Testinstrumente sortiert
Ansprechpartnerin
Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
+49 (0)651 201-4934 (Mi-Do vormittags)
guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
PQ
Problemfragebogen
Kurzabstract
Der PQ erfasst Alltagsprobleme von Jugendlichen in verschiedenen Lebensbereichen. Er besteht aus sieben Subskalen (Schulstress, Zukunft, Elternstress, Peerstress, Freizeit, Romantik, Identität) mit 64 Items. Reliabilität: Die Skalentrennschärfen liegen durchschnittlich bei r = .42, die Reliabilitätskoeffizienten liegen zwischen rtt = .70 und rtt = .84. Validität: Die Konstruktvalidität faktorenanalytisch untersucht. Zudem wurde die kulturübergreifende Angemessenheit und Anwendbarkeit bestätigt. Als Nachweis der Kriteriumsvalidität liegen korrelative Befunde zur Depressivität.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2025). Open Test Archive: PQ. Problemfragebogen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9008228
Zitierung
Seiffge-Krenke, I. (2025). PQ. Problemfragebogen [Verfahrensdokumentation, Fragebogen auf Deutsch und Englisch]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.16413
Kurzinformationen
Kurzname PQ
Engl. Name Problem Questionnaire
Autoren Seiffge-Krenke, I.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2025
Copyright/Lizenz Copyright Autorin; CC-BY-SA 4.0
Sprachversionen deu eng
Konstrukt Stress
Altersbereich 12 bis 19 Jährige
Itemzahl 64 Items
Subskalen 7 Problembereiche: (1) Schulstress, (2) Zukunft, (3) Elternstress, (4) Peerstress, (5) Freizeit, (6) Romantik, (7) Identität
Durchführungszeit 10-15 Minuten
Auswertungsdauer 5-10 Minuten
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .70-84. Retestreliabilität: rtt = .70-.84.
Befunde zur Konstrukt- und Kriteriumsvalidität.
Keine. Referenzwerte in Form von Mittelwerten und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Der PQ dient dazu, Alltagsprobleme von Jugendlichen in verschiedenen Lebensbereichen systematisch zu erfassen. Er kann kulturübergreifend eingesetzt werden.
Aufbau
Der PQ besteht aus sieben Subskalen (Schulstress, Zukunft, Elternstress, Peerstress, Freizeit, Romantik, Identität) mit 64 Items. Die Proband/-innen sollen ihr Stresserleben auf einer Skala von 1 (geringe Zustimmung) bis 5 (hohe Zustimmung) selbst einschätzen.
Grundlagen und Konstruktion
Der PQ basiert auf der Klassischen Testtheorie. Er wurde ursprünglich an einer deutschen Stichprobe getestet und auf Englisch publiziert. Zur Identifikation der Subskalen wurde eine explorative Faktorenanalyse berechnet. Ergebnis war eine 7-Faktor-Lösung, welche 69 % der Varianz erklärt. Zur Gewährleistung der kulturübergreifenden Validität und Äquivalenz wurde eine systematische Übersetzung und Rückübersetzung durchgeführt und Inhalte, die nicht kulturübergreifend angemessen sind, wurden gestrichen. Eine Messinvarianz-Analyse zeigt, dass der PQ in verschiedenen Regionen als vergleichbar angesehen werden kann.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Skalentrennschärfen liegen durchschnittlich bei r = .42, die Reliabilitätskoeffizienten liegen zwischen rtt = .70 und rtt = .84.
Validität: Die Konstruktvalidität gilt als bestätigt, da die sieben identifizierten Faktoren insgesamt 69 % der Varianz erklären. Zudem wurde die kulturübergreifende Angemessenheit und Anwendbarkeit bestätigt. Als Nachweis der Kriteriumsvalidität liegen korrelative Befunde zur Depressivität.
Normen: Eine Normierung wurde nicht durchgeführt. Es liegen jedoch Referenzwerte in Form von Mittelwerten und Standardabweichungen für einzelne Subskalen in den verschiedenen Studien vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Der Problemfragebogen (engl. Problem Questionnaire [PQ]; Seiffge-Krenke, 1995) erfasst das Stresserleben in verschiedenen alltäglichen Lebensbereichen. Es handelt sich um eine deutschlandweit validierte Selbsteinschätzungsskala, die sich an Teilaspekte des transaktionalen Stressmodells (Lazarus & Folkman, 1984) anlehnt.
