Testinstrumente sortiert
Ansprechpartnerin
Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
Zuständigkeit: Open Test Archive
+49 (0)651 201-4934 (Mi-Do vormittags)
guek@leibniz-psychology.org
Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
ISTA-F
Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse bei Freelancern
Kurzabstract
Das ISTA-F erfasst die stressbezogenen Arbeitsbedingungen von Freelancern und findet Einsatz im Bereich der ABO-Psychologie. Grundlage für die Testkonstruktion war das ISTA von Semmer, Zapf und Dunckel (1999) sowie das handlungstheoretische Anforderungs-, Belastungs- und Ressourcen-Modell von Greif (1991). Das ISTA-F umfasst drei Hauptskalen (Stressoren, Ressourcen & Anforderungen) mit unterschiedlich vielen Subskalen und insgesamt 87 Items. Reliabilität: Die interne Konsistenz nach Cronbach lag zwischen Alpha = .62 und Alpha = .95 und die Retestreliabilität zwischen rtt = .54 und rtt = .82 (Intervall: 1-3 Monate). Validität: Das Verfahren ist inhaltsvalide. Die faktorielle Validität wurde anhand konfirmatorischer Faktorenanalyse bestätigt. Als Nachweis der Konstruktvalidität können die signifikanten Interkorrelationen der Subskalen sowie Zusammenhänge mit drei Befindlichkeitsskalen (Irritation, psychosomatische Beschwerden, Arbeitsfreude/Stolz) herangezogen werden. Zur Überprüfung der Kriteriumsvalidität wurden Regressionsanalysen berechnet mit dem Ergebnis, dass sich die ISTA-Skalen als Prädiktoren für Befindlichkeitsindikatoren erweisen.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: ISTA-F. Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse bei Freelancern. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007847
Zitierung
Clasen, J, (2019). ISTA-F. Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse bei Freelancern [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9007847 und Fragebogen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Testarchiv. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.2668
Kurzinformationen
Kurzname ISTA-F
Engl. Name Instrument for the Analysis of Typical Stress-Related Work Characteristics of Freelance Workers
Autoren Clasen, J.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2019
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Arbeitsanalyse; Aufgabenanalyse; Arbeitsbelastung; Arbeitsbedingungen; Arbeitsplatzmerkmale; Beruflicher Stress; Kommunikation; Kooperation; Einkommensstufe; Selbständigkeit (Beruf); Soziale Unterstützung; Gesundheitsförderung
Sprachversionen deu
Konstrukt Stressoren-, Ressourcen- und Anforderungsanalyse
Altersbereich Berufstätigen mit einer Solo-Beschäftigung
Itemzahl 87 Items
Subskalen (1) Stressoren, (2) Ressourcen, (3) Anforderungen
Durchführungszeit ca. 30 Minuten
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .62-.95. Retestreliabilität: rtt = .54-.82 (Intervall: 1-3 Monate).
Befunde zur inhaltlichen, faktoriellen, konvergenten und prognostischen Validität.
Keine; Referenzdaten: Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich ABO-Psychologie
Diagnostische Zielsetzung
Das ISTA-F erfasst die stressbezogenen Arbeitsbedingungen von Freelancern und findet Einsatz im Bereich der ABO-Psychologie.
Aufbau
Das ISTA-F umfasst drei Hauptskalen (Stressoren, Ressourcen & Anforderungen) mit unterschiedlich vielen Subskalen und insgesamt 87 Items. Am Schluss werden acht soziodemografische Fragen abgefragt (Clasen, 2012a, S. 128).
Grundlagen und Konstruktion
Das ISTA-F wurde auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie entwickelt. Bei der Testkonstruktion wurden das ISTA (Semmer, Zapf & Dunckel, 1999), die Skalen zur Erfassung von kundenbezogenen Stressoren (CSS; Dormann, 2003) sowie die deutsche Version der Skala zur sozialen Unterstützung am Arbeitsplatz (Frese, 1989) herangezogen. Es wurden Items komplett übernommen, umformuliert und neue hinzugenommen. Die Items sollten der Arbeitssituation von Freelancern entsprechen und basieren auf dem handlungstheoretischen Anforderungs-, Belastungs- und Ressourcen-Model von Greif (1991). Die Vorversion des ISTA-F wurde in 10 kognitiven Interviews mit Freelancern und einer Existenzgründungsberaterin hinsichtlich Plausibilität, Verständlichkeit und Praktikabilität getestet. Danach wurde eine überarbeitete Version in drei Online-Befragungen (1. Erhebung mit n = 147, Retest nach 4 Wochen mit n = 58, 2. Erhebung mit n = 268) erhoben. Vor der 2. Online-Erhebung wurde eine Item- und Skalenanalyse durchgeführt, was die Eliminierung und Umformulierung einiger Items zur Folge hatte. Die psychometrische Validität wurde überprüft.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die interne Konsistenz nach Cronbach lag zwischen Alpha = .62 und Alpha = .95 und die Retestreliabilität zwischen rtt = .54 und rtt = .82 (Retestintervall: 1-3 Monate).
Validität: Das Verfahren ist inhaltsvalide. Die faktorielle Validität wurde anhand konfirmatorischer Faktorenanalyse bestätigt. Als Hinweis auf die Konstruktvalidität sprechen überdies die signifikanten Interkorrelationen der Subskalen sowie Zusammenhänge mit drei Befindlichkeitsskalen (Irritation, Psychosomatische Beschwerden, Arbeitsfreude/Stolz). Zur Überprüfung der Kriteriumsvalidität wurden Regressionsanalysen berechnet mit dem Ergebnis, dass sich die ISTA-F-Skalen als Prädiktoren für Befindlichkeitsindikatoren erweisen.
Normen: Das Verfahren ist nicht normiert. Mittelwerte und Standardabweichungen werden aus zwei Online-Erhebung zur Verfügung gestellt.
Testkonzept
Theoretischer Hintergrund
Das Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse bei Freelancern (ISTA-F; Clasen, 2012a) erfasst typische, stressrelevante Arbeitsmerkmale von Freelancern.
