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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
AES
Angsterwartungsfragebogen bei Flugreisen
Kurzabstract
Die deutsche Version des AES für Flugreisen erfasst eine Komponente von Flugangst, nämlich die Stärke der Erwartung, dass während einer Flugreise Symptome von Angst auftreten. Die Skala wurde entwickelt, um die Überprüfung des theoretischen Modells ängstlichen Verhaltens von Gursky und Reiss (1987) zu ermöglichen. Der AES für Flugreisen enthält 10 Items, die konkret und verhaltensnah, aber zeitlich nicht terminiert formuliert sind. Sie beschreiben verschiedene angstbezogene Symptome oder Gefühle. Reliabilität: Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) der Originalversion lag bei Alpha = .90 und die Retestreliabilität betrug rtt = .62. Die interne Konsistenz der deutschen Version lag bei Alpha = .81. Die Schätzung der 3-Monats-Retestreliabilität erbrachte einen Wert von rtt = .75. Validität: Eine Faktorenanalyse zeigt auf, dass die beiden Skalen zwei unterschiedliche Faktoren abbilden. Der AES korrelierte mit der Frage nach der Flugangst zu r = .34 und dem Vermeidungsverhalten zu r = .28. Positive Korrelationen fanden sich auch zur Fear of Flying Scale sowie deren Subskalen mit Ausnahme der Subskala Turbulenzen. Zum divergenten Gefahrenerwartungsfragebogen ergab sich hypothesenkonform nur eine geringere Korrelation, zum Anxiety Sensitivity Index allerdings eine unerwartet hohe, welche die Unabhängigkeit der beiden Konstrukte in Frage stellt.
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: AES. Angsterwartungsfragebogen bei Flugreisen. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9005017
Zitierung
Mühlberger, A., Herrmann, M. J. & Pauli, P. (2010). AES. Angsterwartungsfragebogen bei Flugreisen [Verfahrensdokumentation, Autoren-Kurzbeschreibung und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4521
Kurzinformationen
Kurzname AES
Engl. Name Anxiety Expectancy Scale Fear of Flying - German version
Autoren Mühlberger, A., Herrmann, M.J., Pauli, P.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2010
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-NC-ND 3.0
Schlagworte Angst, Phobien, Furcht, Panik, Luftverkehr
Sprachversionen deu
Konstrukt Angst- und Gefahrenerwartung nach Gursky & Reiss (1987)
Altersbereich Erwachsene
Itemzahl 10 Items
Subskalen Keine; 2-Faktorenlösung mit CFA
Durchführungszeit 5 Min.
Auswertungsdauer Wenige Minuten.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .81. 3-Monats-Retestreliabilität: rtt = .75.
Befunde zur faktoriellen, konvergenten und divergenten Validität.
Keine Angaben.
Anwendungsbereich Forschung, Klinische Diagnostik
Diagnostische Zielsetzung
Der AES für Flugreisen erfasst eine Komponente von Flugangst, nämlich die Stärke der Erwartung, dass während einer Flugreise Symptome von Angst auftreten. Die Skala wurde als Forschungsinstrument entwickelt, um die Überprüfung des theoretischen Modells ängstlichen Verhaltens von Gursky und Reiss (1987) zu ermöglichen. Im Anwendungskontext könnte sie gegebenenfalls eingesetzt werden, um durch die Erfassung spezifischer Komponenten von Phobien eine differenzielle Therapiezuweisung vorzunehmen.
Aufbau
Der AES für Flugreisen enthält 10 Items, die konkret und verhaltensnah, aber zeitlich nicht terminiert formuliert sind. Sie beschreiben verschiedene angstbezogene Symptome oder Gefühle (z.B. "Sie könnten Herzrasen bekommen"). Auf einer fünffach gestuften Likert-Skalen mit den Polen 1 ("keinesfalls") und 5 ("ganz sicher") soll eingeschätzt werden, wie wahrscheinlich diese Empfindungen oder Gefühle während einer Flugreise auftreten würden. Zur Auswertung werden der Summenscore oder der Mittelwert über alle Items berechnet.
