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DSDS
Driver Social Desirability Scales - deutsche Fassung
Kurzabstract
Die deutsche Version der DSDS erfasst die Tendenz zur sozialen Erwünschtheit speziell im Hinblick auf das Fahrverhalten von Autofahrern. Sie besteht aus den beiden Subskalen (1) Driver Impression Management (k = 7) und (2) Driver Self-deceptive Enhancement (k = 5). Reliabilität: Die interne Konsistenz bewegt sich im mittleren bis hohen Bereich (Cronbachs Alpha = .75-.87). Validität: Die Subskaleninterkorrelation liegt im mäßigen Bereich (r = .23-.27). Die Zweifaktorenstruktur konnte in konfirmatorischen Faktorenanalysen nachgewiesen werden. Es konnten positive Zusammenhänge mit ähnlichen Konstrukten und negative Zusammenhänge mit divergierenden Konstrukten ermittelt werden.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: DSDS. Driver Social Desirability Scales - deutsche Fassung. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007728
Zitierung
Ostapczuk, M., Joseph, R., Musch, J. & Dickers, J. (2019). DSDS. Driver Social Desirability Scales - deutsche Fassung [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4568
Kurzinformationen
Kurzname DSDS
Engl. Name Driver Social Desirability Scales - German version
Autoren Ostapczuk, M., Joseph, R., Musch, J., Dickers, J.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2019
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC BY-SA 4.0
Schlagworte Soziale Erwünschtheit, Eindruckssteuerung, Täuschen, Fahrverhalten, Verkehrssicherheit (Straßenverkehr), Motorische Fertigkeiten, Unfallverhütung, Jugend
Sprachversionen deu
Konstrukt Sozial erwünschtes Antwortverhalten von Autofahrern
Altersbereich Erwachsene mit Führerschein (ab 17 Jahre)
Itemzahl 12 Items
Subskalen (1) Driver Impression Management, (2) Driver Self-deceptive Enhancement
Durchführungszeit ca. 2 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .75-.87.
Befunde zur faktoriellen, konvergenten und divergenten Validität; Iteminterkorrelation (Konstruktvalidität).
Keine; Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Verkehrspsychologie, Stärken- und Schwächenanalyse, Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die deutsche Version der Driver Social Desirability Scales (DSDS; Ostapczuk, Joseph, Pufal & Musch, 2017) erfasst das sozial erwünschte Antwortverhalten von Autofahrern (Selbst- und Fremdtäuschung). Das Verfahren wird hauptsächlich in der Verkehrspsychologie eingesetzt (Pufal, 2010).
Aufbau
Die DSDS umfassen insgesamt 12 Aussagen zum Fahrverhalten im Straßenverkehr, die zwei Dimensionen abbilden und auf einer siebenstufigen Antwortskala von "1 = stimmt nicht" bis "7 = stimmt genau" beantwortet werden. Beide Dimensionen erfassen die soziale Erwünschtheit und lauten (Ostapczuk, Pufal & Musch, 2010):
(1) Driver Impression Management (k = 7, Items 1-7);
(2) Driver Self-Deception (früher bezeichnet als "Driver Self-Deceptive Enhancement"; k = 5; Items 8-12).
Für jede Subskala wird der Mittelwert berechnet (Ostapczuk et al., 2017, S. 173). Hohe Werte drücken eine hohe Ausprägung in der jeweiligen Subskala aus.
Der Fragebogen kann sowohl als Paper-Pencil-Form als auch als Onlineversion durchgeführt werden.
Grundlagen und Konstruktion
Grundlage für die Testkonstruktion bildete das ins Deutsche übersetzte Verfahren Driver Skill Inventory (DSI; Lajunen & Summala, 1995; Ostapczuk et al., 2017). Das Verfahren DSDS wurde zur Einschätzung der sozialen Erwünschtheit der Aussagen aus dem DSI entwickelt. Lajunen, Corry, Summala und Hartley konstruierten 1997 die Driver Social Desirability Scales (DSDS). Für die deutsche Version wurden die Items von einem der Autoren übersetzt und dann von zwei unabhängigen Muttersprachlern blind rückübersetzt (Ostapczuk et al., 2017, S. 173).
