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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
Play-PAB
PLAY-Parenting Assessment Battery - deutsche modifizierte Fassung des Lab-PAB
Kurzabstract
Die Play-PAB ist ein Beobachtungsverfahren via Videoaufzeichnung, welches unterschiedliche Verhaltensweisen von Eltern gegenüber dem eigenen Kind in freien naturalistischen Spielsituationen erfasst und insbesondere bei der Therapie von emotionalen und behavioralen Problemen von Vorschulkindern eingesetzt werden kann. Die Play-PAB ist die deutsche Adaptation der Lab-PAB (Wilson & Durbin, 2012). Sie umfasst mit 36 Items die Dimensionen (1) Involviertheit, (2) Positive Emotionalität, (3) Nicht-Feindseligkeit, (4) Nicht-Intrusivität und (5) Konsequenz. Die Einschätzungen zweier unabhängiger Rater im Blind-Rating-Verfahren korrelierten zwischen r = .63 und r = .85. Die ICC-Werte für die aggregierten Werte beider Rater lagen zwischen ICC = .74 und .85. Reliabilität: Die interne Konsistenz liegt zwischen Cronbachs Alpha = .74 und Alpha = .93 (Skalen) bzw. Alpha = .91 (Gesamtwert). Validität: Mittelwertunterschiede zwischen einer deutschen klinischen Stichprobe und einer englischen nicht-klinischen Stichprobe wurden erwartungsgemäß signifikant. Die klinische Gruppe zeigte schlechtere Ergebnisse. Skaleninterkorrelationen lagen zwischen r = .10 und r = .69. Für die konvergente Validität sprechen die überwiegend positiven Zusammenhänge mit dem PIR-GAS (r = .40-.53).
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: Play-PAB. PLAY-Parenting Assessment Battery - deutsche modifizierte Fassung des Lab-PAB. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007385
Zitierung
Wagner, K., Müller, J. M., Esins, S., Romer, G. & Achtergarde, S. (2017). Play-PAB. PLAY-Parenting Assessment Battery - deutsche modifizierte Fassung des Lab-PAB [Verfahrensdokumentation, Kodierbogen und Manual]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4592
Kurzinformationen
Kurzname Play-PAB
Engl. Name PLAY-Parenting Assessment Battery - German modified version of the Laboratory Parenting Assessment-Battery
Autoren Wagner, K., Müller, J. M., Esins, S., Romer, G., Achtergarde, S.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2017
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Videoaufzeichnungen, Kindergarten Students (US-Bildungssystem), Frühförderung, Bindungsverhalten, Interpersonelle Beziehungen, Eltern-Kind-Kommunikation, Eltern-Kind-Beziehungen, Elterlicher Erziehungsstil, Psychische Störungen
Sprachversionen eng
Altersbereich Eltern mit jungen Kindern
Itemzahl 36 Items
Subskalen (1) Involviertheit, (2) Positive Emotionalität, (3) Nicht-Feindseligkeit, (4) Nicht-Intrusivität, (5) Konsequenz
Durchführungszeit ca. 10 Min.
Auswertungsdauer ca. 10 Min.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .74-.93 (Skalen) bzw. Alpha = .91 (Gesamtwert).
Befunde zur konvergenten Validität; Mittelwertunterschiede zwischen klinischer vs. nicht-klinischer Stichprobe.
Keine; Referenzdaten: Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Praxis
Diagnostische Zielsetzung
Die Play-PAB von Wagner et al. (2015) ist ein Beobachtungsverfahren, welches unterschiedliche Verhaltensweisen von Eltern gegenüber dem eigenen Kind in freien naturalistischen Spielsituationen erfasst und insbesondere bei der Therapie von emotionalen und behavioralen Problemen von Vorschulkindern eingesetzt werden kann.
Aufbau
Die Play-PAB umfasst mit insgesamt 36 Items die Dimensionen (1) Involviertheit (7 Items), (2) Positive Emotionalität (10 Items), (3) Nicht-Feindseligkeit (10 Items), (4) Nicht-Intrusivität (7 Items) und (5) Konsequenz (2 Items). Die Verhaltensweisen der Eltern werden in zehnminütigen Videosequenzen aufgezeichnet und von Ratern hinsichtlich der 36 Items beurteilt.