In dem Lebensbereich Schule kann Stress einer der Gründe dafür sein, warum deutsche Schulkinder im internationalen PISA-Vergleich schlechter abschneiden. Stressoren können Leistungsdruck, Konflikte mit Freunden, Klassenkameraden oder Lehrkräften, Angst vor Klassenarbeiten oder die Menge an Hausaufgaben sein, was zu körperlichen und psychischen Beschwerden wie erhöhte Angst und Depressivität führen kann. Seiffge-Krenke (2006) zeigt auf, dass nicht nur Stress in der Schule, sondern auch andere Lebensbereiche im Hinblick auf Stressbelastung und Bewältigungskompetenz von deutschen Jugendlichen eine Rolle spielen, da diese sich gegenseitig beeinflussen (z. B. Stress im Elternhaus wie hohe Erwartungen in der Schule). Der PQ versucht die Problembereiche, die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und Entwicklung von Jugendlichen haben, zu erfassen. In einem nächsten Schritt gilt es, kompetente Bewältigungsstrategien für die jeweiligen Problembereiche zu entwickeln und diese zu fördern.
Testaufbau
Der Problemfragebogen besteht aus insgesamt 64 Items.
Aus den folgenden sieben Bereichen werden Probleme bzw. Stresssituationen erfasst:
(1) Schulstress (8 Items)
(2) Zukunft (8 Items)
(3) Elternstress (10 Items)
(4) Peerstress (10 Items)
(5) Freizeit (7 Items)
(6) Romantik (7 Items)
(7) Identität (14 Items).
Die Proband/-innen sollen ihr Stresserleben auf einer Skala von 1 = „geringe Zustimmung“ bis 5 „hohe Zustimmung“ selbst einschätzen.
Auswertungsmodus
Zur Auswertung werden von allen bearbeiteten Items eines Problembereichs Mittelwerte gebildet. So entsteht ein Durchschnittswert für jede Subskala, der die Ausprägung in diesem spezifischen Problembereich widerspiegelt (Seiffge-Krenke, 2006, S. 50).
Zur Auswertung des PQ können Kennwerte aus repräsentativen Studien als Referenzwerte herangezogen werden (siehe unter „Validierung“).
Auswertungshilfen
Es liegen keine speziellen Auswertungshilfen vor.
Auswertungszeit
Die Auswertung nimmt ungefähr 5-10 Minuten in Anspruch.
Itembeispiele
Es werden die ladungsstärksten Items jeder Skala aufgeführt (Seiffge-Krenke, 1995, Table 7):
(1) Subskala Schulstress
Item 1: Der Zwang, in der Schule möglichst gute Noten zu erreichen, macht mir Angst. (a = .65)
(2) Subskala Zukunft
Item 10: Mir macht die immer weiter fortschreitende Zerstörung der Umwelt Angst. (a = .81)
(3) Subskala Eltern
Item 17: Meine Eltern zeigen wenig Verständnis für meine Schwierigkeiten in der Schule. (a = .79)
(4) Subskala Peerstress
Item 32: Es bedrückt mich, dass viele meiner Bekannten nur zu oberflächlichem Kontakt bereit sind. (a = .61)
(5) Subskala Freizeit
Item 39: Ich ärgere mich, dass ich mich oft zu nichts aufraffen kann. (a = .52)
(6) Subskala Romantik
Item 45: Ich fühle mich unsicher im Umgang mit dem anderen Geschlecht. (a = .70)
(7) Subskala Identität
Item 61: Ich möchte herausfinden, was ich selbst will. (.49)
Items
Nachfolgend werden die deutschen Items aufgeführt.
Subskala Schulstress:
Item 1: Der Zwang, in der Schule möglichst gute Noten zu erreichen, macht mir Angst.
Item 2: Es stört mich sehr, dass es in den Kursen keine Kameradschaft gibt, sondern nur Konkurrenzdenken.
Item 3: Der unpersönliche Umgang mit Mitschülern und Lehrern bedrückt mich.
Item 4: Ich kann mit den vorgeschriebenen Lerninhalten in der Schule nichts anfangen.
Item 5: Ich wünschte, die Lehrer würden mehr Interesse für meine Probleme zeigen.
Item 6: Ich wollte, ich könnte die Schule schon jetzt für immer verlassen.
