Testinstrumente sortiert
Ansprechpartnerin
Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
+49 (0)651 201-4934 (Mi-Do vormittags)
guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
GWPER
Persönliche Gerechte-Welt-Skala
Kurzabstract
Der Fragebogen ist zur Anwendung in der Gerechtigkeitsmotivforschung sowie in der Forschung zu Gerechtigkeitsüberzeugungen, zur Bereitschaft zu prosozialen Handlungen, zu Bewältigungsverhalten u. v. m. geeignet. Die GWPER umfasst sieben Items. Reliabilität: Die Test-Retestkorrelationen in einer Stichprobe von Gymnasialschülern (n = 215, 9. bis 12. Klasse) betrug für einen Zeitraum von fünf bis acht Monaten rtt = .58 (p < .001). Die GWPER erwies sich in sieben Studien als homogen. Cronbachs Alpha variierte zwischen Alpha = .82 und Alpha = .91. In einer bezüglich Alter, Geschlecht und Lebenslage heterogenen Gesamtstichprobe von N = 818 Deutschen lag Alpha bei .86. Validität: In drei Untersuchungen an insgesamt 585 Personen konnten mittels Faktorenanalyse über die Items der Allgemeinen und Persönlichen Gerechte-Welt-Skala jeweils zwei Faktoren identifiziert werden, auf denen die Items der beiden Skalen in perfekter Einfachstruktur luden. Die GWPER war diskriminant valide gegenüber dem allgemeinen Glauben an eine gerechte Welt. Die Konstruktvalidität der GWPER wird durch ihre signifikanten Beziehungen zu Wohlbefinden, Selbstwert und eigenem Gerechtigkeitsstreben sowie mit schulspezifischen Gerechtigkeitswahrnehmungen und Gerechtigkeitswahrnehmungen von jugendlichen Straftätern belegt.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: GWPER. Persönliche Gerechte-Welt-Skala. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004488
Zitierung
Dalbert, C. (2002). GWPER. Persönliche Gerechte-Welt-Skala [Verfahrensdokumentation, Autorenbeschreibung, Fragebogen Deutsch und Englisch]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6543
Kurzinformationen
Kurzname GWPER
Engl. Name Personal Belief in a Just World Scale (PBJW)
Autoren Dalbert, C.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2002
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Prosoziales Verhalten, Kognitive Dissonanz, Kognitionen (Denkinhalte), Gerechtigkeit, Moral, Soziale Gleichheit, Weltbild, Einstellungen, Persönliche Werte, Wohlbefinden, Attribution
Sprachversionen deu eng
Konstrukt Glaube an die gerechte Welt (Lerner, 1980)
Altersbereich ab 10 Jahre
Itemzahl 7 Items
Subskalen Keine; Gerechte-Welt-Glaube
Durchführungszeit ca. 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Test-Retestkorrelationen: rtt = .58 (p < .001; 5-8 Monaten)
Befunde zur faktoriellen und diskriminanten Validität sowie Konstruktvalidität.
Keine; Referenzwerte: geschlechterspezifische Mittelwerte (M), Standardfehler (SE) und Median.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Der Fragebogen ist zur Anwendung in der Gerechtigkeitsmotivforschung sowie in der Forschung zu Gerechtigkeitsüberzeugungen, zur Bereitschaft zu prosozialen Handlungen, zu Bewältigungsverhalten u. v. m. geeignet (Dalbert, 2001).
Aufbau
Die GWPER umfasst sieben Items. Jedes Item ist auf einer sechsstufigen Antwortskala mit Abstufungen von "6 = stimmt genau" bis "1 = stimmt überhaupt nicht" zu beurteilen. Skalenwert ist der Mittelwert über die sieben Items.
