Testinstrumente sortiert
Ansprechpartnerin
Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
+49 (0)651 201-4934 (Mi-Do vormittags)
guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
LSHS-G
Launay-Slade Hallucination Scale Revised - deutsche Fassung
Kurzabstract
Die deutsche Adaptation der LSHS dient dazu, mit 12 Fragen halluzinatorische Erfahrungen bei gesunden Erwachsenen im deutschen Sprachraum zu erfassen. Reliabilität: Cronbachs Alpha beträgt zwischen α = .83 und α = .87. Validität: Belege für Konstruktvalidität liegen vor.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2024). Open Test Archive: LSHS-G. Launay-Slade Hallucination Scale Revised - deutsche Fassung. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006380
Zitierung
Lincoln, T. M. (2024). LSHS-G. Launay-Slade Hallucination Scale - deutsche Fassung [Verfahrensdokumentation, Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.14241
Kurzinformationen
Kurzname LSHS-G
Engl. Name Launay-Slade Hallucination Scale Revised - German version
Autoren Lincoln, T. M.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2024
Copyright/Lizenz Copyright Autorin; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Positiv- und Negativsymptomatik; Halluzinationen; Schizophrenie
Sprachversionen deu
Konstrukt Halluzination
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 12 Items
Subskalen Keine.
Durchführungszeit Wenige Minuten.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha α = .83 und α = .87.
Belege für Konstruktvalidität.
Keine. Referenzwerte: Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Die deutsche Fassung der Launay-Slade Hallucination Scale dient dazu, subklinischen Wahn und halluzinatorische Erfahrungen bei gesunden Erwachsenen im deutschen Sprachraum zu erfassen.
Aufbau
Der Test besteht aus zwölf Fragen, denen auf einer fünfstufigen Likert-Skala von „0“ bis „4“, zugestimmt werden kann.
Grundlagen und Konstruktion
Das Verfahren wurde auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie und des englischen Originals (Launay & Slade, 1981) entwickelt und psychometrisch überprüft.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Cronbachs Alpha für die deutsche Version der LSHS-G beträgt α = .83 für die Bevölkerungsstichprobe und α = .87 für die Patientenstichprobe.
Validität: Die mittlere Interitemkorrelation für die Bevölkerungsstichprobe beträgt rM = 0.29 und für die Patientenstichprobe rM = 0.37. Die Konstruktvalidität wurde mithilfe konstruktähnlicher Verfahren bzw. Subskalen nachgewiesen.
Normen: Das Verfahren ist nicht normiert. Als Referenzwerte liegen Mittelwerte und Standardabweichungen aus einer klinischen und nicht-klinischen Stichprobe vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Die deutsche Fassung der Launay-Slade Hallucination Scale (LSHS-G) erfasst subklinischen Wahn und halluzinatorische Erfahrungen bei gesunden Erwachsenen.
Testaufbau
Der Test besteht aus 12 Fragen, denen auf einer fünfstufigen Likert-Skala von „0“ bis „4“, zugestimmt werden kann. Die Antwortmöglichkeiten verbalisieren sich von „0 - trifft sicher nicht auf mich zu“ bis „4 - trifft sicher auf mich zu“.
Auswertungsmodus
Die Angaben der Testpersonen auf den Skalen werden zu einer Gesamtpunktzahl (maximal 48 Punkte) zusammengezählt. Je höher der Gesamtwert, desto höher die Ausprägung.
Auswertungshilfen
Keine.
Auswertungszeit
Die Auswertungszeit beträgt wenige Minuten.
Itembeispiele
- Egal, wie stark ich versuche mich zu konzentrieren, es tauchen immer wieder zusammenhangslose Gedanken auf.
- In meinen Tagträumen kann ich den Klang einer Melodie fast so deutlich hören, als ob ich sie wirklich hören würde.
- Manchmal erscheinen meine Gedanken so real wie tatsächliche Ereignisse in meinem Leben.
Items
- Egal, wie stark ich versuche mich zu konzentrieren, es tauchen immer wieder zusammenhangslose Gedanken auf.
- In meinen Tagträumen kann ich den Klang einer Melodie fast so deutlich hören, als ob ich sie wirklich hören würde.
