Testinstrumente sortiert
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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
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guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
K-BIT
Kinder-Bilderinteressentest
Kurzabstract
Der K-BIT misst kindliche Interessen anhand von 30 Items und hat als Konstruktionsgrundlage das Inventory of Children's Activities ICA-3 sowie das RIASEC-Modell (Holland, 1997), dessen sechs Dimensionen für die Fragebogen- und Bilderbuchversion des K-BIT übernommen worden sind: (1) Praktisch-technisch, (2) Intellektuell-forschend, (3) Sprachlich-künstlerisch, (4) Sozial, (5) Unternehmerisch und (6) Konventionell. Reliabilität: Für die Fragebogenversion liegen die interne Konsistenzen zwischen Cronbachs Alpha = .71 und Alpha = .81 und die Retestreliabilität zwischen rtt = .47 und rtt = .64. Bei der Bilderbuchversion sind die Reliabilitätskennwerte aufgrund des nur dreistufigen Antwortformats und des jungen Alters der Stichprobe eingeschränkt (Alpha = .33-.60, rtt = .30-.59). Validität: Im Rahmen der Testkonstruktion wurden Analysen zur Überprüfung der Konstruktvalidität durchgeführt. Der hypothesenkonforme Zusammenhang zwischen K-BIT und ICA-3 unterstützt die Annahme der konvergenten Validität. Die strukturelle Validität ist für die Fragebogenversion gegeben. Bei der Bilderbuchversion zeigt sich, dass die Interessenstruktur von Kindern unter neun Jahren noch nicht der von Erwachsenen entspricht.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: K-BIT. Kinder-Bilderinteressentest. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007683
Zitierung
Pässler, K. & Schneider, N. (2018). K-BIT. Kinder-Bilderinteressentest [Verfahrensdokumentation, Bilderbuch- und Fragebogenversion]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4570
Kurzinformationen
Kurzname K-BIT
Engl. Name Inventory of Children's Activities -3 - German modified version
Autoren Pässler, K., Schneider, N.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2018
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Bild-Stimuli, Schüler und Studierende, Kindergartenkinder, Berufliche Interessen, Interessen, Entwicklung in der Kindheit
Sprachversionen deu
Konstrukt RIASEC-Modell (Holland. 1997)
Altersbereich ab 5 Jahre (Bilderbuchversion, ab 8 Jahre (Fragebogenversion)
Itemzahl 30 Items
Subskalen (1) Praktisch-technisch, (2) Intellektuell-forschend, (3) Sprachlich-künstlerisch, (4) Sozial, (5) Unternehmerisch, (6) Konventionell
Durchführungszeit ca. 15 Min.
Auswertungsdauer ca. 5 Min.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .71-.81 (Fragebogenversion) und Alpha = .33-.60 (Bilderbuchversion). Retestreliabilität: rtt = .47-.64 (Fragebogenversion) und rtt = .30-.59 (Bilderbuchversion).
Befunde zur Kostruktvalidität und konvergenten Validität.
Keine.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Das Ziel bei der Entwicklung des Kinder-Bilderinteressentests (K-BIT; Schneider & Pässler, 2017) bestand in der Konstruktion eines Verfahrens zur Messung kindlicher Interessen basierend auf dem RIASEC-Modell (Holland, 1997). Er findet Einsatz im schulischen und Forschungskontext.
Aufbau
Die Skalen des K-BIT entsprechen den sechs Dimensionen von Hollands RIASEC-Modell: (1) Praktisch-technisch (Realistic), (2) Intellektuell-forschend (Investigative), (3) Sprachlich-künstlerisch (Artistic), (4) Sozial (Social), (5) Unternehmerisch (Enterprising) und (6) Konventionell (Conventional). Alle Skalen umfassen je fünf Items.
