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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
FAS-d
Deutsche Version der Future Anxiety Scale
Kurzabstract
Die deutsche Adaptation der Future Anxiety Scale (FAS-d) erfasst die Zukunftsangst als zeitlich stabiles Merkmal. Sie enthält 25 Items (und vier Pufferitems), die jeweils auf einer siebenstufigen Ratingskala zu beantworten sind. Reliabilität: Die interne Konsistenz nach Cronbach sowie die Stabilität nach ca. 30 Tagen liegen bei α = .93 und _rtt = .88. Validität: Die Analyse konvergenter und diskriminanter Zusammenhänge mit Angst- bzw. Depressionsmaßen sowie mit Big-Five-Variablen erbrachte hypothesenkonforme Ergebnisse.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2023). Open Test Archive: FAS-d. Deutsche Version der Future Anxiety Scale. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9008555
Zitierung
Wieczorek S. & Hock, M. (2023). FAS-d. Deutsche Version der Future Anxiety Scale [Verfahrensdokumentation, Fragebogen, Auswertungssyntax 1 und 2]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.8380
Kurzinformationen
Kurzname FAS-d
Engl. Name German version of the Future Anxiety Scale
Autoren Wieczorek S. & Hock, M.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2023
Copyright/Lizenz Copyright AutorInnen; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Angst; Emotionale Zustände; Zukunft; Emotionalität
Sprachversionen deu
Konstrukt Angststörung
Altersbereich ab ca. 16 Jahre
Itemzahl 25 Items
Subskalen Keine.
Durchführungszeit ca. 6 Minuten
Auswertungsdauer ca. 2 Minuten
Interne Konsistenz: nach Cronbach α = .93; Stabilität: rtt = .88 (Intervall: ca. 30 Tagen).
Hinweise zur konvergenten und diskriminanten Validität.
Keine; Referenzwerte: Mittelwert und SD.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die deutsche Version der Future Anxiety Scale (FAS-d) erfasst die Zukunftsangst als zeitlich stabiles Merkmal.
Aufbau
Die Skala enthält 25 Items (und vier Pufferitems), die jeweils auf einer siebenstufigen Ratingskala zu beantworten sind.
Grundlagen und Konstruktion
Die Skala ist in kognitiven Angstkonzeptionen fundiert und wurde auf der Basis der Klassischen Testtheorie unter Einbeziehung von Faktorenanalysen und in Anlehnung an das englische Original konstruiert.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenz nach Cronbach sowie die Stabilität nach ca. 30 Tagen wurde untersucht: α = .93; _rtt = .88.
Validität: Die Analyse konvergenter und diskriminanter Zusammenhänge mit Angst- bzw. Depressionsmaßen sowie mit Big-Five-Variablen erbrachte hypothesenkonforme Ergebnisse.
Normen: Es liegen Referenzwerte aus der Konstruktionsstichprobe (N = 338) vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Die deutsche Version der Future Anxiety Scale (FAS-d) dient der Erfassung der Zukunftsangst als zeitlich stabiles Persönlichkeitsmerkmal. Für die Erstellung des Fragebogens wurde die englischsprachige Version der FAS (FAS; Zaleski, 1996) herangezogen und in einem mehrstufigen Prozess nach den Richtlinien des European Social Survey (ESS) übersetzt (Behr, Braun & Dorer, 2015; Dorer, 2012), um den Einsatz der Skala künftig auch im deutschen Sprachraum zu ermöglichen.
Zukunftsangst umfasst Befürchtungen und Sorgen angesichts unerwünschter Ereignisse und Entwicklungen in der weiter entfernten Zukunft einer Person (Zaleski, 1996). Sie wird ausgelöst, wenn bei der Person Erwartungen geweckt werden, die das Auftreten von Problemen und Krisen oder das Verfehlen für die Person essenzieller Ziele thematisieren. Angesprochen werden Sachverhalte, die Bedrohungen bzw. Gefahren beinhalten, mit denen die Person umgehen und deren Konsequenzen sie tragen muss. Die Erwartungen beziehen sich dabei nicht immer auf klar umgrenzte, konkrete Ereignisklassen (z. B. Krebserkrankung, anderen Menschen im Alter zur Last fallen), vielmehr können sie auch allgemeinere Gegebenheiten (z. B. berufliche Anerkennung, geglückte Partnerschaft) betreffen. Im Hinblick auf den bedrohten Lebensbereich (z. B. physische Integrität, soziale Beziehungen, Selbstwert) werden keine Eingrenzungen vorgenommen, es wird also die „allgemeine“ Zukunftsangst gemessen.
