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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
BSS
Skala zur Erfassung der exzessiven Bestätigungssuche
Kurzabstract
Der Fragebogen dient zur Messung der exzessiven Bestätigungssuche in Bezug auf interpersonale Abhängigkeiten in sozialen Beziehungen. Dem Konzept der exzessiven Bestätigungssuche liegt die Annahme zugrunde, dass eine starke Neigung zur Bestätigungssuche bei anderen die angesprochenen Bezugspersonen eher abschreckt, so dass negative Reaktionen überwiegen. Außerdem erweist sich eine Bestätigung für die nach Bestätigung gierende Person nie als ausreichend, so dass immer weiter nach Bestätigung gesucht wird. Die Suche nach Bestätigung ist dementsprechend unersättlich. Dadurch und durch das negative Feedback von Bezugspersonen auf die Bestätigungssuche kann sich bei einer Person mit depressiver Neigung die Tendenz zur Depression verstärken. Der Fragebogen besteht aus vier Items. Reliabilität: Cronbachs Alpha lag bei Alpha = .84. Die Retestreliabilitäten lagen bei rtt = .67-.72 (4/6/10 Wochen Differenz). Validität: Hinweise zur Konstruktvalidität ergeben sich aus der positiven Korrelation der BSS mit depressiver Verstimmtheit, die durch die Allgemeine Depressionsskala (ADS) gemessen wurde. Der Zusammenhang zwischen BSS und ADS ist wie erwartet substantiell. Außerdem wurde der Zusammenhang mit einer speziellen Facette der exzessiven Bestätigungssuche, der exzessiven Bestätigungssuche in sexuellen Abenteuern, ermittelt, der wie erwartet positiv ausfällt. In einer Faktorenanalyse erweisen sich die vier Items als eindimensional.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: BSS. Skala zur Erfassung der exzessiven Bestätigungssuche. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005337
Zitierung
Schwennen, C. & Bierhoff, H.-W. (2012). BSS. Skala zur exzessiven Bestätigungssuche [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4540
Kurzinformationen
Kurzname BSS
Engl. Name Depressive Interpersonal Relationship Inventory - Reassurance Seeking Subscale - German modified version
Autoren Schwennen, C., Bierhoff, H.-W.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2012
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Abhängigkeit (Persönlichkeit), Depressive Stimmung
Sprachversionen deu
Konstrukt Konzept der exzessiven Bestätigungssuche (Joiner, Coyne & Blalock, 1999)
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 4 Items
Subskalen Keine; exzessive Bestätigungssuche
Durchführungszeit Wenige Minuten.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .84. Retestreliabilitäten: rtt = .67-.72 (4/6/10 Wochen Differenz).
Hinweise zur Konstruktvalidität und faktoriellen Eindimensionalität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung, Psychotherapie
Diagnostische Zielsetzung
Der Fragebogen dient zur Messung der exzessiven Bestätigungssuche in Bezug auf interpersonale Abhängigkeiten in sozialen Beziehungen. Dem Konzept der exzessiven Bestätigungssuche liegt die Annahme zugrunde, dass eine starke Neigung zur Bestätigungssuche bei anderen die angesprochenen Bezugspersonen eher abschreckt, so dass negative Reaktionen überwiegen. Außerdem erweist sich eine Bestätigung für die nach Bestätigung gierende Person nie als ausreichend, so dass immer weiter nach Bestätigung gesucht wird. Die Suche nach Bestätigung ist dementsprechend unersättlich. Dadurch und durch das negative Feedback von Bezugspersonen auf die Bestätigungssuche kann sich bei einer Person mit depressiver Neigung die Tendenz zur Depression verstärken (Joiner, Coyne & Blalock, 1999).
Aufbau
Der Fragebogen besteht aus vier Items, die auf einer siebenstufigen Likert-Skala beantwortet werden, deren Endpunkte mit 1 = "stimmt überhaupt nicht" und 7 = "stimmt voll und ganz" benannt werden. Für die Auswertung wird das arithmetische Mittel der vier Antworten berechnet.
Grundlagen und Konstruktion
Die Skala zur Erfassung der exzessiven Bestätigungssuche (BSS) ist die deutsche Version des "Depressive Interpersonal Relationship Inventory - Reassurance Seeking" (DIRI-RS; Joiner & Metalsky, 2001). Der Fragebogen erfasst die Tendenz, andere Menschen in übertriebener Weise um Bestätigung des eigenen Wertes zu bitten (Joiner, Metalsky, Katz & Beach, 1999). Im amerikanischen Original umfasst der DIRI mehrere Skalen, von denen in Absprache mit Thomas E. Joiner von der Florida State University nur der DIRI-RS ins Deutsche übersetzt wurde. Die psychometrische Qualität wurde nach Kriterien der Klassischen Testtheorie überprüft.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) ist mit .84 in der Ausgangsstichprobe (N = 138; 73.2% Frauen) zufriedenstellend. Die Retestreliabilitäten liegen mit rtt = .70 (4 Wochen Differenz), rtt =.67 (6 Wochen Differenz) und rtt = .72 (10 Wochen Differenz) im mittleren Bereich.