- Manchmal erscheinen meine Gedanken so real wie tatsächliche Ereignisse in meinem Leben.
- Manchmal erscheint ein vorübergehender Gedanke so real, dass es mich ängstigt.
- Die Geräusche, die ich in meinen Tagträumen höre, sind normalerweise klar und deutlich.
- Die Menschen in meinen Tagträumen erscheinen so lebensecht, dass ich manchmal denke, dass sie es wirklich sind.
- Ich höre oft eine Stimme, die meine Gedanken laut ausspricht.
- In der Vergangenheit habe ich die Erfahrung gemacht, eine menschliche Stimme zu hören und dann festzustellen, dass niemand da war.
- Gelegentlich habe ich das Gesicht einer Person vor mir gesehen, obwohl in Wirklichkeit niemand da war.
- Ich habe die Stimme des Teufels gehört.
- In der Vergangenheit habe ich die Stimme Gottes zu mir sprechen gehört.
- Es hat mich schon belastet, Stimmen in meinem Kopf zu hören.
Durchführung
Testformen
Die deutsche Version wurde in Anlehnung an das englische Original von Launay und Slade (1981) und der Weiterentwicklung von Bentall und Slade (1985) konstruiert. Zudem existiert eine spanische Fassung (Fonseca-Pedrero et al., 2010).
Altersbereiche
Das Verfahren ist für Erwachsene geeignet.
Durchführungszeit
Die Durchführung dauert wenige Minuten.
Material
Zu den Testmaterialien gehören die Verfahrensdokumentation und der Fragebogen. Zudem benötigen die Teilnehmenden ein Schreibgerät.
Instruktion
Die Instruktion der Testperson erfolgt standardisiert zu Beginn des Testbogens mittels folgenden Textes:
„Liebe Studienteilnehmer,
vielen Dank für die Teilnahme an unserer Befragung. Es geht um die Auftretenshäufigkeit bestimmter Wahrnehmungsphänomene sowie um psychische Befindlichkeit. Bitte beantworten Sie jede Frage so ehrlich wie möglich. Die Auswertung der Daten erfolgt vollkommen anonym.“
Durchführungsvoraussetzungen
Es sollte für eine ruhige und störungsarme Atmosphäre gesorgt werden.
Testkonstruktion
Das Verfahren wurde auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie und des englischen Originals von Bentall und Slade (1985) entwickelt.
Gütekriterien
Objektivität
Die Durchführungsobjektivität ist durch die standardisierte Darbietung gesichert. Da die Antworten bereits in Form von Zahlenwerten gegeben und aufsummiert werden, kann von einer hohen Auswertungsobjektivität ausgegangen werden.
Reliabilität
Cronbachs Alpha für die deutsche Version der LSHS-G beträgt α = .83 für die Bevölkerungsstichprobe und α = .87 für die Patientenstichprobe. Damit kann von einer mit dem Original vergleichbaren Reliabilität ausgegangen werden (Lincoln, Keller & Rief, 2009; Launay & Slade, 1981).
Validität
Die Itemtrennschärfen schwanken zwischen rit = .26 und rit = .67 in der Bevölkerungsstichprobe und rit = .38 und rit = .69 in der Patientenstichprobe. Die mittlere Interitemkorrelation für die Bevölkerungsstichprobe beträgt rM = 0.29 (rmin = 0.03; rmax = 0.57); für die Patientenstichprobe rM = 0.37 (rmin = -0.08; rmax = 0.74) (Lincoln et al., 2009).
Die Personen mit Schizophrenie hatten signifikant höhere Werte auf den LSHS-G-Items, als die Teilnehmer der Normalbevölkerungsstichprobe (siehe Tabelle 2).