In den letzten Dekaden konnte in Deutschland ein Zuwachs von Freelancern festgestellt werden. Wie jedoch ihre Arbeitsbedingungen sind und welche Konsequenzen diese mit sich bringen, wurde aufgrund fehlender Messinstrumente bisher nicht untersucht. Freelancer sind Solo-Selbstständige, die ein Ein-Personen-Unternehmen führen, die von anderen Unternehmen Aufträge annehmen und ausführen. Der Erfolg von Freelancern ist von ihrer Gesundheit abhängig. Krankheitsbedingte Ausfälle verursachen finanzielle Notlagen. Zu Vermeidung einer solchen Notlage, sind viele Freelancer gezwungen, trotz vorliegender Krankheitssituation zu arbeiten. Dies hat zur Folge, dass der Zustand sich verschlimmert, was wiederum ein Risiko für ihre finanzielle und damit existentielle Notlage darstellt (Clasen, 2012a, S. 123-124; Clasen, 2012b, S. 99). Bisherige Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und Gesundheit von Solo-Selbstständigen zeigen einerseits positive Wohlbefindensindikatoren wie hohe Selbstwirksamkeit, Selbstwertgefühl, Commitment und Arbeitszufriedenheit, andererseits zeigt sich ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Beschwerden, psychischen Stress, Gratifikationskrisen und Erholungsunfähigkeit (z. B. Gerlmaier, 2002; Martin, 2002).
Das Ziel des Verfahrens ist es, die Arbeitsbedingungen von Freelancern und deren Auswirkungen genauer zu erfassen, um eine erste Gefährdungsanalyse durchzuführen, was als Grundlage für die Entwicklung von geeigneten Präventionsmaßnahmen dienen kann (Clasen, 2012a, S. 124).
Das ISTA-F basiert auf dem Anforderungs-, Belastungs-, Ressourcen-Modell von Greif (1991), welches wiederum in Anlehnung an das transaktionale Stressmodell (Lazarus & Launier, 1981) und die Handlungsregulationstheorie nach Hacker (1998) bzw. Volpert (2003) entwickelt wurde. Das Modell von Greif beschreibt Arbeitstätigkeiten in Stresssituationen als Stressoren, Anforderungen und Ressourcen. Stressoren können das Wohlbefinden negativ beeinflussen und Ressourcen können dem entgegenwirken. Anforderungen helfen, Fertigkeiten zu erhalten und diese weiterzuentwickeln (Clasen, 2012a, S. 125; Clasen, 2012b, S. 99-100).
Testaufbau
Das ISTA-F umfasst drei Hauptskalen mit unterschiedlich vielen Subskalen und insgesamt 87 Items (Clasen, 2012a, S. 126 f., S. 131):
(1) Stressoren (insgesamt 32 Items)
(1.1) Einkommensunsicherheit (4 Items): Unsicherheiten bei der Sicherung der finanziellen Existenz
(1.2) Unsicherheit (8 Items): Probleme der Koordination von Aufgaben, Unsicherheiten wegen unklarer/widersprüchlicher Aufträge und Probleme qualitativer Überforderung
(1.3) Zeitdruck (8 Items): Situationen quantitativer Überforderung
(1.4) Auftraggeberbezogene Stressoren (9 Items): Häufigkeit von belastendem Kundenverhalten (z. B. Behinderung der eigenen Arbeit, überzogene Forderungen oder Beratungsresistenz)
(1.5) Arbeitsextensivierung (3 Items): durchschnittliche Wochenarbeitszeit (Std.), Anzahl von Arbeitstagen (wöchentlich), Anzahl der Arbeitswochen (jährlich).
(2) Ressourcen (insg. 36 Items)
(2.1) Gestaltungsmöglichkeiten (8 Items): Entscheidungsmöglichkeiten im Bereich der Arbeits- und Organisationsgestaltung (autonome Bestimmung der Urlaubsplanung, des Arbeitsortes, der Gestaltung des Arbeitsplatzes
(2.2) Handlungsspielraum (4 Items): Analyse von aufgabenbezogenen Entscheidungsmöglichkeiten, Fokus auf Möglichkeiten der Konzeptentwicklung, der Auswahl von Aufträgen und der Bestimmung des Vorgehens bei der Bearbeitung von Aufträgen
(2.3) Zeitspielraum (3 Items): Entscheidungsmöglichkeiten bezüglich der zeitlichen Strukturierung der Arbeit (Pausen, Auszeiten, Deadlines)
(2.4) Kommunikationsmöglichkeiten (5 Items): Möglichkeiten der persönlichen Kontaktaufnahme bei der Arbeit im eigenen Büro und an anderen Arbeitsorten
(2.5) Gewinn (2 Items): Bruttoeinnahmen des Vorjahres und die Gewinnprognose für das laufende Jahr
(2.6) Finanzielle Reserven (für 2 Monate) (1 Item): Existenz und Umfang finanzieller Reserven
(2.7) Soziale Unterstützung (durch Auftraggeber: 3 Items; Berufskollegen: 3 Items; Andere wie z. B. Lebenspartner(in), Freunde, Familie: 6 Items): Unterstützung durch verschiedene Personen
(2.8) Stammkunden (1 Item): prozentualer Anteil von Stammkunden.
(3) Anforderungen (insg. 19 Items)
(3.1) Arbeitskomplexität (6 Items): Höhe der kognitiven Regulationsanforderungen der Arbeitsaufgaben
(3.2) Variabilität (4 Items): Unterschiedlichkeit von Anforderungen innerhalb der Arbeitstätigkeit, des Vorgehens bei der Bearbeitung von Aufträgen und dem Umfang von Routinetätigkeiten
(3.3) Selbstregulationsanforderungen (4 Items): Erfordernisse der inhaltlichen und zeitlichen Koordination von Aufgaben und der Arbeitsorganisation
(3.4) Kooperationserfordernisse/Auftraggeber (5 Items): Beratungsanforderungen, Abstimmungen über die Art und Weise der Zusammenarbeit, gemeinsame Planungsaktivitäten und gegenseitige Information.