Da Zukunftsangst an Erwartungen gebunden ist, stellt sie primär ein kognitives Phänomen dar, das dem aus der Angstforschung bekannten Besorgniskonstrukt ähnelt (Renner, Hock, Bergner-Köther & Laux, 2018; Zeidner, 1998). Besorgnis (engl. worry) wird dort als kognitive Komponente der Angst konzipiert und drückt sich in Selbstzweifeln, Misserfolgserwartungen sowie Gedanken an negative Konsequenzen einer gegebenen Situation aus. Besorgnis wird von der emotionalen Angstkomponente (Aufgeregtheit, engl. emotionality) abgegrenzt, die sich auf die mit der Angst verknüpfte körperliche Erregung bezieht. Der wesentliche Unterschied zwischen Zukunftsangst und Besorgnis besteht in der Zeitperspektive. Während sich Besorgnis sowohl auf unmittelbar bevorstehende wie auf weiter entfernte Gefahren beziehen kann, geht es bei der Zukunftsangst nur um weit entfernt liegende Ereignisse. Mit seiner Betonung von Erwartungen ist das Konzept der Zukunftsangst theoretisch in kognitiven Angstkonzeptionen fundiert (z. B. Eysenck, 1992).
Da der Zeitbezug in Items vorliegender Skalen zur Erfassung von Angst bzw. Besorgnis häufig nicht explizit gemacht wird oder sich die Items um die Gegenwart oder nähere Zukunft drehen, war es sinnvoll, für die Zukunftsangst ein eigenes Messinstrument zu konstruieren. Dieses Messinstrument sollte mit der FAS geliefert werden. Zukunftsangst wird als ein als ein relativ stabiles Merkmal angesehen, was auch der hohen Test-Retest-Korrelation des Verfahrens (rtt = .85; Intervall: 35 Tage) entspricht (Zaleski, 1996). Obwohl bekannt ist, dass die FAS nicht eindimensional ist (Zaleski, Sobol-Kwapinska, Przepiorka & Meisner, 2019), wird bei der Auswertung nur ein globales Maß der Zukunftsangst gebildet. Zur Beschreibung der Dimensionalität des Verfahrens liegen zurzeit keine Ergebnisse vor. Für die FAS-d wurden die Dimensionalität, die Reliabilität und die Stabilität geprüft. Darüber hinaus wurden gruppenbezogene Unterschiede (Geschlecht, Alter) sowie konvergente und diskriminante Beziehungen mit Angst- und Big-Five-Maßen analysiert. Was Zusammenhänge mit Angstmaßen betrifft, wurden stärkere Assoziationen der Zukunftsangst mit der Besorgnis- als mit der Aufgeregtheitskomponente erwartet. Bei den Big-Five-Maßen sollten sich starke Assoziationen mit Neurotizismus und schwache Assoziationen mit den verbleibenden Skalen (Extraversion, Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit) zeigen.
Testaufbau
Der Fragebogen umfasst insgesamt 29 Items. Vier dieser Items sind Pufferitems, die nicht in die Auswertung eingehen. Die Items werden auf einer siebenstufigen Ratingskala (0 = trifft überhaupt nicht zu, 6 = trifft vollkommen zu) beantwortet.
Auswertungsmodus
Zur Bildung des Zukunftsangstscores wird der Mittelwert aller Items berechnet, wobei die Pufferitems Nr. 4, 11, 16 und 23 nicht berücksichtigt werden. Zudem muss das Item 24 invertiert werden, da es (als einziges Item) in Richtung Angstfreiheit formuliert ist.
Auswertungshilfen
Zwei Dateien, Auswertungssyntax 1 und 2, können für die Auswertung frei heruntergeladen und genutzt werden. Der R-Code zur Auswertung sowie die Daten und Auswertungen, über die hier berichtet wird, stehen zudem unter https://osf.io/vfh4j/?view_only=a442a3be3afe4d94969a742e77a33815 zur Verfügung.