Grundlagen und Konstruktion
Die Play-PAB ist die deutsche Adaptation der Lab-PAB. Die Originalautoren entwickelten fünf Skalen mit insgesamt 36 Items, die von Achtergarde (2013) übersetzt und neugeordnet wurden. Es wurden zehnminütige Videosequenzen von 47 Eltern-Kind-Dyaden (n = 38 Mutter-Kind-Dyade, n = 9 Vater-Kind-Dyade), die im Rahmen einer Behandlung in einer Tagesklinik vor Therapiebeginn mit der Instruktion "eine gute Zeit zu haben" aufgezeichnet wurden, von zwei unabhängigen Ratern mittels der Beobachtungsdimensionen beurteilt. Die psychometrische Güte wurde überprüft.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Die Einschätzungen von zwei unabhängigen und blinden Ratern korrelierten für alle Play-PAB-Skalen zwischen r = .63 (Intrusivität) und r = .85 (Positive Emotionalität). Die ICC-Werte für die aggregierten Werte beider Rater lagen zwischen ICC = .74 und .85. Reliabilität: Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) liegt für die einzelnen Skalen zwischen Alpha = .74 und .93 (= aggregierte Werte von zwei Urteilern). Für den Gesamtwert wird ein Wert von Alpha = .91 erreicht. Für die Skalen des englischsprachigen Originals bewegen sich die Werte ähnlich zwischen Alpha = .77 und .92. Validität: Mittelwertunterschiede (t-Tests) zwischen einer deutschen klinischen Stichprobe und einer englischen nicht-klinischen Stichprobe wurden erwartungsgemäß signifikant (p < .05). Die klinische Gruppe zeigte schlechtere Ergebnisse. Weiterhin wurden Skaleninterkorrelationen berechnet, die zwischen r = .10 und .69 liegen. Sie sprechen für die Unabhängigkeit der Skalen sowie für ihre inhaltliche Korrelation gleichermaßen. Für die konvergente Validität sprechen die überwiegend positiven Zusammenhänge mit dem klinischen Beurteilungsverfahren PIR-GAS (r = .40-.53). Normen: Es liegen Mittelwerte und Standardabweichungen für alle Skalen und den Gesamtwert der Play-PAB vor, die an einer klinischen Stichprobe mit n = 47 Vorschulkindern ermittelt wurden.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Die PLAY-Parenting Assessment Battery (Play-PAB; Wagner, Müller, Esins, Romer & Achtergarde, 2015) wurde in Anlehnung an die Laboratory Parenting Assessment-Battery (Lab-PAB; Wilson & Durbin, 2012) entwickelt, einem Beobachtungsverfahren zur standardisierten Erfassung von Interaktionsverhalten in Eltern-Kind-Dyaden in klinischen Praxen (Laborsituation = "Lab"). Für die Play-PAB wurde demgegenüber ein natürliches Setting gewählt (d. h. freie Spielsituationen = "Play"; Wagner et al., 2015, S. 693-694). Problematisches Interaktionsverhalten der Eltern scheint ein Risikofaktor in der Entwicklung einer Psychopathologie des Kindes darzustellen (Lunkenheimer, Albrecht & Kemp, 2013). Kochanska und Kim (2013) fanden einen robusten Effekt für die Entstehung von psychischen Störungen beim Vorliegen einer doppelt-unsicheren Bindung (d. h. mit Vater und Mutter). Lassen sich Mutter/Vater und Kind therapieren, so verbessert sich einerseits das Verhältnis zwischen den beiden und anderseits die kindliche Symptomatik. Beispielsweise wurde in einer schwedischen Stichprobe (n = 101 Elternteile, n = 118 Kinder mit einem durchschnittlichem Alter von drei Jahren) nachgewiesen, dass Aggressivität bei Kleinkindern nach einer gemeinsamen Behandlung deutlich abnimmt (Neander & Engström, 2009). Wilson und Durbin (2012) postulieren, dass bestimmte elterliche Verhaltensweisen, wie z. B. elterliche Responsivität, die Beziehung fördern und intrusives oder feindseliges Elternverhalten negative Auswirkungen mit sich bringen. Mit dem von Wagner et al. (2015) adaptierten Beobachtungsverfahren soll anhand mehrerer Dimensionen erfasst werden, welches Elternverhalten vorliegt.
Testaufbau
Die Play-PAB umfasst folgende fünf Dimensionen (Wagner et al., 2015, S. 695):
(1) Involviertheit (7 Items). Die Skala misst die Bereitschaft der Eltern, auf die Äußerungen und Bedürfnisse des Kindes angemessen und prompt zu reagieren (d. h. elterliches Interesse und Responsivität, Tonfall gegenüber dem Kind).
(2) Positive Emotionalität (10 Items). Die Skala erfasst die Emotionalität der Eltern, die durch positive und negative Gefühlsausdrücke wie Freude oder Rückzug zum Vorschein kommt.
(3) Nicht-Feindseligkeit (10 Items). In dieser Skala werden Verhaltensweisen wie Kritik, Ausdruck von Unbehagen, Ungeduld, Ärger und Sarkasmus gegenüber dem Kind gemessen.
(4) Nicht-Intrusivität (7 Items). Mit dieser Skala werden Verhaltensweisen wie Rigidität, Einmischung in die kindliche Aktivität und Verhinderung des kindlichen Beitrags zu einer sozialen Interaktion erfasst, welche unter übermäßige elterliche Kontrolle aufgefasst werden.
(5) Konsequenz (2 Items). Die Skala erfasst das Ausmaß an elterlicher Nachgiebigkeit und Disziplinierung.
Die insgesamt 36 Items - darunter vier invertierte Items - werden auf einer fünfstufigen Ratingskala von 0 bis 4 von den Beobachtern beantwortet. Als Setting eignen sich freie Spielsituation zwischen Mutter und Kind in einem Umfeld mit Spielmaterial und ohne weitere Interaktionspartner.