Am Schluss werden acht soziodemografische Fragen gestellt (Clasen, 2012a, S. 128).
Auswertungsmodus
Für die Subskalen der drei Hauptskalen werden die Mittelwerte ermittelt. Die Items haben kein einheitliches Antwortformat (offen, halboffen, dichotom, intervallskaliert). Weitere Angaben fehlen.
Auswertungshilfen
Es liegen Mittelwerte und Standardabweichungen als Referenzwerte vor. Weitere Auswertungshilfen existieren nicht.
Auswertungszeit
Zur Dauer der Auswertung liegen keine Angaben vor.
Itembeispiele
Im Folgenden wird ein Item vorgestellt.
Einkommensunsicherheit:
Person A hat für das nächste halbe Jahr genug Aufträge/Buchungen, um ihren finanziellen Bedarf zu decken.
Person B hat für das nächste halbe Jahr noch keine Aufträge/Buchungen.
Ihre Situation ist genau wie ...?
Items
Im Folgenden wird der Fragebogen vorgestellt. Die Antwortkategorien werden hier aus Platzgründen weggelassen.
Teil 1
Im Folgenden werden einige Fragen zu Ihrer selbstständigen Arbeitstätigkeit gestellt. Bitte kreuzen Sie das für Sie bzw. Ihre Arbeit Zutreffende an oder tragen Sie die erbetenen Angaben in die dafür vorgesehen Felder ein.
SD1 Wie viel Prozent Ihres Gesamteinkommens bestreiten Sie durch Ihre selbstständige Tätigkeit?
SD2 Beschäftigen Sie dauerhaft sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter?
SD11 In welchem Beruf arbeiten Sie überwiegend?
SD14 Was für Aufträge bearbeiten Sie typischer Weise?
SD10 In welcher Organisationsform arbeiten Sie?
T1 Wie viel Prozent Ihrer Arbeitszeit nehmen die folgenden Aufgaben ein?
T5 Wo verbringen Sie wie viel Prozent Ihrer Arbeitszeit?
AE1 An wie vielen Tagen arbeiten Sie pro Arbeitswoche meistens für Ihre selbstständige Tätigkeit?
AE2 Wie viele Stunden arbeiten Sie durchschnittlich pro Arbeitswoche für Ihre selbstständige Tätigkeit?
AE4 Wie viel Urlaub hatten Sie in den letzten 12 Monaten?
AE5 Wie viele Wochen haben Sie insgesamt in den letzten 12 Monaten als Selbstständige/r gearbeitet?
Teil 2
Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Fragen zu Ihren Auftraggebern.
KU2 Wie viele Ihrer Auftraggeber sind "Stammkunden"?
KU3 Wer sind Ihre Auftraggeber?
Bei den nächsten Fragen geht es um den Kontakt mit Ihren Auftraggebern (bzw. den Kontaktpersonen im Auftraggeber-Unternehmen). Bitte schätzen Sie ein, wie Ihre Auftraggeber sind!
"Ich habe mit Auftraggebern zu tun, ..."
SK5 ... die unfreundlich sind.
SK6 ... die meine Arbeit behindern.
SK11 ... die sich nicht beraten lassen wollen.
SK12 ... mit denen es Schwierigkeiten bei der Abstimmung gibt.
SK13 ... bei denen unklar ist, was sie von einem wollen.
SK14 ... die mir die Arbeit durch ihr Verhalten erschweren.
SK22 ... deren Wünsche widersprüchlich sind.
SK33 ... die überzogene Forderungen haben.
Teil 3
Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Fragen zu Ihrer Arbeit. Dabei geht es um die Arbeit an sich und nicht darum, wie Sie persönlich die Arbeit verrichten.
UN1 Wie oft erhalten Sie von Auftraggebern unklare Aufträge (Informationen, Vorgaben)?
UN2 Wie oft erhalten Sie von Auftraggebern widersprüchliche Aufträge (Informationen, Vorgaben)?
UN3 Wie oft kommt es vor, dass Sie bei Ihrer Arbeit Entscheidungen treffen müssen, ohne ausreichende Informationen zu haben?
UN4 Wie oft kommt es vor, dass Sie bei Ihrer Arbeit Entscheidungen treffen müssen, ohne deren Folgen zu kennen?
UN6 Wie oft kommt es vor, dass Sie wegen mangelnder Kenntnisse bzw. Erfahrungen nicht wissen, wie Sie bei der Bearbeitung einer Aufgabe/eines Auftrags vorgehen sollen?
UN7 Bei wie vielen Ihrer Buchungen/Optionen werden Termine vom Auftraggeber noch offen gehalten bzw. verschoben?
UN8 Wie viele Ihrer Buchungen/Optionen werden vor Auftragsbeginn wieder storniert?
UN9 Wissen Sie bereits zu Beginn eines Auftrags, wie der Auftrag sich gestalten wird (inhaltlich und/oder zeitlich)?
Die folgenden Fragen beziehen sich nur auf die Bearbeitung von Kunden-Aufträgen (inkl. Vorbereitung und Planung).
ZD1 Stehen Sie bei der Bearbeitung von Aufträgen unter Zeitdruck?
ZD3 Wie häufig passiert es, dass Sie bei der Bearbeitung von Aufträgen schneller arbeiten, als Sie es normalerweise tun, um die Arbeit zu schaffen?
ZD5 Wie oft kommt es bei der Bearbeitung von Aufträgen vor, dass Sie wegen zu viel Arbeit keine Pause machen können?
ZD7 Wie oft kommt es bei der Bearbeitung von Aufträgen vor, dass Sie wegen zu viel Arbeit länger als geplant arbeiten?
Die folgenden Fragen beziehen sich nur auf die Bearbeitung Ihrer sonstigen Aufgaben. Damit ist die Zeit gemeint, in der Sie nicht an Aufträgen arbeiten.
ZD2 Stehen Sie bei der Arbeit unter Zeitdruck, wenn Sie nicht an Aufträgen arbeiten?
