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Gülay Karadere (Dipl.-Psych.)
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Nachweise und Beschreibungen weiterer Testverfahren bei PubPsych
EBI-AM
Fragebogen zur Wahrnehmung der Psychologie als Wissenschaft
Kurzabstract
Der EBI-AM wird zur Erfassung disziplinspezifischer epistemischer Überzeugungen eingesetzt. Als theoretische Grundlage dient das Entwicklungsstufenmodell epistemischer Überzeugungen von Kuhn und Weinstock (2002). Der Test ist als Gruppentest konzipiert und umfasst zwei Skalen: (1) Absolutismus = wissenschaftliches Wissen als objektive "Fakten" (2) Multiplismus = wissenschaftliches Wissen als subjektive "Meinungen". Reliabilität: In drei Studien ergaben sich für Absolutismus Werte zwischen Cronbachs Alpha = .66 und .72 sowie für Multiplismus Werte zwischen Alpha = .61 und .72. Validität: Zur Prüfung der konvergenten Validität wurden in unterschiedlichen Stichproben Zusammenhänge zwischen dem EBI-AM und (1) der CAEB (Stahl & Bromme, 2007; r = -.18 bis -.45 für Absolutismus, r = .23-.51 für Multiplismus), (2) der deutschen Kurzskala 16-NCCS (Schlink & Walther, 2007) sowie (3) dem individuellen Studienfortschritt (in Jahren) getestet. Darüber hinaus zeigte sich in einer Studie eine hypothesenkonforme positive Korrelation zwischen Absolutismus und dem Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit. Schließlich ergaben sich - wiederum in zwei Studien - negative Korrelationen zwischen Multiplismus und Studienfortschritt (in Jahren).
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). (2019). Open Test Archive: EBI-AM. Fragebogen zur Wahrnehmung der Psychologie als Wissenschaft. Verfügbar unter: https://www.testarchiv.eu/de/test/9007262
Zitierung
Peter, J., Rosman, T., Mayer, A.-K., Leichner, N. & Krampen, G. (2017). EBI-AM. Fragebogen zur Wahrnehmung der Psychologie als Wissenschaft [Verfahrensdokumentation und Fragebogen]. In Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) (Hrsg.), Open Test Archive. Trier: ZPID.
https://doi.org/10.23668/psycharchives.4517
Kurzinformationen
Kurzname EBI-AM
Engl. Name Epistemic Beliefs Inventory - Absolutism-Multiplism
Autoren Peter, J., Rosman, T., Mayer, A.-K., Leichner, N., Krampen, G.
Erscheinungsjahr im Testarchiv 2017
Copyright/Lizenz Copyright Autoren; CC-BY-SA 4.0
Schlagworte Epistemologie, Einstellungen
Sprachversionen deu
Konstrukt Epistemologie
Altersbereich Studierende aller Altersstufen
Itemzahl 23 Items
Subskalen (1) Absolutismus, (2) Multiplismus
Durchführungszeit 7-10 Min.
Auswertungsdauer Keine Angaben.
Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = .66-.72 (Absolutismus), Alpha = .61-.72 (Multiplismus).
Befunde zur konvergenten Validität; positive Korrelation zwischen Absolutismus und dem Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit; negative Korrelationen zwischen Multiplismus und Studienfortschritt (in Jahren).
Keine; Mittelwerte und Standardabweichungen.
Anwendungsbereich Forschung
Diagnostische Zielsetzung
Der Fragebogen zur Wahrnehmung der Psychologie als Wissenschaft (= Epistemic Beliefs Inventory - Absolutism-Multiplism, Abk.: EBI-AM; Peter, Rosman, Mayer, Leichner & Krampen, 2016) wird zur Erfassung disziplinspezifischer epistemischer Überzeugungen eingesetzt. Epistemische Überzeugungen sind definiert als "individuelle subjektive Ansichten, Auffassungen und Theorien über die Genese, Ontologie, Bedeutung, Rechtfertigung und Gültigkeit von Wissen in den Wissenschaften" (Priemer, 2006, S. 160).