Auswertungsmodus
Für jedes Item werden maximal 4 Punkte vergeben. Wird das Verhalten nicht gezeigt, wird für das betroffene Item kein Punkt vergeben (= 0). Bei vier invertierten Items müssen die Punkte umgepolt werden. Auf den Kodierbögen werden die Bemerkungen und die Punkte festgehalten, die dann auf das separate Auswertungsblatt übertragen werden. Für jede Skala wird der Rohwert getrennt berechnet, aus der Punktsumme der jeweiligen Items wird daraufhin das arithmetische Mittel gebildet. Man erhält damit fünf Skalenwerte. Ein hoher Skalenwert bedeutet, dass ein Elternteil ein günstiges Verhalten in der jeweiligen Dimension zeigt. Für eine allgemeine Aussage zum Elternverhalten in Eltern-Kind-Interaktionen eignet sich der Gesamtscore (Wagner et al., 2015, S. 696).
Auswertungshilfen
Als Auswertungshilfen stehen das Rating-Manual mit den Kodierungs- und Interpretationshinweisen sowie den Kodierbögen im Anhang zur Verfügung (Achtergarde, 2013). Überdies gibt es ein separates Auswertungsblatt.
Auswertungszeit
Das Kodieren der elterlichen Verhaltensweisen wird mit dem Zeitpunkt der Videoaufnahme begonnen und endet, wenn die Aufzeichnung abgeschlossen ist. Eine Videoaufzeichnung dauert in der Regel 10 Minuten.
Itembeispiele
Anmerkung: Im Folgenden wird Item 1 der Skala (1) Involviertheit vorgestellt:
Item 1.1: Interesse am Kind
Definition: Die Mutter/der Vater zeigt Interesse am Kind oder an seinen Handlungen oder Verhaltensweisen. Diese Einschätzung soll eine allgemeine Aufmerksamkeit und Interesse am Kind und an dem, was es tut, widerspiegeln; dieses Interesse muss nicht unbedingt positiv sein (z. B. Überwachung des Kindes: "Was ist das?", "Was machst du da?"):
Codierung:
0 = Die Mutter/der Vater zeigt nie oder selten Interesse am Kind.
1 = Die Mutter/der Vater zeigt gelegentlich Interesse am Kind, aber in weniger als der Hälfte der Zeit.
2 = Die Mutter/der Vater zeigt etwa während der Hälfte der Zeit Interesse am Kind.
3 = Die Mutter/der Vater zeigt häufig Interesse am Kind, aber nicht immer.
4 = Die Mutter/der Vater zeigt während der gesamten Beobachtungszeit häufig oder beständig Interesse am Kind.
Alternativen: Es ist zu beachten, dass die Mutter/der Vater auch
- Freude am Kind oder seinen Verhaltensweisen zeigen kann (was als Freude am Kind codiert werden sollte),
- mit dem Kind aktiv interagieren kann (was als Engagement im Umgang mit dem Kind codiert werden sollte), oder
- im Hinblick auf Verhaltensweisen, Bedürfnisse, Wünsche, negative oder positive Affekte des Kindes feinfühlig und angemessen reagieren kann (was als Responsivität codiert werden sollte).
Items
Anmerkung: Im Folgenden werden die Items ohne die Kodierungen und den Hinweisen zur Kodierung aufgelistet. Diese befinden sich im Einzelnen im Manual.
(1) Involviertheit
1.1 Interesse am Kind
Definition: Die Mutter/der Vater zeigt Interesse am Kind oder an seinen Handlungen oder Verhaltensweisen. Diese Einschätzung soll eine allgemeine Aufmerksamkeit und Interesse am Kind und an dem, was es tut, widerspiegeln; dieses Interesse muss nicht unbedingt positiv sein (z. B. Überwachung des Kindes: "Was ist das?", "Was machst du da?"):
1.2 Engagement im Umgang mit dem Kind
Definition: Die Mutter/der Vater ist aktiv und engagiert mit dem Kind beschäftigt. Diese Einschätzung soll berücksichtigen, in welchem Ausmaß die Mutter/der Vater sich mit dem Kind aktiv und engagiert beschäftigt. Höhere Bewertungen sollen vergeben werden, wenn sich Involviertheit und Engagement in gegenseitigem, kooperativem Spiel zeigen.
1.3 Responsivität (kindliches Verhalten)
Definition: Die Mutter/der Vater verhält sich responsiv in Bezug auf das Verhalten des Kindes, d. h. er/sie nimmt die Handlungen oder Verhaltensweisen des Kindes wahr und reagiert angemessen auf sie. Diese Einschätzung soll widerspiegeln, inwiefern die Mutter/der Vater sich bewusst ist, was das Kind gerade tut, und angemessen darauf reagiert ("Heute hast du eine Menge Energie, nicht wahr?", "Machst du gerade einen Menschen?").
1.4 Responsivität (kindliche Bedürfnisse und Wünsche)
Definition: Die Mutter/der Vater verhält sich responsiv in Bezug auf wahrgenommene oder vom Kind geäußerte Bedürfnisse oder Wünsche, d. h. er/sie nimmt die Bedürfnisse oder Wünsche des Kindes wahr und reagiert angemessen auf sie. Diese Einschätzung soll widerspiegeln, inwiefern der Mutter/dem Vater bewusst ist, was das Kind möchte oder benötigt, und sie/er angemessen darauf reagiert (z. B. "Möchtest du dieses hier?" "Musst du zur Toilette?").
