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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
HAF
Herzangstfragebogen
Kurzabstract
Der HAF dient der Erkennung herzbezogener Ängste im Kontext kardiologischer Erkrankungen. Herzbezogene Ängste können sowohl als Symptomatik bei thorakalen Beschwerden ohne organmedizinisches Korrelat auftreten, als auch als komorbides Syndrom bei organischen Herzerkrankungen, wobei sie zur Erschwerung der Rehabilitation und zur Chronifizierung der Beschwerden führen können. Der HAF besteht aus 17 Items mit den Subskalen Vermeidung, Furcht und Selbstaufmerksamkeit. Reliabilität: Cronbachs Alpha lag bei Alpha = .69-.92. Validität: Die HAF-Skalen Vermeidung und Furcht sowie der HAF-Gesamtwert korrelieren mit den Skalen des Fragebogen zum allgemeinen Gesundheitszustand SF-12 negativ (r = -.28 bis -.53), während die "Selbstaufmerksamkeit" mit Werten r = .25-.35 positiv korreliert. Mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) liegen die Korrelationen bei r = .16-.47. Erwartungsgemäß korrelierten die Subskalen relativ hoch mit dem Gesamtwert (r = .70-.86). Untereinander korrelierten die Subskalen zwischen r = .20-.52 (Vermeidung-Selbstaufmerksamkeit). Dies spricht für Herzangst als ein relativ einheitliches Konstrukt. Bezogen auf die Subskalen zeigte sich bei Panikpatienten eine signifikant erhöhte Furcht vor herzbezogenen Symptomen und bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen eine stärkere Vermeidung. Wie erwartet, zeigen chronisch kranke Patienten in allen Skalen und dem Gesamtwert die niedrigsten Werte.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: HAF. Herzangstfragebogen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005128
Zitierung
Hoyer, J. & Eifert, G. (2009). HAF. Herzangstfragebogen [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.6544
Kurzinformationen
Kurzname HAF
Engl. Name Cardiac Anxiety Questionnaire - German version
Autoren Hoyer, J., Eifert, G.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2009
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Hypochondrie, Angst, Herzinfarkt, Herzkrankheiten
Sprachversionen deu
Altersbereich Erwachsene (ggf. auch bei jungen Herzangstpatienten)
Itemzahl 17 Items
Subskalen (1) Furcht, (2) Vermeidung, (3) Aufmerksamkeit
Durchführungszeit ca. 10 Min.
Auswertungsdauer ca. 5-10 Min.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .69-.92.
Befunde zur Konstruktvalidität.
Keine Angaben.
Anwendungsbereich Forschung, Therapie
Diagnostische Zielsetzung
Der Herzangstfragebogen dient der Erkennung herzbezogener Ängste im Kontext mit kardiologischen Erkrankungen. Hierdurch sollen gefährdete Patienten frühzeitig erkannt und zielgerichtet untersucht werden können. Die Herzangst führt nicht nur dazu, dass der Patient den Arzt übermäßig häufig konsultiert, sondern beeinflusst auch körperliche Symptome, das Wohlbefinden, die Wahrnehmung und die Lebensqualität. Ein frühzeitiges Erkennen und eine entsprechende Behandlung können hier sowohl für Patienten mit tatsächlichen körperlichen Herzproblemen als auch für andere hilfreich sein. Dies gilt besonders für die rehabilitative und die psychotherapeutische Behandlung. Zudem können auf diese Weise unnötige Mehrkosten für das Gesundheitssystem vermieden werden.
Aufbau
Der HAF besteht aus 17 Items in der Form von Aussagen. Für jedes Item kann anhand einer fünfstelligen Skala von "0" bis "4" bestimmt werden, wie häufig die Aussage auf die eigene Person zutrifft. Dabei steht die 0 für "nie", die 1 für "selten", die 2 für "manchmal", die 3 für "oft" und die 4 für "immer". Die Items können den drei Skalen (1) Furcht (8 Items), (2) Vermeidung (4 Items) und (3) Aufmerksamkeit (5 Items) zugeordnet werden. Unter (1) Furcht fallen die Items 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, unter (2) Vermeidung die Items 2, 6, 8, 11 und unter (3) Aufmerksamkeit die Items 1, 3, 4, 5 und 7. Die Werte der Items jeder Skala werden zusammen addiert und durch die Itemanzahl der Skala geteilt, um den Skalenwert zu bestimmen. Für die Bestimmung des Gesamtwertes werden die Werte aller Items addiert und durch 17 geteilt. Die Skalen- und Gesamtwerte reichen dementsprechend theoretisch von 0.00 bis 4.00.