Aufbau
Der Test ist als Gruppentest konzipiert und umfasst zwei Skalen:
(1) Absolutismus = wissenschaftliches Wissen als objektive "Fakten" (insg. 12 Items; Item-Nr.: 1, 3, 4, 5, 7, 8, 11, 15, 19, 20, 21, 22);
(2) Multiplismus = wissenschaftliches Wissen als subjektive "Meinungen" (insg. 11 Items; Item-Nr.: 2, 6, 9, 10, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 23).
Für beide Subskalen werden bestimmte epistemische Aussagen vorgegeben. Die Testperson soll ihre Zustimmung oder Ablehnung dieser Aussagen auf einer fünfstufigen Likertskala angeben. In der Instruktion wird die Testperson gebeten, ihre Aussagen mit Bezug zu einer bestimmten Disziplin (z. B. Psychologie) zu tätigen. Zur Auswertung wird für jede der beiden Skalen das arithmetische Mittel gebildet.
Grundlagen und Konstruktion
Der Test basiert auf der Klassischen Testtheorie. Als theoretische Grundlage dient das Entwicklungsstufenmodell epistemischer Überzeugungen von Kuhn und Weinstock (2002). In einem ersten Schritt wurden insgesamt 35 absolute und multiplistische Aussagen formuliert, welche inhaltlich die vier Dimensionen epistemischer Überzeugungen nach Hofer und Pintrich (1997) repräsentieren. Das Verfahren wurde an N = 416 Psychologiestudierenden (Daten aus drei Studien; siehe Peter, 2015 sowie Peter, Rosman, Mayer, Leichner & Krampen, 2016) empirisch geprüft. Durch Elimination von Items mit niedrigen Ladungen in einer exploratorischen Faktorenanalyse ergaben sich die zwei Subskalen mit k = 12 (Absolutismus) bzw. k = 11 (Multiplismus) Items in der finalen Version. Die zweidimensionale Struktur der finalen Version wurde anhand derselben Daten mittels exploratorischer und konfirmatorischer Faktorenanalysen bestätigt (Peter, 2015; Peter et al., 2016).
Empirische Prüfung und Gütekriterien
Reliabilität: Als Maß der Testreliabilität wurde die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) herangezogen. In drei Studien ergaben sich für Absolutismus Werte zwischen Alpha = .66 und .72 sowie für Multiplismus Werte zwischen Alpha = .61 und .72 (Peter et al., 2016).
Validität: Zur Prüfung der konvergenten Validität wurden in unterschiedlichen Stichproben Zusammenhänge zwischen dem EBI-AM und (1) einem etablierten Test zu epistemischen Überzeugungen, der "Connotative Aspects of Epistemological Beliefs" (CAEB; Stahl & Bromme, 2007), (2) die deutsche Kurzskala zur Erfassung des Bedürfnisses nach kognitiver Geschlossenheit (16-NCCS; Schlink & Walther, 2007) sowie (3) dem individuellen Studienfortschritt (in Jahren) berechnet (Peter et al., 2016). Erwartungsgemäß zeigten sich in zwei separaten Studien signifikante negative Korrelationen zwischen der Skala Absolutismus und dem CAEB. Die Korrelationskoeffizienten lagen zwischen r = -.18 (p < .05) und r = -.45 (p < .001). Weiterhin wurden signifikante positive Korrelationen zwischen der Skala Multiplismus und dem CAEB erzielt, die sich im Bereich von r = .23 (p < .01) und r = .51 (p < .001; siehe Peter et al., 2016) bewegen. Darüber hinaus zeigte sich in einer Studie eine hypothesenkonforme positive Korrelation zwischen Absolutismus und dem Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit. Schließlich ergaben sich - wiederum in zwei Studien - negative Korrelationen zwischen Multiplismus und Studienfortschritt (in Jahren).