Item 7: Ich habe Angst, dass Meinungsverschiedenheiten mit dem Lehrer zu schlechten Noten führen.
Item 8: Meine Schweigsamkeit im Unterricht macht mir Sorgen.
Subskala Zukunft:
Item 9: Ich befürchte, dass ich den von mir gewünschten Ausbildungs- oder Studienplatz nicht bekommen kann.
Item 10: Mir macht die immer weiter fortschreitende Zerstörung der Umwelt Angst.
Item 11: Ich mache mir Sorgen darüber, ob ich Studium und Beruf mit Heirat und Familie verbinden kann.
Item 12: Ich habe Angst, mich im täglichen Einerlei, in gesellschaftlichen Normen und Zwängen, zu verlieren.
Item 13: Ich möchte gerne meine wirklichen Interessen herausfinden.
Item 14: Ich weiß nicht, was ich nach meiner Schulentlassung tun soll.
Item 15: Ich bin unsicher, für welchen Beruf ich mich am besten eigne.
Item 16: Ich mache mir Sorgen darüber, dass ich einmal arbeitslos werden könnte.
Subskala Eltern:
Item 17: Meine Eltern zeigen wenig Verständnis für meine Schwierigkeiten in der Schule.
Item 18: Meine Eltern wollen lediglich gute Noten sehen.
Item 19: Es gibt oft Streit mit meinen Eltern, weil ich über verschiedene Dinge anderer Meinung bin.
Item 20: Ich werde von meinen Eltern nicht für „ganz voll“ genommen.
Item 21: Ich wünschte, meine Eltern ließen mich meine eigenen Entscheidungen treffen.
Item 22: Ich kann mit meinen Eltern nicht reden.
Item 23: Meine Eltern sind nicht mit meinen Freunden einverstanden.
Item 24: Ich wünschte, meine Eltern hätten mehr Zeit für mich.
Item 25: Es ist für mich schwierig, meinen eigenen Interessen nachzugehen, weil ich meine Eltern nicht enttäuschen will.
Item 26: Ich wünschte, ich wäre nicht so abhängig von zu Hause.
Subskala Peerstress:
Item 27: Es bedrückt mich, dass ich kaum Freund habe.
Item 28: Es fällt mir schwer, auf andere zuzugehen.
Item 29: Mir bereitet es Schwierigkeiten, meine Interessen mit denen meiner Freunde zu verbinden.
Item 30: Ich wünschte, ich hätte einen wirklichen Freund, mit dem ich auch persönliche Sorgen und Probleme besprechen könnte.
Item 31: Es stört mich, dass einige meiner Bekannten falsch und hinterhältig sind.
Item 32: Es bedrückt mich, dass viele meiner Bekannten nur zu oberflächlichem Kontakt bereit sind.
Item 33: Ich habe Angst, dass die anderen mich nicht akzeptieren könnten.
Item 34: Es missfällt mir, dass ein Außenstehender keinen Anschluss an bestehende Cliquen findet.
Item 35: Ich finde es schlimm, dass Gleichaltrige oft stur und intolerant miteinander umgehen.
Item 36: Es bedrückt mich, dass ich zu wenig Zeit habe, um mich ausreichend um meine Freunde zu kümmern.
Subskala Freizeit:
Item 37: Ich habe zu wenig Taschengeld.
Item 38: Schule und häusliche Verpflichtung lassen mir zu wenig Freizeit.
Item 39: Ich ärgere mich, dass ich mich oft zu nichts aufraffen kann.
Item 40: Ich fühle mich unfähig, mit meiner Langeweile anders umzugehen, als sie mit Fernsehen, Computerspielen oder Alkohol / Drogen zu bekämpfen.
Item 41: Mich stört, dass Jugendliche in ihrer Freizeit oft keine anderen Möglichkeiten haben, als auf der Straße oder in Kneipen herumzuhängen.
Item 42: Meine Eltern versuchen, auf meine Freizeitgestaltung Einfluss zu nehmen.
Item 43: Mich bedrückt, dass ich keine Bekannten habe, mit denen ich meine Freizeit verbringen könnte.
Subskala Romantik:
Item 44: Es bedrückt mich, dass ich keine/n Freundin/Freund finde.
Item 45: Ich fühle mich unsicher im Umgang mit dem anderen Geschlecht.