An der Universität Düsseldorf wurden zwei Studien durchgeführt. In Studie 1 wurde die DSDS zusammen mit dem DSI als Paper-Pencil-Version 130 Studierenden (M = 24.76 Jahre, SD = 8.27; 82% Frauen) zur Selbsteinschätzung vorgelegt. Zudem wurden 84 Vertrauenspersonen der Teilnehmer mit beiden Instrumenten erhoben, sodass auch Fremdurteile vorlagen. Die zweite Studie wurde online durchgeführt. Hierfür wurden n = 1 199 registrierte Nutzer eines Online-Panels (M = 42.17 Jahre, SD = 7.67; 49% Frauen) rekrutiert. Die Urteile der Teilnehmer wurden in beiden Studien mit weiteren Konstrukten validiert (Ostapczuk et al., 2010; siehe auch unter Validität).
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Ostapczuk et al. (2017, S. 174) berechneten die interne Konsistenz nach Cronbachs Alpha (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1
Interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) aus Studie 1 (n = 130) und Studie 2 (n = 1 119) (modifiziert nach Ostapczuk, Joseph, Pufal & Musch, 2017, S. 177)
Studie 1 | Studie 2 | |
---|---|---|
DIM | .83 | .87 |
DSD | .78 | .75 |
Anmerkungen. DIM = DSDS Driver Impression Management, DSD = Driver Self-Deception. St. 1 = Studie 1: Papier und Bleistift-Testung, n = 130 studentische Selbsturteile (M = 24.76 Jahre, SD = 8.27; 82% Frauen). St. 2 = Studie 2: Onlinetestung, n = 1 199 registrierte Nutzer eines Online-Panels (M = 42.17 Jahre, SD = 7.67; 49% Frauen).
Validität: Die beiden DSDS-Skalen wurden miteinander korreliert. Es wurden erwartungsgemäß niedrige Zusammenhänge zwischen beiden Skalen gefunden. Für die Selbsturteile wurde ein Korrelationskoeffizient von r = .27 und für die Fremdurteile r = .23 erzielt (Ostapczuk et al., 2017, S. 174).
Weiterhin wurden zur Überprüfung der Kriteriumsvalidität Korrelationsberechnungen mit den Subskalen des DSI durchgeführt (Ostapczuk et al., 2017). Die Ergebnisse finden sich in Tabelle 2.
Tabelle 2
Korrelationsberechnungen (r) mit dem DSI aus Studie 1 (n = 130) und Studie 2 (n = 1 119) (modifiziert nach Ostapczuk, Joseph, Pufal & Musch, 2017, S. 177)
DSDS | ||||
---|---|---|---|---|
DIM | DSD | |||
DSI | St. 1 | St. 2 | St. 1 | St. 2 |
Motor Skills | -.17* | -.09** | .48** | .44** |
Safety Motives | .56** | .49** | .27** | .44** |
Anmerkungen. siehe Tabelle 1. * p < .05, ** p < .01.
Die positiven und negativen Korrelationskoeffizienten zwischen den DSDS-Dimensionen und den DSI-Dimensionen Motor Skills und Safety Motives (r = -.17 bis r = .56, siehe Tabelle 2) sprechen für die konvergente und divergente Validität des Verfahrens (Ostapczuk et al., 2017, S. 177).
Ostapczuk et al. (2017, S. 174) führten konfirmatorische Faktorenanalysen durch, welche die Zweifaktorenlösung bestätigten (chiQuadrat (24) = 29.16, p = .21; RMSEA = .03; SRMR = .05; CFI = .99).
Normen: Es liegen keine Normen vor. Aus den Studien von Ostapczuk et al. (2017, S. 175, S. 177, Table 1, Table 4) liegen Mittelwerte und Standardabweichungen für beide Skalen vor, die in Tabelle 3 aufgeführt werden.
Tabelle 3
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) aus Studie 1 (n = 130, n = 84 Fremdurteil) und Studie 2 (n = 1 119) (modifiziert nach Ostapczuk, Joseph, Pufal & Musch, 2017, S. 175, S. 177)
Studie 1 | Studie 2 | Studie 1 (Fremdurteil) | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
M | (SD) | M | (SD) | M | (SD) | |
DIM | 3.13 | (1.29) | 2.81 | (1.29) | 3.98 | (1.58) |
DSD | 3.94 | (1.19) | 4.66 | (1.08) | 4.68 | (1.01) |
Anmerkungen. DIM = DSDS Driver Impression Management, DSD = Driver Self-Deception.
Testkonzept
Items
Anmerkung: Im Folgenden werden die Items der Driver Social Desirability Scales vorgestellt.
- Ich habe noch nie die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten.
- Ich wollte noch nie sehr schnell fahren.
- Ich bin noch nie über eine Ampel gefahren, die kurz vorher auf Rot geschaltet hatte.
