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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
SACIE-R/TEIP
Skala für Einstellungen, Haltungen und Bedenken zu Inklusiver Pädagogik/Skala zu Lehrer/innenwirksamkeit in Inklusiver Pädagogik
Kurzabstract
Das zweiteilige Instrument (SACIE-R mit 15 Items; TEIP mit 18 Items) besteht aus jeweils drei Subskalen (1) Negative Einstellungen bzgl. Beeinträchtigung, (2) Positive Haltungen zur inklusiven Schule, (3) Bedenken bzgl. der konkreten Umsetzung inklusiven Unterrichts, (4) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten für eine individualisierende Unterrichtsgestaltung, (5) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten bzgl. interdisziplinärer Kooperation und (6) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten im wirksamen Umgang mit störendem Verhalten. Als theoretische Grundlage dient die Theorie der Selbstwirksamkeit von Bandura (1997). Reliabilität: Die Interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) liegt bei Alpha = .62-.80 (SACIE-R) bzw. bei Alpha = .75-.82 (TEIP). Validität: Eine Faktorenanalyse ergab eine Vierfaktorenstruktur bei SACIE-R und eine dreifaktorielle Lösung bei TEIP. Neben Ergebnissen wie z. B. dass Studierende im 2. und im 3. Studienjahr signifikant positivere Haltungen und zugleich höhere Bedenken zeigen, während Erstsemester und Berufseinsteiger gleich hohe Bedenken zeigen, konnten u. a. Unterschiede im Geschlecht, Alter, Vorbildung, Studiengang, -ort und -dauer gefunden werden.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: SACIE-R/TEIP. Skala für Einstellungen, Haltungen und Bedenken zu Inklusiver Pädagogik/Skala zu Lehrer/innenwirksamkeit in Inklusiver Pädagogik. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007118
Zitierung
Feyerer, E., Reibnegger, H., Hecht, P., Niedermair, C., Soukup-Altrichter, C. & Plaimauer, C., Prammer-Semmler, E., Moser, I. & Bruch, I. (2016). SACIE-R/TEIP. Skala für Einstellungen, Haltungen und Bedenken zu Inklusiver Pädagogik / Skala zu Lehrer/innenwirksamkeit in Inklusiver Pädagogik [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4511
Kurzinformationen
Kurzname SACIE-R/TEIP
Engl. Name Sentiments, Attitudes and Concerns about Inclusive Education Revised Scale/Teacher Efficacy to Implement Inclusive Practices - German versions
Autoren Feyerer, E., Reibnegger, H., Hecht, P., Niedermair, C., Soukup-Altrichter, C., Plaimauer, C., Prammer-Semmler, E., Moser, I., Bruch, I.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2016
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Lehrer, Sonderschullehrer, Lehrerpersönlichkeit, Lehrereinstellungen, Lehrermerkmale
Sprachversionen deu
Konstrukt Inklusion, Selbstwirksamkeit (Bandura, 1997)
Altersbereich Lehramtsstudierende und amtierende Lehrkräfte
Itemzahl 15 Items (SACIE-R), 18 Items (TEIP)
Subskalen (1) Negative Einstellungen bzgl. Beeinträchtigung, (2) Positive Haltungen zur inklusiven Schule, (3) Bedenken bzgl. der konkreten Umsetzung inklusiven Unterrichts, (4) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten für eine individualisierende Unterrichtsgestaltung, (5) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten bzgl. interdisziplinärer Kooperation, (6) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten im wirksamen Umgang mit störendem Verhalten
Durchführungszeit Keine Angaben.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .62-.80 (SACIE-R), Alpha = .75-.82 (TEIP).
Vierfaktorenstruktur bei SACIE-R, dreifaktorielle Lösung bei TEIP; Unterschiede im Geschlecht, Alter, Vorbildung, Studiengang, -ort und -dauer, Studierende vs. Berufseinsteiger.
