wird zur Erfassung der Lehrer-Selbstwirksamkeit eingesetzt.
Aufbau
Die STSE umfasst drei Skalen mit je 4 Items: (1) Instructional Strategies ("Instruktionsstrategien"), (2) Classroom Management ("Klassenmanagement") und (3) Student Engagement ("Schülermotivierung").
Grundlagen und Konstruktion
Die STSE ist die deutsche Adaptation der Teacher's Sense of Efficacy Scale (TSES; Tschannen-Moran & Woolfolk Hoy, 2001). Die Items der TSES wurden von einer Muttersprachlerin ins Deutsche übersetzt und von einer weiteren Person rückübersetzt. Als Nächstes wurden die Items umformuliert und nach den Richtlinien zur Konstruktion von LSW-Skalen nach Bandura überarbeitet. Die Endversion der STSE besteht wie die TSES aus 12 Items (Unterschied: Itemauswahl und Itemformulierung), die in deutscher und englischer Sprache vorliegen, sie wurde an drei verschiedenen Stichproben von Lehramtsstudierenden (N = 851) empirisch überprüft.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Cronbachs Alpha für die Subskalen liegt zwischen Alpha = .68 und .94. Die Reliabilitäten der latenten Konstrukte der Subskalen liegen zwischen .71 und .94. Validität: Konfirmatorische Mehrgruppen-Faktorenanalysen und Berechnungen zur Messinvarianz weisen einen guten Fit (Kennwerte: Chi-quadrat-Wert, RMSEA, CFI) der erwarteten Dreifaktorenstruktur und äquivalente Messeigenschaften für alle Gruppen nach. Zusätzlich konnte die konvergente Validität anhand von Korrelationen mit anderen Konstrukten wie der Generellen Selbstwirksamkeit (GSW) und Studienzufriedenheit belegt werden. Die GSW korreliert mit dem Gesamtwert der STSE zu r = .49 bis .51 und mit den Subskalenwerten zu r = .35 bis .45. Studienzufriedenheit korreliert mit dem Gesamtwert der STSE zu r = .15 bis .37 (Ausnahme: Skala "Klassenmanagement" mit r = .01) und die Korrelationskoeffizienten mit den Subskalenwerten liegen zwischen r = .19 und .35. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Lehrer-Selbstwirksamkeit mit positiven Praktikumserfahrungen zunimmt und bei einem Anstieg der Lehrer-Selbstwirksamkeit wiederum die Studienabbruchneigung sinkt. Normen: Zur Normierung liegen keine Angaben vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Die deutsche Adaptation der Teacher's Sense of Efficacy Scale (TSES; Tschannen-Moran & Woolfolk Hoy, 2001), die Scale for Teacher Self-Efficacy, veröffentlicht von Pfitzner-Eden, Thiel und Horsley (2014), dient der Erfassung der Lehrer-Selbstwirksamkeit (LSW). Unter LSW versteht man die "Überzeugung einer Lehrkraft von ihren eigenen Fähigkeiten als Lehrperson" (Böttcher, 2013, S. 5) bzw. "Teacher self-efficacy refers to preservice and inservice teachers' beliefs in their capabilities to organize and execute the courses of action required to produce given attainments" (Pfitzner-Eden, 2015, S. 14). Als theoretische Grundlage wird die sozial-kognitive Lerntheorie (Bandura, 1977) herangezogen. Bandura unterscheidet die Konstrukte Selbstwirksamkeit und Ergebniserwartung: die Selbstwirksamkeit als zukunftsorientiertes Konstrukt, welches zeitlich gesehen vor einer Handlung steht, und die Ergebniserwartung als das erwünschte Resultat einer abgeschlossenen Handlung. Diese beiden Variablen entscheiden maßgeblich darüber, ob eine Handlung ausgeführt wird. Nach der Theorie Banduras (1977, 1997) sind es vier Quellen, die das Maß der Selbstwirksamkeit beeinflussen: (1) Erfahrungen mit erfolgreicher Bewältigung schwieriger Situationen (mastery experience), (2) Beobachtung von Modellen (vicarious experience), (3) soziale Unterstützung (social persuasion) und (4) physiologischer und emotionaler Zustand (physiological and emotional state). Mit dem LSW-Konstrukt können positive Ergebnisse für Schüler, Lehrkräfte und Lehramtstudierende abgeleitet werden (Pfitzner-Eden et al., 2014). So korreliert LSW positiv mit der Leistung und Motivation von Schülern (Woolfolk Hoy & Burke Spero, 2005). Auch konnten die Autoren nachweisen, dass LSW einen positiven Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit eines Lehrers hat. Fives, Hamman und Olivarez (2007) konnten einen Zusammenhang zwischen der LSW und Burnout für Lehramtsstudierende dokumentieren.