- Ich befolge die Verkehrsregeln immer, auch dann wenn es unwahrscheinlich ist, dass ich erwischt werde.
- Ich halte mit meinem Auto immer ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug.
- Ich würde mich auch ohne Polizeikontrollen stets an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten.
- Ich habe noch nie die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten oder beim Überholen die weiße, durchgezogene Fahrbahnlinie in der Mitte der Straße überfahren.
- In Verkehrssituationen weiß ich immer, was zu tun ist.
- Ich bereue niemals meine Entscheidungen im Straßenverkehr.
- Ich kümmere mich nicht darum, was andere Fahrer von mir denken.
- Ich bin mir immer sicher, wie ich mich in Verkehrssituationen verhalten muss.
- Im Straßenverkehr bleibe ich immer ruhig und rational.
Durchführung
Altersbereiche
Da die Zielgruppe Autofahrer sind, kann das Verfahren bereits bei 17-jährigen Personen eingesetzt werden, die einen Führerschein besitzen (Pufal, 2010, S. 19).
Durchführungszeit
Für die Testung werden ca. 2 Minuten veranschlagt (Pufal, 2010, S. 22).
Bewertung
Die DSDS erfassen die Tendenz der sozialen Erwünschtheit speziell im Hinblick auf das Fahrverhalten. Sie ergänzen das DSI und decken Antwortverzerrungen auf. Die psychometrische Güte wurde ausreichend überprüft. So konnten zum Beispiel die beiden Dimensionen der DSDS faktorenanalytisch bestätigt werden. Es konnten positive Zusammenhänge mit ähnlichen Konstrukten und negative Zusammenhänge mit divergierenden Konstrukten ermittelt werden. Die interne Konsistenz lag im mittleren bis hohen Bereich (Cronbachs Alpha = .75-.87). Die DSDS und das DSI können zusammen zur Identifizierung solcher Fahrer beitragen, die einen riskanten Fahrstil haben und somit eine Gefahr für sich und andere im Straßenverkehr darstellen. Sie eignen sich zur Prävention und können zur Senkung von Verkehrsunfällen beitragen.
Erstmals publiziert in:
Ostapczuk, M., Joseph, R., Pufal, J. & Musch, J. (2017). Validation of the German version of the Driver Skill Inventory (DSI) and the Driver Social Desirability Scales (DSDS). Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behavior, 45, 169-182. PSYNDEX Dok.-Nr. 0325839
Literatur
Lajunen, T., Corry, A., Summala, H. & Hartley, L. (1997). Impression management and self-deception in traffic behaviour inventories. Personality and Individual Differences, 22, 341-353.
Lajunen, T. & Summala, H. (1995). Driving experience, personality, and skill and safety-motive dimensions in drivers' self-assessments. Personality and Individual Differences, 19, 307-318.
Ostapczuk, M., Joseph, R., Pufal, J. & Musch, J. (2017). Validation of the German version of the Driver Skill Inventory (DSI) and the Driver Social Desirability Scales (DSDS). Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behavior, 45, 169-182. PSYNDEX Dok.-Nr. 0325839
Ostapczuk, M., Pufal, J. & Musch, J. (2010). Validierung der deutschen Versionen des Driver Skill Inventory (DSI) und der Driver Social Desirability Scales (DSDS). Posterpräsentation auf dem 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), 26.-30. September 2010, Bremen.
Pufal, J. (2010). Validierung von Inventaren zur Selbst- und Fremdeinschätzung von Sicherheit, Fähigkeit, Fahrverhalten und sozialer Erwünschtheit im Straßenverkehr. Unveröffentlichte Bachelorarbeit, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Lajunen, T., Corry, A., Summala, H. & Hartley, L. (1997). Impression management and self-deception in traffic behaviour inventories. Personality and Individual Differences, 22, 341-353.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Jochen Musch, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Experimentelle Psychologie, Diagnostik und Differentielle Psychologie, Universitätsstraße 1, D-40225 Düsseldorf
Dr. Dr. rer. nat. Martin Ostapczuk, Funktionsoberarzt, St. Josef Krankenhaus GmbH Moers, Asberger Straße 4, D-47441 Moers
Robin Joseph, Schulpsychologie, Zimmer 9.14, Oppelner Straße 130, D-53119 Bonn
M.Sc. Janine Dickers (geb. Pufal), Freie Mitarbeiterin, Institut für Forensische Psychologie, Schloßstraße 357, D-45359 Essen