Grundlagen und Konstruktion
Herzbezogene Ängste können sowohl als Symptomatik bei thorakalen Beschwerden ohne organmedizinisches Korrelat auftreten, als auch als komorbides Syndrom bei organischen Herzerkrankungen, wobei sie zur Erschwerung der Rehabilitation und zur Chronifizierung der Beschwerden führen können (Fritzsche, Braun, Schweickhardt & Geibel, 2006). Personen mit Herzangst achten mit erhöhter Selbstaufmerksamkeit auf herzbezogene Empfindungen, überbewerten diese als lebensbedrohlich und suchen daher häufig Ärzte auf. Sie vermeiden angstauslösende Handlungen und Situationen. Dabei bleiben auch bei anderslautender Diagnostik Gesunde von ihrer vermeintlichen Herzkrankheit und tatsächlich Herzkranke von der Progression ihrer Herzkrankheit überzeugt. Im Gegensatz zu den Konstrukten der allgemeinen Panikstörungen und der Angstsensitivität ist bei der Herzangst die Aufmerksamkeit allein auf das Herz bezogen. Sowohl bei eigentlich herzgesunden Patienten mit psychischer Diagnose als auch als komorbides Syndrom bei Herzkranken existiert bei Herzangst generell eine negative Assoziation mit der Lebensqualität (Einsle et al., 2007). Trotz dieser Brisanz und obwohl das Phänomen schon seit dem 19. Jahrhundert untersucht wird (Schonecke, 1998), lag bis zum Erscheinen des Herzangstfragebogens kein reliabler und valider Fragebogen zu Herzängsten für den deutschsprachigen Raum vor. Beim Herzangstfragebogen (Hoyer & Eifert, 2001, 2004) handelt es sich um eine deutsche Übersetzung des englischsprachigen Cardiac Anxiety Questionnaire (Eifert et al., 2000). 1992 erarbeitete Eifert zum Thema Herzangst die Pilotversion des späteren Fragebogens. Aus dieser Pilotversion, semistrukturierten Interviews zur Psyche kardiologischer Patienten und Beschreibungen von Herzangstpatienten wurde ein Pool mit 63 Items gebildet. Eine dreifaktorielle Lösung konnte dabei 50.3 Prozent der Varianz erklären. Aus dem Pool wurde der endgültige Fragebogen mit 18 Aussagen entwickelt, deren Auftretenshäufigkeit jeweils auf einer Skala von 0 (nie) bis 4 (immer) angegeben werden sollte. Über arithmetische Mittel wurden aus den Einzelitems die drei Subskalen (1) Furcht mit acht Items, (2) Vermeidung mit fünf Items und (3) (Selbst-)Aufmerksamkeit mit fünf Items gebildet. Dabei korreliert "Furcht" mit "Vermeidung" zu r = .37 und mit "Aufmerksamkeit" zu r = .34. "Vermeidung" und "Aufmerksamkeit" korrelieren mit r = .20 miteinander. Für die Subskalen wurden interne Konsistenzen von Alpha = .69 bis Alpha = .83 und für den Gesamttest von Alpha = .83 berechnet (Eifert et al., 2000). Um das Instrument in die deutsche Sprache zu übersetzen, wurde die erste Übersetzung vom Erstautor des Herzangstfragebogens vorgenommen und die Rückübersetzung ins Englische vom bilingualen Originalautor. Das amerikanische "Item 5" aus der Skala "Vermeidung" konnte schwer übersetzt werden und wurde daher weggelassen, so dass für die deutsche Fassung des Herzangstfragebogens (HAF) nur 17 Items verblieben. Der Herzangstfragebogen wurde in einer deutschen Untersuchung mit N = 854 Patienten angewandt, wovon (A) n = 687 Patienten mit Herzrhythmusstörungen, (B) n = 35 Patienten mit der Diagnose einer Panikstörung und (C) n = 132 chronisch Kranke waren. Die Daten der Patienten mit Herzrhythmusstörungen wurden einer konfirmatorischen Faktorenanalyse mit Maximum-Likelihood-Schätzung unterzogen. Es luden