1.5 Responsivität (negative Affekte des Kindes)
Definition: Die Mutter/der Vater verhält sich responsiv in Bezug auf wahrgenommene oder offenkundige negative Affekte des Kindes (z. B. Ärger, Traurigkeit, Furcht), d. h. er/sie nimmt die negativen Affekte des Kindes wahr und reagiert angemessen auf sie.
Diese Einschätzung soll widerspiegeln, inwiefern die Mutter/der Vater sich der Anzeichen negativer Affekte beim Kind bewusst ist und angemessen auf sie reagiert, einschließlich mimischer/verbaler/körperlicher Ausdrucksformen von Frustration, Langeweile, Unzufriedenheit oder Besorgnis.
1.6 Responsivität (positive Affekte des Kindes)
Definition: Die Mutter/der Vater verhält sich responsiv in Bezug auf wahrgenommene oder offenkundige positive Affekte des Kindes (z. B. Glück, Freude, Vergnügen), d. h. er/sie nimmt die positiven Affekte des Kindes wahr und reagiert angemessen auf sie. Diese Einschätzung soll widerspiegeln, inwiefern die Mutter/der Vater sich der Anzeichen positiver Affekte beim Kind bewusst ist und angemessen auf sie reagiert, einschließlich mimischer/verbaler/körperlicher Ausdrucksformen wie Lächeln und Lachen.
1.7 Warmer/freundlicher Tonfall im Umgang mit dem Kind
Definition: Der Tonfall der Mutter/des Vaters ist warm und freundlich, wenn er/sie zu oder mit dem Kind spricht. Die Einschätzung sollte einen warmen und freundlichen Tonfall der Stimme widerspiegeln, wenn die Äußerung an das Kind gerichtet ist.
(2) Positive Emotionalität
2.1 Freude am Kind
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater Freude am Kind oder den Handlungen oder Verhaltensweisen des Kindes zeigt. Diese Einschätzung soll widerspiegeln, dass die Mutter/der Vater echte Freude oder echtes Vergnügen über das Kind empfindet, und beinhaltet z. B., dass dem Kind zugelächelt/zugelacht wird oder Tätigkeiten des Kindes positiv kommentiert werden.
2.2 An das Kind gerichtetes Lob
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater die Handlungen oder Verhaltensweisen des Kindes lobt. Es ist zu beachten, dass die Mutter/der Vater auch Freude oder Vergnügen am Kind oder den Verhaltensweisen des Kindes zeigen kann (was als Freude am Kind codiert werden sollte). Die Einschätzung umfasst Lob, Anerkennung, Komplimente und Ausdruck von Bewunderung dafür, was das Kind tut oder getan hat (z. B. "Gut gemacht", "Das ist es", "Da hast du Recht", "Es ist perfekt", Daumen hoch).
2.3 Ausdruck von Zuneigung (verbal)
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater ihre/seine Zuneigung zum Kind verbal ausdrückt. Diese Kategorie beinhaltet Kosenamen oder liebevolle Äußerungen.
2.4 Ausdruck von Zuneigung (physisch)
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater ihre/seine Zuneigung zum Kind körperlich ausdrückt. Diese Kategorie beinhaltet Umarmungen, Küsse, Tätscheln des Rückens, (liebevolles) Zerzausen der Haare.
2.5 Positiver Affekt (allgemein)
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater einen glücklichen, erfreuten oder fröhlichen Affekt zeigt. Die Einschätzung umfasst positive mimische, verbale und körperliche Ausdrucksformen. Die Einschätzung soll positive Affekte widerspiegeln, unabhängig davon, ob sie als Reaktion auf das Kind gezeigt werden oder nicht (z. B. Lächeln, Lachen, "Das macht Spaß", "Das gefällt mir").
2.6 Angeregter/dynamischer Affekt
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater eine angeregte oder energiegeladene Stimmung zeigt oder Begeisterung über die Aktivität, das Kind oder die gemeinsame Interaktion ausdrückt. Die Einschätzung beinhaltet begeisterte Äußerungen, Ausrufe, die sich auf die Aktivität beziehen, und Gesten der Begeisterung.
2.7 Humor
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater Sinn für Humor zeigt. Diese Einschätzung beinhaltet Scherze, (nicht kritisierendes) Necken und Versuche, das Kind zum Lachen zu bringen.
2.8 Flacher Affekt/Emotionaler Rückzug (-)
Definition: Die Mutter/ der Vater zeigt einen flachen Affekt oder zieht sich emotional zurück. Diese Einschätzung beinhaltet mimische/verbale/körperliche Anzeichen von Ausdruckslosigkeit oder Leere.
2.9 Müdigkeit (-)
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater Schläfrigkeit, Lethargie oder Müdigkeit zeigt. Die Einschätzung sollte Ermüdung und Erschöpfung widerspiegeln und umfasst mimische/verbale/körperliche Ausdrucksformen (z. B. Gähnen, langsame Bewegungen, Kopf in den Händen aufstützen).
2.10 Trauriger Affekt (-)
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater einen traurigen, unglücklichen, enttäuschten, niedergeschlagenen oder mutlosen Ausdruck zeigt. Die Einschätzung umfasst mimische/verbale/körperliche Ausdrucksformen von Traurigkeit (z. B. Seufzer, heraufgezogene innere/herabgezogene äußere Augenwinkel).