Grundlagen und Konstruktion
Der K-BIT basiert auf dem Inventory of Children's Activities ICA-3 (Tracey & Caulum, 2015) und umfasst 30 Items. Das Testverfahren steht einerseits als Fragebogenversion für Kinder ab acht Jahren und andererseits als Bilderbuchversion für Kinder ab fünf Jahren zur Verfügung.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Es liegen Reliabilitätskennwerte in Form von Cronbachs Alpha und Retestreliabilitäten vor. Für die Fragebogenversion liegen die Alpha-Werte zwischen Alpha = .71 und Alpha = .81 und die Retestkennwerte zwischen rtt = .47 und rtt = .64. Bei der Bilderbuchversion sind die Reliabilitätskennwerte aufgrund des nur dreistufigen Antwortformats und des jungen Alters der Stichprobe eingeschränkt. Die Alpha-Werte liegen zwischen Alpha = .33 und Alpha = .60, die Retestreliabilität zwischen rtt = .30 und rtt = .59. Validität: Im Rahmen der Testkonstruktion wurden Analysen zur Überprüfung der Konstruktvalidität durchgeführt. Der hypothesenkonforme Zusammenhang zwischen K-BIT und ICA-3 unterstützt die Annahme zur konvergenten Validität. Die strukturelle Validität ist für die Fragebogenversion gegeben. Bei der Bilderbuchversion zeigt sich, dass die Interessenstruktur von Kindern unter neun Jahren noch nicht der von Erwachsenen entspricht. Normen: Derzeit (Stand 2018) liegen keine umfassenden Normierungsdaten vor.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Berufliche Interessen sind wichtige Determinanten der Ausbildungs- und Studienwahl (Humphreys, Lubinski & Yao, 1993) und bedeutsame Prädiktoren akademischer und beruflicher Leistung (Nye, Su, Rounds & Drasgow, 2012) sowie Zufriedenheit (Nye, Su, Rounds & Drasgow, 2017; Tsabari, Tziner & Meir, 2005). Berufliche Interessen werden als zeitstabile, situationsübergreifende Handlungstendenzen, d. h. Dispositionen, verstanden (Holland, 1997). Zur Operationalisierung beruflicher Interessen dient traditionell das RIASEC-Modell von Holland (1997). Hollands Theorie folgend, lassen sich Individuen anhand von sechs grundlegenden Interessendimensionen beschreiben: praktisch-technisch (Realistic, R), intellektuell-forschend (Investigative, I), künstlerisch-sprachlich (Artistic, A), sozial (Social, S), unternehmerisch (Enterprising, E) und konventionell (Conventional, C). Jeder der sechs Personentypen lässt sich anhand spezifischer Interessen, Fähigkeiten, Kompetenzen, Werte und Ziele charakterisieren und präferiert bestimmte berufliche Tätigkeiten. Der praktisch-technische Typ bevorzugt die Arbeit mit Maschinen und Werkzeugen sowie Tätigkeiten in der Natur; der intellektuell-forschende Typ zeigt eine Präferenz für Naturwissenschaften; der sprachlich-künstlerische Typ bevorzugt es, eigene, neuartige Ideen kreativ mithilfe von Sprache, Musik, darstellender oder bildender Kunst auszudrücken; der soziale Typ präferiert Tätigkeiten, bei denen der Mensch im Vordergrund steht; der unternehmerische Typ möchte andere Menschen überzeugen oder führen; und der konventionelle Typ bevorzugt den Umgang mit strukturierten Daten.
Kindheit und Jugendalter sind wichtige Phasen der Interessenentwicklung. Mit dem Inventory of Children's Activities (ICA) wurde von Tracey und Ward (1998) erstmals ein Fragebogeninstrument zur Erfassung der allgemeinen Interessenorientierung nach Holland (1997) zur Verfügung gestellt. Dieses lässt sich aber erst ab einem Alter von zehn Jahren sinnvoll einsetzen. Um kindliche Interessen bereits im Kindergarten- und Grundschulalter messen zu können, wurde in Anlehnung an die aktualisierte Version des ICA-3 (Tracey & Caulum, 2015) der Kinder-Bilderinteressentest (K-BIT; Schneider & Pässler, 2017) entwickelt. Der K-BIT ermöglicht die Messung kindlicher Interessen basierend auf dem RIASEC-Modell (Holland, 1997) anhand von Tätigkeiten aus der Alltagswelt, die den Kindern in Form von Bildern präsentiert werden.