alle Einzelitems zwischen .30 und .92 auf einen der drei Faktoren, mit Ausnahme von Item 10, das nur mit .15 auf den Faktor "Furcht" lud. Die Faktorenladungen sind nachfolgend jeweils in Klammern hinter dem entsprechenden Item angegeben. Auf "Furcht" luden dabei Item 9 (.59), Item 10 (.15), Item 12 (.30), Item 13 (.77), Item 14 (.65), Item 15 (.74), Item 16 (.40) und Item 17 (.32). Auf "Vermeidung" luden Item 2 (.90), Item 6 (.92), Item 8 (.82) und Item 11 (.81). Item 1 (.67), Item 3 (.57), Item 4 (.51), Item 5 (.33) und Item 7 (.68) luden auf "(Selbst-)Aufmerksamkeit". Anders als der Gesamtwert waren die Skalen des HAF dabei nicht normalverteilt. Bei den Trennschärfen der Items lagen lediglich Item 5 aus der Skala "Selbstaufmerksamkeit" sowie Item 10 und Item 12 aus der Skala "Furcht" unterhalb von rit = .30. Die einzelnen Trennschärfen, Mittelwerte und Standardabweichungen der Items können der Tabelle 1 entnommen werden.
Tabelle 1
Probandenzahl (n), Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD) und Trennschärfen (rit) der Items, Skalen und des HAF Gesamtwerts der Patienten mit Herzrhythmusstörungen
Skalen/Items | n | M | SD | rit |
---|---|---|---|---|
(1) Furcht | 622 | 1.81 | 0.68 | .73 |
Item 9 | 656 | 1.52 | 1.23 | .48 |
Item 10 | 650 | 3.08 | 1.14 | .14 |
Item 12 | 650 | 0.68 | 1.00 | .23 |
Item 13 | 651 | 1.83 | 1.19 | .60 |
Item 14 | 657 | 1.58 | 1.11 | .50 |
Item 15 | 655 | 1.52 | 1.17 | .56 |
Item 16 | 644 | 2.07 | 1.20 | .49 |
Item 17 | 655 | 2.14 | 1.28 | .38 |
(2) Vermeidung | 647 | 2.11 | 1.15 | .92 |
Item 2 | 663 | 2.23 | 1.18 | .84 |
Item 6 | 658 | 2.19 | 1.26 | .85 |
Item 8 | 652 | 1.98 | 1.32 | .80 |
Item 11 | 654 | 2.05 | 1.35 | .79 |
(3) Selbstaufmerksamkeit | 642 | 1.50 | 0.77 | .69 |
Item 1 | 663 | 2.07 | 1.16 | .56 |
Item 3 | 659 | 0.78 | 0.97 | .49 |
Item 4 | 662 | 0.86 | 0.97 | .43 |
Item 5 | 663 | 1.91 | 1.36 | .28 |
Item 7 | 651 | 1.88 | 1.24 | .53 |
Gesamtwert | 604 | 1.69 | 0.59 | .84 |
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Es wurden Stichproben für (A) Patienten mit Herzrhythmusstörungen, (B) chronisch kranke Patienten ohne Herzerkrankung und (C) Patienten mit Panikstörung erhoben. (A) Von den n = 1.025 angesprochenen Patienten mit Herzrhythmusstörungen aus der Kardiologischen Ambulanz des Herzzentrums Dresden nahmen n = 687 teil (davon 29 Prozent Frauen) und für n = 604 existierten schließlich vollständige Datensätze. Das Durchschnittsalter betrug M = 68.3 Jahre (SD = 11.2). Von den Patienten wurden 39 Prozent rein medikamentös behandelt, 37 Prozent hatten einen Herzschrittmacher (HSM) und 24 Prozent hatten einen Automatisch Implantierbaren Cardioverter Defibrillator (AICD). (B) Von den n = 413 angesprochenen chronisch kranken Patienten ohne Herzerkrankung aus einer Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie willigten n = 270 in die Teilnahme ein. Allerdings mussten n = 138 Personen wegen kardiologischer Erkrankungen ausgeschlossen werden, so dass nur n = 132 Patienten verblieben. Von diesen waren 60 Prozent Frauen und ihr Durchschnittsalter betrug M = 64.5 Jahre (SD = 12.8). (C) In verschiedenen Kliniken im Umland von Dresden wurden aus differentialdiagnostischen Überlegungen heraus n = 35 Panikpatienten rekrutiert, die bislang unbehandelt gewesen waren und deren Alter über 40 war. Die Patienten waren durchschnittlich M = 59.1 Jahre alt. 63 Prozent von