Auswertungszeit
Für die Auswertung werden maximal ca. 2 Minuten benötigt.
Itembeispiele
Ich fürchte, dass ich an wachsenden Schwierigkeiten scheitern werde. Ich bin besorgt, dass bald eine Katastrophe eintreten wird.
Items
Die Items, basale statistische Kennwerte der FAS-d sowie die Zuordnung der Items zu den in Abschnitt 3 (Testkonstruktion) beschriebenen beiden Faktoren sind Tabelle 1 zu entnehmen. Der Text der vier Pufferitems ist hier der Vollständigkeit in Klammern mit aufgeführt. Die Kennwerte basieren auf der in Abschnitt 3 (Testkonstruktion) beschriebenen Stichprobe. Die für die Reliabilität des Verfahrens wichtigen korrigierten Trennschärfen liegen überwiegend in einem akzeptablen bis hohen Bereich (rit > .40). Eine Ausnahme ist Item 24, das eine sehr geringe Trennschärfe aufweist. Vermutlich ist die geringe Trennschärfe der Tatsache geschuldet, dass es sich um das einzige Item der FAS handelt, das invers formuliert ist.
Tabelle 1
Text, Mittelwerte, Standardabweichungen, korrigierte Trennschärfen und Faktorzuordnung der FAS-d-Items
Item | M | SD | rit | Faktor |
---|---|---|---|---|
1. Meine Zukunft ist ungewiss. | 2.69 | 1.61 | 0.48 | — |
2. Ich bin besorgt, dass bald eine Katastrophe eintreten wird. | 1.83 | 1.51 | 0.46 | 2 |
3. Ich erschauere vor Angst bei dem Gedanken, was der nächste Tag, der nächste Monat, das nächste Jahr bringt. | 0.99 | 1.35 | 0.66 | 1 |
(4. Ich bin mir sicher, dass ich in der Zukunft nicht allein sein werde oder zurückgewiesen werde.) | | | | |
5. Ich habe Angst, die Zukunft zu planen. | 1.78 | 1.62 | 0.65 | 1 |
6. Ich bin über mögliche Missgeschicke besorgt. | 2.41 | 1.73 | 0.60 | 1 |
7. Ich fürchte, dass ich an wachsenden Schwierigkeiten scheitern werde. | 2.28 | 1.72 | 0.74 | 1 |
8. Ich sorge mich um die Fehlschläge, die auf mich zukommen. | 2.16 | 1.67 | 0.73 | 1 |
9. Ich bin durch den Gedanken verängstigt, dass ich manchmal Lebenskrisen oder Schwierigkeiten gegenüberstehen könnte. | 2.10 | 1.74 | 0.74 | 1 |
10. Ich bin angespannt und mir ist unbehaglich, wenn ich an meine künftigen Angelegenheiten denke. | 2.19 | 1.66 | 0.71 | 1 |
(11. Ich bin mir sicher, dass ich in der Zukunft die wichtigsten Ziele und Werte in meinem Leben erreichen werde.) | | | | |
12. Ich mache mir Sorgen, dass ich meiner Familie keine guten materiellen Bedingungen bieten kann. | 1.68 | 1.59 | 0.55 | 1 |
13. Ich habe das Gefühl, dass die Welt auf einen Kollaps, ein apokalyptisches Ende, zusteuert. | 1.72 | 1.90 | 0.33 | 2 |
14. Ich fürchte mich vor dem Moment, in dem ich Verantwortung für die Entscheidungen und Handlungen in meinem Leben übernehmen muss. | 1.68 | 1.68 | 0.66 | 1 |
15. Je näher ich dem Tod komme, desto mehr fürchte ich mich vor ihm. | 1.58 | 1.70 | 0.39 | 2 |
(16. Ich glaube, dass ich in der Zukunft fähig bin, meine Probleme selbst zu lösen.) | | | | |
17. Ich bin besorgt, dass wirtschaftlich-politische Veränderungen meine Zukunft gefährden. | 2.91 | 1.65 | 0.40 | — |
18. Ich bin von dem Gedanken verängstigt, dass das Leben schnell vorübergeht. | 2.49 | 1.90 | 0.50 | 2 |
19. Ich bin von dem Gedanken beunruhigt, dass ich in der Zukunft nicht fähig sein werde, meine Ziele zu verwirklichen. | 2.31 | 1.62 | 0.72 | 1 |
20. Ich bin besorgt, dass die Probleme, die mich momentan beschäftigen, noch lange Zeit anhalten werden. | 2.70 | 1.78 | 0.66 | 1 |