Die Korrelationen mit den Subskalen des Schizotypal Personality Questionnaire - deutsche Fassung (SPQ-G-; Klein, Andresen & Jahn, 1997) schwanken in der Bevölkerungsstichprobe zwischen schwachen (keine engen Freunde/eingeschränkter Affekt) und mittleren (ungewöhnliche Wahrnehmungen, Referenzideen) Koeffizienten. Die Subskala Psychotizismus des Brief Symptom Inventory - deutsche Fassung (BSI; Franke, 2000) korreliert in mittlerer Höhe mit dem LSHS-G-Gesamtwert (r = .46). In der Patientenstichprobe bestehen die höchsten Korrelationen zwischen der LSHS-G und den SPQ-Skalen „Ungewöhnliche Wahrnehmungen“ und „Exzentrisches Verhalten“, es liegen aber auch substanzielle Korrelationen zwischen der LSHS-G und den SPQ-Skalen „Ungewöhnliche Sprache“ und "Eingeschränkter Affekt“ sowie der BSI-Skala „Paranoides Denken“ vor. Damit fallen hier die Korrelationen nicht stringent passend zur inhaltlichen Nähe der Konstrukte aus (Lincoln et al., 2009; siehe auch Tabelle 1).
Tabelle 1
Korrelationen mit anderen Verfahren (modifiziert nach Lincoln, Keller & Rief, 2009, S. 35)
Bevölkerung | Patienten | |
---|---|---|
LSHS-G Gesamt | ||
SPQ-G Gesamt | .61** (n = 359) | .72** (n = 40) |
BSI - paranoides Denken | .39** (n = 359) | .52** (n = 36) |
BSI - Psychotizismus | .41** (n = 359) | .46** (n = 36) |
Normierung
Die Daten wurden zwischen Oktober 2005 und Februar 2006 erhoben. Insgesamt gingen in die Untersuchung Daten von 413 Personen ein (siehe Tabelle 2). Die Gesamtstichprobe lässt sich in zwei Teilstichproben unterteilen: (1) Personen aus der Normalbevölkerung (n = 359; M = 40.2 Jahre, SD = 14.9, Altersrange: 18-78; 49.5 % weiblich) und (2) Personen mit Schizophrenie (n = 54; M = 38.6 Jahre, SD = 12.9; 63 % weiblich) (Lincoln et al., 2009). Referenzwerte in Form von Mittelwerten und Standardabweichungen auf Itemebene und getrennt nach den beiden untersuchten Gruppen finden sich in Tabelle 2. Der LSHS-G-Gesamtwert bei der normalen Gruppe (n = 239) liegt bei M = 7.0 (SD = 6.9) und bei der klinischen Gruppe (n = 40) bei M = 16.5 (SD = 11.4).
Tabelle 2
Itemmittelwerte, Itemstandardabweichungen und korrigierte Trennschärfen der LSHS-G-Items für die Bevölkerungs- und Patientenstichprobe (modifiziert nach Lincoln, Keller & Rief, 2009, S. 36)
LSHG-G-Items (in Kurzform) | Bevölkerung (n = 359) | Patienten (n = 40) | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
M | SD | rit | M | SD | rit | ||
1. | Zusammenhangslose Gedanken | 1.1 | 1.1 | .45 | 1.8 | 1.4 | .43 |
2. | Melodie in Tagträumen | 1.0 | 1.1 | .50 | 1.2 | 1.5 | .55 |
3. | Gedanken real | 1.3 | 1.3 | .67 | 1.7 | 1.4 | .60 |
4. | Gedanken beängstigend | 0.9 | 1.2 | .57 | 1.7 | 1.5 | .38 |
5. | Geräusche in Tagträumen klar und deutlich | 0.7 | 1.1 | .52 | 1.0 | 1.2 | .64 |
6. | Menschen in Tagträumen lebensecht | 0.5 | 1.0 | .54 | 1.2 | 1.5 | .69 |
7. | Stimme spricht Gedanken laut aus | 0.3 | 0.8 | .56 | 1.2 | 1.5 | .55 |
8. | Stimme hören, wenn niemand da ist | 0.3 | 0.8 | .44 | 2.1 | 1.8 | .63 |
9. | Gesicht einer Person sehen, wenn niemand da ist | 0.3 | 0.1 | .48 | 1.3 | 1.7 | .57 |
10. | Stimme des Teufels hören | 0.9 | 0.5 | .26 | 0.5 | 1.2 | .45 |
11. | Stimme Gottes hören | 0.2 | 0.7 | .34 | 0.8 | 1.3 | .63 |
12. | Belastung durch Stimmen im Kopf | 0.2 | 0.7 | .56 | 2.1 | 1.7 | .60 |
Anwendungsmöglichkeiten
Neben der Erforschung von Kontinuumsannahmen wurde die LSHS in vielen Studien eingesetzt, die untersuchen, ob sich in Form von Korrelaten subklinischer Symptome Risikofaktoren für die Entwicklung einer klinisch relevanten Symptomatik ausmachen lassen (Lincoln et al., 2009). Insofern eignet sich der Test in erster Linie für Forschungszwecke.