Keine; Referenzdaten: Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Forschung, Lehre
Diagnostische Zielsetzung
Im Rahmen des österreichischen Forschungsprojekts "Einstellungen und Kompetenzen von LehramtstudentInnen und LehrerInnen für die Umsetzung inklusiver Bildung", das in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen Oberösterreich (PH OÖ) und Vorarlberg (PH V) gestartet wurde, wurden die Skalen "Sentiments, Attitudes and Concerns about Inclusive Education - Revised" (SACIE-R; Forlin, Earle, Loreman & Sharma, 2011) und "Teacher Efficacy for Inclusive Practice" (TEIP; Sharma, Loreman & Forlin, 2012) ins Deutsche übersetzt und weiterentwickelt. "Das Konzept der Inklusion wird zumeist als eine optimierte und qualitativ erweiterte Integration verstanden, die das gesamte Bildungssystem und alle Kinder und Jugendlichen mit ihren jeweiligen pädagogischen Bedürfnissen einbezieht, egal ob sie nun 'schwerstbehindert' oder 'schwerstbegabt', mit oder ohne Migrationshintergrund, arm oder reich sind, aus intakten oder gestörten, reichen oder armen Familienverhältnissen kommen. Die vorhandene gesellschaftliche Diversität verlangt eine inklusive Schule, in der die Vielfalt nicht als Hindernis, sondern als Chance gesehen wird" (Feyerer, 2015). Österreich hat sich für die Umsetzung eines inklusiven Schulsystems verpflichtet. Zur Ermöglichung einer erfolgreichen Umsetzung bedarf es der entsprechenden Haltung und Einstellung der Pädagogen sowie der Integration und Schwerpunktsetzung der Studiengänge in inklusive Pädagogik (Hecht, Niedermair & Feyerer, 2016). Als theoretische Grundlage dient die Theorie der Selbstwirksamkeit von Bandura (1997). Hochschuldidaktische Lernarrangements sollen eine positive Einstellung und Selbstwirksamkeitsüberzeugung bewirken. Hecht et al. (2016) nehmen an, dass diese beiden Konzepte stabil, jedoch im Zuge der Lehrerausbildung positiv veränderbar sind (S. 87-88). Die mit inklusiver Pädagogik verbundenen Auswirkungen werden im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren eher positiv eingeschätzt laut Schwab und Kollegen (2012; zitiert nach Hecht et al., 2016, S. 88). Dies gilt insbesondere für jüngere Lehrer. Laut einer Studie hatten Lehrer mit 20-jähriger Berufserfahrung und keinem außerschulischen Kontakt mit behinderten Menschen eher eine skeptischere Haltung hinsichtlich eines inklusiven Schulsystems (Dessemontet, Benoit & Bless, 2011, S. 301-302). Mit diesem Instrument sollen die Inklusion betreffenden Einstellungen und Kompetenzen von Studierenden und Lehrkräften erfasst werden.
Aufbau
Das zweiteilige Instrument besteht aus jeweils drei Subskalen (Feyerer & Reibnegger, 2014, S. 13-17):
(A) SACIE-R (insg. 15 Items mit vierstufiger Skala):
(1) Negative Einstellungen bzgl. Beeinträchtigung ("sentiments", 5 Items)
(2) Positive Haltungen zur inklusiven Schule ("attitudes", 5 Items)
(3) Bedenken bzgl. der konkreten Umsetzung inklusiven Unterrichts ("concerns", 5 Items).
(B) TEIP (insg. 18 Items mit sechsstufiger Skala):
(4) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten für eine individualisierende Unterrichtsgestaltung ("Efficacy to use inclusive instructions", 6 Items)
(5) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten bzgl. interdisziplinärer Kooperation ("Efficacy in collaboration", 6 Items)
(6) Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten im wirksamen Umgang mit störendem Verhalten ("Efficacy in managing behaviour", 6 Items).