ZD4 Wie häufig passiert es, dass Sie schneller arbeiten, als Sie es normalerweise tun, um die Arbeit zu schaffen, wenn Sie nicht an Aufträgen arbeiten?
ZD6 Wie oft kommt es vor, dass Sie wegen zu viel Arbeit keine Pause machen können, wenn Sie nicht an Aufträgen arbeiten?
ZD8 Wie oft kommt es vor, dass Sie wegen zu viel Arbeit länger als geplant arbeiten, wenn Sie nicht an Aufträgen arbeiten?
Die folgenden Fragen beziehen sich wieder auf Ihre gesamten Arbeitsaufgaben.
HS1 Wenn man Ihre Arbeit insgesamt betrachtet, wie viele Möglichkeiten zu eigenen Entscheidungen bietet Ihnen Ihre Arbeit?
HS2 Bei wie vielen Ihrer Aufträge können Sie selbst die Idee bzw. das Konzept entwickeln?
HS3 Bei wie vielen Ihrer Aufträge können Sie sich an der Ideen- bzw. Konzeptentwicklung beteiligen?
HS4 Bei wie vielen Ihrer Aufträge können Sie selbst das gesamte Vorgehen bei der Bearbeitung bestimmen (inhaltliche und zeitliche Auftragsplanung, Art und Weise der Ausführung) ohne dass Ihnen z. B. vom Auftraggeber ein Vorgehen vorgegeben wird?
ZS3 Bei wie vielen Aufträgen können Sie die Auftragstermine (z. B. Lage des Start- bzw. Abgabetermins) im Vorfeld beeinflussen?
ZS4 Bei wie vielen Aufträgen können Sie Deadlines/Abgabetermine nachträglich verschieben?
ZS5 Können Sie die Dauer Ihrer Projekte bzw. Jobs (Zeit, die Sie für die Auftragserledigung haben) mitbestimmen?
Bei den folgenden Fragen geht es weiterhin um die Arbeit an sich und nicht darum, wie Sie persönlich die Arbeit verrichten.
AK1 Wie oft müssen Sie bei Ihrer Arbeit sehr komplizierte Entscheidungen treffen?
AK3 Wie oft können Sie bei Ihrer Arbeit Neues dazulernen (fachlich)?
AK7 Wie oft muss man bei Ihrer Tätigkeit neue Konzepte bzw. Ideen entwickeln?
AK4 Wie oft muss man bei Ihrer Arbeit aktiv seine Arbeitsweise überprüfen (z. B. weil etwas nicht optimal läuft)?
AK5 Wie oft muss man sich bei Ihrer Arbeit mit aktuellen Informationen (über Branche, Markt etc.) versorgen?
AK2 Wie viele Ihrer Aufgaben/Aufträge sind besonders schwierig?
VA2 Wie viele Ihrer Aufträge sind einander inhaltlich/thematisch ähnlich?
VA1 Die Arbeit von Person A beinhaltet viele unterschiedliche Aufgabenbereiche (Steuer, Marketing, Kundenprojekte ...).
Die Arbeit von Person B beinhaltet wenig unterschiedliche Aufgabenbereiche.
Ihre Arbeitssituation ist ...
(5) genau wie die von A
(4) ähnlich wie die von A
(3) zwischen A und B
(2) ähnlich wie die von B
(1) genau wie die von B
VA3 Person A bearbeitet ganz unterschiedliche Arten von Aufträgen zu einem bestimmten Thema.
Person B bearbeitet immer die gleiche Art von Auftrag zu einem bestimmten Thema.
Journalistin A schreibt zum Thema "Partnerschaft" Interviews, Reportagen, Features...
Journalistin B schreibt zum Thema "Partnerschaft" immer Features.
Ihre Arbeitssituation ist ...
(5) genau wie die von A
(4) ähnlich wie die von A
(3) zwischen A und B
(2) ähnlich wie die von B
(1) genau wie die von B
VA4 Die Aufträge von A erfordern immer das gleiche Vorgehen.
Die Aufträge von B erfordern ein sehr unterschiedliches Vorgehen.
Web-Designer A kann bei der Erstellung von Web-Sites immer gleich vorgehen.
Web-Designer B muss je nach Auftrag immer wieder anders vorgehen.
Ihre Arbeitssituation ist ...
(5) genau wie die von A
(4) ähnlich wie die von A
(3) zwischen A und B
(2) ähnlich wie die von B
(1) genau wie die von B
Im Folgenden geht es darum, wie gut Sie während Ihrer Arbeit mit anderen Personen Kontakt aufnehmen, jemandem helfen/Hilfe erhalten oder sich mit anderen unterhalten können.
Die folgenden Fragen beziehen sich auf Tage, an denen Sie in Ihrem Büro arbeiten.
K1 Mit wie vielen verschiedenen Berufskolleg(inn)en/ Kooperationspartner(inne)n können Sie während der Arbeit in Ihrem Büro telefonisch oder per Email etc. Kontakt aufnehmen?
K3 Können Sie sich während der Arbeit in Ihrem Büro mit Anderen (z. B. Kolleg(inn)en, Partner/in, Bekannten) persönlich über Dinge unterhalten, die nichts mit der Arbeit zu tun haben?
Die folgenden Fragen beziehen sich auf Tage, an denen Sie beim Kunden/Auftraggeber arbeiten bzw. auf externe Arbeitstermine (= extern). Wenn Sie nie extern arbeiten, überspringen Sie die Fragen KOM4-KOM6!
K4 Mit wie vielen verschiedenen Berufskolleg(inn)en/ Kooperationspartner(inne)n können Sie während der Arbeit extern telefonisch oder per Email etc. Kontakt aufnehmen?
K5 Mit wie vielen verschiedenen Berufskolleg(inn)en/ Kooperationspartner(inne)n können Sie während der Arbeit extern persönlich Kontakt aufnehmen?
K6 Können Sie sich während der Arbeit extern mit Anderen (z. B. Kolleg(inn)en, Partner/in, Bekannten) persönlich über Dinge unterhalten, die nichts mit der Arbeit zu tun haben?