Testaufbau
Die STSE erfasst folgende drei Skalen mit je 4 Items (Pfitzner-Eden et al., 2014, Böttcher, 2013, S. 38): (1) Instructional Strategies ("Instruktionsstrategien"), (2) Classroom Management ("Klassenmanagement"), (3) Student Engagement ("Schülermotivierung").
Auswertungsmodus
Die Items werden auf einer neunstufigen Ratingskala (1 = "gar nicht überzeugt" bis 9 = "völlig überzeugt") beantwortet. Die Werte jeder Skala werden gemittelt und als Skalenscore berichtet.
Auswertungshilfen
Die STSE-Auswertung kann prinzipiell mit jedem statistischen Auswertungsprogramm (z. B. SPSS, Mplus, R) vorgenommen werden.
Auswertungszeit
Die Auswertung erfolgt elektronisch und beansprucht wenig Zeit.
Itembeispiele
Im Folgenden werden die Items der Skala "Schülermotivierung" vorgestellt: Student Engagement:
Wie überzeugt sind Sie davon, dass Sie ...
... Schülern den grundsätzlichen Wert schulischen Lernens vermitteln können?
... Schüler, die wenig Interesse am Unterricht haben, motivieren können?
... auch die Schüler motivieren können, die in der Schule häufig Misserfolge erzielen?
... kritisches Denken bei Schülern fördern können?
Items
"Im Folgenden sind Aussagen zu typischen Aufgaben, die eine Lehrkraft im Berufsalltag ausführt, aufgelistet. Bitte schätzen Sie ein, wie überzeugt Sie davon sind, diese Aufgaben erfolgreich ausführen zu können."
"1 gar nicht überzeugt - - - - - - - 9 völlig überzeugt"
Instructional Strategies:
Wie überzeugt sind Sie davon, dass Sie ...
... eine alternative Erklärung oder ein anderes Beispiel finden können, wenn Schüler etwas nicht verstehen?
... das Anforderungsniveau des Unterrichts an das Leistungsniveau einzelner Schüler anpassen können?
... einschätzen können inwiefern Schüler den Unterrichtsstoff verstehen können?
... angemessene Herausforderungen für leistungsstarke Schüler schaffen können?
Classroom Management:
Wie überzeugt sind Sie davon, dass Sie ...
... störendes Verhalten im Unterricht kontrollieren können?
... Schüler dazu bringen können, Regeln im Unterricht zu folgen?
... einen lauten, störenden Schüler dazu bringen können, ruhig zu sein?
... es schaffen können, eine gesamte Stunde nicht durch ein paar störende Schüler ruinieren zu lassen?
Student Engagement:
Wie überzeugt sind Sie davon, dass Sie ...
... Schülern den grundsätzlichen Wert schulischen Lernens vermitteln können?
... Schüler, die wenig Interesse am Unterricht haben, motivieren können?
... auch die Schüler motivieren können, die in der Schule häufig Misserfolge erzielen?
... kritisches Denken bei Schülern fördern können?
Durchführung
Testformen
Der Test liegt als Paper-Pencil-Version vor, kann aber auch im Online-Format eingesetzt werden. Er kann sowohl als Einzel- als auch als Gruppentest eingesetzt werden.