Grundlagen und Konstruktion
Der AES wurde von Gursky und Reiss (1987) zur Abschätzung der Angsterwartung für verschiedene Situationen entwickelt. Die Skalen für verschiedene Situationen unterscheiden sich dabei nicht in den einzelnen Items, sondern nur in der Instruktion, für welche Situation die Items zu beantworten sind. Das dahinterstehende theoretische Konzept von Gursky und Reiss (1987) geht davon aus, dass sich ängstliches Verhalten in einer Situation aus zwei unterschiedlichen Vermeidungsmotivationen zusammensetzt, der Gefahrenerwartung und der Angsterwartung. Angsterwartung beinhaltet die Befürchtung, Angstsymptome während Flugreisen zu erleben, Gefahrenerwartung die Befürchtung, einer äußeren physikalischen oder sozialen Bedrohung ausgeliefert zu sein. Das Modell besagt, dass sich ängstliches Verhalten additiv aus der Gefahrenerwartung (gemessen mit dem Gefahrenerwartungsfragebogen GES; PSYNDEX Tests-Nr. 9005016) und dem Produkt der Angsterwartung (AES) mal der Angstsensitivität (gemessen mit dem Anxiety Sensitivity Index ASI) zusammensetzt.
Die psychometrische Konstruktion und Überprüfung der Skala erfolgte nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie. Von Gursky und Reiss (1987) wurden jeweils ein AES und ein GES mit je zehn Items für drei verschiedene Phobien (Flugphobie, Höhenphobie, Phobie vor öffentlichem Sprechen) entwickelt. Diese ersten Versionen wurden von N = 79 Studierenden bearbeitet. Analysen der Reliabilitäts- und Trennschärfekoeffizienten ergaben, dass alle zehn Items des AES beibehalten werden konnten. Der Fragebogen wurde von Mühlberger, Herrmann und Pauli (1996) ins Deutsche übertragen.
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Die Gütekriterien der Originalversion wurden von Gursky und Reiss (1987) an n = 135 Studenten untersucht. Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) lag bei Alpha = .90. Die Retestreliabilität betrug rtt = .62 (n = 121). Die interne Konsistenz der deutschen Version wurde an einer Stichprobe von n = 117 Personen mit Flugangst untersucht. Sie lag bei Alpha = .81. Die Schätzung der 3-Monats-Retestreliabilität (n = 37) erbrachte einen Wert von rtt = .75 (Mühlberger, 1997).
Validität: Für die Originalversion der Skala von Gursky und Reiss (1987) ergab eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation über den Itempool von AES und GES für Flugreisen, dass alle Items der richtigen Skala zugeordnet werden konnten. Eine analoge vorläufige Faktorenanalyse für die deutsche Version unterstützt dieses Ergebnis (Mühlberger & Pauli, in Vorbereitung). Die beiden Skalen bilden also zwei unterschiedliche Faktoren ab.
Die konvergente und divergente Validität wurden an einer Stichprobe von n = 237 Personen mit Flugangst untersucht (Mühlberger, 2003). Zur Überprüfung der konvergenten Validität wurden ein globales Flugangst- und ein Flugvermeidensrating sowie die Fear of Flying Scale (FFS) eingesetzt, für die divergente Validität der Anxiety Sensitivity Index ASI und der GES. Die Ergebnisse entsprechen weitgehend den Vorhersagen: Der AES korrelierte mit der Frage nach der Flugangst zu r = .34 und dem Vermeidungsverhalten zu r = .28. Positive Korrelationen fanden sich auch zur FFS (r = .39) sowie deren Subskalen (.18 < = r < = .37) mit Ausnahme der Subskala Turbulenzen (r = -.01). Zu der divergenten Skala GES ergab sich hypothesenkonform nur eine geringere Korrelation (r = .12), zum ASI allerdings eine unerwartet hohe (r = .44), welche die Unabhängigkeit der beiden Konstrukte in Frage stellt. Zehender (2007) ermittelte schließlich an n = 180 Erwachsenen sogar eine Korrelation von r = .79 zwischen AES und FFS (Mühlberger, 2003).