Bewertung
Das Verfahren erfasst ein breites Spektrum halluzinatorischer Erfahrungen. Es ist in Durchführung und Auswertung sehr ökonomisch. Die Interitemkorrelation sowie die konvergente Validität wurden nachgewiesen. Weitere Untersuchungen zur Validität (z. B. Faktorenanalyse, divergente Validität) sind wünschenswert. Sein Einsatz wird aufgrund seiner Nützlichkeit für Forschungszwecke empfohlen.
Erstmals publiziert in:
Lincoln, T. M., Keller, E. & Rief, W. (2008). Launay-Slade Hallucination Scale Revised - deutsche Fassung. Marburg: Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Psychologie, Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie.
Literatur
Bentall, R., & Slade, P. D. (1985). Reliability of a scale measuring disposition towards hallucination: A brief report. Personality and Individual Differences, 6, 527-529.
Fonseca-Pedrero, E., Lemos-Giráldez, S., Paino, M., Sierra-Baigrie, S., Villazón-Garcia, U., Paz Garcia-Portilla González, M. & Muñiz, J. (2010). Dimensionality of hallucinatory predisposition: Confirmatory factor analysis of the Launay-Slade Hallucination Scale - revised in college students. Anales de Psicologia, 26 (1), 41-48.
Franke, G. H. (2000). BSI. Brief Symptom Inventory von L. R. DeRogatis (Kurzform der SCL-90-R) - Deutsche Version. Göttingen: Beltz. PSYNDEX Dok.-Nr. 9003761
Klein, C., Andresen, B. & Jahn, T. (1997). Erfassung der schizotypen Persönlichkeit nach DSM-III-R. Psychometrische Eigenschaften einer autorisierten deutschsprachigen Übersetzung des "Schizotypal Personality Questionnaire" (SPQ) von Raine. Diagnostica, 43 (4), 347-369. PSYNDEX Dok.-Nr. 0115769
Launay, G., & Slade, P. (1981). The measurement of hallucinatory predisposition in male and female prisoners. Personality and Individual Differences, 2(3), 221-234. https://doi.org/10.1016/0191-8869(81)90027-1
Lincoln, T. M., Keller, E., & Rief, W. (2009). Die Erfassung von Wahn und Halluzinationen in der Normalbevölkerung: Deutsche Adaptationen des Peters et al. delusions inventory (PDI) und der Launay Slade hallucination scale (LSHS-R). Diagnostica, 55(1), 29-40. https://doi.org/10.1026/0012-1924.55.1.29 PSYNDEX Dok.-Nr. 0216986
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Bentall, R. & Slade, P. D. (1985). Reliability of a scale measuring disposition towards hallucination: A brief report. Personality and Individual Differences, 6 (4), 527-529. https://doi.org/10.1016/0191-8869(85)90151-5
Fonseca-Pedrero, E., Lemos-Giráldez, S., Paino, M., Sierra-Baigrie, S., Villazón-Garcia, U., Paz Garcia-Portilla González, M. & Muñiz, J. (2010). Dimensionality of hallucinatory predisposition: Confirmatory factor analysis of the Launay-Slade Hallucination Scale-revised in college students. Anales de Psicologia, 26 (1), 41-48. [Spanish version of the Launay-Slade Hallucination Scale-revised appended p. 48]
Launay, G. & Slade, P. (1981). The measurement of hallucinatory predisposition in male and female prisoners. Personality and Individual Differences, 2 (3), 221-234. [12 item Launay-Slade Hallucination Scale included p. 227] https://doi.org/10.1016/0191-8869(81)90027-1
Kontaktdaten
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Tania M. Lincoln, Universität Hamburg, Leitung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Von-Melle-Park 5, D-20146 Hamburg