Altersbereiche
Die STSE ist für Lehramtsstudierende konzipiert (Pfitzner-Eden, 2015, S. 51), wobei prinzipiell eine Anwendung für Lehrkräfte ebenfalls angedacht und möglich ist. Momentan steht eine Überprüfung der Gütekriterien für diese Zielgruppe noch aus.
Durchführungszeit
Die Probanden benötigen zum Ausfüllen im Durchschnitt 5 Minuten.
Material
Als Materialien werden der Fragebogen und ein Schreibgerät benötigt.
Instruktion
Die Instruktionen sind auf dem Fragebogen abgedruckt.
Durchführungsvoraussetzungen
Es werden keine speziellen Durchführungsbedingungen genannt.
Testkonstruktion
Die STSE ist die deutsche Adaptation der Teacher's Sense of Efficacy Scale (TSES; Tschannen-Moran & Woolfolk Hoy, 2001). Die englischen Items wurden durch eine bilinguale Muttersprachlerin ins Deutsche übersetzt und dann von einer weiteren bilingualen Person wieder ins Englische. Somit lag eine übersetzte Version der TSES mit 24 Items vor. Die Items und die Antwortskala der deutschen TSES-Version wurden dann nach den Richtlinien zur Konstruktion von LSW-Skalen nach Bandura (2006) überarbeitet und umformuliert. In einem zweiten, datengeleiteten Schritt wurden die Items selegiert, die am besten dazu geeignet waren, die intendierte dreidimensionale Struktur abzubilden. So entstand die Endversion der STSE, die ähnlich wie die Kurzfassung des Originalfragebogens aus 12 Items besteht, jedoch aus anderen und anderslautenden Items zusammengesetzt wurde (siehe Tabelle 1).
Die deutsche Version der TSES, deren Kurzform, die STSE-Itemauswahl sowie die Endversion der STSE wurden an drei Gruppen mit insgesamt N = 851 Studierenden empirisch überprüft (Pfitzner-Eden et al., 2014):
(1) zu Beginn ihres Bachelorstudiums: n = 438, Alter: M = 22.81 Jahre, SD = 4.93, 63% weiblich;
(2) zum Ende ihres Masterstudiums im einer deutschen Universität: n = 282, Alter: M = 25.93 Jahre, SD = 4.88, 68% weiblich;
(3) gegen Ende ihres Studiums an einer neuseeländischen Universität: n = 131, Alter: 20-41 Jahre, 82% weiblich.
Die Ergebnisse werden unter "Validität" vorgestellt.
Tabelle 1
Überblick über die Itemaufteilung in der Lang- und Kurzfassung der TSES sowie der STSE-Itemauswahl (Böttcher, 2013, S. 39, Tabelle 7)
TSES-Skalen | TSES-Items der Langfassung | TSES-Items der Kurzfassung | STSE-Itemauswahl (a) |
---|---|---|---|
Schüler/innen-Motivation | tses1 | ||
tses2 | tses2 | ||
tses4 | tses4 | tses4 | |
tses6 | tses6 | ||
tses9 | tses9 | tses9 | |
tses12 | |||
tses14 | tses14 | ||
tses22 | tses22 | ||
Skala-Itemanzahl | 8 | 4 | 4 |
Klassen- Management | tses3 | tses3 | tses3 |
tses5 | |||
tses8 | |||
tses13 | tses13 | tses13 | |
tses15 | tses15 | tses15 | |
tses16 | tses16 | ||
tses19 | tses19 | ||
tses21 | |||
Skala-Itemanzahl | 8 | 4 | 4 |
Instruktionsstrategien | tses7 | ||
tses10 | tses10 | ||
tses11 | tses11 | ||
tses17 | tses17 | ||
tses18 | tses18 | ||
tses20 | tses20 | tses20 | |
tses23 | tses23 | ||
tses24 | tses24 | ||
Skala-Itemanzahl | 8 | 4 | 4 |
Gesamt-Itemanzahl | 24 | 12 | 12 |
Anmerkungen. (a) Die Items der STSE wurden umformuliert.
Gütekriterien
Objektivität
Die Durchführungsobjektivität kann durch die standardisierte Instruktion als gegeben angenommen werden.