Normen: Für die Originalversion liegen Mittelwerte und Standardabweichungen aus der Untersuchung von Gursky und Reiss (1987) an n = 135 Studenten vor. Für den Summenscore ergab sich ein Mittelwert von M = 17.4 bei einer Standardabweichung von SD = 6.9. Für die deutsche Version existieren bislang keine Normen.
Testkonzept
Items
Im Folgenden werden die Items des AES aufgeführt.
1. Sie könnten stark schwitzen.
2. Ihnen könnte schwindelig werden.
3. Ihnen könnte schlecht werden.
4. Sie könnten Herzrasen bekommen.
5. Ihr Magen könnte knurren.
6. Sie könnten zittern oder sich zittrig fühlen.
7. Sie könnten keinen klaren Gedanken mehr fassen.
8. Sie könnten nervös sein.
9. Sie könnten ungewöhnliche Körperempfindungen wahrnehmen.
10. Sie könnten die Kontrolle über Ihre Gefühle verlieren.
Durchführung
Altersbereiche
Der Fragebogen wurde für Erwachsene mit Flugangst entwickelt.
Durchführungszeit
Die Durchführungszeit dürfte maximal 5 Minuten betragen.
Bewertung
Der AES ist kurz und einfach zu beantworten. Der Fragebogen eignet sich bisherigen Befunden zufolge sehr gut, um die Angsterwartung als spezifische Komponente von Flugangst zu erfassen. Er hat sich bei der Therapieevaluation als veränderungssensitives Messinstrument bewährt, das allerdings in einer Untersuchung zwischen den untersuchten Therapieformen kaum differenzierte (Mühlberger, Herrmann, Wiedemann, Ellgring & Pauli, 2001).
Erstmals publiziert in:
Mühlberger, A., Herrmann, M. J. & Pauli, P. (1996). Angsterwartungsfragebogen bei Flugreisen (AES). Tübingen: Eberhard-Karls-Universität, Psychologisches Institut. PSYNDEX Dok.-Nr. 9005017
Literatur
Gursky, D. M. & Reiss, S. (1987). Identifying danger and anxiety expectations as components of common fears. Journal of Behavior & Experimental Psychiatry, 18 (4), 317-324.
Mühlberger, A. (1997). Exposition in virtuellen Welten zur Therapie von Flugangst. Prozessanalyse. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Mühlberger, A. (2003). Flugangstfragebogen (FFS). In J. Hoyer & J. Margraf (Hrsg.), Angstdiagnostik. Grundlagen und Testverfahren (S. 431-434). Berlin: Springer. PSYNDEX Dok.-Nr. 0157802
Mühlberger, A., Herrmann, M. J. & Pauli, P. (1996). Angsterwartungsfragebogen bei Flugreisen (AES). Tübingen: Eberhard-Karls-Universität, Psychologisches Institut. PSYNDEX Dok.-Nr. 9005017
Mühlberger, A., Herrmann, M. J., Wiedemann, G., Ellgring, H. & Pauli, P. (2001). Repeated exposure of flight phobics to flights in virtual reality. Behaviour Research and Therapy, 39, 1033-1050.
Mühlberger, A. & Pauli, P. (in Vorbereitung). Validierung des Angsterwartungsfragebogens (Anxiety Expectancy Scale, AES) und des Gefahrenerwartungsfragebogens (Danger Expectancy Scale, GES) - deutsche Bearbeitung.
Zehender, B. W. (2007). Untersuchungen zum Thema Flugangst. Digitale Dissertation, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Fakultät. Verfügbar im Internet unter http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2007/2766/pdf/doktorarbeit bernd zehender.pdf (Datum des Abrufs: 06.03.2012)
Orginalfassung/Anderssprachlige Fassungen
Gursky, D. M. & Reiss, S. (1987). Identifying danger and anxiety expectancies as components of common fears. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 18, 317-324.
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Kontaktdaten
Prof. Dr. Andreas Mühlberger, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fakultät für Humanwissenschaften, Universität Regensburg, Universitätsstraße 31, D-93053 Regensburg
Prof. Dr. Paul Pauli, Universitätsleitung, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Universität Würzburg, Sanderring 2, D-97070 Würzburg
Prof. Dr. phil. Martin Herrmann, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums, Margarete-Höppel-Platz 1, D-97080 Würzburg