21. Selbst wenn die Dinge gut laufen, wird sich das Schicksal gegen mich wenden. | 0.93 | 1.37 | 0.58 | 1 |
22. Ich bin von der Möglichkeit eines plötzlichen Unfalls oder einer ernsthaften Krankheit (z.B. AIDS, Krebs) beunruhigt. | 2.21 | 1.66 | 0.36 | — |
(23. Es ist lebenswert in dieser schönen, sich stetig weiter entwickelnden Welt.) | | | | |
24. Ich bin nicht besorgt, dass die Menschen in der Zukunft „Raubtiere“ zueinander sein werden. | 2.28 | 1.85 | 0.16 | — |
25. Ich bin besorgt, dass andere in der Zukunft eine schlechte Meinung von mir haben werden. | 1.08 | 1.74 | 0.60 | 1 |
26. Ich bin besorgt, dass ich mein Leben in einigen Jahren als sinnlos bewerte. | 1.80 | 1.80 | 0.69 | 1 |
27. Ich bin besorgt, dass sich mein Leben in der Zukunft zum Schlechten wenden wird. | 1.81 | 1.71 | 0.76 | 1 |
28. Ich bin besorgt, dass ich in meinem Beruf künftig nicht anerkannt werde. | 2.02 | 1.75 | 0.62 | 1 |
29. Ich sorge mich, dass ich im Alter jemandem zur Last fallen werde. | 2.44 | 1.85 | 0.36 | — |
Anmerkungen. Die Itemscores können zwischen 0 und 6 variieren. rit = korrigierte Trennschärfe. Die in Klammern gesetzten Items 4, 11, 16 und 23 sind Pufferitems, die nicht in die Auswertung einbezogen werden. Item 24 wurde invertiert. N = 338.
Durchführung
Testformen
Der Fragebogen kann als Einzel- oder Gruppentest (auch online) gegeben werden. Es existiert das gleichnamige englische Original, das Zaleski 1996 entwickelt hat. Darüber hinaus existieren eine polnische Übersetzung und eine Kurzform (Zaleski et al., 2019).
Altersbereiche
Die Analysen zur FAS-d basieren auf Daten von Personen zwischen 18 Jahren und 65 Jahren. Es spricht jedoch nichts dagegen, den Fragebogen auch bei etwas jüngeren (ab ca. 16 Jahre) oder älteren Personen einzusetzen.
Durchführungszeit
Die Durchführungszeit beträgt etwa 6 Minuten.
Material
Zur Durchführung wird ausschließlich der Fragebogen benötigt. Neben der Verfahrensdokumentation werden zwei Auswertungsdateien zur Verfügung gestellt.
Instruktion
Die Instruktion ist im Fragebogen enthalten und kann von den Teilnehmenden selbstständig gelesen werden.
Durchführungsvoraussetzungen
Für die Vorgabe bzw. Durchführung sowie die Versuchsleitung werden keine speziellen Qualifikationen benötigt. Die Teilnehmenden sollten die deutsche Sprache beherrschen.
Testkonstruktion
Übersetzung
Die FAS wurde nach dem „ask-the-same-question“-Ansatz übersetzt. Dabei handelt es sich um eine direkte Übersetzung der Fragen von der Ausgangssprache, hier Englisch, in die Zielsprache, hier Deutsch (Behr et al., 2015). Um eine möglichst weitgehende Äquivalenz der FAS-d mit der englischen Version zu gewährleisten, wurden die ESS-Richtlinien zur Übersetzung von Fragebögen berücksichtigt. Hier wird ein fünfstufiger Übersetzungsprozess empfohlen, der die Stufen „Translation“, „Review“, „Adjudication“, „Pretest“ und „Documentation“ umfasst (Behr et al., 2015; Dorer, 2012, Harkness, 2003). Bei der Übersetzung wurden vier deutsche Versionen von vier unabhängigen Personen mit unterschiedlichen beruflichen, sprachlichen und Bildungshintergründen erstellt. In einer Diskussionsrunde wurde eine konsensuelle Version zusammengestellt, die anschließend von einer unabhängigen Person mit fachlichem Hintergrund bewertet wurde. Die positiv bewertete Version wurde wiederum zwei Personen vorgelegt, die den Fragebogen auf Verständnisschwierigkeiten hin überprüften.