Die Items der SACIE-R-Skalen werden folgendermaßen kodiert: 1 = "stimmt überhaupt nicht", 2 = "stimmt eher nicht", 3 = "stimmt eher" und 4 = "stimmt völlig". Bei der TEIP liegt eine sechsstufige Antwortskala mit 1 = "trifft überhaupt nicht zu", 2 = "trifft fast nicht zu", 3 = "trifft eher nicht zu", 4 = "trifft eher zu", 5 = "trifft fast zu" und 6 = "trifft voll zu" vor. Für jede Skala werden die Punkte aufsummiert. Ein hoher Wert bedeutet eine starke Ausprägung bzw. ein niedriger Wert eine niedrige Ausprägung in der jeweiligen Subskala (Feyerer & Reibnegger, 2014, S. 17). Anzumerken ist, dass die Skalen zu den negativen Einstellungen und Bedenken umkodiert wurden, sodass hohe Werte für positive Einstellungen und geringe Bedenken stehen. Für die Ermittlung eines Gesamtwertes müssen die Skalen umgepolt werden (Hecht et al., 2016, S. 91).
Vor dem Ausfüllen der beiden Verfahren sollen Studierende insgesamt 11 und Lehrpersonen 13 unabhängige Variablen zur Demografie, Ausbildung, Vorkenntnisse und zur Qualität der Studien- bzw. Berufsumwelt beantworten. Ein Beispiel lautet: Mein Vertrauen in meine Fähigkeiten, Kinder zu unterrichten, ist sehr niedrig, gering, durchschnittlich, hoch oder sehr hoch.
Grundlagen und Konstruktion
Die Testkonstruktion beruht auf der Klassischen Testtheorie. Für das vorliegende Instrument wurden zwei englische Skalen, SACIE-R (Forlin et al., 2011) und TEIP (Sharma et al., 2012), von einer Muttersprachlerin ins Deutsche übersetzt und kontinuierlich weiterentwickelt, bis die fünfte Vorversion vorlag. Diese diente zur Analyse der Faktorenstruktur und Verständlichkeit an N = 131 Probanden. Die faktorenanalytischen Ergebnisse werden unter "Validität" näher erläutert. Neben quantitativen Untersuchungen wurden qualitative Analysen in Form von Gruppendiskussionen mit Studenten durchgeführt, die sich im 1., 2., 4. und 6. Semester befanden. Außerdem wurden in 10 Lehrerfallstudien die Haltungen und Kompetenzen von Absolventen der beteiligten Hochschulen erfasst, die ihr erstes bzw. zweites Dienstjahr im integrativen Bereich absolvierten. Auch wie sich diese Haltungen und Kompetenzen entwickelt haben, wurde querschnittlich untersucht. Schließlich wurde das schulische Umfeld dieser Absolventen befragt (Feyerer & Reibnegger, 2014, S. 14 ff.). Tabelle 1 gibt einen Überblick über den Ablauf des Forschungsprojekts.
Tabelle 1
Projektablauf (modifiziert nach Feyerer, 2014, S. 5)
WS 2011/12 | Entwicklung der Instrumente |
Pretestung | |
SS 2012 | Datenerhebung bei den 2., 4. und 6. Semestrigen |
Datenerhebung bei den LehrerInnen im 1. & 2. Dienstjahr | |
WS 2012/13 | Datenerhebung bei den 1. Semestrigen |
Fertigstellen der Fallstudien | |
Auswertung und Interpretation der quantitativen Daten | |
SS 2013 | Fallstudienvergleich |
Erstellen des Abschlussberichts | |
Dissemination | |
WS 2013/14 bis 2017/18 | Fortsetzung der echten Längsschnittstudie nach Projektende (gegen Ende des 3. und 6. Semesters sowie zu Ende des 1. und 2. Dienstjahres) |
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) liegt für die SACIE-R-Skalen bei Alpha = .62 ("sentiments"), .65 ("concerns") und .80 ("attitudes"). Bei den drei TEIP-Skalen fallen die Koeffizienten höher aus. Sie bewegen sich zwischen Alpha = .75 und .82 (Hecht et al., 2016, S. 93, Tabelle 1).