(3) Feindseligkeit
3.1 Ärger/Feindseligkeit gegenüber dem Kind
Definition: Die Mutter/der Vater verhält sich dem Kind gegenüber ärgerlich oder feindselig. Diese Einschätzung reflektiert Ärger oder Feindseligkeit im mimischen oder körperlichen Ausdruck und/oder im Tonfall oder Inhalt von Äußerungen, die an das Kind gerichtet sind.
3.2 Ungeduld gegenüber dem Kind
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater dem Kind gegenüber Ungeduld zeigt. Diese Einschätzung bezieht sich auf einen Tonfall oder Äußerungen, die anzeigen, dass das Kind schneller machen oder etwas anders machen soll. Diese Einschätzung sollte die Ungeduld oder Verärgerung der Mutter/des Vaters darüber widerspiegeln, dass das Kind etwas nicht schnell genug oder nicht richtig macht.
3.3 Kritik/Ablehnung des Kindes
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater implizit oder offenkundig Kritik an Handlungen oder Verhaltensweisen des Kindes oder am Kind als Person äußert oder ihre/seine Ablehnung der Handlungen/Verhaltensweisen des Kindes oder des Kindes als Person ausdrückt. Diese Einschätzung beinhaltet Äußerungen, die kritisieren, was das Kind gerade tut oder getan hat (z. B. "Nein, so nicht", "Du hast es falsch gemacht"), oder umfassende, pauschale Äußerungen, die auf die Ablehnung des Kindes im Allgemeinen hinweisen (z. B. "Du machst immer so ein Durcheinander", "Du bist so ein ungezogenes Mädchen").
3.4 Streit mit dem Kind
Definition: Die Mutter/der Vater lässt sich auf verbale Streitigkeiten mit dem Kind ein. Diese Einschätzung beinhaltet Streitigkeiten, die durch die Mutter/den Vater initiiert wurden, und Streitigkeiten, die durch das Kind initiiert wurden, aber von der Mutter/dem Vater fortgesetzt wurden. Diese Einschätzung sollte das Vorkommen echter verbaler Auseinandersetzungen mit dem Kind widerspiegeln.
3.5 Verbale Drohungen
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater dem Kind verbal droht. Diese Einschätzung reflektiert verbale Äußerungen, die eine implizite oder offenkundige Drohung an das Kind beinhalten ("Du solltest besser damit aufhören, sonst ..." "Warte nur, bis wir zu Hause sind").
3.6 Sarkasmus/Spott
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater sich dem Kind gegenüber sarkastisch verhält oder das Kind oder seine Handlungen oder Verhaltensweisen verspottet. Diese Einschätzung spiegelt Äußerungen wider, die in einem sarkastischen, hämischen oder geringschätzigen Tonfall geäußert werden, und beinhaltet böswilliges Aufziehen, Verspotten oder Verhöhnen des Kindes.
3.7 Unbehagen im Umgang mit dem Kind
Definition: Wenn die Mutter/der Vater mit dem Kind interagiert, ist ihr/sein Verhalten dabei generell unnatürlich, angespannt, gekünstelt oder unsicher. Diese Einschätzung bezieht sich auf Anzeichen dafür, dass die Mutter/der Vater nicht an Interaktionen mit dem Kind gewöhnt ist oder sich dabei nicht wohl fühlt, oder peinlich berührt oder unsicher ist, wie man auf kindliches Verhalten (positiv oder negativ) reagieren sollte.
3.8 Inkonsistenz/Unvorhersagbarkeit
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater im Hinblick auf ihre/seine Äußerungen oder Verhaltensweisen für das Kind inkonsistent oder unvorhersehbar ist. Diese Einschätzung beinhaltet plötzliche oder nicht erklärte Veränderungen darin, wie der Erwachsene die gemeinsame Aktivität strukturiert, einander widersprechende Anweisungen an das Kind, inkonsistente Formen der Disziplinierung des Kindes, einen inkonsistenten Erziehungsansatz, aber auch plötzliche oder unvorhersehbare Bewegungen des Erwachsenen.
3.9 Ärgerlicher Affekt (allgemein)
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater ärgerlichen Affekt zeigt. Diese Einschätzung soll ärgerlichen Affekt widerspiegeln, unabhängig davon, ob dieser an das Kind gerichtet ist oder nicht, und umfasst ärgerliche oder gereizte mimische/verbale/körperliche Ausdrucksformen (Stirnrunzeln, "Das mag ich nicht").
3.10 Körperliche Gewalt
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater dem Kind gegenüber körperliche Gewalt anwendet. Diese Einschätzung bezieht sich auf unnötige Grobheit, unnötige oder gewaltsame körperliche Grenzsetzungen und körperliche Aggression.
(4) Intrusivität
4.1 Exzessive Kontrolle über das Kind
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater versucht, das Kind oder seine Aktivitäten zu kontrollieren, zu beschränken oder zu verbieten, obwohl es nicht notwendig ist. Diese Einschätzung sollte unnötige Kontrolle über das Kind oder darüber, was es tut, widerspiegeln, und beinhaltet übermäßige, nicht gerechtfertigte und nicht erklärte Anweisungen, dass sich das Kind benehmen oder etwas in einer bestimmten Weise tun soll (z. B. "Setz dich hierhin", "Nimm dieses") oder etwas unterlassen soll (z. B. "Nein, das darfst du nicht machen").