Stichprobe
Die Stichprobe umfasste N = 338 Personen (58 % Frauen, 42 % Männer), deren Alter zwischen 18 und 65 Jahren variierte (M = 28.3; SD = 11.8). Überwiegend nahmen jüngere Menschen an der Untersuchung teil. 52 % der Personen verfügten über die Hochschulreife, 28 % über einen akademischen Abschluss. 13 % der Befragten gaben an, dass sie an einer diagnostizierten psychischen Störung gelitten hatten oder noch leiden. Hierbei handelte es sich überwiegend um Angst- sowie depressive Störungen. Die Untersuchung wurde online durchgeführt.
Dimensionalität
Um die Dimensionalität der FAS-d zu prüfen, wurde zunächst ein (konfirmatorisches) Einfaktormodell berechnet (Methode: robuste Maximum-Likelihood-Schätzung, Satorra-Bentler-Korrektur). Das Modell zeigte keine akzeptable Passung, χ2(275) = 856.26, p < .001, CFI = .82, RMSEA = .089. Dieses Ergebnis entspricht den Resultaten mit der Originalversion (Zaleski et al., 2019). Zur offenbar vorliegenden faktoriellen Inhomogenität der Originalversion fehlen bislang Untersuchungen.
Um Hinweise auf die Zahl der zu extrahierenden Faktoren zu gewinnen, wurde daher für die FAS-d eine Parallelanalyse durchgeführt (Basis: Minimum Residuals mit 20 Iterationen; Garrido, Abad & Ponsoda, 2012). Der Eigenwertverlauf zeigte zwei Faktoren, die deutlich über dem Zufallsniveau lagen (siehe Abbildung 1). Die Zwei-Faktorenlösung (Methode: Minimum Residuals, Oblimin-Rotation) klärte 42 % der Gesamtvarianz der Items auf (Faktor 1: 31 %, Faktor 2: 11 %, jeweils nach der Rotation; Korrelation der beiden Faktoren: .48). Als Markieritems wurden Items mit einer Hauptladung von λ > .40 und einer Nebenladung von λ < .30 ausgezeichnet. Die Markieritems sind in Tabelle 1 unter der Spalte „Faktor“ gekennzeichnet. Mit 16 Items gehören die meisten Items zu Faktor 1. Inhaltlich beschreiben die Items des Faktors 1 diverse Sorgen und Befürchtungen bezüglich künftiger Probleme und Schwierigkeiten. Die vier Items, die zu Faktor 2 gehören, sind recht spezifisch, da sie nur Furcht vor Katastrophen und Furcht vor dem eigenen Tod beinhalten. Die verbleibenden 5 Items können keinem der beiden Faktoren eindeutig zugeordnet werden. Insgesamt legt es diese Lösung nicht nahe, Subskalen für die FAS-d zu bilden. Vielmehr wird, wie in der Originalversion, lediglich ein Globalscore gebildet. Angesichts der Tatsache, dass die gemeinsame Varianz hauptsächlich auf einen Faktor zurückgeht, ist dies gerechtfertigt.
Abbildung 1
Parallelanalyse der FAS-d
Gütekriterien
Objektivität
Objektivität ist durch die Standardisierung im Hinblick auf Durchführung und Auswertung des Fragebogens gegeben. Für die Interpretation der Testwerte liegen vorläufige Referenzwerte vor (siehe unter „Normierung“).
Reliabilität
Cronbachs α beträgt .93 (95-Prozent-Konfidenzinterval: .91-.94). Die Stabilität wurde bestimmt, indem die FAS-d einer Teilstichprobe von Personen (N = 105) nach frühestens 4 Wochen (Mdn = 30 Tage; IQR = 28-41 Tage) noch einmal vorgelegt wurde. Die Stabilität (Test-Retest-Korrelation) betrug rtt = .88. Mittelwerte und Streuungen unterschieden sich zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten nicht bedeutsam.