Grundlagen und Konstruktion
Je mehr sich die Gerechtigkeitsmotivforschung auf den Bereich der seelischen Gesundheit konzentrierte, desto wichtiger wurde eine Differenzierung zwischen einem allgemeinen und einem persönlichen Gerechte-Welt-Glauben. Lerner und Miller (1978) haben für diese Trennung argumentiert, aber auch andere haben eine solche empfohlen (Furnham & Procter, 1989; Hafer & Olson, 1993). Je persönlicher eine Ungerechtigkeitserfahrung ist, desto belastender ist sie, desto mehr wird sie geleugnet: Ungerechtigkeit und Benachteiligung wird in der eigenen Gruppe stärker geleugnet als in anderen Gruppen (Dalbert & Yamauchi, 1994), die eigene Diskriminierung wird stärker geleugnet als die der eigenen Gruppe (Taylor, Wright, Moghaddam & Lalonde, 1990) und die eigene überragende Gerechtigkeit wird betont (Farwell & Weiner, 1996; Messick, Bloom, Boldizar & Samuelson, 1985). Als Konsequenz sollte der Glaube an eine im allgemeinen gerechte Welt von dem Glauben in das eigene gerechte Schicksal getrennt werden und Menschen sollten stärker an eine persönliche gerechte Welt glauben als eine im allgemeinen gerechte Welt. Schließlich sollte der persönliche im Vergleich zum allgemeinen Gerechte-Welt-Glauben wichtiger zur Vorhersage der seelischen Gesundheit, der Bewältigung und der eigenen Bemühungen um Gerechtigkeit sein.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Test-Retest-Korrelationen in einer Stichprobe von GymnasialschülerInnen (n = 215, 9. bis 12. Klasse) betrug für einen Zeitraum von 5 bis 8 Monaten rtt = .58 (p < .001). Die GWPER erwies sich in sieben Studien als homogen. Cronbachs Alpha variierte zwischen Alpha = .82 und Alpha = .91 (Dalbert, 1999; Stöber, 2002). In einer bezüglich Alter, Geschlecht und Lebenslage heterogenen Gesamtstichprobe von N = 818 Deutschen betrug Alpha = .86 und die Trennschärfen variierten zwischen rit = .46 und rit = .76. Validität (faktorielle Validität): In drei Untersuchungen an insgesamt 585 Personen konnten mittels Faktorenanalyse über die Items der Allgemeinen und Persönlichen Gerechte-Welt-Skala jeweils zwei Faktoren identifiziert werden, auf denen die Items der beiden Skalen in perfekter Einfachstruktur luden (Dalbert, 1999). (Diskriminante Validität:) Die GWPER war diskrimant valide gegenüber dem allgemeinen Glauben an eine gerechte Welt (Dalbert, 1999). (Konstruktvalidität:) Die Konstruktvalidität der GWPER wird durch ihre signifikanten Beziehungen zu Wohlbefinden, Selbstwert und eigenem Gerechtigkeitsstreben (Dalbert, 1999) sowie mit schulspezifischen Gerechtigkeitswahrnehmungen (Dalbert, 2000; Dalbert & Maes, 2002) und Gerechtigkeitswahrnehmungen von jugendlichen Straftätern (Otto & Dalbert, 2005) belegt. Normen: Münscher (2016, S. 166, Tabelle 10) ermittelte Referenzwerte (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1
Referenzwerte: Mittelwerte (M), Standardfehler (SE) und Median (med) (modifiziert nach Münscher, 2016, S. 166)
Geschlecht | M | SE | med |
---|---|---|---|
weiblich | 2.37 | 0.06 | 2.29 |
männlich | 2.35 | 0.13 | 2.36 |
Gesamt | 2.36 | 0.05 | 2.29 |
Anmerkungen. N = 158 Lehramtsstudierende der Universität zu Köln, n = 135 Datensätze waren vollständig. 73.4% weiblich und 25.3% männlich.
Testkonzept
Items
Anmerkung: Auf dem Fragebogen stehen die Items in der alten Rechtschreibung. Hier werden sie mit der neuen Rechtschreibung vorgestellt. Außerdem folgen danach die englischen Items.
1. Im Großen und Ganzen finde ich, dass ich mein Schicksal verdiene.
2. In der Regel fühle ich mich gerecht behandelt.
3. Meiner Meinung nach bekomme ich im Großen und Ganzen, was mir gerechterweise zusteht.
4. Mein Leben verläuft im Großen und Ganzen gerecht.
5. In meinem Leben sind Ungerechtigkeiten eher die Ausnahme als die Regel.
6. Meiner Meinung nach geht es in meinem Leben im Allgemeinen gerecht zu.
7. Ich finde, dass mir bei wichtigen Entscheidungen im Großen und Ganzen Gerechtigkeit widerfährt.
Englische Items:
1. I believe that, by and large, I deserve what happens to me.
2. I am usually treated fairly.
3. I believe that I usually get what I deserve.
4. Overall, events in my life are just.
5. In my life injustice is the exception rather than the rule.
6. I believe that most of the things that happen in my life are fair.
7. I think that important decisions that are made concerning me are usually just.
Durchführung
Altersbereiche
Die GWPER kann bei Probanden ab ca. 10 Jahren eingesetzt werden.