4.2 Exzessive Kontrolle über die Aufgabe/gemeinsame Aktivität
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater versucht, Kontrolle über die Aufgabe/gemeinsame Aktivität auszuüben. Diese Einschätzung soll exzessive und unnötige Kontrolle über die Aufgabe/gemeinsame Tätigkeit widerspiegeln, die den eigenen Beitrag oder die Autonomie des Kindes einschränkt. Dies beinhaltet übermäßige, nicht erklärte und nicht gerechtfertigte Anweisungen hinsichtlich des Herangehens an die Aktivität (z. B. "Nein, lass es uns so machen").
4.3 Unterbrechungen der Äußerungen des Kindes
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater das Kind verbal unterbricht, wenn das Kind gerade spricht. Diese Einschätzung sollte Gelegenheiten widerspiegeln, bei denen die Mutter/der Vater das Kind unterbricht, unabhängig von den Gründen dafür.
4.4 Einmischung in die laufende Aktivität des Kindes
Definition: Gelegenheiten, bei denen sich die Mutter/der Vater so in die laufenden Aktivitäten des Kindes einmischt, so dass dessen Unabhängigkeit oder Autonomie begrenzt oder eingeschränkt werden. Diese Einschätzung soll Gelegenheiten widerspiegeln, bei denen die Mutter/der Vater offensichtlich Dinge tut, die das Kind selbst tun kann, sich dem Kind gegenüber aufdringlich verhält oder den Ablauf des kindlichen Handelns unterbricht (z. B. "Lass mich das machen", dem Kind ein Spielzeug aus der Hand nehmen).
3.4.5 Überwältigendes Interaktionsverhalten
Definition: Die sozialen Interaktionen der Mutter/des Vaters sind überwältigend, übermäßig selbstbehauptend oder herrisch, oder machen es dem Kind schwer, selbst etwas zur Interaktion beizutragen. Diese Einschätzung soll ein Interaktionsverhalten widerspiegeln, das einen Beitrag des Kindes zur sozialen Interaktionen verhindert oder unmöglich macht oder das Kind entmutigt (z. B. Unterbrechungen; das Kind nicht zu Wort kommen lassen).
4.6 Rigidität
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater eine rigide oder unflexible Herangehensweise an die Aufgabe oder die Interaktion zeigt. Diese Einschätzung sollte eine mangelnde Bereitwilligkeit oder Fähigkeit widerspiegeln, die Tätigkeit, die Interaktion oder den Erziehungsansatz zu verändern.
4.7 Ängstlicher Affekt
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater einen ängstlichen, nervösen, rastlosen oder unruhigen Affekt zeigt. Diese Einschätzung beinhaltet unruhige Bewegungen, Fußwippen und Zappeln.
(5) Konsequenz
5.1 Übermäßige Nachgiebigkeit (-)
Definition: Gelegenheiten, bei denen die Mutter/der Vater gegenüber den Handlungen oder Verhaltensweisen des Kindes übermäßig nachgiebig ist, obwohl eine Reaktion oder Disziplinierungsmaßnahme seitens der Mutter/des Vaters notwendig ist. Diese Einschätzung soll widerspiegeln, inwiefern es der Mutter/dem Vater misslingt, das Kind zu kontrollieren, zu disziplinieren oder anzuleiten, wenn eine solche Intervention notwendig und angemessen ist (z. B. Ignorieren des Fehlverhaltens, schwacher oder unwirksamer Protest seitens der Eltern, Bagatellisierung des Fehlverhaltens).
5.2 Konsequente Disziplinierung
Definition: Die Mutter/der Vater verwendet, wenn es notwendig ist, konsequente Maßnahmen zur Disziplinierung, die je nach dem Verhalten des Kindes angemessen und maßvoll sind. Diese Einschätzung soll widerspiegeln, inwiefern die elterlichen Anweisungen an das Kind konsequent und eindeutig sind und in angemessener Form gegeben werden, um das Verhalten des Kindes zu lenken oder zu ändern, wenn dies notwendig ist. Dazu gehören auch Bemühungen, das Kind auf sozial erwünschte Ziele hin zu erziehen (z. B. dem Kind Manieren beizubringen).
Durchführung
Testformen
Die Play-PAB ist die deutsche Übersetzung von Lab-PAB. Die beiden Versionen unterscheiden sich in der Gestaltung des Settings (im Freien Spiel vs. im Labor mit Aufgabeninstruktionen).
Altersbereiche
Das Beobachtungsverfahren wurde zur Erfassung von Verhaltensweisen von Eltern junger Kinder (v. a. im Vorschulalter) konzipiert (Wagner et al., 2015, S. 691).
Durchführungszeit
Die Beobachter bearbeiten zehnminütige Videosequenzen (Wagner et al., 2015, S. 695). Für die eigentliche Testung wird laut der Autoren ein geringer Zeitaufwand benötigt (S. 693).
Material
Als Material existieren das Rating-Manual mit den Kodierungen und Auswertungshinweisen sowie den Kodierbögen. Außerdem liegt ein Auswertungsblatt vor. Ein Schreibgerät wird benötigt.