Validität: Eine Faktorenanalyse mit Rotation ergab eine Vierfaktorenstruktur bei SACIE-R. Die Items der Skala "Negative Einstellungen bzgl. Beeinträchtigung" luden im Gegensatz zum Originalfragebogen auf zwei Faktoren. Bei TEIP fand sich analog zum Original eine dreifaktorielle Lösung, jedoch gab es Abweichungen, z. B. luden einige Items des zweiten Faktors auch auf dem ersten Faktor. Die Faktorladungen der dritten Skala unterschieden sich von denen des Originals. Als Grund wird angenommen, dass die untersuchten Stichproben sich stark voneinander unterschieden: deutsche Lehramtsstudierende (50% Erstsemestler; 21.6% Zweit- und Drittsemestler) und Lehrpersonen im Berufseinstieg (6.8%) vs. englische Lehrende (Hecht et al., 2016, S. 91-92). Die Items sind vielmehr auf bereits Lehrende abgestimmt (z. B. "Ich kann genau abschätzen, was Schüler/innen von dem, was ich gelehrt habe, verstanden haben.").
Hecht et al. (2016) konnten nachweisen, dass Studierende im zweiten (M2, SD2) und im dritten Studienjahr (M2, SD3) im Vergleich zu Erstsemestlern und Berufseinsteigern - erhoben mit dem SACIE-R - signifikant positivere Haltungen (M2 = 3.26, SD2 = .55; M3 = 3.24, SD3 = .55) und zugleich höhere Bedenken (M2 = 2.37, SD2 = .57; M3 = 2.38, SD3 = .56) zeigten. Erstsemestler und Berufseinsteiger zeigten gleich hohe Bedenken. Zudem zeigte sich, dass mit zunehmender Ausbildungserfahrung die Selbstwirksamkeitsüberzeugung (TEIP-Skala 3 "Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten im wirksamen Umgang mit störendem Verhalten/Efficacy in managing behaviour") signifikant steigt (S. 93-94). Eine Regressionsanalyse mit dem Gesamtscore in SACIE-R als Prädiktor erbrachte folgendes Ergebnis: Hohe Werte in den TEIP-Skalen 2 und 3, d. h. das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zur interdisziplinären Kooperation und im Umgang mit herausforderndem Verhalten, tragen signifikant zur Aufklärung der Einstellungen bei. Eine qualitative Analyse der oben aufgeführten Ergebnisse anhand von Gruppendiskussionen mit den Studienteilnehmern ergab, dass die "positivere Haltung bei gleichzeitigem, gesteigertem Bedenken" der Höhersemestrigen damit erklärt werden kann, dass diese sich mit dem Konzept Inklusion differenzierter und tiefgründiger auseinandersetzen und sich mehr Gedanken über mögliche Schwierigkeiten im inklusiven Setting machen (S. 97). Die gesteigerte Selbstwirksamkeitsüberzeugung erklären die Autoren damit, dass Studienanfänger vor allem "Gefühle der Überforderung" beschreiben, die sie nicht näher erläutern können aufgrund von "Mangel an Wissen und Erfahrung", die sich mit der Studiendauer positiv verändert. Was die regressionsanalytische Auswertung angeht, so werden die Ergebnisse in den Gruppendiskussionen widergespiegelt. Studierende betonen die Relevanz von Teamarbeit für die Umsetzung inklusiver Bildung sowie beim Umgang von schwierigen Verhalten (S. 98).
Internationale Vergleichsergebnisse zeigen, dass Lehramtsstudierende und Lehrkräfte aus Hongkong, Indonesien, Kanada, Österreich und Australien in allen TEIP-Subskalen über dem theoretischen Mittelwert von 3 liegen. Den niedrigsten Mittelwert (M = 3.84, SD = .54) weisen Pädagogen aus Hongkong auf (Feyerer & Reibnegger, 2014, S. 23-24). Mit dem SACIE-R wurden Mittelwertvergleiche zwischen Österreich und den USA angestellt, die signifikante Gruppenunterschiede erbrachten (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2
SACIE und TEIP im Vergleich Österreich - New York (M, SD; modifiziert nach Feyerer & Reibnegger, 2014, S. 23, Tabelle 17)
Dimension | Österreich | New York | Signifikanz |
---|---|---|---|
(N = 1433) | (N = 122) | ||
Attitudes | 3.15 (.57) | 2.66 (.52) | .000** |
Concerns | 2.56 (.57) | 2.50 (.49) | .24 |
Sentiments | 1.96 (.51) | 2.13 (.41) | .000** |
Efficacy to Use | |||
Inclusive Instructions | 4.71 (.65) | 4.89 (.58) | .004** |
Efficacy in Collaboration | 4.44 (.83) | 5.00 (.59) | .000** |
Efficacy in Managing behavior | 4.61 (.66) | 4.64 (.69) | .71 |
Weitere Unterschiede zeigen sich (Feyerer & Reibnegger, 2014, S. 24-57) ...