Testaufbau
Der K-BIT umfasst 30 Bilder (Items), von denen jeweils fünf eine RIASEC-Dimension (Holland, 1997) repräsentieren. (1) Praktisch-technisch (Realistic, fünf Items); (2) Intellektuell-forschend (Investigative, fünf Items); (3) Sprachlich-künstlerisch (Artistic, fünf Items); (4) Sozial (Social, fünf Items); (5) Unternehmerisch (Enterprising, fünf Items); (6) Konventionell (Conventional, fünf Items).
In der Fragebogenversion werden die Bilder inklusive eines kurzen Erläuterungstexts aufgeführt. Die Beantwortung erfolgt anhand einer fünfstufigen Antwortskala (1 = "das interessiert mich gar nicht, das tue ich gar nicht gerne"; 5 = "das interessiert mich sehr, das tue ich sehr gerne"). Die Bilderbuchversion wird in einem Zweier-Setting (Interviewer/in und Kind) angewendet. Zu jedem Bild wird von Seiten des Interviewers/der Interviewerin ein kurzer standardisierter Erläuterungstext vorgelesen. Das Kind gibt anschließend mit einer kleinen Figur auf einer dreistufigen Smiley-Antwortskala an, wie gerne es die auf dem Bild dargestellte Tätigkeit ausübt (1 = "das interessiert mich gar nicht, das tue ich gar nicht gerne"; 3 = "das interessiert mich sehr, das tue ich sehr gerne"). Die jeweiligen Antworten werden durch den Interviewer/die Interviewerin auf einem separaten Antwortbogen notiert. Die Ergebnisse einer Vorstudie (n = 8, mit 5- und 6-jährigen Kindern) zeigten, dass Kinder im Vorschulalter die Bilder gut verstehen. Es stellte sich jedoch heraus, dass eine dreistufige anstelle der im ICA-3 verwendeten fünfstufigen Antwortskala angemessener ist. Bei einer fünfstufigen Skala lag eine Tendenz zu den Extremen vor und die Fähigkeit zur Differenzierung zwischen den Wertebereichen 1 und 2 sowie 4 und 5 war nicht ausreichend vorhanden. Diese Erkenntnisse gehen mit Studien zur Schmerzforschung einher, die für Kinder bis sieben Jahren grundsätzlich eine dichotome oder dreistufige Antwortskala empfehlen (Decruynaere, Thonnard & Plaghki, 2009).
Auswertungsmodus
Die Items werden mittels eines geschlossenen Antwortformats beantwortet. Die Auswertung erfolgt über eine Addierung der Itemscores zu Summenscores.
Auswertungshilfen
Unter "Items" ist die Zuordnung der Items zu den Skalen ersichtlich. Weitere Auswertungshilfen liegen nicht vor.
Auswertungszeit
Die Auswertung nimmt etwa fünf Minuten in Anspruch.
Itembeispiele
In Tabelle 1 wird pro Skala beispielhaft ein Item aufgeführt.
Tabelle 1
Auszug der Items
Skala | Itembeispiel |
---|---|
Praktisch-technisch (R) | Auf diesem Bild baut ein Kind eine Kugelbahn. Wie gerne baust du denn etwas? |
Intellektuell-forschend (I) | Schau mal, auf diesem Bild mischt ein Kind verschiedene Stoffe und Flüssigkeiten und schaut was passiert. Wie gerne mischst du denn Sachen und schaust was passiert? |
Sprachlich-kuenstlerisch (A) | Schau mal, auf diesem Bild malt ein Kind ein Bild. Wie gerne malst du denn Bilder? |
Sozial (S) | Schau mal, auf diesem Bild bringt ein Kind einem kranken Kind einen Tee. Wie gerne kümmerst du dich um kranke Menschen? |
Unternehmerisch (E) | Schau mal, auf diesem Bild entscheidet ein Kind, welche Kinder in welcher Mannschaft spielen. Wie gerne bist du denn der Anführer und entscheidest wer mit wem spielt? |
Konventionell (C) | Schau mal, auf diesem Bild sortiert ein Kind Bausteine nach Größe und Farbe. Wie gerne sortierst du denn Sachen? |
Items
Nachfolgend sind die Erläuterungstexte zu den einzelnen Items aufgeführt. Die Items werden jeweils in der Reihenfolge der RIASEC-Dimensionen präsentiert (R 01, I 01, A 01, S 01, E 01, C 01, R 02, I 02 etc.) Das Testmaterial für die Fragebogen- und Bilderbuchversion steht im Elektronischen Testarchiv des ZPID zum Download bereit: https://www.testarchiv.eu/
Praktisch-technisch (R)
R 01: Auf diesem Bild baut ein Kind eine Kugelbahn. Wie gerne baust du denn etwas?