Validität
Um Hinweise auf die Konstruktvalidität der FAS-d zu gewinnen, wurden der Trait-Teil des State-Trait-Angst-Depressions-Inventars (STADI; Laux, Hock, Bergner-Köther, Hodapp & Renner, 2013) und das Big Five Inventory-SOEP (BFI-S; Schupp & Gerlitz, 2008) genutzt. Das STADI misst die Angstkomponenten Besorgnis und Aufgeregtheit sowie die Depressionskomponenten mangelnde Euthymie (= Anhedonie) und Dysthymie (Renner et al., 2018). Besorgnis bezieht sich auf antizipierte Bedrohungen, während Aufgeregtheit die unmittelbare Belastung in einer bedrohlichen Situation reflektiert. Daher wird angenommen, dass die Zukunftsangst enger mit der Besorgnis als mit der Aufgeregtheit assoziiert ist. Für die Big-Five-Dimension werden starke Zusammenhänge mit Neurotizismus erwartet und allenfalls schwache Zusammenhänge mit Extraversion, Offenheit, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit.
Die Korrelationen sind Tabelle 2 zu entnehmen. Die Zusammenhänge fielen erwartungsgemäß aus. Insbesondere korreliert die Zukunftsangst stärker mit Besorgnis als mit Aufgeregtheit, p < .001 im Test für die Differenz korrelierter Korrelationen. Zukunftsangst ist darüber hinaus mit verringerter Euthymie und erhöhter Dysthymie verknüpft. Neben einer hohen positiven Korrelation mit Neurotizismus finden sich auch signifikante, aber deutlich schwächere negative Zusammenhänge der Zukunftsangst mit Extraversion und Gewissenhaftigkeit.
Tabelle 2
Korrelationen der Zukunftsangst mit den STADI- und den BFI-S-Skalen
STADI | |||||
---|---|---|---|---|---|
Skala | AUF | BES | EUT | DYS | |
Zukunftsangst | .58* | .76* | -.51* | .73* | |
BFI-S | |||||
Skala | NEU | EXT | OFF | GEW | VER |
Zukunftsangst | .64* | -.31* | -.09 | -.23* | -.07 |
Anmerkungen. AUF = Aufgeregtheit, BES = Besorgnis, EUT = Euthymie, DYS = Dysthymie, NEU = Neurotizismus, EXT = Extraversion, OFF = Offenheit für Erfahrungen, GEW = Gewissenhaftigkeit, VER = Verträglichkeit. *p < .001 (zweiseitig).
Personen, die unter einer psychischen Störung litten oder gelitten hatten, manifestierten höhere Zukunftsangst (M = 2.56, SD = 1.05) als Personen ohne Störung (M = 1.97, SD = 0.99), t(336) = 3.60, p < 0.001, Cohens d = 0.59.
Normierung
Repräsentative Normen existieren nicht. Für die ungefähre Einordnung der Zukunftsangstscores können die folgenden Werte verwendet werden, die auf der oben beschriebenen Stichprobe (N = 338) basieren. Die Erhebung fand 2022 statt.
Die Zukunftsangstscores werden durch Mittelung der jeweils von 0 bis 6 codierten 25 Itemscores gebildet.
Quantile:
M = 2.04 16 %: 1.04
SD = 1.02 50 %: 1.92
84 %: 3.12
Der „Normalbereich“, in dem etwa 68 % der Werte liegen, variiert – wie an den entsprechenden Quantilen zu erkennen ist – zwischen 1 und 3.1. Unterschiede zwischen Männern (M = 1.96, SD = 1.04) und Frauen (M = 2.1, SD = 1.00) waren gering, t(336) = 1.23, p = 0.218, d = 0.14.
Die Zukunftsangst nahm mit dem Alter leicht ab (r = -.23, p < .001). Dieser Befund ist allerdings aufgrund der nicht altersrepräsentativen Stichprobe mit Vorbehalt zu betrachten.
Anwendungsmöglichkeiten
Die Skala eignet sich insbesondere zu Forschungszwecken im deutschsprachigen Raum.