Validität: Hinweise zur Konstruktvalidität ergeben sich aus der positiven Korrelation der BSS mit depressiver Verstimmtheit, die durch die Allgemeine Depressionsskala (ADS; Hautzinger & Bailer, 1993) gemessen wurde. Der Zusammenhang zwischen BSS und ADS ist wie erwartet substantiell (r = .33, p < .001). Außerdem wurde der Zusammenhang mit einer speziellen Facette der exzessiven Bestätigungssuche, der exzessiven Bestätigungssuche in sexuellen Abenteuern (BSS-SA; Schwennen & Bierhoff, 2005) ermittelt, der wie erwartet positiv ausfällt (r = .41, p < .001). In einer Faktorenanalyse erweisen sich die vier Items als eindimensional.
Normen: Normwerte liegen nicht vor.
Testkonzept
Items
- Ich ertappe mich dabei, dass ich Personen, die mir nahe stehen, frage, wie sie wirklich über mich denken.
- Ich suche häufig von Leuten, die mir nahe stehen, eine Zusicherung, dass ich ihnen etwas bedeute.
- Manchmal verärgere ich mir nahe stehende Personen dadurch, dass ich wiederholt eine Versicherung von ihnen suche, dass ich ihnen wirklich etwas bedeute.
- Manchmal haben Leute, die mir nahe stehen, die ‚Nase voll davon', dass ich versuche, eine Bestätigung von ihnen zu bekommen, dass ich ihnen wirklich etwas bedeute.
Durchführung
Altersbereiche
Der Fragebogen zur Messung der exzessiven Bestätigungssuche kann von Erwachsenen bearbeitet werden.
Bewertung
Mit der BSS liegt ein zuverlässiges und valides Messinstrument vor. Die signifikant positive Korrelation mit depressiver Verstimmtheit entspricht einer Annahme von Coyne (1976), dass Personen in einem frühen Stadium der Depression versuchen, durch exzessive Bestätigungssuche eine Bekräftigung ihrer Wertschätzung zu erlangen. Die weiteren Ergebnisse zeigen, dass die BSS über gute psychometrische Kennwerte verfügt und eine eindimensionale Struktur besitzt. Aufgrund der geringen Itemanzahl ermöglicht die BSS einen ökonomischen Einsatz in Forschung und Praxis.
Erstmals publiziert in:
Schwennen, C. & Bierhoff, H.-W. (2005). Skala zur exzessiven Bestätigungssuche (BSS). Bochum: Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 9005337
Literatur
Coyne, J. C. (1976). Toward an interactional description of depression. Psychiatry, 39, 28-40.
Hautzinger, M. & Bailer, M. (1993). Allgemeine Depressions-Skala (ADS). Weinheim: Beltz. PSYNDEX Dok.-Nr. 9002607
Joiner Jr., T. E., Coyne, J. C. & Blalock, J. (1999). On the interpersonal nature of depression: Overview and synthesis. In T. Joiner & J. C. Coyne (Eds.), The interactional nature of depression (pp. 3-19). Washington, DC: APA.
Joiner Jr., T. E. & Metalsky, G. I. (2001). Excessive reassurance-seeking: Delineating a risk factor involved in the development of depressive symptoms. Psychological Science, 12, 371-378.
Joiner Jr., T. E., Metalsky, G. I., Katz, J. & Beach, S. R. H. (1999). Depression and excessive reassurance-seeking. Psychological Inquiry, 10, 169-278.
Schwennen, C. & Bierhoff, H. W. (2005). Exzessive Bestätigungssuche in sexuellen Abenteuern. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 36 (1), 33-45. PSYNDEX Dok.-Nr. 0178158
Wichtige neuere Publikationen
Schwennen, C. & Bierhoff, H. W. (2014). Skala zur exzessiven Bestätigungssuche (BSS). Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen. Mannheim: GESIS. https://doi.org/10.6102/zis57
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Joiner, T. & Metalsky, G. I. (2001). Excessive reassurance-seeking: Delineating a risk factor involved in the development of depressive symptoms. Psychological Science, 12, 371-378. [original items included p. 372]
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Kontaktdaten
Dr. Christian Schwennen, Leitung Gesunde Arbeitswelt, CURRENTA; SER - GS - Gesundheit Gesunde Arbeitswelt, E 46, D-51368 Leverkusen
Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, Emeritus, Fakultät für Psychologie, Sozialpsychologie, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, D-44801 Bochum