R 02: Auf dem Bild schlägt ein Kind mit dem Hammer Nägel in ein Holzbrett ein. Wie gerne machst du denn das?
R 03: Auf diesem Bild schaut ein Kind zu, wie eine Frau ein Holzbrett zersägt. Wie gerne schaust du denn zu, wenn jemand mit einem Werkzeug etwas baut?
R 04: Auf diesem Bild repariert ein Kind ein Spielzeug, das kaputt gegangen ist. Wie gerne reparierst du denn kaputte Sachen?
R 05: Auf diesem Bild repariert ein Kind ein Fahrrad. Wie gerne reparierst du denn kaputte Sachen?
Intellektuell-forschend (I)
I 01: Auf diesem Bild beobachtet ein Kind mit der Lupe eine Eidechse. Wie gerne beobachtest du denn Tiere?
I 02: Auf diesem Bild versucht ein Kind herauszufinden, was das für eine Blume auf der Wiese ist. Wie gerne beobachtest du denn die Natur?
I 03: Auf diesem Bild schaut ein Kind eine Sendung im Fernsehen an und lernt, wie die Atmung beim Mensch funktioniert. Wie gerne schaust du denn Sendungen im Fernsehen an, bei denen du etwas lernst?
I 04: Auf diesem Bild schaut ein Kind durch ein Mikroskop und untersucht etwas. Wie gerne schaust du denn Dinge unter dem Mikroskop an?
I 05: Auf diesem Bild mischt ein Kind verschiedene Stoffe und Flüssigkeiten und schaut was passiert. Wie gerne mischst du denn Sachen und schaust was passiert?
Sprachlich-künstlerisch (A)
A 01: Auf diesem Bild malt ein Kind ein Bild. Wie gerne malst du denn Bilder?
A 02: Auf diesem Bild singen zwei Kinder ein Lied. Wie gerne singst du denn?
A 03: Auf diesem Bild denkt sich ein Kind eine Geschichte aus. Wie gerne denkst du dir denn Geschichten aus?
A 04: Auf diesem Bild spielt ein Kind mit Knete. Wie gerne spielst Du denn mit Knete?
A 05: Auf diesem Bild zeichnet ein Kind ein Comic. Wie gerne zeichnest du denn?
Sozial (S)
S 01: Auf diesem Bild winkt ein Kind anderen Kindern auf dem Spielplatz zu und will mit ihnen spielen. Wie gerne gehst du denn zu anderen Kindern hin, die du noch nicht kennst?
S 02: Auf diesem Bild bringt ein Kind anderen Kindern ein Kartenspiel bei. Wie gerne bringst du denn anderen Kindern ein Spiel bei?
S 03: Auf diesem Bild hilft ein Kind einem anderen Kind, das bei einer Aufgabe nicht weiter weiß. Wie gerne hilfst du denn anderen Kindern, besser zu werden?
S 04: Auf diesem Bild bringt ein Kind einem kranken Kind einen Tee. Wie gerne kümmerst du dich um kranke Menschen?
S 05: Auf diesem Bild bringt ein Kind den anderen Kindern bei, wie man Tischtennis spielt. Wie gerne bringst du denn anderen Kindern eine neue Sportart bei?
Unternehmerisch (E)
E 01: Auf diesem Bild verkauft ein Kind Kuchen. Wie gerne verkaufst du denn anderen Dinge?
E 02: Auf diesem Bild führt ein Kind eine Wandergruppe an und zeigt den anderen den Weg. Wie gerne bist du denn der Anführer und zeigst den anderen wo es lang geht?