Item 46: Ich habe Angst, durch eine Zweierbeziehung den Kontakt zu meinen anderen Freunden zu verlieren.
Item 47: Ich finde es schlimm, dass ich mich manchmal verstellen muss, nur um den anderen zu gefallen.
Item 48: Ich habe Angst, den anderen zu verletzen, da ich seine Gefühle nicht kenne.
Item 49: Ich finde es schwierig, eine wirklich gleichberechtigte Beziehung aufzubauen.
Item 50: Ich befürchte, dass ich aus Eifersucht Freundschaften kaputt machen könnte.
Subskala Identität:
Item 51: Ich fühle mich einsam.
Item 52: Auch Kleinigkeiten bringen mich schnell in Wut.
Item 53: Ich bin unzufrieden mit meinem Äußeren.
Item 54: Ich finde es schlimm, dass ich mich so wenig mit Politik beschäftige.
Item 55: Ich bin oft traurig und niedergeschlagen.
Item 56: Es fällt mir schwer, anderen meine Gefühle mitzuteilen.
Item 57: Ich leide darunter, dass ich anders bin als meine Freunde und Bekannten.
Item 58: Ich bin unzufrieden mit meinem Verhalten, meinen Eigenschaften und Fertigkeiten.
Item 59: In Gegenwart anderer traue ich mich nicht, etwas zu sagen.
Item 60: Ich habe Schuldgefühle aufgrund einiger Dinge, die ich getan habe.
Item 61: Ich möchte herausfinden, was ich selbst will.
Item 62: Ich handele manchmal gegen meine eigenen Meinungen und Auffassungen, um andere zu ärgern.
Item 63: Es fällt mir schwer, zu eigenen Entscheidungen zu stehen.
Item 64: Alles Neue macht mir Angst.
Durchführung
Testformen
Der Fragebogen ist in den unterschiedlichen Landessprachen von 18 Ländern verfügbar, in denen das Testverfahren durchgeführt wurde. Dazu zählen Deutschland, Ägypten, Estland, Finnland, Griechenland, Hongkong, Italien, Kroatien, Niederlande, Pakistan, Peru, Polen, Portugal, Russland, Schweiz, Südafrika, Tschechien und die Türkei (Seiffge-Krenke, 2006).
In einigen Studien fanden nur einzelne Subskalen des PQ Anwendung (z. B. Seiffge-Krenke, 2006; Escher & Seiffge-Krenke, 2017), eine spezielle Kurzform liegt jedoch nicht vor. Das Verfahren kann sowohl im Einzel- als auch Gruppentest durchgeführt werden.
Altersbereiche
Der PQ wurde für Jugendliche konstruiert und an 12 bis 19 Jährigen angewendet.
Durchführungszeit
Es sollte ca. mit 10-15 Minuten gerechnet werden.
Material
Das Testverfahren liegt als Papierversion vor, daher wird zur Bearbeitung zusätzlich zum Fragebogen bloß ein Schreibgerät erfordert. Es liegt die Verfahrensdokumentation als Manual, sowie der Testbogen auf Deutsch und Englisch selbst vor, welche beide heruntergeladen werden können.
Instruktion
Zu Testbeginn erfolgt eine kurze, standardisierte, schriftliche Instruktion.
Durchführungsvoraussetzungen
Die/der Testleiter/-in sollte mit den Grundsätzen der Anwendung von psychologischen Tests vertraut sein. Spezifische Anforderungen werden nicht an sie/ihn gestellt. Der Fragebogen sollte, wie alle psychologischen Fragebögen, in einer entspannten Atmosphäre durchgeführt werden.
Testkonstruktion
Der PQ basiert auf der Klassischen Testtheorie. Er wurde ursprünglich an einer deutschen Stichprobe getestet und auf Englisch publiziert (Seiffge-Krenke, 1995).
Zur Item- und Skalenbildung wurde ein Itempool aus 103 Items generiert und anschließend eine explorative Faktorenanalyse gerechnet. Es wurden sieben Faktoren identifiziert, welche 69 % der Varianz erklären. Die Faktorladungen bewegten sich zwischen .30 < a < .81 (Seiffge-Krenke, 1995).