Die folgenden Fragen beziehen sich auf die Zusammenarbeit mit Ihren Auftraggebern.
KEK2 Wie oft müssen Sie genau zuhören und nachfragen, um zu verstehen, was Ihre Auftraggeber von Ihnen wollen?
KEK5 Wie oft müssen Sie sich mit Ihren Auftraggebern über die Art und Weise Ihrer Zusammenarbeit abstimmen?
KEK6 Wie oft müssen Sie Ihr Vorgehen gemeinsam mit Ihren Auftraggebern planen?
KEK7 Wie oft müssen Sie genau wissen, wie weit die Auftraggeberseite gerade ist?
KEK8 Wie oft muss die Auftraggeberseite genau wissen, wie weit Sie gerade mit der Arbeit sind?
Bitte versuchen Sie weiterhin, die Fragen möglichst objektiv zu beantworten.
EU1 Person A hat für das nächste halbe Jahr genug Aufträge/Buchungen, um ihren finanziellen Bedarf zu decken.
Person B hat für das nächste halbe Jahr noch keine Aufträge/Buchungen.
Ihre Situation ist ...
(5) genau wie die von A
(4) ähnlich wie die von A
(3) zwischen A und B
(2) ähnlich wie die von B
(1) genau wie die von B
EU2 Inwieweit schwanken Ihre Einnahmen von Monat zu Monat?
EU4 Wenn Sie Ihre selbstständige Tätigkeit wegen Auftragsmangels aufgeben müssten, wie groß wären dann Ihre Chancen, wieder eine adäquate Tätigkeit (z. B. als Angestellte(r)) zu finden?
EU5 Wenn Sie Ihre selbstständige Tätigkeit wegen Auftragsmangels aufgeben müssten, wie groß wären dann Ihre Chancen, überhaupt eine Tätigkeit zu finden?
Bitte überlegen Sie bei der Beantwortung der folgenden Fragen, welches Verhalten durch Ihre Arbeit gefordert wird.
SR4 Wie oft muss man sich bei Ihrer Arbeit aktiv mit der Koordination von Aufgaben/Aufträgen befassen?
SR7 Wie oft muss man bei Ihrer Arbeit Arbeitsplatz und Arbeitsmittel überprüfen (Instandhaltung, Arbeitsmittelbeschaffung etc.)?
SR2 Wie genau bzw. detailliert muss man bei Ihrer Arbeit in der Regel seine Aufgaben bzw. Termine planen?
SR8 Wie sehr muss man bei Ihrer Arbeit seine Aufgaben nach Plan erledigen?
GM Wie stark werden folgende Merkmale Ihrer Arbeitssituation von Ihnen bzw. von externen Faktoren (Kunden, Markt etc.) beeinflusst?
1 Urlaubsplanung
2 Planung der Arbeitszeit (Lage, Dauer, "Überstunden")
3 Pausengestaltung
4 Weiterbildungsaktivitäten
5 Anschaffung neuer Arbeitsmittel
6 Gestaltung des Arbeitsplatzes (z. B. Einrichtung des Büros)
7 Wahl des Arbeitsortes
8 Unternehmensentwicklung (Tätigkeitsbereich, Produkte)
Teil 4
SU1 Wie sehr können Sie sich auf folgende Personen verlassen, wenn es in der Arbeit schwierig wird?
K Auftraggeber
P Kooperationspartner(innen)/Berufskolleg(innen)
L Lebenspartner(in)
A Andere (z. B. Freunde, Bekannte, Verwandte)
SU2 Wie sehr sind folgende Personen bereit, Ihre Probleme im Zusammenhang mit der Arbeit anzuhören?
K Auftraggeber
P Kooperationspartner(innen)/Berufskolleg(innen)
L Lebenspartner(in)
A Andere (z. B. Freunde, Bekannte, Verwandte)
SU3 Wie sehr unterstützen folgende Personen Sie, so dass Sie es in der Arbeit leichter haben?
K Auftraggeber
P Kooperationspartner(innen)/Berufskolleg(innen)
L Lebenspartner(in)
A Andere (z. B. Freunde, Bekannte, Verwandte)
Teil 5
Zum Abschluss noch einige Angaben zu Ihrer Person ...
SD3 Wie alt sind Sie?
SD4 Geschlecht
SD5 Haben Sie Kinder?
SD8 Wie lange sind Sie schon in Ihrem jetzigen Tätigkeitsbereich selbstständig tätig?
SD9 Welche Berufsausbildung haben Sie in Bezug auf Ihre jetzige Tätigkeit?
Sollten mehrere Möglichkeiten auf Sie zutreffen, kreuzen Sie bitte den höchsten Abschluss an!
FR1 Verfügen Sie über finanzielle Reserven, die Sie bei zu geringem bzw. ausbleibendem Umsatz für mindestens 2 Monate nutzen können?
(z. B. Überbrückungsgeld, eigene Rücklagen, Einkünfte aus anderen Quellen wie das Einkommen des Partners etc.)
FR2 Wie hoch war Ihr Gewinn 2005 (vor Abzug der Steuern)?
FR3 Wie hoch wird voraussichtlich Ihr Gewinn in diesem Jahr sein (vor Abzug der Steuern)?
Durchführung
Testformen
Das ISTA-F wurde bisher als Online-Test durchgeführt (Clasen, 2012a). Es kann auch als Paper-Pencil-Test eingesetzt werden. Es ist für die spezielle Gruppe der Freelancer entwickelt worden. Daneben existiert die Originalversion "Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse" (ISTA) von Semmer, Zapf und Dunckel (1999).
Altersbereiche
Das Verfahren kann bei Berufstätigen mit einer Solo-Beschäftigung eingesetzt werden.
Durchführungszeit
Das Beantworten des ISTA-F dauert ca. 30 Minuten (Clasen, 2012a, S. 128).
Material
Als Material steht der Fragebogen zur Verfügung. Zum Ausfüllen der Paper-Pencil-Form wird ein Schreibgerät benötigt; zur Online-Erhebung ein PC und die PC-Ausstattung.