ihnen gaben an, vor mehr als 24 Monate erkrankt zu sein, 71 Prozent von ihnen waren Frauen. Da die Stichproben sich in Bezug auf Alter und Geschlechterverhältnis unterschieden, wurden diese Faktoren in Hinblick auf ihren Einfluss auf die Ergebnisse überprüft. Dabei hatte das Geschlecht keinen signifikanten Einfluss. Bei dem Gesamtwert des HAF und der Subskala "Vermeidung" zeigte sich jedoch ein signifikanter Effekt, den das Alter auf die Ergebnisse ausübte, weswegen der Einfluss des Alters als Kovariate bei diesen kontrolliert wurde. Reliabilität: Um die Zuverlässigkeit des HAF zu überprüfen wurden die internen Konsistenzen berechnet, wobei die interne Konsistenz der Gesamtskala Alpha = .84 beträgt, die der Subskala Vermeidung Alpha = .92, die der Subskala Furcht Alpha = .73 und die der Subskala Selbstaufmerksamkeit Alpha = .69. Somit fallen die internen Konsistenzen der Subskalen Furcht und Selbstaufmerksamkeit mit Werten unter rtt = .80 relativ niedrig aus, wogegen der Wert der Subskala Vermeidung mit über rtt = .90 hoch ausfällt. Validität: Um Aussagen über die Konstruktvalidität des Verfahrens treffen zu können, wurden die Korrelationen des HAF mit zwei weiteren Verfahren berechnet sowie die Vorhersagen zu Gruppenunterschieden geprüft. Die genauen Korrelationen können in Tabelle 2 abgelesen werden. Dabei handelte es sich zum einen um die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D; Herrmann, Buss & Snaith, 1995), welche der Erfassung von (a) Ängstlichkeit und (b) Depressivität bei Patienten mit körperlichen Erkrankungen dient. Der Gesamtwert des HAF korreliert positiv in mittlerer Höhe mit Ängstlichkeit und Depressivität in der HADS-D. Die höchste Korrelation ergab sich mit r = .47 zwischen den Subskalen Furcht des HAF und Ängstlichkeit der HADS-D. Den geringsten Zusammenhang weisen mit r = .16 die Subskalen Vermeidung des HAF und Ängstlichkeit der HADS-D auf. Depressivität der HADS-D korreliert mit allen drei Subskalen des HAF in niedriger bis mittlerer Höhe. Die mittleren Korrelationen des HAF mit der HADS-D fallen somit ähnlich wie vorhergesagt aus, was als Hinweis auf die Konstruktvalidität des HAF gesehen wird. Wie erwartet ergibt sich die größte Korrelation mit r = .47 zwischen der Subskala Furcht des HAF und der (allgemeinen) Ängstlichkeit des HADS-D. Ähnliche Korrelationen existieren auch zwischen allgemeiner Ängstlichkeit und Progredienzangst bei Krebspatienten (Herschbach et al., 2006). Des Weiteren wurde der Fragebogen zum allgemeinen Gesundheitszustand - Short Form 12 (SF-12; Bullinger & Kirchberger, 1998) angewandt, der der Erfassung des subjektiven Gesundheitszustandes von Patienten dient. Er ist in (a) körperliche und (b) psychische Lebensqualität unterteilt, wobei hohe Werte für eine hohe Lebensqualität stehen. Sowohl der Gesamtwert als auch die Subskalen des HAF korrelieren signifikant negativ mit der Körperlichen Lebensqualität. An deutlichsten wird dieser Zusammenhang bei der HAF-Subskala Vermeidung mit r = -.50 und dem Gesamtwert mit r = -.53. Auch mit der Psychischen Lebensqualität zeigen alle drei Subskalen und der Gesamttest eine signifikante negative Korrelation, die jedoch jeweils etwas geringer ausfällt. Die mittlere negative Korrelation zwischen HAF und der Körperlichen Lebensqualität wird als Argument für die vermehrte Fokussierung auf die Wahrnehmung körperlicher Beschwerden bei