(1) ... im Geschlecht: Männliche Pädagogen haben signifikant niedrigere Werte als Frauen in der SACIE-R-Subskala "Positive Haltungen zur inklusiven Schule". Frauen zeigen in den TEIP-Subskalen "Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten für eine individualisierende Unterrichtsgestaltung" und "Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten bzgl. interdisziplinärer Kooperation" signifikant höhere Mittelwerte als Männer.
(2) ... im Alter (ähnliche Ergebnisse wie die von Hecht et al., 2016, siehe oben): Z. B. weisen junge Pädagogen (bis 30 Jahre) niedrigere Werte in der TEIP-Subskala "Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten bzgl. interdisziplinärer Kooperation" als Ältere auf (über 35 Jahre).
(3) ... in der Vorbildung: Studenten mit praktischer Ausbildung haben signifikant höhere Werte in der TEIP-Subskala "Umgang mit dem Verhalten von Schülern".
(4) ... zwischen Oberösterreich und Vorarlberg:
- OÖ mit signifikant höheren Werten in "Attitudes" (= SACIE-R-Subskala 3) und TEIP-Subskala "Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten für eine individualisierende Unterrichtsgestaltung". - Lehrer aus Vorarlberg mit höheren Werten in der TEIP-Subskala "Umgang mit dem Verhalten von Schülern" als Lehrer aus Oberösterreich . - Studenten aus Oberösterreich mit meist signifikant höheren Werten als Studenten aus Vorarlberg.
(5) ... zwischen Studenten unterschiedlicher Lehramtsstudiengänge: Sonderschulstudenten haben im Gegensatz zu den anderen Lehrämtern (Volksschule Klasse 1-4, entspricht der deutschen Grundschule; Sekundarstufe 1 = Klasse 5-8, steht in diesem Fall für Hauptschulen oder Neue Mittelschulen) weniger Bedenken bei der Umsetzung inklusiven Unterrichts, weniger Scheu im Umgang mit behinderten Menschen und eine positivere Haltung zum inklusiven Schulsystem. Auch zeigen sie eine höhere Selbstwirksamkeit.
(6) ... in der Studiendauer: Hier ergeben sich je nach Skala bzw. Subskala heterogene Ergebnisse. Einerseits verbessert sich die Haltung gegenüber dem inklusiven Unterrichten, andererseits entstehen im Hinblick auf die konkrete Umsetzung eines inklusiven Unterrichts mehr Bedenken.
(7) ... zwischen Lehrern unterschiedlicher Schulen: Sonderschullehrer weisen geringere Bedenken bzgl. der Umsetzung eines inklusiven Unterrichts auf als Regelschullehrer.
(8) ... in der Erfahrung im Unterrichten von Kindern mit Beeinträchtigung: Erwartungsgemäß haben erfahrene Lehrer positivere Werte in den beiden Instrumenten.
(9) ... in der inklusiven Qualität des beruflichen Umfeldes bzw. der Ausbildungsstätte: Diejenigen, die eine hohe Qualität zuschreiben, erzielen in allen Skalen positive Werte.
Normen: Eine Normierung wurde nicht durchgeführt. Es liegen jedoch Mittelwerte und Standardabweichungen vor (siehe Tabelle 3).