Der Fragebogen wurde bereits in verschiedenen kulturübergreifenden Stichproben eingesetzt. Um die kulturübergreifende Validität und Äquivalenz zu gewährleisten, trafen sich die Mitarbeiter/-innen aus allen 18 Ländern regelmäßig. Die Items wurden in die jeweilige Amtssprache des Landes übersetzt und anschließend rückübersetzt.
In der Studie von Persike und Seiffge-Krenke (2016) wurde eine Messinvarianz-Analyse durchgeführt, um zu überprüfen, ob der Fragebogen in verschiedenen Regionen dieselben Konstrukte misst, sodass die Mittelwerte der verschiedenen Regionen vergleichbar sind. Die Fit-Indizes nach der Methode von Cheung und Rensvold (2002) zeigen, dass die Modelle gut passen und dass die Messinvarianz angenommen werden kann (Unbeschränktes Modell CFI = 0.98; Faktorielle Invarianz CFI = 0.98; Metrische Invarianz CFI = 0.98). Es konnten signifikante Unterschiede gefunden werden.
Gütekriterien
Objektivität
Spezifische Angaben zur Objektivität liegen nicht vor. Die Durchführungsobjektivität ist durch die standardisierte schriftliche Instruktion gegeben. Die Auswertungsobjektivität ist durch die klaren Anweisungen zur Mittelwertbildung der einzelnen Problembereiche gegeben. Es liegen keine Anweisungen zur Interpretation der Mittelwerte vor und es liegt keine spezifische Normstichprobe als Vergleich vor, daher ist die Interpretationsobjektivität eingeschränkt.
Reliabilität
Seiffge-Krenke (1995) erzielte Skalentrennschärfen von durchschnittlich rit = .42. Die Reliabilität lag zwischen rtt = .70 und rtt = .84 (Nieder & Seiffge-Krenke, 2001)“, die auch bei Lüdeke und Linderkamp (2018) berichtet werden (siehe Tabelle 1).
Im Sinne einer Stabilität über verschiedene Situationen hinweg konnte mithilfe einer Intra-Klassen-Korrelation herausgefunden werden (N = 169; .37 < ICC < .53), dass 37 % bis 53 % der Stressvarianz auf individuelle Unterschiede zurückzuführen ist. Der Rest der Variation ist aber situationsabhängig, was darauf hindeutet, dass Stress je nach Situation erheblich schwanken kann und demnach nicht ausschließlich als stabiles Merkmal einer Person angesehen werden sollte (Seiffge-Krenke, Aunola & Nurmi, 2009).
Tabelle 1
Interne Konsistenzen der einzelnen Subskalen (modifiziert nach Lüdeke & Linderkamp, 2018, S. 359, Tabelle 2)
Skala | Cronbachs Alpha |
---|---|
Schulstress | .80 |
Zukunft | .75 |
Eltern | .84 |
Peerstress | .83 |
Freizeit | .70 |
Romantik | .74 |
Identität | .78 |
Validität
Die Konstruktvalidität des PQ wurde mittels explorativer Faktorenanalyse überprüft. Die sieben identifizierten Faktoren erklären insgesamt 69 % der Varianz. Darüber hinaus wurden die Inhalte der Items auf ihre kulturübergreifende Angemessenheit und Anwendbarkeit für jedes Land überprüft. Die Messinvarianz ist gegeben (Persike & Seiffge-Krenke, 2016).
Bezüglich der Kriteriumsvalidität wurde der Zusammenhang zwischen der Stressbelastung von Jugendlichen und depressiven Symptomen über vier Messzeitpunkte (T1 bis T4) und getrennt nach Geschlecht untersucht. Dabei wurde ein Vergleich mit T4 vorgenommen. Es liegen vor allem mittelhohe Zusammenhänge vor, welche bei weiblichen Jugendlichen (r = .25-.53) insgesamt häufiger signifikant wurden als bei männlichen Jugendlichen (r = .32-.50). Letztere zeigten eher zwischen T3 und T4 signifikante Korrelationen zwischen Stress und depressiven Symptomen auf (Nieder & Seiffge-Krenke, 2001).