Herzangst gesehen. Den Umstand, dass die negative Korrelation des HAF mit der Psychischen Lebensqualität nicht höher ausfällt, begründen die Autoren mit der Konstruktnähe zwischen Herzangst und Somatisierung, welche bewirkt, dass die Patienten ihre Einschränkungen eher körperlich erleben. Erwartungsgemäß korrelierten die drei Subskalen des HAF mit Werten zwischen r = .70 und r = .86 relativ hoch mit dem Gesamtwert des HAF. Untereinander gab es mit r = .52 die höchste Korrelation zwischen den Subskalen (1) Vermeidung und (3) Selbstaufmerksamkeit. Dies spricht für Herzangst als ein relativ einheitliches Konstrukt.
Tabelle 2
Spearman-Rangkorrelationen zwischen den Skalen des HAF, (1) Furcht, (2) Vermeidung und (3) Selbstaufmerksamkeit, und den Skalen des SF-12 sowie der HADS-D bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen (N = 687)
HAF-1 | HAF-2 | HAF-3 | HAF-Gesamt | |
---|---|---|---|---|
HAF-2 Vermeidung | .38** | - | - | - |
HAF-3 Selbstaufmerksamkeit | .52** | .20** | - | - |
HAF-Gesamtwert | .86** | .70** | .71** | - |
SF-12 Körperliche LQ | -.39** | -.50** | .35** | -.53** |
SF-12 Psychische LQ | -.35** | -.28** | .25** | -.39** |
HADS-D Ängstlichkeit | .47** | .16** | .37** | .44** |
HADS-D Depressivität | .35** | .30** | .25** | .40** |
In der Gesamtskala des HAF gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Panikpatienten und Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Bezogen auf die Subskalen zeigte sich bei den Panikpatienten eine signifikant erhöhte Furcht (Subskala HAF-1) vor herzbezogenen Symptomen und bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen eine stärkere Vermeidung (Subskala HAF-2). Dies wird damit begründet, dass "Patienten mit Herzrhythmusstörungen und vermehrter Herzangst im Unterschied zu Patienten mit Panikstörung eine Wahrnehmungseinengung auf das Herz zeigen" (Hoyer & Eifert, 2004). Die Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen gehen aus Tabelle 3 hervor. Wie erwartet, zeigen chronisch kranke Patienten in allen Skalen und dem Gesamtwert die niedrigsten Werte, was für die diskriminante Validität des HAF spricht.
Tabelle 3
Unterschiede zwischen den Mittelwerten (M) der HAF-Skalen (1) Furcht, (2) Vermeidung und (3) Selbstaufmerksamkeit und des HAF-Gesamtwerts der drei untersuchten Stichproben: (A) Patienten mit Herzrhythmusstörungen (n = 687), (B) chronisch kranke Patienten ohne Herzerkrankung (n = 132) und (C) Patienten mit Panikstörung (n = 35)
Patientengruppe | HAF-1 | HAF-2 | HAF-3 | HAF-Gesamt |
---|---|---|---|---|
M (SD) | M (SD) | M (SD) | M (SD) | |
Herzrhythmus | 1.81 (0.68) | 2.10 (1.15) | 1.50 (0.77) | 1.69 (0.59) |
Chronisch Kranke | 1.18 (0.64) | 1.11 (0.88) | 0.91 (0.60) | 1.14 (0.50) |
Panikpatienten | 2.02 (0.73) | 1.25 (0.99) | 1.55 (0.91) | 1.61 (0.64) |
Normen: Bei den deutschen Stichproben wurden insgesamt N = 854 Patienten untersucht, wovon (A) n = 687 Patienten mit Herzrhythmusstörungen, (B) n = 35 Patienten mit der Diagnose einer Panikstörung und (C) n = 132 chronisch Kranke ohne Herzerkrankung waren. Die Stichproben B und C dienten dabei primär dem Vergleich und der Validierung des Konzepts "Herzangst". Die n = 687 Patienten mit Herzrhythmusstörungen umfassende Stichprobe wurde zur Berechnung von Mittelwerten und Standardabweichungen herangezogen, welche als Vergleichswerte dienen können. Sie sind in Tabelle 1 beschrieben.