Reliabilität
Die Interne Konsistenz wurde berechnet. Cronbachs Alpha liegt zwischen Alpha =.68 und .94 für die Subskalen (Pfitzner-Eden et al., 2014). Die Reliabilitäten der latenten Konstrukte der Subskalen liegen zwischen .71 und .94.
Validität
Pfitzner-Eden und Kollegen (2014) sowie Böttcher (2013, S. 26-27) konnten durch eine konfirmatorische Faktorenanalyse eine Dreifaktorenstruktur analog zur TSES nachweisen. Unter "Testkonstruktion" sind die Stichprobendaten der Studie von Pfitzner-Eden und Kollegen (2014) aufgeführt. Die Fit-Indizes (Chi-quadrat-Wert, Root-mean-square error of approximation RMSEA und der Comparative fit index CFI) nach Hu und Bentler (1999) sowie Beauducel und Wittmann (2005) liegen im normalen bis hohen Bereich (Pfitzner-Eden et al., 2014, S. 87, Table 1) sowohl für die Dreifaktorenstruktur der einzelnen Stichproben als auch in einem Dreigruppenmodell: Alle Chi-quadrat-Werte lagen unter 2, alle CFIs über .96 und alle RMSEAs unter .06. Damit konnte auch die Messäquivalenz bestätigt werden (S. 88). Es wurden zur Überprüfung der Konstruktvalidität Korrelationen mit den Konstrukten Generelle Selbstwirksamkeit (GSW) und Studienzufriedenheit berechnet. So konnten signifikante Zusammenhänge mit der Generellen Selbstwirksamkeit und dem Gesamt-Score der STSE bei allen drei Gruppen nachgewiesen werden: r = .51 bei Studienanfängern, r = .49 bei den deutschen Fortgeschrittenen und r = .50 bei den neuseeländischen Fortgeschrittenen. Innerhalb der Subskalen betrugen die Korrelationen zwischen r = .35 und .45 (p < .05). Diese Zusammenhänge unterschieden sich in den drei erhobenen Gruppen nicht signifikant voneinander. Die Korrelationskoeffizienten mit Studienzufriedenheit lagen bei r = .15 (p < .05) bei den Studienanfängern und r = .37 (p < .05) bei den Fortgeschrittenen. Die Korrelationskoeffizienten für die Subskalen fielen höher aus (r = .19 bis .35). Eine Ausnahme bildete die Skala Klassen-Management bei den Studienanfängern mit r = .01 (Böttcher, 2013, S. 26-27; Pfitzner-Eden et al., 2014, S. 89, Table 3). Dieses Ergebnis begründen Pfitzner-Eden et al. (2014) damit, dass Erstsemester aufgrund fehlender Studiumserfahrung wenig bedeutsame Aussagen zur Studienzufriedenheit geben können. Pfitzner-Eden (2016) untersuchte in einer Längsschnittstudie, wie sich der Zusammenhang zwischen der Lehrer-Selbstwirksamkeit und der Studienabbruchneigung bei Studienanfängern (n1 = 559) und Fortgeschrittenen (n2 = 352; mindestens 3. Studienjahr; 80% Masterstudierende) über drei Messzeitpunkte verändert (n1: T1 = Beginn des ersten Studienjahres, T2 = Ende des ersten Studienjahres vor einem ersten Schulpraktikum, T3 = Anfang des nächsten Studienjahres nach dem Praktikum; n2: T1 = Beginn des Semesters, T2 = Ende des Semesters vor einem Unterrichtspraktikum, T3 = Anfang des nächsten Semesters nach dem Praktikum). Die Berechnungen (latent-true-change-Analysen) zeigen folgende Ergebnisse: Die Lehrer-Selbstwirksamkeit bei Studienanfängern sank in Abhängigkeit der Subskala während des ersten Studienjahres oder blieb konstant und stieg dann während des Praktikums an. Auch bei den Fortgeschrittenen verhält sich die Lehrer-Selbstwirksamkeit in Abhängigkeit der Subskala und steigt ebenso mit der Praktikumserfahrung. In Abhängigkeit von der Subskala zeigte sich, dass eine Steigerung der LSW während des Praktikums mit einer Verringerung der Studienabbruchintention