E 03: Auf diesem Bild bauen Kinder mit Steinen einen Weg durch den Fluss. Das eine Kind sagt den anderen Kindern, wo sie die Steine hinlegen sollen. Wie gerne sagst du denn anderen Kindern, was sie machen sollen?
E 04: Auf diesem Bild entscheidet ein Kind, welche Kinder in welcher Mannschaft spielen. Wie gerne bist du denn der Anführer und entscheidest wer mit wem spielt?
E 05: Auf diesem Bild versucht ein Kind seine Eltern zu überreden, dass es nach dem Essen ein Videospiel spielen darf. Wie gerne überredest du denn deine Eltern zu etwas, das du gerne möchtest?
Konventionell (C)
C 01: Auf diesem Bild rechnet ein Kind Zahlen zusammen. Wie gerne zählst du denn?
C 02: Auf diesem Bild räumt ein Kind nach dem Basteln seinen Schreibtisch auf. Wie gerne machst du denn alles ordentlich?
C 03: Auf diesem Bild sortiert ein Kind Bausteine nach Größe und Farbe. Wie gerne sortierst du denn Sachen?
C 04: Auf dem Bild hakt ein Kind einen Termin auf einem Kalender ab. Wie gerne erstellst du denn eine Übersicht oder eine Liste zum Abhaken?
C 05: Auf diesem Bild räumt ein Kind sein Zimmer auf. Wie gerne räumst du denn dein Zimmer auf?
Durchführung
Testformen
Der K-BIT kann entweder als Bilderbuchversion für Kinder ab etwa fünf Jahren oder als Fragebogenversion für Kinder ab etwa acht Jahren eingesetzt werden.
Altersbereiche
Die Fragebogenversion ist für Kinder ab acht Jahren und die Bilderbuchversion für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Bei Fünfjährigen muss jeweils im Einzelfall beurteilt werden, ob der K-BIT für das Kind verständlich ist. Für einige Fünfjährige ist das Verfahren noch zu anspruchsvoll. Für den Einsatz der Fragebogenversion muss ein ausreichendes Leseverständnis der kurzen Erläuterungstexte sichergestellt werden.
Durchführungszeit
Die Fragebogenversion und Bilderbuchversion nehmen je etwa 15 Minuten in Anspruch.
Material
Für die Fragebogenversion werden Papierfragebogen und Stift benötigt. Bei der Bilderbuchversion setzt sich das Testmaterial aus dem Bilderbuch, der Smiley-Antwortskala inkl. Figur und dem Antwortbogen zusammen (zum Download des Testmaterials siehe unter "Items").
Instruktion
Die Instruktionen werden standardisiert vorgegeben. In der Fragebogenversion werden die Instruktionen auf der ersten Seite aufgeführt. In der Bilderbuchversion werden die Instruktionen anhand einer Vorlage mündlich vorgetragen.
Durchführungsvoraussetzungen
Bei Fünfjährigen muss jeweils im Einzelfall beurteilt werden, ob der K-BIT für das Kind verständlich ist. Für einige Fünfjährige ist das Verfahren noch zu anspruchsvoll. Für den Einsatz der Fragebogenversion muss ein ausreichendes Leseverständnis der kurzen Erläuterungstexte sichergestellt werden. Für die Durchführung des K-BIT empfiehlt sich ein ruhiger Ort mit wenig Ablenkung.
Testkonstruktion
Der K-BIT gründet ursprünglich auf dem ICA von Tracey und Ward (1998). Tracey (2002) hat das ICA weiterentwickelt und eine revidierte Version ICA-R publiziert, welche von Tracey und Caulum (2015) im Sinne einer Genderoptimierung zum ICA-3 weiterentwickelt wurde. Auf Basis des ICA-3 wurde der K-BIT in Form eines bilderbasierten Verfahrens realisiert, indem die Items in entsprechende Bilder umgesetzt wurden. Der K-BIT wurde als Fragebogen- und Bilderbuchversion im Rahmen einer Längsschnittstudie an zwei Stichproben evaluiert und über einen Zeitraum von drei Jahren fortlaufend optimiert. Aufgrund von psychometrischen Analysen wurden die Bilder einzelner Items angepasst.