Testkonzept
Items
Im Folgenden werden die Items des HAF aufgeführt.
- Ich beachte aufmerksam meinen Herzschlag.
- Ich vermeide körperliche Anstrengung.
- Ich werde nachts durch Herzrasen geweckt.
- Brustschmerzen oder unangenehme Gefühle im Brustbereich wecken mich nachts.
- Ich messe meinen Puls.
- Ich vermeide Sport oder körperliche Arbeit.
- Ich kann mein Herz in meiner Brust spüren.
- Ich vermeide Aktivitäten, die meinen Herzschlag beschleunigen.
- Wenn Untersuchungen normale Ergebnisse erbringen, mache ich mir trotzdem Sorgen wegen meines Herzens.
- Ich fühle mich sicher, wenn ich in der Klinik, beim Arzt, oder in einer anderen medizinischen Einrichtung bin.
- Ich vermeide Aktivitäten, die mich zum Schwitzen bringen.
- Ich befürchte, die Ärzte glauben, meine Symptome seien nicht wirklich vorhanden. Wenn ich ungenehme Gefühle in der Brust habe oder mein Herz schnell schlägt, dann ...
- ... mache ich mir Sorgen, ich könnte eine Herzattacke haben.
- ... habe ich Schwierigkeiten, mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren.
- ... bekomme ich Angst.
- ... möchte ich von einem Arzt untersucht werden.
- ... spreche ich mit meiner Familie oder Freunden darüber.
Durchführung
Altersbereiche
Der Herzangstfragebogen (HAF; Hoyer & Eifert, 2001, 2004) ist für Erwachsene konzipiert. Im Falle dessen, dass es sich bei Jugendlichen jedoch bereits um Herzpatienten oder Herzangstpatienten handelt, könnte er für diese gegebenenfalls ebenso geeignet sein.
Durchführungszeit
Die Beantwortung des Fragebogens dauert ca. fünf Minuten.
Bewertung
Der Herzangstfragebogen (Hoyer & Eifert, 2001, 2004) ist ein sorgsam konstruiertes und übersetztes Verfahren zur Erfassung des Konstruktes "Herzangst". Besonders die relativ große Stichprobe von N = 854 Personen mit drei in der Praxis der Herzangst hoch relevanten Patientengruppen ist positiv hervorzuheben. Somit ist der HAF als Forschungsinstrument bei kardiologischen Patienten gut geeignet und kann diesbezüglich als hinreichend reliabel und valide für den Einsatz in der rehabilitativen und psychotherapeutischen Behandlung gelten. Eine darüber hinausgehende Untersuchung der Retestreliabilität des Instruments wäre allerdings erstrebenswert. Die Autoren selbst fordern für die individualdiagnostische Interpretation noch verbesserte Skalencharakteristika und aussagefähigere Normen. Inwieweit die Nichtteilnehmer sich bei der Untersuchung von den Teilnehmern unterschieden und die Stichprobe für die entsprechende Population als repräsentativ gelten kann, wurde nicht untersucht. Genauso wenig wurden objektive kardiologische Parameter und erlebte objektive oder subjektive Beeinträchtigungen systematisch miteinbezogen, wodurch teilweise eine unterschiedliche medizinische Erklärung für Herzängste vorliegen könnte. Der von den Autoren geäußerte Wunsch nach weitergehenden diesbezüglichen Untersuchungen erscheint, insbesondere auf der Grundlage der Erleichterung, die eine genauere Diagnose für Patienten und Gesundheitssystem bringen könnten, wünschenswert. Es steht daher zu hoffen, dass dieser fruchtbare Ansatz weiter verfolgt wird.