In einer groß angelegten Studie mit N = 12172 Jugendlichen (M = 15.2 Jahre, SD 2.3; 52 % weiblich) aus 21 Ländern aus Europa (darunter n = 1799 deutsche Jugendliche), Süd- und Nordamerika sowie Asien konnte u. a. nachgewiesen werden, dass Schulstress besonders bei älteren Schülerinnen und Schülern ausgeprägt ist und dass Jungen aus Europa und Nordamerika höhere Werte aufweisen. In Asien konnten keine Geschlechterunterschiede gefunden werden. Stress in der Schule zeigt sich signifikant häufiger bei Schülerinnen und Schülern, die schlechtere Leistungen nachweisen oder bei einem Elternteil leben (Seiffge-Krenke, 2021).
In einer weiteren in 2012 publizierten Studie wurde zusammen mit dem CASQ das Copingverhalten mit Schul- und Zukunftsstress getestet. Hier wurden 5126 Daten (Alter: M = 15.12, SD 1.76) von ursprünglich N = 11035 rekrutierten Jugendlichen aus 18 Ländern erhoben. Auch hier konnte gezeigt werden, dass das Alter und Geschlecht einen signifikanten Effekt auf das Stresserleben haben (Seiffge-Krenke et al., 2012).
In einer Studie von Seiffge-Krenke und KollegInnen (2010) wurden drei der PQ-Subskalen, Romantik, Identität und Zukunft, untersucht. Die Stichprobe bestand aus insgesamt 8654 12- bis 18-Jährigen Jugendlichen aus 17 Ländern. Darunter befanden sich 1138 Jugendliche aus Deutschland. Das mittlere Alter der Gesamtstichprobe war M = 15.3 (SD = 1.84) und 53 % waren weiblich. Die Skala Zukunftsstress zeigte in einem Vergleich zwischen den Kontinenten höhere Werte (> M = 2.5) als Romantik und Identität. Stress im Bereich Romantik scheint in Europa höher auszufallen bzw. Identitätsstress niedriger als in Südamerika oder in Teilen Asiens (Seiffge-Krenke et al., 2010).
Die beiden Subskalen, Stress durch Gleichaltrige vs. Eltern, wurden in einer Studie von Persike und Seiffge-Krenke (2014) an einer Stichprobe von Jugendlichen aus 21 Ländern überprüft. In einem Subskalenvergleich resultierte, dass Stress durch Eltern stärker ausgeprägt ist als Stress durch Gleichaltrige, wobei die Werte in Südeuropa am höchsten waren, gefolgt von Lateinamerika, dem Nahen Osten und Asien. In Normamerika konnten keine signifikanten Effekte nachgewiesen werden. Erziehungsstile und kulturelle Werte beeinflussen nachweisend die Stressausprägung.
Seiffge-Krenke (2023) berichtet, dass diese Zukunftsangst stark zugenommen hat und von vielen Faktoren beeinflusst wird, und nicht nur kultureller Natur ist. „Der ursprünglich starke Bezug auf das Selbst, die persönliche Zukunft, ist einer Angst und Sorge um andere, um die Umwelt gewichen“ (S. 21).
Normierung
Es wurde keine Normierung durchgeführt. Es können Ergebnisse (M, SD) aus vergleichbaren Studien als Referenzwerte genommen werden (z. B. Seiffge-Krenke et al., 2010, Figure 1, S. 109; Seiffge-Krenke et al., 2012, Tab. 3, S. 263, Seiffge-Krenke, 2021, Tab. 1, S. 7). Aufgeführt werden in Tabelle 2 Mittelwerte und Standardabweichungen für die Subskala Zukunftsstress aus einer Studie, in der auch der CASQ als Gegenstück zur Stresswahrnehmung zur Erfassung der Stressbewältigung zum Einsatz kam (Seiffge-Krenke, 2019).
