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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
TAF
Tunnelangstfragebogen
Kurzabstract
Der TAF wurde zur Abschätzung von Ausprägung und Stärke der Tunnelangst sowie zur Evaluation von Therapien zur Bewältigung von Tunnelangst entwickelt. Der TAF umfasst die zwei Skalen (1) Angst bei Tunnelfahrten als Fahrer und (2) Angst als Beifahrer mit jeweils 11 Items. Reliabilität: Die interne Konsistenz betrug Cronbachs Alpha = .85-.90. Für eine 10-Itemversion lag sie bei Alpha = .94 (Angst als Fahrer) bzw. Alpha = .95 (Angst als Beifahrer) und die Retestreliabilität (nach 3 Monaten) bei rtt = .71 bzw. rtt = .80. Validität: "Patienten mit Tunnelangst" vs. "Kontrollpersonen" unterschieden sich bedeutsam im Ausmaß der selbstberichteten Vermeidung von Tunnelfahrten, den Werten auf verschiedenen Angstskalen (Fear and General Symptoms Questionnaire; Subskalen Ängstlichkeit, Phobische Angst aus der SCL-90-R) und dem Global Severity Index. Zudem wiesen als tunnelängstlich klassifizierte Personen bei der Tunneldurchfahrt in einer virtuellen Fahrumgebung höhere subjektive Angst sowie ausgeprägtere psychophysiologische Angstreaktionen auf. Die Skala "Angst als Beifahrer" zeigte zudem eine hohe Korrelation von r = .71 mit der Subskala "Überfüllte und geschlossene Räume" aus dem FGSQ.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: TAF. Tunnelangstfragebogen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005015
Zitierung
Mühlberger, A. & Pauli, P. (2010). TAF. Tunnelangstfragebogen [Verfahrensdokumentation, Autoren-Kurzbeschreibung und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6587
Kurzinformationen
Kurzname TAF
Engl. Name Fear of Tunnels Questionnaire
Autoren Mühlberger, A., Pauli, P.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2010
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Angst, Phobien, Furcht, Panik
Sprachversionen deu
Konstrukt Phobie
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 22 Items
Subskalen (1) Angst bei Tunnelfahrten als Fahrer, (2) Angst als Beifahrer
Durchführungszeit ca. 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .85-.90, Alpha = .94-.95 (10-Itemversion). Retestreliabilität (3-Monatsintervall): rtt = .71-.80.
Angaben zur Konstruktvalidität.
N = 244; Referenzdaten: Mittelwerte und Standardabweichungen, Quartile.
Anwendungsbereich Diagnostik, Therapie
Diagnostische Zielsetzung
Der Tunnelangstfragebogen (TAF; Mühlberger & Pauli, 2000) wurde zur Abschätzung von Ausprägung und Stärke der Tunnelangst sowie zur Evaluation von Therapien zur Bewältigung von Tunnelangst entwickelt. Ein Einsatz des Fragebogens ist unabhängig von der diagnostischen Zuordnung der Person, z.B. zur Spezifischen Phobie oder auch zur Panikstörung, möglich.
Aufbau
Der TAF umfasst zwei Skalen mit jeweils k = 11 Items, die konkret und zeitlich nicht terminiert formuliert sind. Die erste Skala erfasst die Angst bei Tunnelfahrten als Fahrer, die zweite Skala die Angst als Beifahrer. Die für beide Skalenversionen identischen Items beschreiben Situationen vor der Fahrt durch ein Tunnel ("Sie nähern sich dem Tunnel und sehen die Einfahrt"), Situationen während der Fahrt durch ein Tunnel ("Sie befinden sich inmitten des Tunnels") und Situationen nach der Fahrt durch ein Tunnel ("Sie verlassen gerade das Tunnel"). Auf einer fünffach gestuften Likert-Skalen mit den Polen 1 ("überhaupt keine Angst") und 5 ("extreme Angst") soll eingeschätzt werden, wie stark die Angst in der jeweils beschriebenen Situation wäre. Zur Auswertung wird der Mittelwert getrennt für die Items zu "Angst als Fahrer" und "Angst als Beifahrer" berechnet. Aufgrund empirischer Erfahrungen empfehlen die Autoren, dabei das jeweils letzte Item ("Sie haben den Tunnel hinter sich gelassen") nicht in die Auswertung einzubeziehen.