Durchführungszeit
Die GWPER ist in 5 Minuten zu bearbeiten.
Bewertung
Die GWPER ist mit sieben Items sehr zeitökonomisch, die psychometrische Güte wurde ausreichend überprüft (Restest, interne Konsistenz, Faktorenstruktur, Konstrukt- und Kriteriumsvaldität) und belegt und der Fragebogen findet eine breite Anwendung im Bereich der Gerechtigkeitsforschung. Neben der deutschen Version existiert auch eine englische Fassung (Personal Belief in a Just World Scale, kurz PBJW). Einziger Nachteil besteht in dem Fehlen von Normdaten.
Erstmals publiziert in:
Dalbert, C. (1999). The world is more just for me than generally: About the Personal Belief in a Just World Scale's validity. Social Justice Research, 12, 79-98. PSYNDEX Dok.-Nr. 0134448
Literatur
Dalbert, C. (1999). The world is more just for me than generally: About the Personal Belief in a Just World Scale's validity. Social Justice Research, 12, 79-98. PSYNDEX Dok.-Nr. 0134448
Dalbert, C. (2000). Gerechtigkeitskognitionen in der Schule. In C. Dalbert & E. J. Brunner (Hrsg.), Handlungsleitende Kognitionen in der pädagogischen Praxis (S. 3-12). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. PSYNDEX Dok.-Nr. 0145059
Dalbert, C. (2001). The justice motive as a personal resource: Dealing with challenges and critical life events. New York: Plenum Press. [The Personal Belief in a Just World Scale appended p. 207] https://doi.org/10.1007/978-1-4757-3383
Dalbert, C. & Maes, J. (2002). Belief in a just world as personal resource in school. In M. Ross & D. T. Miller (Eds.), The justice motive in everyday life (pp. 365-381). Cambridge, UK: Cambridge University Press. PSYNDEX Dok.-Nr. 0160248
Dalbert, C. & Yamauchi, L. (1994). Belief in a just world and attitudes toward immigrants and foreign workers: A cultural comparison between Hawaii and Germany. Journal of Applied Social Psychology, 24, 1612-1626. PSYNDEX Dok.-Nr. 0094652
Farwell, L. & Weiner, B. (1996). Self-perception of fairness in individual and group contexts. Personality and Social Psychology Bulletin, 22, 868-881.
Furnham, A. & Procter, E. (1989). Belief in a just world: Review and critique of the individual difference literature. British Journal of Social Psychology, 28, 365-384.
Hafer, C. L. & Olson, J. M. (1993). Beliefs in a just world, discontent, and assertive actions by working women. Personality and Social Psychology Bulletin, 19, 30-38.
Lerner, M. J. & Miller, D. T. (1978). Just world research and the attribution process: Looking back and ahead. Psychological Bulletin, 85, 1030-1051.
Messick, D. M., Bloom, S., Boldizar, J. P. & Samuelson, C. D. (1985). Why are we fairer than others? Journal of Experimental Social Psychology, 21, 480-500.
Münscher, S. (2016). Das individuelle Gerechtigkeitsempfinden. Empirischer und diagnostischer Nutzen aus pädagogisch-psychologischer Sicht. Wiesbaden: Springer.
Otto, K. & Dalbert, C. (2005). Belief in a just world as a resource for different types of young prisoners. In C. Dalbert & H. Sallay (Eds.), The justice motive in adolescence and young adulthood. Origins and consequences (pp. 153-171). London: Routledge.
Stöber, J. (2002). Skalendokumentation "Persönliche Ziele von SchülerInnen" (Hallesche Berichte zur Pädagogischen Psychologie, Nr. 3). Halle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie, Institut für Pädagogik. PSYNDEX Dok.-Nr. 0153895
Taylor, D. M., Wright, G. C., Moghaddam, F. M. & Lalonde, R. N. (1990). The personal/group discrimination discrepancy: Perceiving my group, but not myself, to be an target for discrimination. Personality and Social Psychology Bulletin, 16, 254-262.
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Dalbert, C., Lipkus, I.M., Sallay, H. & Goch, I. (2001). A just and an unjust world: Structure and validity of different world beliefs. Personality and Individual Differences, 30, 561-577. (S. 207: englischsprachige Items mit Anleitung). PSYNDEX Dok.-Nr. 0144497
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Ministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Universität Halle, Pädagogische Psychologie, Franckeplatz 1, Haus 5, D-06099 Halle (Saale)