Instruktion
Die Instruktion ist standardisiert und kann auf dem Fragebogen abgelesen werden.
Durchführungsvoraussetzungen
Es sind keine speziellen Durchführungsvoraussetzungen bekannt. Die Zielgruppe der Freelancer sollte mindestens 30 Stunden in der Woche arbeiten und mindestens 75 % ihres Einkommens aus der Selbstständigkeit beziehen.
Testkonstruktion
Das ISTA-F wurde auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie entwickelt. Bei der Testkonstruktion wurden die Skalen des Instruments zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse (ISTA; Semmer et al., 1999), der Fragebogen zur Erfassung von kundenbezogenen sozialen Stressoren (CSS) von Dormann (2003) sowie die deutsche Version der Skala zur sozialen Unterstützung am Arbeitsplatz (Frese, 1989) herangezogen. Es wurden Items komplett übernommen oder umformuliert. Zudem wurden Items neu gebildet, deren Formulierung mittels des Interviewmaterials von Clasen (2008) erfolgte. Die Items sollten der Arbeitssituation von Freelancern entsprechen und basieren auf dem handlungstheoretischen Anforderungs-, Belastungs- und Ressourcen-Model von Greif (1991; Clasen, 2012a, S. 123, S. 126 f.). Die erste Version des ISTA-F wurde in 10 kognitiven Interviews mit Freelancern und einer Existenzgründungsberaterin hinsichtlich Plausibilität, Verständlichkeit und Praktikabilität getestet. Danach wurde diese Version in drei Online-Befragungen vorgegeben. Die Probanden wurden über Newsletter, in Freelancer-Tools oder Internetforen rekrutiert. Im Juli 2006 wurde die erste Befragung durchgeführt. Nur Probanden, die mindestens 30 Stunden in der Woche arbeiten und mindestens 75 % ihres Einkommens aus der Selbstständigkeit beziehen, wurden ausgewählt, was zur Folge hatte, dass 147 von 333 Datensätzen (48 % weiblich, mittleres Alter: 37 Jahre) gänzlich ausgewertet wurden (siehe auch Clasen, 2012b, S. 100 f.). Von diesen Freelancern konnten 126 erneut kontaktiert werden, insgesamt nahmen aber nur 58 Personen (Rücklaufquote: 46 %) an der erneuten Befragung teil (Retestintervall: 4 Wochen). Diese erhielten eine überarbeitete ISTA-F-Version. Anschließend wurde eine Item- und Skalenanalyse durchgeführt. Die Koeffizienten für die Trennschärfen sollten über rit = .30 liegen. Dies führte zur Eliminierung und Umformulierung einiger Items. Die dritte Onlinebefragung wurde in dem Zeitraum Dezember 2006 und Januar 2007 an einer neu rekrutierten Stichprobe mit 268 Freelancern erhoben. Die Rekrutierung erfolgte ähnlich wie bei der ersten Befragung.
Gütekriterien
Objektivität
Die Objektivität in Durchführung, Auswertung und Interpretation wird angestrebt durch standardisierte Bedingungen und Auswertungsprogramme.
Die Interraterreliabilität zwischen Freelancern mit ähnlichen Tätigkeiten (Journalisten, Grafiker, Übersetzer, Organisationsberater) und vergleichbaren Arbeitsbedingungen wurde dahingehend überprüft, ob stressrelevante Merkmale ähnlich beschrieben werden. Als Maße wurden justierte Intraklassenkorrelationen (ICCjust, random) (Wirtz & Caspar, 2002) sowie der varianzunabhängige Index of Rater-Agreement rwg(J) (James, Demaree & Wolf, 1984, 1993) ermittelt. Da die Merkmale Auftraggeberbezogene Stressoren, Soziale Unterstützung und Kommunikationsmöglichkeiten individuenabhängig sind, wurden sie bei der Analyse ausgeschlossen. Der Median des Indexes der Urteilsübereinstimmung rwg(J) variiert zwischen Ratergruppen um .71 (Grafiker) bis .79 (Journalisten), die mittlere Interraterreliabilität (ICCunjust) variiert um .31 (Grafiker) und .50 (Übersetzer) und die mittleren ICCjust-Werte liegen zwischen .69 (Grafiker) und .88 (Übersetzer). Die ICC-Werte wurden signifikant (p < .00).
Reliabilität
Die interne Konsistenz nach Cronbach und die Retestreliabilität wurden berechnet. Zwei Skalen (Auftraggeberbezogene Stressoren und Soziale Unterstützung) wurden bei der Ermittlung der Retestreliabilität ausgeschlossen, um einerseits die Probanden zu entlasten und anderseits erwiesen diese sich über die Zeit als sehr robuste Merkmale.
Die Alpha-Koeffizienten der Subskalen bewegen sich für beide Online-Befragungen zwischen Alpha = .62 (Variabilität, 1. Erhebung) und Alpha = .95 (Gewinn, 2. Erhebung) (Clasen, 2012a, S. 131). Die Retestreliabilität der Merkmale liegen zwischen rtt = .54 und rtt = .82 (Retestintervall: 1-3 Monate; n = 44-58). Die Subskala Kommunikationsmöglichkeiten mit rtt = .54 und Variabilität mit rtt = .56 weisen die geringsten Stabilitäten auf. Die höchsten Werte finden sich für Einkommensunsicherheit (rtt = .82) und Zeitspielraum (rtt = .79).
Validität
Die Konstruktvalidität wurde anhand einer konfirmatorischen Faktorenanalyse, durch Interkorrelationen der Skalen und Korrelationen mit konstruktähnlichen Verfahren untersucht. Der Datensatz (N = 333; siehe unter "Testkonstruktion") wurde aus zwei Online-Erhebungen zusammengefasst. Es wurde eine konfirmatorische Faktorenanalyse (KFA) mit Kreuzvalidierung durchgeführt. Die Items luden auf 11 Faktoren zwischen .35 und .89. Die Interkorrelationen zwischen diesen 11 Faktoren variieren stark (r = -.50-.57).