Tabelle 2
Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD) und Itemränge für die Subskala Zukunftsstress (Seiffge-Krenke, 2019, S. 612)
Deutsche Jugendliche (N = 1626) | Immigranten (N = 164) | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
PQ Zukunft - Items | M | SD | Rang | M | SD | Rang |
1.) Befürchte, dass ich Ausbildungsplatz nicht bekomme | 3.01 | 1.28 | 3 | 3.08 | 1.27 | 3 |
2.) Sorge über Zerstörung der Umwelt | 2.82 | 1.21 | 4 | 2.64 | 1.30 | 6 |
3.) Sorgen, ob ich Beruf mit Heirat/Familie verbinden kann | 2.14 | 1.16 | 8 | 2.80 | 1.22 | 5 |
4.) Angst mich im tägl. Einerlei, gesellschaftliche Normen zu verlieren | 2.33 | .99 | 6 | 2.49 | 1.03 | 7 |
5.) Möchte meine wirklichen Interessen herausfinden | 3.04 | .86 | 2 | 3.46 | .94 | 1 |
6.) Weiß nicht, was ich nach Schulentlassung tun soll | 2.20 | 1.28 | 7 | 2.35 | 1.39 | 8 |
7.) Unsicher, für welchen Beruf ich mich am besten eigne | 2.80 | 1.37 | 5 | 2.97 | 1.47 | 4 |
8.) Sorgen, dass ich einmal arbeitslos werden könnte | 3.08 | 1.36 | 1 | 3.28 | 1.35 | 2 |
Anwendungsmöglichkeiten
Mit dem PQ-Fragebogen können in der Forschung problematische Entwicklungsverläufe und Stressfaktoren von Jugendlichen identifiziert werden, sodass mögliche Präventionsmaßnahmen aufgestellt werden können. Zudem kann er in kulturvergleichenden Studien Anwendung finden (Seiffge-Krenke, 2006), insbesondere in Kombination mit dem Coping Across Situations Questionnaire (CASQ; Seiffge-Krenke, 1995; Seiffge-Krenke, 2025).
Bewertung
Der PQ deckt die relevanten Problembereiche von Jugendlichen ab, was eine gezielte Intervention und Präventionsmaßnahmen möglich macht. Zudem wurde gezeigt, dass er in kulturübergreifenden Studien Anwendung finden kann. Dies kann als Bestätigung des sorgfältigen Übersetzungs- und Anpassungsprozesses interpretiert werden (Persike & Seiffge-Krenke, 2016). Der Fragebogen ist leicht verständlich und sowohl die Durchführung als auch die Auswertung nehmen relativ wenig Zeit in Anspruch.
Der PQ richtet sich an Jugendliche. Es konnten Alters- und Geschlechterunterschiede gefunden werden. Ältere haben höhere Stresswerte als Jüngere und Mädchen erzielten in den meisten Stressbereichen höhere Werte als Jungen.
Die erfassten Testgütekriterien sind insgesamt zufriedenstellend. Die sieben identifizierten Faktoren bilden einen Großteil der Varianz ab, somit erfassen sie tatsächlich das untersuchte Konstrukt. Es wäre vorteilhaft, weitere Validitätsbelege anzubringen und gegebenenfalls eine Normierung durchzuführen, um die Interpretation der Testergebnisse sowie den Einsatz auch in der Individualdiagnostik zu ermöglichen.
Erstmals publiziert in:
Seiffge-Krenke, I. (1995). Stress, coping, and relationships in adolescence. Mahwah, N.J.: Erlbaum. PSYNDEX Dok.-Nr. 0094351
Literatur
Cheung, G. W. & Rensvold, R. B. (2002). Evaluating goodness-of-fit indexes for testing measurement invariance. Structural Equation Modeling, 9, 233–255. https://doi.org/10.1207/s15328007sem0902_5
Escher, F. J. & Seiffge-Krenke, I. (2017). Welchen Einfluss haben Identitätsstress, problematische Bewältigungsstile und dysfunktionales mütterliches Verhalten auf die Symptombelastung von normalen und klinisch auffälligen Heranwachsenden? Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 65 (4), 209–218. https://doi.org/10.1024/1661-4747/a000324 PSYNDEX Dok.-Nr. 0332158
Lazarus, R. S. & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer.