Instruktion
Die Instruktionen für die Beobachter sind im Rating-Manual abgedruckt.
Durchführungsvoraussetzungen
Für die Durchführung wird keine Schulung oder Zertifizierung vorausgesetzt. Die Beobachter sollten vor der Testung das Rating-Manual einstudieren, welches die Grundlage für die Auswertung bildet.
Testkonstruktion
Die Play-PAB ist die deutsche Übersetzung der Lab-PAB von Wilson und Durbin (2012), welche aus ihren Untersuchungen zu Eltern-Kind-Interaktionen resultierte. Die Items des englischen Originals wurden übernommen und neugeordnet. Außerdem wurde die Übersetzung im Gegensatz zum Original nicht für Laborsituationen (klinische Praxis), sondern für freie Spielsituationen realisiert. Es wurden zehnminütige Videosequenzen von 47 Eltern-Kind-Dyaden (n = 38 Mutter-Kind-Dyade, n = 9 Vater-Kind-Dyade), die im Rahmen einer Behandlung in einer Tagesklinik vor Therapiebeginn mit der Instruktion "eine gute Zeit zu haben" aufgezeichnet wurden, von zwei unabhängigen Ratern mittels der Beobachtungsdimensionen beurteilt (Wagner et al., 2015, S. 694). Die Ergebnisse der Studie, d. h. die psychometrische Güte, werden unter "Gütekriterien" aufgeführt.
Gütekriterien
Objektivität
Die Objektivität von Beobachtungsverfahren ist grundsätzlich umstritten. Anhand von Videoaufzeichnungen, ausführlichen Auswertungskriterien und weiteren Auswertungshilfen wie Kodierbögen und Auswertungsblättern sowie der Überprüfung der Beobachterübereinstimmung wird sie jedoch für die Play-PAB angestrebt. Die Interraterreliabilität wurde per Skaleninterkorrelation und Intraklassenkorrelation (ICC) berechnet (Wagner et al., 2015, S. 697-700). Die Einschätzungen von zwei unabhängigen und blinden Ratern korrelierten für alle Play-PAB-Skalen zwischen r = .63 (Intrusivität) und r = .85 (Positive Emotionalität). Die ICC-Werte für die aggregierten Werte beider Rater lagen zwischen ICC = .74 und .85.
Reliabilität
Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) liegt für die einzelnen Skalen zwischen Alpha = .74 und .93 (= aggregierte Werte von zwei Urteilern). Für den Gesamtwert wird ein Wert von Alpha = .91 erreicht (Wagner et al., 2015, S. 698). Für die Skalen des englischsprachigen Originals bewegen sich die Werte ähnlich zwischen Alpha = .77 und .92.
Validität
Es wurden Mittelwertunterschiede (t-Tests) zwischen einer deutschen klinischen Stichprobe und englischen nicht-klinischen Stichprobe untersucht (Wagner et al., 2015, S. 698). Es wurden erwartungsgemäß signifikant schlechtere Werte bei der klinischen Gruppe nachgewiesen (p < .05). Diese Gruppe zeigt sich weniger involviert, weniger positiv emotional, feindseliger, intrusiver und weniger konsequent. Weiterhin wurden Skaleninterkorrelationen berechnet, die zwischen r = .10 und .69 liegen (S. 699). Sie sprechen für die Unabhängigkeit der Skalen sowie für ihre inhaltliche Korrelation gleichermaßen. Für die konvergente Validität sprechen die positiven Zusammenhänge mit dem klinischen Beurteilungsverfahren "Parent-Infant Relationship Global Assessment Scale" (PIR-GAS; Zero To Three, National Center for Infants, Toddlers, and Families, 1999). Die Urteile aus beiden Verfahren korrelieren zwischen r = .40 bis .53 mit Ausnahme der Skala Konsequenz mit r = -.10. Für die konvergente Validität sprechen überdies die signifikanten Korrelationen mit den fünf Items ("Distanziertheit des Kindes", "Kindliche Responsivität", "Kindlicher negativer Affekt", "Kindlicher positiver Affekt" und "Beziehung zur Mutter") aus der "Caregiver-Child Socioemotional and Relationship Rating Scale" (SIRS) von McCall, Groark und Fish (2010). Drei Items und der Gesamtwert aus allen fünf Items korrelieren mit der Skala Nicht-Feindseligkeit (r = .42-.44). Das Item Kindliche Responsivität (r = .38) sowie der 5-Item-Gesamtwert (r = .29) korrelieren mit der Skala Nicht-Intrusivität (Esins, Müller, Romer, Wagner & Achtergarde, 2017).
Normierung
Es liegen Mittelwerte und Standardabweichungen für alle Skalen und den Gesamtwert der Play-PAB vor, die anhand von zwei Ratern ermittelt wurden (siehe Tabelle 1). Die Stichprobe bestand aus einer vorschulpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulation (n = 47).