Produkt-Moment-Korrelationen mit drei Befindlichkeitsskalen, der Irritationsskala von Mohr, Müller und Rigotti (2004; Mohr, Rigotti & Müller, 2005), der Skala Psychosomatische Beschwerden von Mohr und Müller (2004) sowie der Skala Arbeitsfreude/Stolz von Ducki (2000), ergaben erwartungskonforme Werte, die mit Ausnahmen (-.10 < r > .11: Arbeitsextensivierung, Stammkunden, Selbstregulationserfordernisse, Kooperationserfordernisse mit Kunden) signifikant wurden (Clasen, 2012a, S. 128-129; S. 132 f.). Die Skalen Stammkunden und Finanzielle Reserven korrelieren mit der Skala "Psychosomatische Beschwerden", jedoch nicht mit den beiden anderen. Arbeitskomplexität und Variabilität korrelieren lediglich mit der Skala "Arbeitsfreude/Stolz". Als nächstes wurde eine hierarchisch multiple Regressionsanalyse berechnet mit den Subskalen der Stressoren und Ressourcen und den Befindlichkeitsskalen. Es konnte nachgewiesen werden, dass Stressoren und Ressourcen durchaus Prädiktoren für die drei Befindlichkeitsindikatoren darstellen. So zeigt sich u. a., dass Einkommensunsicherheit, Auftraggeberbezogene Stressoren, Unsicherheit und Zeitdruck signifikant Befindensbeeinträchtigungen vorhersagen können. Arbeitsextensivierung korreliert jedoch in die entgegengesetzte Richtung mit psychosomatischen Beschwerden (r = -.15) und mit Arbeitsfreude (r = .12). Um Mediatoren wie negative Affektivität und Verteidigungshaltung der eigenen Arbeit auszuschließen, wurden diese mit der Skala Emotionale Stabilität (Schallberger & Venetz, 1999) sowie der Skala Abwehr bzw. Verteidigungsreaktion (Frese & Zapf, 1986) miterfasst und eine Partialkorrelation mit den ISTA-F-Skalen und den Befindlichkeitsskalen berechnet. Es zeigt sich, dass diese beiden Kontrollvariablen den Zusammenhang zwischen den ISTA-F-Skalen und den Befindlichkeitsskalen nicht beeinflussen (Ausnahme: Kommunikationsmöglichkeiten und Arbeitsfreude).
Normierung
Das Verfahren ist nicht normiert. In Tabelle 1 können Mittelwerte und Standardabweichungen abgelesen werden.
Tabelle 1
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) des ISTA-F (modifiziert nach Clasen, 2012a, S. 131)
1. Erhebung | 2. Erhebung | |||
---|---|---|---|---|
Skala | M | SD | M | SD |
Stressoren | ||||
Einkommensunsicherheit | 3.16 | .80 | 3.35 | .76 |
Unsicherheit | 2.42 | .85 | 1.83 | .80 |
Zeitdruck | 2.58 | .97 | 2.55 | 1.10 |
Auftraggeberbezogene Stressoren | 2.00 | .92 | 1.69 | .77 |
Arbeitsextensivierung | 3.06 | .72 | 2.39 | .50 |
Ressourcen | ||||
Gestaltungsmöglichkeiten | 3.87 | 1.17 | 3.99 | 1.06 |
Handlungsspielraum | 3.58 | 1.03 | 3.20 | 1.24 |
Zeitspielraum | 2.30 | 1.02 | 2.56 | 1.09 |
Kommunikationsmöglichkeiten | 2.49 | 1.09 | 2.36 | .82 |
Gewinn | 4.49 | 2.61 | 5.22 | 3.96 |
Finanzielle Reserven (für 2 Monate) | 1.37 | .48 | 1.34 | .48 |
Anteil Stammkunden | 3.38 | 1.02 | 3.73 | .87 |
Soziale Unterstützung | ||||
- durch Auftraggeber | 2.55 | .80 | 2.48 | .78 |
- durch Berufskollegen | 3.00 | .79 | 2.65 | 1.00 |
- durch Andere | 2.87 | .81 | 2.73 | .82 |
Anforderungen | ||||
Arbeitskomplexität | 3.41 | .95 | 3.12 | 1.05 |
Variabilität | 3.46 | .99 | 3.54 | 1.09 |
Selbstregulationsanforderung | 3.26 | .86 | 3.29 | .96 |
Kooperationserfordernisse/Auftraggeber | 3.61 | 1.02 | 2.60 | 1.15 |
Anwendungsmöglichkeiten
Anhand des ISTA-F können erstmals auch die Arbeitsbedingungen von Freelancern und deren Auswirkungen genauer erfasst werden. Eine Gefährdungsanalyse kann zur Entwicklung von geeigneten Präventionsmaßnahmen genutzt werden (Clasen, 2012a, S. 124).
Bewertung
Das ISTA-F erfasst typische, stressrelevante Arbeitsmerkmale von Freelancern. Da das ISTA von Semmer und Kollegen (1999) nicht alle Arbeitsmerkmale von Freelancern ausreichend misst und keine weiteren Messinstrumente für diese spezielle Zielgruppe vorliegen, wurde das ISTA-F entwickelt. Seine psychometrische Güte wurde ausreichend überprüft. Das ISTA-F erweist sich als inhaltsvalide, da es theoriegeleitet und in Anlehnung an das ISTA und weiteren arbeitsbezogene Testverfahren konstruiert wurde. Die faktorielle Validität konnte nachgewiesen werden. Es konnten erwartungskonforme Interkorrelationen festgestellt werden. Darüber hinaus korreliert es mit Befindlichkeitsindikatoren wie Irritation, psychosomatischen Beschwerden und Arbeitsfreude und kann diese zudem vorhersagen. Alles in allem erweist sich das ISTA-F für diese spezielle Zielgruppe als sehr nützlich und kann zur Gefährdungsanalyse und zur Entwicklung von geeigneten Präventionsmaßnahmen dienen.