Normen: Eine Testnormierung liegt bislang nicht vor. Die empirischen Mittelwerte in den Konstruktionsstudien lagen je nach Semester für Absolutismus zwischen 2.04 (SD = 0.38) und 2.16 (SD = 0.43) und für Multiplismus zwischen 3.01 (SD = 0.54) und 3.47 (SD = 0.42; siehe Peter et al., 2016).
Testkonzept
Items
1. In dieser Disziplin gibt es Standardmethoden, die für alle Fragestellungen die geeignetsten sind.
2. Das, was Wissenschaftler/innen in dieser Disziplin als richtig erachten, ist in ständigem Wandel.
3. Je besser der Ruf von Wissenschaftlern ist, desto besser ist deren wissenschaftliche Arbeit.
4. Zu den wichtigen Themen sind die Wissenschaftler/innen dieser Disziplin alle der gleichen Meinung.
5. Wenn der Inhalt eines Lehrbuchs dieser Disziplin den eigenen Erfahrungen widerspricht, sollte man seine Meinung am Lehrbuch ausrichten.
6. Was in dieser Disziplin richtig und was falsch ist, kann man am ausschließlich durch eigenes Nachdenken entscheiden.
7. Die Qualität einzelner wissenschaftlicher Arbeiten wird in dieser Disziplin von allen Wissenschaftlern sehr ähnlich bewertet.
8. Um sich zu einem Thema in dieser Disziplin eine Meinung zu bilden ist es am besten, die Auffassung eines Experten zu übernehmen.
9. Die Kriterien zur Beurteilung der Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit sind in dieser Disziplin schwammig, da jeder darunter etwas anderes versteht.
10. Keine Theorie ist in dieser Disziplin auf Dauer als gesichert anzusehen, alles kann zu jedem Zeitpunkt widerlegt werden.
11. Auf Fragen gibt es in dieser Disziplin stets genau eine richtige Antwort.
12. Was heute noch als gültiges Wissen bezeichnet wird, kann in dieser Disziplin morgen schon als völlig überholt gelten.
13. Um Beispielfragen zu Theorien hinreichend beantworten zu können, müssen Konzepte stets flexibel und kreativ angewendet und kombiniert werden.
14. Das einzig Gewisse in dieser Disziplin scheint mir die Ungewissheit.
15. Die Wahrheit ist in dieser Disziplin unveränderlich.
16. Auch zu gut erforschten Phänomenen in dieser Disziplin haben verschiedene Wissenschaftler oft sehr unterschiedliche, aber trotzdem gleichwertige Erklärungen.
17. Unterschiedliche Wissenschaftler/innen kommen in dieser Disziplin zu sehr unterschiedlichen Bewertungen über die Qualität einzelner wissenschaftlicher Arbeiten.
18. Um sich zu einem Thema in dieser Disziplin eine Meinung zu bilden, ist es am besten, sich an der eigenen Erfahrung zu orientieren.
19. Wenn in dieser Disziplin etwas sehr kompliziert erscheint, sollte man nach einer Erklärung durch einen Experten oder ein gutes Lehrbuch suchen und diese übernehmen.
20. Wenn sich die Auffassungen zweier Wissenschaftler/innen in dieser Disziplin widersprechen, liegt eine(r) der beiden falsch.
21. Viele Theorien in dieser Disziplin sind mittlerweile bewiesen und können auch in Zukunft nicht widerlegt werden.
22. Wenn sich jemand zu einem Thema innerhalb dieser Disziplin nicht eindeutig positionieren kann, hat er / sie sich nur noch nicht ausreichend informiert.
23. Für die Fragen und Probleme in dieser Disziplin gibt es jeweils verschiedene mögliche Erklärungen, von denen man nie wirklich sagen kann, welche besser oder schlechter sind.
Durchführung
Altersbereiche
Der Test ist für Studierende aller Altersstufen konzipiert.
Durchführungszeit
Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt bei etwa 7-10 Minuten.