Bewertung
Die FAS-d zur Erfassung der Zukunftsangst wurde nach den ESS-Vorgaben von der englischsprachigen Version des Verfahrens übersetzt und anschließend psychometrisch überprüft. Die Ergebnisse entsprachen Befunden aus der bisherigen Forschung zur FAS. Der Fragebogen erwies sich als sehr reliabel und zeigte die erwarteten Zusammenhänge mit Angst , Depressions- und Big-Five-Variablen. Künftig müsste die Struktur des Fragebogens genauer betrachtet werden, da Faktorenanalysen darauf hinwiesen, dass die FAS-d (wie auch die Originalversion) faktoriell nicht ganz homogen ist. Ggf. wäre der Fragebogen so zu ergänzen, dass mehrere Facetten der Zukunftsangst erfasst werden. In der zur Prüfung der FAS-d erhobenen Stichprobe waren jüngere Menschen mit hohem Bildungsniveau überrepräsentiert. Für weitere Untersuchungen wären heterogener zusammengesetzte Stichproben wünschenswert. Neben Analysen zur Messinvarianz sind dabei insbesondere umfassendere Untersuchungen zur Validität des Verfahrens anzustreben.
Erstmals publiziert in:
Wieczorek S. & Hock, M. (2023). FAS-d. Deutsche Version der Future Anxiety Scale. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID. https://doi.org/10.23668/psycharchives.8380 PSYNDEX Dok.-Nr. 9008555
Literatur
Behr, D., Braun, M. & Dorer, B. (2015). Messinstrumente in internationalen Studien. SDM Survey Guidelines. https://doi.org/10.15465/SDM-SG_006
Dorer, B. (2012). ESS Round 6 Translation Guidelines. European Social Survey, GESIS.
Eysenck, M. W. (1992). Anxiety: The cognitive perspective. Psychology Press. https://doi.org/10.4324/9780203775677
Garrido, L. E., Abad, F. J., & Ponsoda, V. (2013). A new look at Horn’s parallel analysis with ordinal variables. Psychological Methods, 18(4), 454-474. https://doi.org/10.1037/a0030005
Harkness, J. A., Vijver, F. J. R. van de & Mohler, P. P. (Hrsg.). (2003). Cross-cultural survey methods. Wiley.
Laux, L., Hock, M., Bergner-Köther, R., Hodapp, V. & Renner, K.-H. (2013). Das State-Trait-Angst-Depressions-Inventar (STADI). Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9006651
Renner, K.-H., Hock, M., Bergner-Köther, R. & Laux, L. (2018). Differentiating anxiety and depression: The State-Trait Anxiety-Depression Inventory. Cognition and Emotion, 32(7), 1409-1423. https://doi.org/10.1080/02699931.2016.1266306 PSYNDEX Dok.-Nr. 0345707
Schupp, J. & Gerlitz, J.-Y. (2008). Big Five Inventory-SOEP (BFI-S). Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen (ZIS). https://doi.org/10.6102/ZIS54
Zaleski, Z. (1996). Future Anxiety: Concept, measurement, and preliminary research. Personality and Individual Differences, 21(2), 165-174. https://doi.org/10.1016/0191-8869(96)00070-0
Zaleski, Z., Sobol-Kwapinska, M., Przepiorka, A. & Meisner, M. (2019). Development and validation of the Dark Future scale. Time & Society, 28(1), 107-123. https://doi.org/10.1177/0961463X16678257
Zeidner, M. (1998). Test anxiety: The state of the art. Plenum.
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Zaleski, Z. (1996). Future Anxiety: Concept, measurement, and preliminary research. Personality and Individual Differences, 21(2), 165-174. https://doi.org/10.1016/0191-8869(96)00070-0
Zaleski, Z., Sobol-Kwapinska, M., Przepiorka, A. & Meisner, M. (2019). Development and validation of the Dark Future scale. Time & Society, 28(1), 107-123. https://doi.org/10.1177/0961463X16678257
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Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Sarah Wieczorek, Universität Bamberg, Markusplatz 3, D-96047 Bamberg
Prof. Dr. Michael Hock, Professur für Pädagogische Psychologie, Universität Bamberg, Markusplatz 3, D-96047 Bamberg