Erstmals publiziert in:
Hoyer, J. & Eifert, G. (2001). Herzangstfragebogen (HAF) - deutsche Version. Dresden: Technische Universität Dresden.
Literatur
Bullinger, M. & Kirchberger, I. (1998). SF-36. Fragebogen zum Gesundheitszustand. Göttingen: Hogrefe. PSYNDEX Dok.-Nr. 9003482
Eifert, G. H. (1992). Cardiophobia: a paradigmatic behavioural model of heart focused anxiety and non-anginal chest pain. Behaviour Research and Therapy, 30 (4), 329-345.
Eifert, G. H., Thompson, R. N., Zvolensky, M. J., Edwards, K., Frazer, N. L., Haddad, J. W. & Davig, J. (2000). The Cardiac Anxiety Questionnaire: development and preliminary validity. Behavior Research and Therapy, 38, 1039-1053.
Einsle, F., Weidner, K., Nitschke, M., Stöbel-Richter, Y., Bley, S., Neumann, K. & Köllner, V. (2007). Unterscheiden sich Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen hinsichtlich ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität? Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 16 (1), 1-10. PSYNDEX Dok.-Nr. 0202008
Fritzsche, K., Braun, P., Schweickhardt, A. & Geibel, A. (2006). Der Einfluss eines psychosomatischen Liaisondienstes auf die stationäre Verweildauer von Patienten in der Kardiologie. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 52, 127-140. PSYNDEX Dok.-Nr. 0189281
Herrmann, C., Buss, U. & Snaith, R. P. (1995). HADS-D. Hospital Anxiety and Depression Scale - Deutsche Version. Ein Fragebogen zur Erfassung von Angst und Depressivität in der somatischen Medizin. Bern: Huber. PSYNDEX Dok.-Nr. 9002842
Herschbach, P., Duran, G., Engst-Hastreiter, U., Waadt, S. & Berg, P. (2006). Gruppentherapeutische Behandlung von Progredienzangst bei Krebspatienten. Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, 27, 298-309. PSYNDEX Dok.-Nr. 0190980
Hoyer, J. & Eifert, G. (2001). Herzangstfragebogen (HAF) - deutsche Version. Dresden: Technische Universität Dresden. PSYNDEX Dok.-Nr. 9005128
Hoyer, J. & Eifert, G. (2004). Herzangstfragebogen (HAF-17) -überarbeitete deutsche Version. Dresden: Technische Universität Dresden.
Schonecke, O. W. (1998). Herzphobie, Ursachen und Behandlung. Göttingen: Verlag für Angewandte Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 0111772
Wichtige neuere Publikationen
Einsle, F., Köllner, V., Yorck Herzberg, P., Bernardy, K., Nitschke, M., Dannemann, S. & Hoyer, J. (2009). Psychometrische Analysen zum Herzangstfragebogen bei kardiologischen Patienten. Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin, 30 (4), 439-457. PSYNDEX Dok.-Nr. 0225171
Hoyer, J. (2003). Herzangstfragebogen (HAF). In J. Hoyer & J. Margraf (Hrsg.), Angstdiagnostik. Grundlagen und Testverfahren (S. 485-488). Berlin: Springer.
Hoyer, J., Eifert, G. H., Einsle, F. Zimmermann, K., Krauss, S., Knaut, M., Matschke, K. & Köllner, V. (2008). Cardiac anxiety before and after cardiac surgery. Journal of Psychosomatic Research, 64, 291-297.
Eifert, G. H., Thompson, R. N., Zvolensky, M. J., Edwards, K., Frazer, N. L., Haddad, J. W. & Davig, J. (2000). The Cardiac Anxiety Questionnaire: development and preliminary validity. Behavior Research and Therapy, 38, 1039-1053. (Originalfragebogen S. 1050-1051).
Kontaktdaten
Prof. Dr. Jürgen Hoyer, Professur für Behaviorale Psychotherapie, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden, Hohe Straße 53, D-01187 Dresden
Dr. Georg Eifert, Emeritus,Professor and Department Chair, Chapman University, Department of Psychology, One University Drive, Orange, CA 92866, USA