Grundlagen und Konstruktion
Bis zu 10 Prozent aller Personen erleben bei Tunnelfahrten unangenehme Gefühle oder Angst (Chatziastros & Mühlberger, 2003). Der TAF wurde zur Erfassung der Ausprägung entsprechender Ängste entworfen. Die Konstruktion des Fragebogens erfolgte in Anlehnung an den Flugangstfragebogen (Fear of Flying Scale FFS; Mühlberger, 2003), die psychometrische Überprüfung nach Kriterien der Klassischen Testtheorie. Nähere Angaben zum Testkonzept, Kriterien der Itemformulierung und -selektion etc. sind vorliegenden Veröffentlichungen zum Verfahren nicht zu entnehmen.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: An jeweils n = 15 erwachsenen Probanden ohne vs. mit Tunnelangst ergaben sich für die Skala "Angst als Fahrer" interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) von Alpha = .88 bzw. Alpha = .85. Für die Skala "Angst als Fahrer" lagen die Werte bei Alpha = .90 bzw. Alpha = .89 (Mühlberger, Bülthoff, Wiedemann & Pauli, 2007). Bislang unveröffentlichte Daten (Mühlberger, persönliche Mitteilung) ergaben für die auf zehn Items gekürzte Skala "Angst als Fahrer" einen Wert von Alpha = .94 (N = 244) und eine Retestreliabilität über ein dreimonatiges Test-Retest-Intervall von rtt = .71 (n = 32). Für die ebenfalls auf zehn Items gekürzte Skala "Angst als Beifahrer" lagen die entsprechenden Schätzungen bei Alpha = .95 und rtt = .80. Validität: In der Studie von Mühlberger et al. (2007) unterschieden sich Personen, die aufgrund ihrer TAF-Werte den Gruppen "Patienten mit Tunnelangst" vs. "Kontrollpersonen" zugewiesen worden waren, bedeutsam im Ausmaß der selbstberichteten Vermeidung von Tunnelfahrten, den Werten auf verschiedenen Angstskalen (Fear and General Symptoms Questionnaire FGSQ, Hallam & Hafner, 1978; Subskalen Ängstlichkeit und Phobische Angst aus der SCL-90-R, Franke, 1995) und dem Global Severity Index (GSI; Franke, 1995). Zudem wiesen als tunnelängstlich klassifizierte Personen bei der Tunneldurchfahrt in einer virtuellen Fahrumgebung höhere subjektive Angst sowie ausgeprägtere psychophysiologische Angstreaktionen (Herzfrequenz, Startle-Reaktion) auf. In einer unveröffentlichten Arbeit (n = 244; Mühlberger, persönliche Mitteilung) zeigte die Skala "Angst als Beifahrer" zudem eine hohe Korrelation von r = .71 mit der Subskala "Überfüllte und geschlossene Räume" aus dem FGSQ (Hallam & Hafner, 1978). Zehender (2007) ermittelte schließlich an n = 180 Erwachsenen Korrelationen der TAF-Subskalen mit dem FFS (Mühlberger, 2003) von r = .60 (Angst als Fahrer) bzw. r = .61 (Angst als Beifahrer). Die Skala scheint somit geeignet, die Ängstlichkeit von Personen in der spezifischen Situation "Tunneldurchfahrt" vorherzusagen; zu einem gewissen Anteil erfasst sie darüber hinaus auch allgemeine Ängstlichkeit. Normen: In einer deutschen Referenzstichprobe (N = 244, persönliche Mitteilung) betrug der Mittelwert der auf k = 10 Items gekürzten Skala "Angst als Fahrer" M = 0.67 bei einer Standardabweichung SD = 0.72. Die Werte für die Quartile lagen bei 0.10 (25%-Quartil), 0.40 (Median) und 1.10 (75%-Quartil). Für die Skala "Angst als Beifahrer" (k = 10) fanden sich folgende Werte: M = 0.68, SD = 0.74, 0.10 (25%-Quartil), 0.40 (Median) und 1.00 (75%-Quartil).