Erstmals publiziert in:
Clasen, J. (2012). Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse bei Freelancern auf Basis des ISTA von Semmer, Zapf und Dunckel. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 56 (3), 123-142. PSYNDEX Dok.-Nr. 0254947
Literatur
Clasen, J. (2008). Die Arbeitsbedingungen von Freelancern. Entwicklung und Validierung eines Instruments zur stressbezogenen Analyse der Arbeit von Freelancern. Digitale Dissertation, Universität Hamburg, Fachbereich Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 0214358
Clasen, J. (2012a). Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse bei Freelancern auf Basis des ISTA von Semmer, Zapf und Dunckel. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 56 (3), 123-142. PSYNDEX Dok.-Nr. 0254947
Clasen, J. (2012b). Flexibel ohne Grenzen? - Belastungen, Anforderungen und Ressourcen von Freelancern. In B. Badura, A. Ducki, H. Schröder, J. Klose & M. Meyer (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2012. Zahlen, Daten, Analysen aus alle Branchen der Wirtschaft. Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen, Risiken minimieren (S. 97-107). Berlin: Springer.
Dormann, C. (2003). Kurzdokumentation zu den Skalen zur Erfassung von kundenbezogenen Stressoren (CSS) (S. 1-3). Frankfurt am Main: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Psychologie.
Ducki, A. (2000). Diagnose gesundheitsförderlicher Arbeit: Eine Gesamtstrategie zur betrieblichen Gesundheitsanalyse. Zürich: vdf Hochschulverlag. PSYNDEX Dok.-Nr. 0133382
Frese, M. (1989). Gütekriterien der Operationalisierung von sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 43 (2), 112-121. PSYNDEX Dok.-Nr. 0039250
Frese, M. & Zapf, D. (1986). Soziale Unterstützung, Kontrollüberzeugungen, Coping und Abwehr als intervenierende Variablen des Zusammenhangs von Stress am Arbeitsplatz und psychosomatischen Beschwerden. Abschlussbericht an die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). München: Ludwig-Maximilians Universität.
Gerlmaier, A. (2002). Neue Selbstständigkeit in der Informationsgesellschaft. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Dortmund, Fachbereich 14.
Greif, S. (1991). Streß in der Arbeit - Einführung und Grundbegriffe. In S. Greif, E. Bamberg & N. Semmer (Hrsg.), Psychischer Streß am Arbeitsplatz (S. 1-28). Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 0058640
Hacker, W. (1998). Allgemeine Arbeitspsychologie. Bern: Huber.
James, L. R., Demaree, R. G. & Wolf, G. (1984). Estimating within-group interrater reliability with and without response bias. Journal of Applied Psychology, 69 (1), 85-98. https://doi.org/10.1037/0021-9010.69.1.85
James, L. R., Demaree, R. G. & Wolf, G. (1993). rwg: An assessment of within-group interrater agreement. Journal of Applied Psychology, 78 (2), 306-309. https://doi.org/10.1037/0021-9010.78.2.306
Lazarus, R. S. & Launier, R. (1981). Stressbezogene Transaktionen zwischen Person und Umwelt. In J. R. Nickel (Hrsg.), Stress: Theorien, Untersuchungen, Maßnahmen (S. 213-259). Bern: Huber.
Martin, A. (2002). Arbeitsbedingungen von Selbstständigen. Schriften aus dem Institut für Mittelstandsforschung, 18.
Mohr, G. & Müller, A. (2004). Angst im nichtklinischen Kontext. Depressivität im nichtklinischen Kontext. Psychosomatische Beschwerden im nichtklinischen Kontext. In A. Glöckner-Rist (Hrsg.), ZUMA-Informationssystem. Elektronisches Handbuch sozialwissenschaftlicher Erhebungsinstrumente. ZIS Version 8.00. Mannheim: Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V.
Mohr, G., Müller, A. & Rigotti, T. (2004). Irritation - die Erfassung psychischer Befindensbeeinträchtigung: Gütekriterien und Normwerte. Leipzig: Universität Leipzig.
Mohr, G., Rigotti, T. & Müller, A. (2005). Irritation - ein Instrument zur Erfassung psychischer Beanspruchung im Arbeitskontext. Skalen- und Itemparameter aus 15 Studien. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 49 (1), 44-48. PSYNDEX Dok.-Nr. 0176928
Schallberger, U. & Venetz, M. (1999). Kurzversionen des MRS-Inventars von Ostendorf (1999) zur Erfassung der fünf "großen" Persönlichkeitsfaktoren. Berichte aus der Abteilung Angewandte Psychologie (S. 7-47). Zürich: Psychologisches Institut der Universität Zürich, Abteilung Angewandte Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 0129064
Semmer, N., Zapf, D. & Dunckel, H. (1999). Instrument zur Stressbezogenen Tätigkeitsanalyse (ISTA). In H. Dunckel (Hrsg.), Handbuch psychologischer Arbeitsanalyseverfahren. Zürich: vdf Hochschulverlag. PSYNDEX Dok.-Nr. 0128375
Volpert, W. (2003). Wie wir handeln - was wir können. Ein Disput als Einführung in die Handlungspsychologie. Sottrum: artefact Verlag.
Wirtz, M. A. & Caspar, F. (2002). Beurteilerübereinstimmung und Beurteilerreliabilität. Methoden zur Bestimmung und Verbesserung der Zuverlässigkeit von Einschätzungen mittels Kategoriensystemen und Ratingskalen. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 0151571
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Semmer, N., Zapf, D. & Dunckel, H. (1999). Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse (ISTA). In H. Dunckel (Hrsg.), Handbuch psychologischer Arbeitsanalyseverfahren. Zürich: vdf Hochschulverlag. PSYNDEX Dok.-Nr. 0128375
Rückmeldeformular
Rückmeldung über die Anwendung eines Verfahrens aus dem Testarchiv des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) an die Testautoren/-innen
Kontaktdaten
Prof. Dr. phil. Julia Clasen, Psychologie und Führungslehre an der Hochschule der Akademie der Polizei Hamburg, Carl-Cohn-Straße 39, D-22297 Hamburg