der untersuchten Lehramtsstudierenden einherging (S. 248, Table 5). Pfitzner-Eden (2015, under review) untersuchte in einer anderen Studie die Vorhersagekraft der vier Quellen der Lehrer-Selbstwirksamkeit nach Bandura: (1) Erfahrungen mit erfolgreicher Bewältigung schwieriger Situationen, (2) Beobachtung von Modellen, (3) soziale Unterstützung und (4) physiologischer und emotionaler Zustand. Untersucht wurden zwei Stichproben (n1 = 359 Studienanfänger, n2 = 395 Fortgeschrittene), die beide ein Praktikum absolvierten. Veränderungen der Lehrer-Selbstwirksamkeit während des Praktikums konnten durch alle vier Quellen erwartungsgemäß vorhersagt werden. Ein Modellvergleich, der unterschiedlich plausible Beziehungen zwischen den Quellen annahm, weist darauf hin, dass positive Praktikumserfahrungen wie Erfolg (= erste Quelle) zu einem Anstieg der Lehrer-Selbstwirksamkeit führen und dass die Einschätzung dieser positiven Erfahrung in Abhängigkeit der anderen drei Quellen getroffen wird (Pfitzner-Eden, 2015, under review, S. 123-131). Tabelle 2 zeigt die Zusammenhänge zwischen den vier Quellen und der Lehrerselbstwirksamkeit (im Englischen: Teacher Self Efficacy = TSE).
Tabelle 2
Latent intercorrelations between all constructs and bivariate correlations between the source variables and TSE2-1 (Latente Interkorrelationen zwischen allen Konstrukten und bivariate Korrelationen zwischen den Quellen und der LSW Latent-Change-Variable; Pfitzner-Eden, 2015, under review, S. 124, Table 3)
Source Variable | ME | VE | VPm | VPo | PAS | TSE | TSE |
1 | 2-1 | ||||||
Beginning cohort | |||||||
Mastery Experiences (ME) | - | .48* | |||||
Vicarious Experiences(VE) | .45* | - | .33* | ||||
Verbal Persuasion Mentor VPm | .44* | .32* | - | .32* | |||
Verbal Persuasion Others (VPo) | .39* | .25* | .62* | - | .30* | ||
Physiological and Affective States (PAS) | -.50* | -.43* | -.29* | -.23* | - | -.35* | |
TSE1 | .35* | .25* | .15 | .19* | -.13 | - | - |
TSE2-1 | .25* | .17 | .26* | .20* | -.28* | -.31* | - |
Advanced cohort | |||||||
Mastery Experiences (ME) | - | .51* | |||||
Vicarious Experiences (VE) | .48* | - | .33* | ||||
Verbal Persuasion Mentor VPm | .61* | .56* | - | .40* | |||
Verbal Persuasion Others (VPo) | .48* | .38* | .55* | - | .37* | ||
Physiological and Affective States (PAS) | -.47* | -.26* | -.31* | -.15 | - | -.35* | |
TSE1 | .25* | .19* | .13 | .10 | -.36* | - | - |
TSE2-1 | .36* | .19* | .26* | .32* | -.09 | -.57* | - |
Normierung
Zur Normierung liegen keine Angaben vor.
Anwendungsmöglichkeiten
Das Verfahren dient der Messung der Lehrer-Selbstwirksamkeit bei Lehramtsstudierenden.
Bewertung
Die STSE erfasst mit den Subskalen "Instruktionsstrategien", "Klassenmanagement" und "Schülermotivierung" die Lehrer-Selbstwirksamkeit. Mit 12 Items ist sie in der Durchführung und Auswertung sehr ökonomisch. Es konnte eine zufriedenstellende bis sehr gute interne Konsistenz erreicht werden. Auch die Validität wurde ausreichend überprüft. Für die Konstruktvalidität sprechen z. B. die Ergebnisse der konfirmatorischen Faktorenanalyse sowie die signifikant gewordenen Zusammenhänge zu den Konstrukten Studienzufriedenheit und Generelle Selbstwirksamkeit. Eine Normierung wäre erwünscht, um Vergleichswerte zu haben. Die STSE ist theoretisch gut fundiert, reliabel und valide. Ihre Anwendbarkeit ist ökonomisch und das Verfahren erweist sich somit als ein nützliches Verfahren.