Testkonzept
Items
Die folgenden Fragen beziehen sich auf eine Autofahrt mit Ihnen als Fahrer/in:
- Sie planen eine Autofahrt am folgenden Tag, bei dem ihr Weg durch ein längeres Tunnel führt.
- Sie steigen in ein Auto, und wissen, dass sie auf Ihrem Weg durch ein Tunnel fahren müssen.
- Sie nähern sich dem Tunnel und sehen die Einfahrt.
- Sie fahren gerade in das Tunnel.
- Sie befinden sich inmitten des Tunnels.
- Sie stehen im Tunnel in einem Stau.
- Sie fahren im Tunnel zwischen zwei LKWs.
- Das Tunnel ist aufgrund einer Baustelle besonders eng.
- Sie sehen das Ende des Tunnels.
- Sie verlassen gerade den Tunnel.
- Sie haben den Tunnel hinter sich gelassen.
Die folgenden Fragen beziehen sich auf eine Autofahrt mit Ihnen als Beifahrer/in:
- Sie planen eine Autofahrt am folgendem Tag, bei dem ihr Weg durch ein längeres Tunnel führt.
- Sie steigen in ein Auto, und wissen, dass sie auf Ihrem Weg durch ein Tunnel fahren müssen.
- Sie nähern sich dem Tunnel und sehen die Einfahrt.
- Sie fahren gerade in das Tunnel.
- Sie befinden sich inmitten des Tunnels.
- Sie stehen im Tunnel in einem Stau.
- Sie fahren im Tunnel zwischen zwei LKWs.
- Das Tunnel ist aufgrund einer Baustelle besonders eng.
- Sie sehen das Ende des Tunnels.
- Sie verlassen gerade den Tunnel.
- Sie haben den Tunnel hinter sich gelassen.
Durchführung
Altersbereiche
Der Fragebogen wurde für Erwachsene mit Tunnelangst und Tunnelphobie entwickelt.
Durchführungszeit
Die Durchführungszeit beträgt etwa 5 Minuten.
Bewertung
Der TAF ist kurz und einfach zu beantworten. Der Fragebogen weist eine hohe Reliabilität auf und erste Befunde sprechen dafür, dass mit seiner Hilfe eine valide Erfassung der Tunnelangst gelingt. Er hat sich zudem in ersten Einzelfallanalysen bei der Therapieevaluation als veränderungssensitives Messinstrument bewährt.
Erstmals publiziert in:
Mühlberger, A. & Pauli, P. (2000). Tunnelangstfragebogen (TAF). Tübingen: Eberhard-Karls-Universität, Psychologisches Institut. PSYNDEX Dok.-Nr. 9005015
Literatur
Chatziastros, A. & Mühlberger, A. (2003). Tunnelsimulationen gegen Monotonie und Angst. Tunnel, 2003, Heft 7, 12-18.
Franke, G.H. (1995). SCL-90-R. Die Symptom-Checkliste von Derogatis - Deutsche Version. Weinheim: Beltz. PSYNDEX Dok.-Nr. 9001269
Hallam, R.S. & Hafner, R.J. (1978). Fears of phobic patients: Factor analyses of self-report data. Behaviour Research and Therapy, 16, 1-6.
Mühlberger, A. (2003). Flugangstfragebogen (FFS). In J. Hoyer & J. Margraf (Hrsg.), Angstdiagnostik. Grundlagen und Testverfahren (S. 431-434). Berlin: Springer.
Mühlberger, A., Bülthoff, H.H., Wiedemann, G. & Pauli, P. (2007). Virtual reality for the psychophysiological assessment of phobic fear: Responses during virtual tunnel driving. Psychological Assessment, 19 (3), 340-346.
Mühlberger, A. & Pauli, P. (2000). Tunnelangstfragebogen (TAF). Unveröffentlichter Fragebogen, Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Zehender, B.W. (2007). Untersuchungen zum Thema Flugangst. Digitale Dissertation, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Fakultät. Verfügbar im Internet unter http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2007/2766/pdf/doktorarbeitbernd zehender.pdf (Datum des Abrufs: 06.03.2012)
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Andreas Mühlberger, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fakultät für Humanwissenschaften, Universität Regensburg, Universitätsstraße 31, D-93053 Regensburg
Prof. Dr. Paul Pauli, Präsident, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sanderring 2, D-97070 Würzburg