Tabelle 3
Kennwerte zu den Einstellungen, Haltungen (SACIE-R) und inklusionsbezogenen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (TEIP; modifiziert nach Hecht et al., 2016, S. 93, Tabelle 1)
N | Min | Max | M | SD | |
---|---|---|---|---|---|
SACIE-R - Einstellungen/Haltungen | |||||
Sentiments | 1410 | 1 | 4 | 3.04 | .50 |
Attitudes | 1421 | 1 | 4 | 3.15 | .57 |
Concerns | 1432 | 1 | 4 | 2.44 | .54 |
TEIP - Inklusionsbezogene SWK | |||||
Efficacy to Use Inclusive | |||||
Instructions | 1442 | 1 | 6 | 4.71 | .65 |
Efficacy in Managing Behavior | 1443 | 1 | 6 | 4.61 | .66 |
Efficacy in Collaboration | 1433 | 1 | 6 | 4.44 | .83 |
Testkonzept
Items
Im Folgenden werden die Items der beiden Skalen (TEIP und SACIE) aufgeführt. Der Fragebogen enthält am Anfang 12 demografische Fragen, die hier nicht aufgeführt werden.
SACIE
- Ich habe die Sorge, dass Schüler/innen mit Beeinträchtigungen vom Rest der Klasse nicht akzeptiert werden.
- Ich fürchte mich beim Gedanken, dass ich auch einmal behindert sein werde.
- Schüler/innen, die sich schwer tun, ihre Gedanken verbal auszudrücken, sollten gemeinsam mit allen anderen unterrichtet werden.
- Ich habe die Sorge, dass es schwierig sein wird, allen Schüler/innen in einem inklusiven Unterricht die entsprechende Aufmerksamkeit zu geben.
- Ich neige dazu, Kontakte mit Menschen mit Beeinträchtigungen kurz zu halten und ich beende sie so schnell wie möglich.
- Auch unkonzentrierte, unruhige und impulsive Schüler/innen sollten gemeinsam mit allen anderen unterrichtet werden.
- Ich habe die Sorge, dass sich mein Arbeitspensum erhöhen wird, wenn ich Schüler/innen mit Beeinträchtigungen in meiner Klasse habe.
- Schüler/innen, die zur Kommunikation Unterstützung (zB.: Braille Blindenschrift, Gebärdensprache) brauchen, sollten gemeinsam mit allen anderen unterrichtet werden.
- Es wäre für mich schlimm, wenn ich eine Beeinträchtigung hätte.
- Ich habe die Sorge, dass ich gestresster sein werde, wenn ich Schüler/innen mit Beeinträchtigungen in meiner Klasse habe.
- Ich scheue mich davor, einer Person mit Beeinträchtigungen in die Augen zu schauen.
- Auch Schüler/innen, die Leistungsanforderungen häufig nicht schaffen, sollen gemeinsam mit allen anderen unterrichtet werden.
- Es fällt mir schwer, meinen anfänglichen Schock zu überwinden, wenn ich Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen begegne.
- Ich habe die Sorge, dass ich nicht über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfüge, um Schüler/innen mit Beeinträchtigungen zu unterrichten.
- Schüler/innen, die einen individuellen Förderplan brauchen, sollten gemeinsam mit allen anderen unterrichtet werden.
TEIP
- Ich kann den Schüler/innen meine Erwartungen an ihr Verhalten klar vermitteln.
- Ich bin in der Lage, störende oder laute Schüler/innen zu beruhigen.
- Ich schaffe es, Eltern das Gefühl zu geben, in der Schule willkommen zu sein.
- Ich kann Familien unterstützen, ihren Kindern zu helfen, in der Schule gut voranzukommen.
- Ich kann genau abschätzen, was Schüler/innen von dem, was ich gelehrt habe, verstanden haben.
- Ich schaffe es, talentierte Schüler/innen angemessen zu fordern.
- Ich bin zuversichtlich, dass ich die Fähigkeit habe, störendes Verhalten im Unterricht zu verhindern, bevor es auftritt.
- Ich kann mit störendem Verhalten im Unterricht gut umgehen.
- Es gelingt mir, Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen in schulische Aktivitäten einzubinden.
- Ich kann Lernaufgaben so gestalten, dass die individuellen Lernvoraussetzungen von Schüler/innen mit Beeinträchtigungen berücksichtigt werden.
- Ich bin in der Lage, Kinder dazu zu bringen, die Klassenregeln zu befolgen.
- Ich kann zum Entwickeln von Förderplänen mit anderen Fachleuten (z. B. mobile Lehrer/innen oder Logopäd/innen) zusammenarbeiten.