Tabelle 1
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) von zwei Play-PAB Ratings (n = 47; Wagner, Müller, Esins, Romer & Achtergarde, 2015, S. 698, Tabelle 2)
Skalen | M | SD |
---|---|---|
Involviertheit | 1.95 | 0.79 |
Positive Emotionalität | 1.45 | 0.63 |
Nicht-Feindseligkeit | 3.47 | 0.45 |
Nicht-Intrusivitaet | 3.29 | 0.62 |
Konsequenz | 1.90 | 1.46 |
Gesamturteil | 2.49 | 0.53 |
Anwendungsmöglichkeiten
Die Play-PAB wurde für die Beobachtung und den Einsatz in freien Spielsituationen konzipiert im Gegensatz zum Original (Lab-PAB), welches Eltern-Kind-Interaktionen nur im klinischen Kontext erfasst (Wagner et al., 2015, S. 699). Aus der Interaktion kann auf das Elternverhalten in Eltern-Kind-Interaktionen rückgeschlossen werden, welches als Prädiktor für psychische Probleme bei Vorschulkindern gilt. So findet das Verfahren vorwiegend in der klinischen Praxis seinen Einsatz.
Bewertung
Die Play-PAB erfasst das Interaktionsverhalten eines Elternteils in einer Eltern-Kind-Interaktion des freien Spiels. Sie ist mehrdimensional aufgebaut. Die Testkonstruktion ist nachvollziehbar. Zur psychometrischen Güte liegen erste Ergebnisse vor. Die Koeffizienten der Beobachterübereinstimmung in Höhe von r = .63 bis .85 sowie die interne Konsistenz (Alpha = .79-.93) sind als zufriedenstellend bis hoch einzuschätzen. Zur Validität liegen ebenfalls erste Angaben vor. So zeigt das Verfahren z. B. einen positiven Zusammenhang zu einem ähnlichen Beurteilungsverfahren. Eine faktorenanalytische Untersuchung an einer deutschen Stichprobe könnte die Skalenstruktur bestätigen. Weiterhin liegen Referenzwerte (Mittelwerte und Standardabweichungen) von einer klinischen Stichprobe vor. Es wäre von Vorteil, wenn auch Referenzwerte aus der Normalbevölkerung - ähnlich wie beim Original - vorliegen würden, diese könnten einen breiteren Vergleich ermöglichen. Nichtsdestotrotz erweist sich das Verfahren als nützlich und wertvoll bei verhaltensauffälligen Kindern mit einem ungünstigen Beziehungsverhältnis zu mindestens einem Elternteil.
Erstmals publiziert in:
Wagner, K., Müller, J. M., Esins, S., Romer, G. & Achtergarde, S. (2017). Play-PAB. PLAY-Parenting Assessment Battery. Deutsche Fassung des Lab-PAB Coding Manuals von Sylia Wilson & C. Emily Durbin. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. https://doi.org/10.23668/psycharchives.779 PSYNDEX Dok.-Nr. 9007385
Literatur
Achtergarde, S. (2013). Lab-PAB Coding Manual von Sylia Wilson & C. Emily Durbin. Münster: Universitäts-Klinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie.
Esins, S. E., Müller, J. M., Romer, G., Wagner, K. & Achtergarde, S. (2017). Klinische Validierung der Beurteilungsskala Caregiver-Child Socioemotional and Relationship Rating Scale (SIRS) für kindliches Interaktionsverhalten im Kleinkind- und Vorschulalter. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 66, 209-223. PSYNDEX Dok.-Nr. 0324516
Kochanska, G. & Kim, S. (2013). Difficult temperament moderates links between maternal responsiveness and children's compliance and behavior problems in low-income families. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 54, 323-332.
Lunkenheimer, E. S., Albrecht, E. C. & Kemp, C. J. (2013). Dyadic flexibility in early parent-child interactions: Relations with maternal depressive symptoms and child negativity and behaviour problems. Infant and Child Development, 22, 250-269.
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Wagner, K., Müller, J. M., Esins, S., Romer, G. & Achtergarde, S. (2015). Das Play-PAB-Verfahren und seine Validierung an einer vorschulpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulation. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 64 (9), 690-705. (DOI: 10.13109/prkk.2015.64.9.690) PSYNDEX Dok.-Nr. 0304860
Wilson, S. & Durbin, C. E. (2012). The Laboratory Parenting Assessment Battery: Development and preliminary validation of an observational parenting rating system. Psychological Assessment, 24 (4), 823-832. (DOI: 10.1037/a0028352)
Zero To Three, National Center for Infants, Toddlers, and Families. (Hrsg.). (1999). Diagnostische Klassifikation: 0-3. Seelische Gesundheit und entwicklungsbedingte Störungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Wien: Springer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0126224
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Wilson, S. & Durbin, C. E. (2012). The Laboratory Parenting Assessment Battery: Development and preliminary validation of an observational parenting rating system. Psychological Assessment, 24 (4), 823-832.
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Dr. phil. Dipl.-Psych. Sandra Achtergarde, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Einzeltherapeutin sowie Projektleiterin, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie, Universitäts-Klinikum Münster, Schmeddingstraße 50, D-48149 Münster
PD Dr. phil. Dipl.-Psych. Jörg Michael Müller, Forschungskoordinator, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie, Universitäts-Klinikum Münster, Schmeddingstraße 50, D-48149 Münster
Prof. Dr. med. Georg Romer, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie, Universitäts-Klinikum Münster, Schmeddingstraße 50, D-48149 Münster