Lüdeke, S. & Linderkamp, F. (2018). Beurteilerdiskrepanzen als Indikatoren für Schulstress. Eine Studie zu Einschätzungen internalisierender und externalisierender Verhaltensprobleme aus Sicht von Jugendlichen und Lehrpersonen. Empirische Sonderpädagogik, 10 (4), 353–369. https://doi.org/10.25656/01:16780 PSYNDEX Dok.-Nr. 0350552
Nieder, T. & Seiffge-Krenke, I. (2001). Psychosoziale Determination depressiver Symptome im Jugendalter: Ein Vergleich der Geschlechter. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 50 (5), 342–359. PSYNDEX Dok.-Nr. 0146733
Persike, M. & Seiffge-Krenke, I. (2014). Is stress perceived differently in relationships with parents and peers? Inter-and intra-regional comparisons on adolescents from 21 nations. Journal of adolescence, 37(4), 493-504. PSYNDEX Dok.-Nr. 0280840
Persike, M. & Seiffge-Krenke, I. (2016). Stress with parents and peers: how adolescents from 18 nations cope with relationship stress. Anxiety, Stress, & Coping, 29 (1), 38–59. https://doi.org/10.1080/10615806.2015.1021249 PSYNDEX Dok.-Nr. 0307820
Seiffge-Krenke, I. (1995). Stress, coping, and relationships in adolescence. Mahwah, N.J.: Erlbaum. PSYNDEX Dok.-Nr. 0094351
Seiffge-Krenke, I. (2006). Nach PISA. Schulstress und Elternstress: Die Bewältigungskompetenz deutscher Jugendlicher im internationalen Vergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Seiffge-Krenke, I. (2021). School-Related Stressors in Adolescents from 21 Countries: What is Universal? Internal Medicine Review, 7(01), 1–18.
Seiffge-Krenke, I. (2023). Zukunftsängste bei Jugendlichen: Ein Vergleich aus 25 Ländern. PiD-Psychotherapie im Dialog, 24(02), 18-22. PSYNDEX Dok.-Nr. 0411672
Seiffge-Krenke, I., Aunola, K. & Nurmi, J. (2009). Changes in stress perception and coping during adolescence: The role of situational and personal factors. Child Development, 80 (1), 259–279. https://doi.org/10.1111/j.1467-8624.2008.01258.x
Seiffge-Krenke, I., Bosma, H., Chau, C., Çok, F., Gillespie, C., Loncaric, D., ... & Rohail, I. (2010). All they need is love? Placing romantic stress in the context of other stressors: A 17-nation study. International Journal of Behavioral Development, 34(2), 106-112.
Seiffge-Krenke, I., Persike, M., Chau, C., Hendry, L. B., Kloepp, M., Terzini-Hollar, M., ... & Regusch, L. (2012). Differences in agency? How adolescents from 18 countries perceive and cope with their futures. International journal of Behavioral development, 36(4), 258-270.
Wichtige neuere Publikationen
Escher, F. J. & Seiffge-Krenke, I. (2017). Welchen Einfluss haben Identitätsstress, problematische Bewältigungsstile und dysfunktionales mütterliches Verhalten auf die Symptombelastung von normalen und klinisch auffälligen Heranwachsenden? Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 65 (4), 209-218. https://doi.org/10.1024/1661-4747/a000324 PSYNDEX Dok.-Nr. 0332158
Nieder, T. & Seiffge-Krenke, I. (2001). Psychosoziale Determination depressiver Symptome im Jugendalter: Ein Vergleich der Geschlechter. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 50 (5), 342-359. PSYNDEX Dok.-Nr. 0146733
Persike, M. & Seiffge-Krenke, I. (2016). Stress with parents and peers: how adolescents from 18 nations cope with relationship stress. Anxiety, Stress, & Coping, 29 (1), 38-59. https://doi.org/10.1080/10615806.2015.1021249 PSYNDEX Dok.-Nr. 0307820
Seiffge-Krenke, I. (1995). Stress, coping, and relationships in adolescence. Mahwah, N.J.: Erlbaum. PSYNDEX Dok.-Nr. 0094351
Seiffge-Krenke, I. (2006). Nach PISA. Schulstress und Elternstress: Die Bewältigungskompetenz deutscher Jugendlicher im internationalen Vergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Seiffge-Krenke, I. (2008). Schulstress in Deutschland: Ursachen, Häufigkeiten und internationale Verortung. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 57 (1), 3-19. PSYNDEX Dok.-Nr. 0204785
Seiffge-Krenke, I. (2019). Was verursacht Zukunftsstress bei immigrierten und deutschen Jugendlichen und wie gehen beide Gruppen damit um? Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 68 (7), 606-622. https://doi.org/10.13109/prkk.2019.68.7.606 PSYNDEX Dok.-Nr. 0360712
Seiffge-Krenke, I., Aunola, K. & Nurmi, J. (2009). Changes in stress perception and coping during adolescence: The role of situational and personal factors. Child Development, 80 (1), 259-279. https://doi.org/10.1111/j.1467-8624.2008.01258.x
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Prof. em. Dr. Inge Seiffge-Krenke, Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Kostheimer Landstraße 11, D-55246 Mainz-Kostheim