- Ich bin in der Lage, Schüler/innen mit Behinderung gemeinsam mit anderen Fachleuten und Personal (z.B.: Helfer, andere Lehrer) zu unterrichten.
- Ich schaffe es gut, Schüler/innen zur Partnerarbeit oder zur Arbeit in kleinen Gruppen zu führen.
- Ich verwende in meinem Unterricht unterschiedliche Bewertungsverfahren (z. B.: Portfolio, Lernzielorientierte Beurteilung, etc.).
- Ich kann andere, die wenig über Gesetze bzw. Richtlinien zur Integration beeinträchtigter Schüler/innen wissen, informieren.
- Ich kann mit aggressiven Schülern/innen gut umgehen.
- Ich schaffe es, eine alternative Erklärung oder ein Beispiel zu finden, wenn Schüler/innen etwas nicht verstanden haben.
Durchführung
Altersbereiche
Der Test ist für Lehramtsstudierende und amtierende Lehrkräfte konzipiert.
Durchführungszeit
Über die Durchführungszeit liegen keine Angaben vor.
Bewertung
Das Instrument erfasst mit zwei Skalen die Einstellungen und Kompetenzen von angehenden und erfahrenen Lehrpersonen hinsichtlich inklusiver Bildung. Reliabilität und Validität wurden untersucht. Es wurden mehrere mögliche Einflussvariablen untersucht. In einer qualitativen Untersuchung (Gruppendiskussionen) wurden die quantitativen Ergebnisse größtenteils bestätigt (mixed-methods-Design). Interessant wären Untersuchungen mit ähnlichen Verfahren. Trotz anderer faktorenanalytischer Ergebnisse wurde die Skalenstruktur der beiden Fragebögen beibehalten. Als Vorteil dieses Vorgehens sehen die Autoren, dass so die Möglichkeit einer internationalen Vergleichbarkeit erhalten bleibt. Das Instrument ist nicht normiert. Es liegen jedoch Mittelwerte als Vergleichswerte vor. Die Items der TEIP-Skalen sind eher für Lehrpersonen mit Berufserfahrungen als für Lehramtsstudenten geeignet (Ausnahme: Item 34 und 43). Lehramtsstudierende können die Items nicht beantworten, weil ihnen die entsprechende Erfahrung fehlt. Die Items müssten andernfalls im Konjunktiv stehen. Insgesamt eignet sich das Instrument gut für die Erfassung der inklusiven Einstellungen und Kompetenzen von angehenden und erfahrenen Lehrpersonen.
Erstmals publiziert in:
Feyerer, E., Reibnegger, H., Hecht, P., Niedermair, C., Soukup-Altrichter, C. & Plaimauer, C., Prammer-Semmler, E., Moser, I. & Bruch, I. (2016). Deutsche Version SACIE-R & TEIP. Skala für Einstellungen, Haltungen und Bedenken zu Inklusiver Pädagogik und Skala zu Lehrer/innenwirksamkeit in Inklusiver Pädagogik. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. https://doi.org/10.23668/psycharchives.454 PSYNDEX Dok.-Nr. 9007118
Literatur
Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: Freeman.
Dessemontet, R. S., Benoit, V. & Bless, G. (2011). Schulische Integration von Kindern mit einer geistigen Behinderung - Untersuchung der Entwicklung der Schulleistungen und der adaptiven Fähigkeiten, der Wirkung auf die Lernentwicklung der Mitschüler sowie der Lehrereinstellungen zur Integration. Empirische Sonderpädagogik, 3 (4), 291-307. PSYNDEX Dok.-Nr. 0248533
Feyerer, E. (2014). Einführung. In E. Feyerer, A. Dlugosch, E. Prammer-Semmler, H. Reibnegger, C. Niedermair & P. Hecht (Hrsg.), Einstellungen und Kompetenzen von LehramtstudentInnen und LehrerInnen für die Umsetzung inklusiver Bildung. Forschungsprojekt BMUKK-20.040/0011-I/7/2011. Endbericht, April 2014 (S. 3-10). Linz: Pädagogische Hochschule Oberösterreich.