Bewertung
Ein zentraler Vorteil des EBI-AM ist, dass er epistemische Überzeugungen nicht auf einem Kontinuum von "naiv" (absolute Überzeugungen) zu "sophistiziert" (multiplistische Überzeugungen) operationalisiert, sondern beide Entwicklungsstufen separat erfasst. Diese Konstruktionsweise ist auch empirisch gerechtfertigt, da beide Skalen nur gering negativ korrelieren. Als Nachteil hingegen ist anzuführen, dass die dritte Entwicklungsstufe (Evaluativismus) des Ansatzes von Kuhn und Weinstock (2002) nicht erfasst wird. Auch liegen die Reliabilitäts- und Validitätskoeffizienten teilweise in einem niedrigen Bereich, was möglicherweise auf die Komplexität des Messgegenstands und die relativ breite Operationalisierung der beiden Konstrukte Absolutismus und Multiplismus zurückzuführen ist. Zudem wäre eine Normierung erwünscht, um Vergleichswerte zu erhalten. Trotz dieser Einschränkungen stellt der EBI-AM ein theoretisch gut fundiertes und insgesamt valides Messverfahren zur Erfassung epistemischer Überzeugungen dar.
Erstmals publiziert in:
Peter, J., Rosman, T., Mayer, A.-K., Leichner, N. & Krampen, G. (2016). Assessing epistemic sophistication by considering domain-specific absolute and multiplicistic beliefs separately. British Journal of Educational Psychology, 86 (2), 204-221.
Literatur
Hofer, B. K. & Pintrich, P. R. (1997). The development of epistemological theories: Beliefs about knowledge and knowing and their relation to learning. Review of Educational Research, 67 (1), 88-140. doi: 10.2307/1170620.
Kuhn, D. & Weinstock, M. (2002). What is epistemological thinking and why does it matter? In B. K. Hofer & P. R. Pintrich (Eds.), Personal epistemology: The psychology of beliefs about knowledge and knowing (pp. 121-144). Mahwah, NJ: Lawrence Erlbaum Associates.
Peter, J. (2015). Zum wechselseitigen Einfluss epistemologischer Überzeugungen und Förderung von Informationskompetenz. Dissertation. Trier: Universität Trier, Fachbereich I - Psychologie. PSYNDEX Dok.-Nr. 0300943
Peter, J., Rosman, T., Mayer, A.-K., Leichner, N. & Krampen, G. (2016). Assessing epistemic sophistication by considering domain-specific absolute and multiplicistic beliefs separately. British Journal of Educational Psychology, 86 (2), 204-221.
Priemer, B. (2006). Deutschsprachige Verfahren der Erfassung von epistemologischen Überzeugungen. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 12, 159-175.
Schlink, S. & Walther, E. (2007). Kurz und gut: Eine deutsche Kurzskala zur Erfassung des Bedürfnisses nach kognitiver Geschlossenheit. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 38 (3), 153-161. PSYNDEX Dok.-Nr. 0200685
Stahl, E. & Bromme, R. (2007). The CAEB: An instrument for measuring connotative aspects of epistemological beliefs. Learning and Instruction, 17 (6), 773-785. doi:10.1016/ j.learninstruc.2007.09.016 PSYNDEX Dok.-Nr. 0204849
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Kontaktdaten
Dr. Johannes Peter, Dipl.-Psych., Solution Architekt, MediaMarktSaturn Retail Group
Dr. Tom Rosman, Dipl-Psych., Leitung Forschungsliteralität und nutzerfreundliche Forschungsinfrastrukturen, Leibniz-Institut für Psychologie, Universitätsring 15, D-54296 Trier
Dr. Nikolas Leichner, Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern - Landau, Methodenzentrum, Westring 2/ Pestalozzistraße 3, D-76829 Landau
Dr. Anne-Kathrin Mayer, Deutsche Rentenversicherung Bund Deutschland,
Prof. em. Dr. Günter Krampen, Emeritus, Universität Trier, Abteilung für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Wissenschaftsforschung (bis 31.3.2016), Direktor des Leibniz-Instituts für Psychologie (bis 30.6.2017), D-54296 Trier