Gütekriterien
Objektivität
Die standardisiert vorgegebene Instruktion sichert die Durchführungsobjektivität des Tests. Die Auswertungsobjektivität wird durch die eindeutige Zuweisung der Items zu den Skalen und durch das geschlossene Antwortformat sichergestellt. Die Interpretationsobjektivität wird durch den Bezug auf das anerkannte Interessenstrukturmodell von Holland (1997) gewährleistet.
Reliabilität
Zur Überprüfung der Reliabilität wurde die interne Konsistenz sowie die Retestreliabilität ermittelt. Die Reliabilitätskoeffizienten werden in Tabelle 2 aufgeführt.
Tabelle 2
Angaben zur internen Konsistenz (Cronbachs Alpha) und Retestreliabilität (rtt)
Cronbachs Alpha | rtt*** | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
4-6 J. | 5-6 J. | 6-7 J. | 6-8 J. | 11-12 J. | 5-8 J. | 11-12 J. | |
N = 147* | N = 117* | N = 213* | N = 414* | N = 228** | N = 269* | N = 174** | |
R | .50 | .56 | .55 | .45 | .81 | .32 | .59 |
I | .53 | .48 | .48 | .60 | .81 | .30 | .63 |
A | .52 | .59 | .53 | .53 | .71 | .59 | .64 |
S | .57 | .55 | .55 | .53 | .74 | .36 | .61 |
E | .33 | .35 | .53 | .54 | .66 | .37 | .47 |
C | .42 | .45 | .56 | .62 | .76 | .44 | .64 |
Validität
Zur Überprüfung der konvergenten Validität wurde bei der gleichen Analysestichprobe (n = 228, 11-12 Jahre) nebst dem K-BIT auch das ICA-3 eingesetzt. Die Korrelationskoeffizienten der jeweiligen konvergenten Dimensionspaare bewegen sich zwischen r = .76 und r = .90 (R: r = .85, I: r = .90, A: r = .89, S: r = .77, E: r = .76, C: r = .83). Zur Überprüfung der Konstruktvalidität wurden Faktorenanalysen sowie Strukturanalysen berechnet. Explorative Faktorenanalysen bestätigen die sechs Faktoren des RIASEC-Modells bei 11- und 12-Jährigen (n = 228). Konfirmatorische CIRCUM-Analysen zur Prüfung der Strukturannahmen des RIASEC-Modells (Browne, 1992) zeigen für das Modell einer zirkulären Anordnung der RIASEC-Dimensionen mit gleichen Abständen auf dem Circumplex eine gute Passung (RMSEA = .07, CFI = .98, SRMR = .04). In Anlehnung an bisherige Studien mit Kindern im Vorschul- und frühen Grundschulalter zeigen sich bei dieser Altersgruppe noch deutliche Verletzungen der Strukturannahmen (Strohmer, 2013; Tracey & Ward, 1998). Eine explorative Faktorenanalyse bei einer Stichprobe von 6- bis 8-Jährigen (n = 444) extrahiert nach Velicers Minimum Average Partial (MAP)-Kriterium zwei Faktoren, deren inhaltliche Interpretation uneindeutig ist. Die Parallelanalyse legt die Extraktion von fünf Faktoren nahe, die den Dimensionen R, I, A, E und C entsprechen. Die Zweifaktorenstruktur bestätigt jedoch bisherige Befunde, in denen die beiden Faktoren als Interessen von Jungen versus Interessen von Mädchen interpretiert wurden oder als Indoor- versus Outdoor-Interessen (Strohmer, 2013; Tracey & Ward, 1998). Konfirmatorische CIRCUM-Analysen zur Prüfung der Strukturannahmen des RIASEC-Modells (Browne, 1992) zeigen für das Modell einer Quasi-Circumplex Anordnung der RIASEC-Dimensionen mit gleichen Kommunalitäten eine gute Passung (RMSEA = .08, CFI = .95, SRMR = .04). Allerdings weist das Modell eine Verletzung der Reihenfolge der Interessendimensionen auf dem Circumplex auf (REACSI statt RIASEC).