Feyerer, E. (2015). Die NMS als eine Schule für alle. NMS-Schulleitungs-Newsletter No. 34 (29. Jan. 2015).
Feyerer, E. & Reibnegger, H. (2014). Teilstudie 1: Quantitative Ergebnisse. Forschungsprojekt BMUKK-20.040/0011-I/7/2011. In E. Feyerer, A. Dlugosch, E. Prammer-Semmler, H. Reibnegger, C. Niedermair & P. Hecht (Hrsg.), Einstellungen und Kompetenzen von LehramtstudentInnen und LehrerInnen für die Umsetzung inklusiver Bildung. Forschungsprojekt BMUKK-20.040/0011-I/7/2011. Endbericht, April 2014 (S. 11-70). Linz: Pädagogische Hochschule Oberösterreich.
Forlin, C., Earle, C., Loreman, T. & Sharma, U. (2011). The Sentiments, Attitudes, and Concerns about Inclusive Education Revised (SACIE-R) Scale for measuring pre-service teachers' perceptions about inclusion. Exceptionality Education International, 21 (3), 50-65. [original English scale appended pp. 64-65]
Hecht, P., Niedermair, C. & Feyerer, E. (2016). Einstellungen und inklusionsbezogene Selbstwirksamkeitsüberzeugungen von Lehramtsstudierenden und Lehrpersonen im Berufseinstieg. Messverfahren und Befunde aus einem Mixed-Methods-Design. Empirische Sonderpädagogik, 8 (1), 86-102. PSYNDEX Dok.-Nr. 0309935
Sharma, U., Loreman, T. & Forlin, C. (2012). Measuring teacher efficacy to implement inclusive practices. Journal of Research in Special Educational Needs, 12 (1), 12-21. (DOI: 10.1111/j.1471-3802.2011.01200.x) [original English scale appended pp. 18-19]
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Forlin, C., Earle, C., Loreman, T. & Sharma, U. (2011). The Sentiments, Attitudes, and Concerns about Inclusive Education Revised (SACIE-R) Scale for measuring pre-service teachers' perceptions about inclusion. Exceptionality Education International, 21 (3), 50-65. [original English scale appended pp. 64-65]
Sharma, U., Loreman, T. & Forlin, C. (2012). Measuring teacher efficacy to implement inclusive practices. Journal of Research in Special Educational Needs, 12 (1), 12-21. https://doi.org/10.1111/j.1471-3802.2011.01200.x [original English scale appended pp. 18-19]
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Hs.-Prof. i.R. Dr. Ewald Feyerer, Ehemaliger Leiter des Instituts für Inklusive Pädagogik und Leiter des Bundeszentrums inklusive Bildung und Sonderpädagogik, Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Institut Inklusive Pädagogik, Kaplanhofstraße 40, A-4020 Linz, Österreich
Dr. Harald Reibnegger, Dipl.-Päd. M.Ed., Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz, Beratung und Schulentwicklung, Salesianumweg 3, A-4020 Linz
Dr. Mag. Petra Hecht, Pädagogische Hochschule Vorarlberg, Abteilung Forschung, Institut für Primärbildung und Lernentwicklung, Liechtensteinerstraße 33-37, A-6800 Feldkirch, Österreich
Dr. Klaudia Niedermair, Pädagogische Hochschule Vorarlberg, Liechtensteinerstraße 33-37, A-6800 Feldkirch, Österreich
Dr. Katharina Soukup-Altrichter, Vizerektorin für Lehre und Forschung, Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Kaplanhofstraße 40, A-4020 Linz, Österreich
Prof. Mag. Dr. HS-Prof. Christine Plaimauer, Professur für Pädagogische Soziologie, Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Kaplanhofstraße 40, A-4020 Linz, Österreich
Prof. Eva Prammer-Semmler, M.A., Institut Inklusive Pädagogik, Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Kaplanhofstraße 40, A-4020 Linz, Österreich
Prof. Dr. Dipl.-Päd. M.A. Irene Moser, Pädagogische Hochschule Salzburg, Akademiestraße 26, A-5020 Salzburg, Österreich