Erstmals publiziert in:
Pfitzner-Eden, F. (2016). STSE. Scale for Teacher Self-Efficacy - deutsche adaptierte Fassung. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. https://doi.org/10.23668/psycharchives.451 PSYNDEX Dok.-Nr. 9007043
Literatur
Bandura, A. (1977). Self-efficacy. Toward a unifying theory of behavioral change. Psychological Review, 54 (2), 191-215.
Bandura, A. (1997). Self-efficacy. The exercise of control. New York: W. H. Freeman.
Bandura, A. (2006). Guide for constructing self-efficacy scales. In F. Pajares & T. C. Urdan (Eds.), Self-efficacy beliefs of adolescents (pp. 307-337). Greenwich, Connecticut: IAP - Information Age Publishing.
Beauducel, A. & Wittmann, W. W. (2005). Simulation study on fit indexes in CFA based on data with slightly distorted simple structure. Structural Equation Modeling, 12, 41-75. PSYNDEX Dok.-Nr. 0184882
Böttcher, F. (2013). Beitrag zur Validierung eines Instrumentes zur Erfassung der Lehrerinnen- und Lehrerselbstwirksamkeit. Unveröffentlichte Masterarbeit, Freie Universität Berlin.
Fives, H., Hamman, D. & Olivarez, A. (2007). Does burnout begin with student-teaching? Analyzing efficacy, burnout, and support during the student-teaching semester. Teaching and Teacher Education, 23 (6), 916-934.
Hu, L. & Bentler, P. M. (1999). Cutoff criteria for fit indexes in covariance structure analysis: Conventional criteria versus new alternatives. Structural Equation Modeling: A Multidisciplinary Journal, 6 (1), 1-55.
Pfitzner-Eden, F. (2015). Evaluation of a teacher preparation program using the development of teacher self-efficacy as an outcome - a longitudinal study. Unveröffentlichte Dissertation, Freie Universität Berlin. PSYNDEX Dok.-Nr. 0305365
Pfitzner-Eden, F. (2015, under review). Why do I feel more confident? Bandura's sources predict preservice teachers' latent changes in teacher self-efficacy. Contemporary Educational Psychology.
Pfitzner-Eden, F. (2016). I feel less confident so I quit? Do true changes in teacher self-efficacy predict changes in preservice teachers' intention to quit their teaching degree? Teaching and Teacher Education, 55, 240-254. (DOI: 10.1016/j.tate.2016.01.018)
Pfitzner-Eden, F., Thiel, F. & Horsley, J. (2014). An adapted measure of teacher self-efficacy for preservice teachers: Exploring its validity across two countries. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 28 (3), 83-92. (DOI: http://dx.doi.org/10.1024/1010-0652/a000125) [English items included p. 88] PSYNDEX Dok.-Nr. 0281529
Tschannen-Moran, M. & Woolfolk Hoy, A. (2001). Teacher efficacy: Capturing an elusive construct. Teaching and Teacher Education, 17, 783-805.
Woolfolk Hoy, A. & Burke Spero, R. (2005). Changes in teacher efficacy during the early years of teaching: A comparison of four measures. Teaching and Teacher Education, 21, 343-356.
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Tschannen-Moran, M. & Woolfolk Hoy, A. (2001). Teacher efficacy: Capturing an elusive construct. Teaching and Teacher Education, 17, 783-805.
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Dr. Franziska Pfitzner-Eden, Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Schulpädagogik/Schulentwicklungsforschung, Support-Mentorenqualifizierung, Habelschwerdter Allee 45, Raum KL 24/214, D-14195 Berlin