Normierung
Es liegen keine Normierungsdaten vor. Für die Klassenstufen 1 und 2 wurden für die Bilderbuchversion mit 3-stufigem Antwortformat folgende geschlechtsspezifische Mittelwerte und Standardabweichungen ermittelt (siehe Tabelle 3).
Tabelle 3
Mittelwerte (M) und Standabweichungen (SD) des K-BIT für die Stichprobe der Erst- und Zweitklässler
Klasse | R | I | A | S | E | C | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
M | SD | M | SD | M | SD | M | SD | M | SD | M | SD | |
1 | ||||||||||||
m (94) | 2.54 | 2.54 | 2.52 | .46 | 2.42 | .36 | 2.38 | .44 | 2.50 | .41 | 2.26 | .49 |
w (107) | 2.34 | .39 | 2.52 | .42 | 2.67 | .31 | 2.33 | .44 | 2.33 | .51 | 2.28 | .55 |
2 | ||||||||||||
m (121) | 2.58 | .37 | 2.59 | .41 | 2.39 | .46 | 2.46 | .41 | 2.51 | .42 | 2.22 | .53 |
w (123) | 2.46 | .40 | 2.65 | .38 | 2.77 | .26 | 2.52 | .36 | 2.46 | .40 | 2.31 | .48 |
Gesamt | ||||||||||||
m (215) | 2.56 | .36 | 2.56 | .44 | 2.41 | .41 | 2.43 | .42 | 2.50 | .41 | 2.24 | .41 |
w (230) | 2.41 | .40 | 2.59 | .41 | 2.73 | .29 | 2.43 | .41 | 2.40 | .46 | 2.30 | .51 |
Für die Klassenstufe 6 wurden für die Fragebogenversion mit 5-stufigem Antwortformat folgende geschlechtsspezifische Mittelwerte und Standardabweichungen ermittelt (siehe Tabelle 4).
Tabelle 4
Mittelwerte (M) und Standabweichungen (SD) des K-BIT für die Stichprobe der Sechstklässler
R | I | A | S | E | C | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
M | SD | M | SD | M | SD | M | SD | M | SD | M | SD | |
m (120) | 3.40 | .90 | 3.15 | 1.03 | 3.16 | .88 | 3.44 | .73 | 3.61 | .74 | 2.83 | .87 |
w (113) | 3.19 | .93 | 3.80 | .79 | 4.03 | .66 | 3.72 | .79 | 3.59 | .73 | 3.55 | .93 |
Anwendungsmöglichkeiten
Der K-BIT dient der Messung von beruflichen Interessen nach Hollands (1997) RIASEC-Modell und kann im schulischen Kontext zur Berufswahlorientierung oder zu Forschungszwecken eingesetzt werden.
Bewertung
Durch die Entwicklung des K-BIT steht erstmals ein Interessentest für Kinder ab dem Vorschulalter zur Verfügung. Die Handhabung und der Einsatz von Bildern als Itemmaterial haben sich bewährt. Die interne Konsistenz und die Retestreliabilität sind für die Altersstufe der Grundschulkinder zufriedenstellend. Bei den 5- bis 6-Jährigen fällt die interne Konsistenz, unter anderem wegen des weniger differenzierten Antwortformats, teilweise noch gering aus. Die Retestreliabilität weist darauf hin, dass die Interessen bei den 5- bis 8-Jährigen mehrheitlich noch eine geringe bis mittlere Stabilität aufweisen. Die Korrelationskoeffizienten von K-BIT und ICA-3 zeigen, dass die jeweiligen Dimensionspaare hoch korrelieren und damit die konvergente Validität bestätigen. Bei den 11- und 12-Jährigen verweisen explorative und konfirmatorische Analysen auf eine gute Passung der Strukturannahmen. Für die Stichprobe der 5- bis 6-Jährigen lässt sich das RIASEC-Modell nicht umfassend bestätigen. Die psychometrischen Analysen des K-BIT stützen die Annahme, dass die Interessenstruktur von Vorschul- und Grundschulkindern noch von der von Erwachsenen abweicht (Strohmer, 2013; Tracey & Ward, 1998) und Jugendliche erst ab einem Alter von 12 bis 14 Jahren Aktivitäten und Tätigkeiten vollumfänglich im Sinne des RIASEC-Modells interpretieren (Tracey, 2002).
Erstmals publiziert in:
Pässler, K. & Schneider, N. (2018). K-BIT. Kinder-Bilderinteressentest. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. https://doi.org/10.23668/psycharchives.2338 PSYNDEX Dok.-Nr. 9007683
Literatur
Browne, M. W. (1992). Circumplex models for correlation matrices. Psychometrika, 57 (4), 469-497. https://doi.org/10.1007/BF02294416
Decruynaere, C., Thonnard, J. L. & Plaghki, L. (2009). How many response levels do children distinguish on faces scales for pain assessment? European Journal of Pain, 13 (6), 641-648. https://doi.org/10.1016/j.ejpain.2008.07.004
Holland, J. L. (1997). Making vocational choices: A theory of vocational personalities and work environments (3rd ed.). Odessa, FL: Psychological Assessment Resources.
Humphreys, L. G., Lubinski, D. & Yao, G. (1993). Utility of predicting group membership and the role of spatial visualization in becoming an engineer, physical scientist, or artist. Journal of Applied Psychology, 78 (2), 250. https://doi.org/10.1037/0021-9010.78.2.250
Nye, C. D., Su, R., Rounds, J. & Drasgow, F. (2012). Vocational interests and performance: a quantitative summary of over 60 years of research. Perspectives on Psychological Science, 7 (4), 384-403. https://doi.org/10.1177/1745691612449021
Nye, C. D., Su, R., Rounds, J. & Drasgow, F. (2017). Interest congruence and performance: Revisiting recent meta-analytic findings. Journal of Vocational Behavior, 98, 138-151. https://doi.org/10.1016/j.jvb.2016.11.002
Schneider, N. (2016). Messung von kindlichen Interessen. Veröffentlichte Masterarbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz. &&
Schneider, N. & Pässler, K. (2017). Entwicklung eines bilderbasierten Tests zur Messung kindlicher Interessen. Posterpräsentation auf der 14. Arbeitstagung der Fachgruppe Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik (DPPD), Universität München.
Strohmer, J. (2013). Kindliche Interessen im Vorschulalter: Entwicklung eines diagnostischen Verfahrens. Hamburg: Dr. Kovac. PSYNDEX Dok.-Nr. 0261184
Tracey, T. J. G. (2002). Development of interests and competency beliefs: A 1-year longitudinal study of fifth- to eighth-grade students using the ICA-R and structural equation modeling. Journal of Counseling Psychology, 49 (2), 148-163. https://doi.org/10.1037/0022-0167.49.2.148
Tracey, T. J. G. & Caulum, D. (2015). Minimizing gender differences in children's interest assessment: development of the Inventory of Children's Activities-3 (ICA-3). Journal of Vocational Behavior, 87, 154-160. https://doi.org/10.1016/j.jvb.2015.01.004
Tracey, T. J. G. & Ward, C. C. (1998). The structure of children's interests and competence perceptions. Journal of Counseling Psychology, 45 (3), 290-303. https://doi.org/10.1037/0022-0167.45.3.290
Tsabari, O., Tziner, A. & Meir, E. I. (2005). Updated meta-analysis on the relationship between congruence and satisfaction. Journal of Career Assessment, 13 (2), 216- 232. https://doi.org/10.1177/1069072704273165
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Tracey, T. J. G. & Caulum, D. (2015). Minimizing gender differences in children's interest assessment: Development of the Inventory of Children's Activities-3 (ICA-3). Journal of Vocational Behavior, 87, 154-160. [Scale items for the Inventory of Children's Activities-3 (ICA-3) appended p. 159] https://doi.org/10.1016/j.jvb.2015.01.004
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Nadine Schneider, M.Sc., Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Angewandte Psychologie, Institut Mensch in komplexen Systemen MikS, Riggenbachstrasse 16, CH-4600 Olten, Schweiz
Dr. Katja Pässler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Mensch in komplexen Systemen MikS, Riggenbachstrasse 16, CH-4600 Olten, Schweiz